Fontblog Artikel im Juni 2011

❤ der Woche: »Letterfontäne«, 640 S, nur € 49,99

Auf viel­fa­chem Wunsch (siehe Kommentare zu Hausmitteilungen wandern ab in den Shop): Fontblog-Leser wünschen mehr Empfehlungen für gute Schriften, lehr­reiche Bücher und hilf­reiche Tools. Darum führen wir heute, zusätz­lich zum ★ Stern der Woche, das ❤ Herz der Woche ein: Produktlieblinge, ohne Preisreduzierung. Damit können wir zum Beispiel auf aktu­elle deutsch­spra­chige Bücher hinweisen, die der Preisbindung unter­liegen. Und mit einem solchen will ich gleich heute beginnen.

Letterfontäne ist eigent­lich ein Klassiker, zum ersten Mal 1996 heraus­ge­geben von Joep Pohlen und Geert Setola. Anders als unser FontBook zeigt dieses Handbuch nicht nur Hunderte von Schriften, es liefert vor allem elemen­tares Grundwissen. Vor kurzem ist Letterfontäne neu erschienen, im Verlag Taschen, was den großen Vorteil hat, das es in mehreren Sprachen – auch Deutsch – lieferbar ist und sowohl an Umfang wie auch Qualität gewonnen hat … dies alles, wie bei Taschen so üblich, zum attrak­tiven Preis.

Letterfontäne ist ein umfas­sendes Handbuch über die gedruckte Schrift, begin­nend mit den ersten Versuchen des Menschen, sich mit Zeichen und Zeichnungen zu verstän­digen. Das Buch behan­delt die Form und Anatomie jedes Buchstaben unseres Alphabets (einschließ­lich der Satz- und Sonderzeichen). Es erklärt die Verbindungen zwischen einzelnen Schriftarten und bedeu­tenden Kunstwerken und -strö­mungen, von Gutenbergs Zeit bis heute. Die Autoren thema­ti­sieren die Ästhetik des digi­talen Zeitalters und geben typo­gra­fi­sche Empfehlungen, zum Beispiel zur Wahl der geeig­neten Schriftart für einen bestimmten Auftrag. Abgerundet wird das Handbuch durch einen einge­henden Vergleich seri­fen­be­tonter und seri­fen­loser Schriftarten, einen Essay über Maßsysteme und Zeichen, Ratschläge zu typo­gra­fi­schen Regeln und eine Anleitung zur Entwicklung digi­taler Schriftarten.

Über 150 Schriftarten, ihre Ursprünge und Merkmale werden in Letterfontäne ausführ­lich abge­han­delt und durch ganz­sei­tige Schriftschnitt-Tabellen veran­schau­licht. Der umfang­reiche Anhang enthält einen allge­meinen Index, einen Index der Schriftarten (im Buch sind mehr als 300 abge­bildet), einen Index mit mehr als 250 Type-Designern, einen ausführ­li­chen Index mit Foundries, ein Grafik-Wörterbuch und eine Liste weiter­füh­render Literatur.

Übrigens erhielt die nieder­län­di­sche Originalausgabe mit dem Titel Letterfontein 2010 ein Certificate for Typographic Excellence des Type Directors Club New York (TDC) und einen Red-dot Design Award des Design-Zentrums Nordrhein-Westfalen.

Weitere Schmankerl für Buchfreunde:

  • sorg­fältig gebunden in Halbleinen mit drei farbigen Lesezeichen
  • 144 Seiten Anhang auf Sonderpapier mit umfang­rei­chem Glossar und Indizes
  • prak­ti­sches Lineal und Typometer mit Umrechnung zwischen vier Maßsystemen sowie versteckte Shortcuts für Mac-Tastaturen

Hier geht es zur Bestellung von Letterfontäne, deut­sche Ausgabe, im FontShop …

Über die Autoren: Joep Pohlen und Geert Setola sind Grafikdesigner, die sich der profes­sio­nellen Typografie mit Leib und Seele widmen. Joep Pohlen grün­dete 1994 Dutch Fontana Publishers und wurde für verschie­dene Arbeiten über Schriftarten und Buchdesign mehr­fach ausgezeichnet.


MoneyMoney: Der schönste Blick aufs Konto

Die Abstimmung unter 70 Berliner Typostammtisch-Freunden am vergan­genen Donnerstag fiel deut­lich aus: rund 90 % betreiben Online-Banking, Freude berei­teten die virtu­ellen Bankbesuche jedoch kaum jemandem. Frank Rausch stellte diese Gretchenfrage zu Beginn seiner Pecha-Kucha-Präsentation »Money, Money, Money«. In genau 6 min und 40 sec führte er anschlie­ßend vor, wie das Verwalten von Sparkassen-, Giro- und Kreditkartenkonten richtig Spaß machen kann, nämlich mit der OS-X-App MoneyMoney des Berliner Software-Unternehmens Raureif. Der tosende Applaus am Ende bestä­tigte nicht nur, dass die Benutzerführung Anklang fand, auch die Gestaltung der Finanz-Software schmei­chelte den strengen Augen der versam­melten Typografinnen und Typografen

Meine tiefe Verachtung für das Bank-Gewerbe habe ich schon des öfteren darge­legt, auch hier im Fontblog. Es begann alles mit dem Schulsparen, wo ich mich zum ersten Mal von einem Geldinstitut getäuscht fühlte. Woche für Woche zog unser Klassenlehrer 50 Pfennige für die Nassauische Sparkasse ein, wofür wir ein Klebemärkchen für unser Sammelheft erhielten. Erst als das gefüllt war, wurde der Gesamtbetrag aufs Sparbuch gebucht, um von da an Zinsen zu tragen … ein vorteil­hafter Deal für die Sparkasse.

Das Aufsuchen von Bankfilialen war mir alleine schon wegen der behör­den­ähn­li­chen Öffnungszeiten zuwider, ganz zu schweigen von der menschen­feind­li­chen Stimmung vor den gepan­zerten Schaltern und dem herab­las­senden Gehabe der Angestellten. Wohl gemerkt: ich spreche von den 1970er Jahren, als die RAF-Hysterie diese Zustände förderte. Und so war es nicht verwun­der­lich, dass in meiner Studentenbude die Sektkorken flogen, als in Frankfurt der erste Geldautomat instal­liert wurde. Seit diesem Tag habe ich nie wieder eine Bankfiliale betreten.

Mehrere Konten im Blick, nur die wich­tigen Informationen, gut lesbar insze­niert … das ist MoneyMoney

Warum erzähle ich diese Geschichte noch mal? Ganz einfach: Weil ich beim Herumspielen mit MoneyMoney – nach 35 Jahren – erst­mals ein Gefühl des Bedauerns über mein gestörtes Verhältnis zum deut­schen Bankenwesen verspürte. Ich konnte die wahren Finessen des Programms kaum auspro­bieren und genießen, mit nur einem Postgirokonto, dass mir mein Vater (Postbeamter) zu Beginn des Studiums einge­richtet hatte.

Die grafi­sche Ansicht in MoneyMoney zeigt Geldflüsse anschau­li­cher als öde Listen

Tatsächlich hatte mich Frank Rausch schon lange vor dem Typostammtisch, in der Entwicklungsphase von MoneyMoney, mit einer Beta-Version der App versorgt. Mein Feedback war dürftig, aus den eben genannten Gründen. Aber ich war sofort begeis­tert über die kinder­leichte Installation und das Einrichten eines Kontos. Zu keinem Zeitpunkt beläs­tigte mich die App mit über­flüs­sigen Fragen oder dem Anzeigen von Informationen, die mich – und sicher­lich auch erfah­rene Bankkunden – sowieso nicht inter­es­sieren. MoneyMoney hat so wenig Interface wie möglich, und ist damit leichter zu hand­haben als gedruckte Kontoauszüge – zumin­dest den Typ, den ich kenne: die von der Postbank.

In seiner Präsentation umschrieb Rausch das Ziel von MoneyMoney so: »App auf, gucken, App zu. Das reicht für 80 % der Nutzer in 80 % der Fälle aus. Wir entschieden und bei den Features meist nach der 80-20-Regel vor: Ist ein Feature für 80 % der Nutzer oder 80 % der Nutzungsfälle unsinnig, darf es nur versteckt oder gar nicht einge­baut werden. So bleibt das Interface sauber.«

Wie der iA Writer (siehe Fontblog-Beitrag: Endlich – der »iA Writer« fürs krea­tive Schreiben) gehört MoneyMoney zu einer neuen Generation von Apps, die nicht wegen ihrer unzäh­ligen Features über­zeugen, ganz im Gegenteil. Sie sind als unauf­dring­liche tägliche Tools konzi­piert, die nur rele­vante Infos und Funktionen ins Blickfeld und sich ansonsten zurück­halten. O-Ton Frank Rausch: »Ein Werkzeug ist ein Werkzeug und nicht das Zentrum des Universums, deshalb darf es visuell nicht schreien und das Fenster muss sich schön klein schieben lassen.«

MoneyMoney filtert und durch­sucht Umsätze nach Typo oder einem selbst einge­ge­benen Stichwort

Da MoneyMoney ausschließ­lich mit Texten und Zahlen hantiert und gerade in die typo­gra­fi­sche Aufbereitung viel Leidenschaft geflossen ist, erfreut die Software das Auge eines jeden Designfreundes. Die verwen­dete Schriften Novel und Novel Sans von Christoph Dunst passen wunderbar zum Sujet Finanzen, auch die Farbgebung (zum Beispiel das dunkle Rot für die roten Zahlen) folgte dem guten Geschmack und nicht dem Zufall. Christoph Dunst hat auch das wunder­bare Logo-Lettering kreiert, einschließ­lich des Kleinbuchstaben-m mit den Schwüngen.

Was so alles hinter den Kulissen in der App passiert, jedoch auf Grund ihrer puris­ti­schen Philiosophie nicht zu sehen ist, muss zumin­dest mit einem Beispiel erwähnt werden. Der Home-Banking-Computer-Interface-Standard HBCI kann Groß- und Kleinschreibung nicht sauber verwalten, was sich in unseren Kontoauszügen meist durch ellen­lange versal gesetzte Texte nieder­schlägt. Manche Konto-Programme versu­chen diese lese­un­freund­liche Schwäche zu umgehen, Indem Sie Einfach Jedes Wort Mit Einem Großbuchstaben Anfangen Lassen … was uns Lesern nicht wirk­lich hilft. Die Entwickler von MoneyMoney dagegen haben einen schlauen Gemischschreibungs-Algorithmus entwi­ckelt, der lesbare Konto-Transaktionen ausspuckt und mit jedem Update besser wird.

Da es eine kosten­lose 30-Tage-Probeversion von MoneyMoney auf der Website money​money​-app​.com gibt, kann ich nur jedem empfehlen, einen unver­bind­li­chen Blick in die App zu werfen. Falls die Software gefällt, hat mir Frank Rausch ange­boten, den Fontblog-Lesern einen Promo-Code zur Verfügung zu stellen, mit dem sich der empfoh­lene Preis von 29,99 € um 30% redu­ziert. Gebt einfach FONTBLOG2011 bei eurem Kauf auf money​money​-app​.com ein. Drei Leser könnten die App sogar kostenlos im Mac-App-Store laden, wenn sie die folgende Frage beant­worten und unter allen Einreichungen bis zum Wochenende (26. 6. 2011) ausge­lost werden: »Was ärgert Dich am meisten beim Online-Banking?«

Verwandter Fontblog-Artikel: Info-Poster »Water Footprint of Nations«, verwandte Raureif-App: Virtual Water


Logostreit um München 2018

Wie der Münchner Merkur heute berichtet, hat die Berliner Immobilien-Maklerin Anne Metzger beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) Widerspruch gegen das Bildzeichen mit dem Schriftzug »München 2018« (Abb. oben links) sowie die engli­sche Entsprechung »Munich 2018« einge­legt. Das stili­sierte blaue M mit dem ausla­denden Pinselzug im Abstrich soll »an baye­ri­sche Bergsilhouetten und die Zeltdächer im Münchner Olympiapark« erin­nern, so die Interpretation der Bewerbungsgesellschaft München 2018 anläss­lich der Erstvorstellung des Logos vor 2 Jahren (siehe auch Fontblog-Beitrag: Logo-Abstimung: Olympia-Bewerbung München 2018).

Die gebür­tige Bayerin Anne Metzger, Inhaberin von AM Immobilien Consulting mit Sitz am Potsdamer Platz, »denkt gern an die Berge in ihrer Heimat, doch sie hat ein Problem mit dem Logo« schreibt der Merkur. Dieses sähe nämlich dem M für Metzger in ihrem Firmenlogo, das sie bereits 2006 als Marke hat schützen lassen, zum Verwechseln ähnlich. Weil aber das München-2018-M inzwi­schen enorm an Popularität gewonnen habe, würden ihr Neukunden zuneh­mend vorwerfen, sie hätte es für ihre Zwecke kopiert.

Gegenüber dem Merkur berichtet die Maklerin, dass sie letztes Jahr »sehr liebe­voll auf die Ähnlichkeit der Logos aufmerksam gemacht« habe, worauf eine deut­liche Antwort folgte: Sie erhielt eine Abmahnung inklu­sive einer Kostenforderung von rund 2000 Euro, die Metzger für seine »unbe­rech­tigte Schutzrechtsverwarnung« zahlen sollte. Daher legte sie nun mit ihrem Anwalt Michael Plüschke Widerspruch gegen das Zeichen ein. Plüschke sieht zudem eine weitere Gefahr: »Wenn nach den Spielen 2018 Sportstätten und Wohnungen vermarktet werden, träfen sich beide Logos im selben Markt.« äußerte er gegen­über dem Merkur.

Soweit dürfte es nicht kommen, egal wie die Entscheidung des Patentamts ausfällt. Bekommt München am 6. Juli den Zuschlag für die olym­pi­schen Winterspiele 2018, würde das Candidate-Logo rasch gegen ein offi­zi­elles Austragungsort-Logo ausge­tauscht werden. Erhalten das fran­zö­si­sche Annecy oder das korea­ni­sche Pyeongchang den Zuschlag, ist das Schicksal des München-2018-Signets eben­falls besiegelt.


Ecke mit Weitblick: offizielles Fußball-WM-Poster

Die 6. FIFA Frauen-WM wirft inzwi­schen auch in deut­schen Straßen ihre Schatten voraus. Vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2011 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in 9 Stadien unseres Landes statt, wobei unsere Nationalspielerinnen ihren Titel von 2007 vertei­digen möchten. Das Eröffnungsspiel Deutschland-Kanada wird am Sonntag in einer Woche um 18:00 Uhr im Berliner Olympiastadion ange­pfiffen. Werbeposter für dieses Ereignis zieren seit wenigen Tagen die Säulen und Plakatfächen der Hauptstadt.

Unter dem Arbeitstitel »Ecke mit Weitblick« hat das Designbüro Fuenfwerken das hier gezeigte offi­zi­elle Poster für die Eröffnung konzi­piert und produ­ziert. Die Aufgabe war, Deutschland als perfektes Gastgeberland und die unver­wech­sel­bare Hauptstadt zu reprä­sen­tieren. Zu diesem Zweck reichte Fuenfwerken mehrere Entwürfe ein, die verschie­dene berühmte Berliner Symbole wie das Brandenburger Tor oder den Fernsehturm aufgriffen. Die Entscheidung fiel auf das Motiv »Ecke mit Weitblick«. Es zeigt das Berlin-Wahrzeichen schlechthin, den Bären, aller­dings nicht als Staffage, sondern als Akteur auf dem Rasen.

In einer Stellungnahme von Fuenfwerken heißt es es zu diesem Motiv: »Klar, redu­ziert und prägnant kombi­niert das Bär-Spielerin-Motiv in der Anmutung der typi­schen Spielfeldmarkierungen die drei Kernelemente der Botschaft: Fussball, Frauen und Berlin. Als Fotokulisse diente der Trainingsplatz von Hertha BSC am Olympiastadion; den typo­gra­fi­schen Beitrag lieferte die FIFA mit ihrer offi­zi­ellen Schrift.«

Neben dem Plakatdesign, das auch auf Postkarten oder Berliner Stadtbussen auf das sport­liche Großereignis aufmerksam macht, entwarf und gestal­tete Fuenfwerken eben­falls das in verschie­denen Medien genutzte Composite Logo – die Verbindung der be-Berlin-Wortmarke mit dem FIFA-Logo. Fuenfwerken entwi­ckelte bereits das Corporate Design der inter­na­tio­nalen Hauptstadt-Marketingkampagne be Berlin und begleitet seither den entspre­chenden Auftritt des Senats (vgl. Fontblog-Beitrag vom 11. 3. 2008: Sei Stadt, sei Wandel, sei Berlin …).


Nichtlesen #29: »Wind of Change«

Heute morgen dachte sich unser Chefredakteur beim Verfassen dieses Beitrages: »So, jetzt erst mal ein gepflegter szeni­scher Einstieg!« Gesagt, getan:
Der so wolken­ver­hangen begon­nene Tag sandte plötz­lich ein paar zarte Sonnenstrahlen in den Keller des Café Wirleässig in Berlin-Schöneberg und illu­mi­nierte eine uralte Handschrift. In seinen vor Aufregung zitternden Händen hielt dieses Dokument der Text-Chef von Auweier Unhold & Partner, der auch als Leiter der histo­ri­schen Forschungsabteilung der Werbeagentur fungiert. Eben hatte er im Archiv des Café-Kellers ein erstaun­li­ches Dokument entdeckt, das dieses Zitat aus dem frühen 12. Jahrhundert in mittel­hoch­deut­scher Schrift enthält:

»Windmül versauet mîr dehn Dîchters Blik.«

Damit war der histo­ri­sche Beleg für den frühesten Widerstand gegen die Windkraft gefunden. Eine Sensation! Verständlich aller­dings nur, wenn man die Zusammenhänge kennt. Passen Sie auf, was ein popu­lärer deut­scher Dichter der Neuzeit vor einigen Jahren in einem der führenden Nachrichtenmagazine des Landes verlaut­baren ließ:

»Windräder versauen mir den dich­te­ri­schen Blick.« (Quelle: DER SPIEGEL, NR. 3/1999, »Kampf der Verspargelung«)

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Aussagen ist verblüf­fend. Anscheinend hat unser zeit­ge­nös­si­scher Denker einfach nur Windmühlen durch Windräder ersetzt und den Spruch ohne störende dich­te­ri­sche Freiheiten ansonsten übernommen.

Der wach­sende zeit­ge­nös­si­sche Widerstand gegen die Nutzung der Windenergie folgt also einer hunderte Jahre währenden Tradition. Bis heute war die Forschung von der Gründung der Widerstandsbewegung im 17. Jahrhundert durch den außer­or­dent­lich enga­gierten spani­schen Bürgerprotestler Don Quijotte ausge­gangen. Dessen Kampf gegen die Windnutzung hat der Journalist Cervantes bekannt­lich in einer packenden und bril­lant recher­chierten Reportage fest­ge­halten. Herr Quijottes Feldzug gegen die Windmühlen war aller­dings zum Scheitern verur­teilt, da er als Einzelkämpfer ohne die Gründung einer Bürgerinitiative und ohne jegli­chen juris­ti­schen wie wissen­schaft­li­chen Beistand vorge­gangen war.

Heute ist die Gegenwind-Bewegung erfah­rener, orga­ni­sierter und fundierter. Man kriti­siert nicht mehr nur wie im 12. Jahrhundert die Beeinträchtigungen des dich­te­ri­schen Schaffens durch die Verwindnutzung der Landschaft. Eine kurze Internet-Recherche im Milieu bringt über­ra­schende Erkenntnisse zutage, wie folgende Beispiele zeigen:

Mit dem Wind Turbine Syndrome verfügt die Bewegung über ein eigenes Krankheitsbild mit Symptomen wie Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen etc. – empi­risch belegt mittels einer Studie an »38 Personen vom Kleinkind bis zum Erwachsenen«. Desweiteren haben zahl­reiche Schriftsteller und Professoren ein grund­le­gendes Papier verfasst und unter­zeichnet, dank dem der Widerstand über eigenes Manifest verfügt; und zwar das Darmstädter Manifest.

Und wissen­schaft­liche Unterstützung erhält die Bewegung vom renom­mierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Hier wurde eine Studie mit diesem Ergebnis verfasst: »Windkraftanlagen können Klima schä­digen: … in einer Klima-Simulation für das Jahr 2100 wurde fest­ge­stellt, dass die Temperatur über Land um mehr als ein Grad steigen könnte, wenn nur 10% des Weltenergiebedarfs aus Windkraft erzeugt werden. Gleichzeitig sinkt die Temperatur über den Ozeanen. Ursache ist die verrin­gerte Luftbewegung; die lokalen Folgen könnten erheb­lich sein und sollten weiter unter­sucht werden.«

Wie man anhand der kompe­tenten Forschungs- und Rechercheleistung von Auweier Unhold & Partner sehen kann, hat die Gegenwind-Bewegung seit dem 12. Jahrhundert eine anhal­tende Professionalisierung durch­laufen. Die Agentur dagegen geht einen ganz eigenen Weg. Bei Auweier Unhold & Partner ist man weder für noch gegen die Windkraft, sondern nutzt sie für eine beein­dru­ckende Innovation. Auf Basis der Grundlagenforschung wurde ein echtes Win-Win-Wind-Wunder entwickelt.

In der ersten Ausbaustufe ist die Windnovation für gastro­no­mi­sche Betriebe ange­dacht. In Cafés, Restaurants etc. werden auf den Tischen kleine Windkraftanlagen instal­liert; quasi umge­drehte Tischventilatoren. Alle Gäste, die gerade nicht reden, müssen dann mittels Pusten die Windräder am Laufen halten. Die so erzeugte Energie wird direkt in den Stromkreislauf des jewei­ligen gastro­no­mi­schen Betriebes einge­speist. Mit den mund­be­trie­benen Windrädern wird die Energie für Licht, Musik, Backöfen und andere Verbrauchseinheiten erzeugt – absolut rege­ne­rativ und ökolo­gisch einwand­frei. Ein schöner Nebeneffekt: Sollte einmal unan­ge­nehmes Schweigen zwischen zwei oder mehreren Personen an einem Tisch entstehen, fällt das gar nicht weiter störend auf, da man ja in die Windräder pusten kann und somit beschäf­tigt ist.

Natürlich eignet sich die neue Technologie in der nächsten Ausbaustufe auch für den Hausgebrauch: Anstatt von großen Windrädern mit den besagten Nachteilen wie Verspargelung, Versyndromung und Verklimaschädigung etc. ziehen die Windkraftwerke in entspre­chender Größe in den Haushalt ein: Einfach zuhause im eigenen Wohnzimmer in die hand­li­chen Privatwindräder pusten und so den eigenen Strom erzeugen. Aktuell erwägt man bei Auweier Unhold & Partner schon eine Adaption des Produkts für junge Zielgruppen. Denn in bunt ange­malte Heim-Windkrafträder pustet auch der Nachwuchs gerne rein und da kommen ordent­lich Kilowattstunden in den Kreislauf.

Dieses sensa­tio­nelle Windkonzept von Auweier Unhold & Partner wurde bereits mit zahl­rei­chen Innovationspreisen ausge­zeichnet, mit Fördergeldern versehen und sogar besungen! Die deut­sche Rock-Band »The Scorpions« kompo­nierte eigens für die Auweier-Windkraft den Song »Wind of Change«, der längst als welt­weiter Hit bekannt ist. Geht doch!

Michael Bukowski
Illustrationen: © Radius Images, via ZOOM


Schriftgestaltung studieren in Zürich

Clovis Vallois schreibt mir gerade: »Im Nachdiplomstudiengang Schriftgestaltung an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) sind noch ein paar Studienplätze für 2011/12 frei.«

Auch dieses Jahr präsen­tiert der CAS Schriftgestaltung (CAS = Certificate of Advanced Studies) seine gestal­te­ri­schen Ergebnisse des ein-, bzw. zwei­jäh­rigen Kurses im Rahmen einer Diplomausstellung. Öffnungszeiten: 10. – 18.Juni 2011,12–22 Uhr, Eintritt frei. Standort: 3. Etage, ZHdK, Ausstellungsstrasse 60, 8005 Zürich

Schriften folgender Absolventen werden ausgestellt:

  • Petra Brandes-Schäfer, Baden
  • Judith Federspiel, Zürich
  • Dunja Fistarol, Basel
  • Fabian Leuenberger, London
  • Bettina Lüber, Zürich
  • Madeleine Matter, Bern
  • Warner Pearson, New York/Zürich
  • Renate Schlatter, Zürich
  • Anna Stenek, Feldkirch (Austria)
  • Nina Stössinger, Basel
  • Ronald Studer, Solothurn

 


✭ der Woche: World Branding, nur € 9,25 statt € 38,–

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Es gab mal die gute Idee einer Einrichtung, die sich World Branding Committee nannte, vor einigen Jahren gegründet in Japan. Sie widmete sich einer der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, mit der auch viele Designer zu kämpfen haben: das globale Marketing. Nach Ansicht des Komitees lassen sich viele der  bevor­ste­henden Aufgaben – passend zum Sujet – besser inter­na­tional statt national lösen. Schaut man sich heute die Website der Vereinigung an, liegt der Verdacht nahe, dass bis heute noch nicht viel geschehen ist. Immerhin hat das Komitee zuletzt ein bemer­kens­wertes Buch veröf­fent­licht, das auch ins Englische über­setzt wurde und das FontShop in dieser Woche zum Sonderpreis anbieten kann (nur 50 Exemplare lieferbar).

Schon die Einleitung über die Rolle und die Philosophien eines inter­na­tio­nalen Marketings liefert Wissen und Argumente, die bei Kundengesprächen sehr hilf­reich sein können. Es folgt eine Schritt-für-Schritt-Einführungen in die Elemente eines welt­weiten Markenauftritts. Eine Reihe von Fallstudien würzt die Theorie mit prak­ti­schen Beispielen und macht sie anschau­lich. Dabei rücken nicht nur Consumer-Marken in Rampenlicht, sondern auch Service-Unternehmen und poli­ti­sche Einrichtungen, unter anderem Adobe, Audi, The British Library, A Coherent National Brand for Denmark, The Netherlands Ministry of Defence und Scandinavian Airlines.

Weitere Informationen beim Verlag Gingko-Press, und hier geht es zur Bestellung auf font​shop​.de …


Gerade jetzt: Designreportage Griechenland

»Während unseres acht­mo­na­tigen Aufenthalts in Griechenland erlebten wir hautnah den Umbruch einer ganzen Nation. Inmitten von Demonstrationen und einer Mischung von Zukunftsangst und Hoffnung sammelten wir inten­sive Eindrücke, die wir direkt mit in unsere Interviewtermine nahmen. Das ermög­lichte uns nicht nur mit inter­na­tional aner­kannten, grie­chi­schen Designern und Designagenturen über lokales Design zu spre­chen, sondern auch über die Wandelbarkeit von Design durch den Einfluss aktu­eller Entwicklungen eines Landes.« Mit diesen Worten wendeten sich Anastasios Koupantsis und Alexandros Michalakopoulos mit einer Mail an Fontblog, um auf ein span­nendes Filmprojekt aufmerksam zu machen, das am 1. und 2. Juli 2011 in Düsseldorf Premiere feiern wird.

Hier der Trailer zum Film:

Die »Designreportage Griechenland« ist ein Forschungsprojekt des Labor Visuell der Fachhochschule Düsseldorf. Anastasios Koupantsis und Alexandros Michalakopoulos studierten während ihres mehr­mo­na­tigen Aufenthaltes intensiv die grie­chi­sche Designszene, deren Geschichte, aber auch die aktu­ellen gesell­schaft­li­chen Veränderungen ange­sichts der Schuldenkrise. Das Ergebnis ist ein 74 Minuten langer Dokumentarfilm, der im Rahmen eines 2-tägigen Events seine Premiere feiert. Parallel zum Film zeigt eine beglei­tende Ausstellung aktu­elle Designarbeiten aus Griechenland. Vorträge und Diskussionsrunden mit sechs einge­la­denen Designbüros geben Einblicke in das grie­chi­sche Design und möchten Anknüpfungspunkte für eine gemein­same Zukunft euro­päi­scher Kultur schaffen.

Noch mal Originalton der Regisseure: »Während der Dreharbeiten entwi­ckelte unser Projekt ein Ausmaß an Bekanntheit, so dass ›The Germans‹ auf einmal in der kompletten Designszene Griechenlands bekannt wurden und immer mehr Designer Teil unseres Projektes werden wollten. Selbst Vertreter der EU-weiten Politik haben sich bereits für die Filmpremiere ange­kün­digt und werden von uns, ebenso wie führende Wissenschaftler der Designhochschulen Deutschlands, als Gäste auf der Filmpremiere begrüßt.«

Weitere Informationen: http://​www​.design​re​port​greece​.de