Nichtlesen #29: »Wind of Change«
Heute morgen dachte sich unser Chefredakteur beim Verfassen dieses Beitrages: »So, jetzt erst mal ein gepflegter szenischer Einstieg!« Gesagt, getan:
Der so wolkenverhangen begonnene Tag sandte plötzlich ein paar zarte Sonnenstrahlen in den Keller des Café Wirleässig in Berlin-Schöneberg und illuminierte eine uralte Handschrift. In seinen vor Aufregung zitternden Händen hielt dieses Dokument der Text-Chef von Auweier Unhold & Partner, der auch als Leiter der historischen Forschungsabteilung der Werbeagentur fungiert. Eben hatte er im Archiv des Café-Kellers ein erstaunliches Dokument entdeckt, das dieses Zitat aus dem frühen 12. Jahrhundert in mittelhochdeutscher Schrift enthält:
»Windmül versauet mîr dehn Dîchters Blik.«
Damit war der historische Beleg für den frühesten Widerstand gegen die Windkraft gefunden. Eine Sensation! Verständlich allerdings nur, wenn man die Zusammenhänge kennt. Passen Sie auf, was ein populärer deutscher Dichter der Neuzeit vor einigen Jahren in einem der führenden Nachrichtenmagazine des Landes verlautbaren ließ:
»Windräder versauen mir den dichterischen Blick.« (Quelle: DER SPIEGEL, NR. 3/1999, »Kampf der Verspargelung«)
Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Aussagen ist verblüffend. Anscheinend hat unser zeitgenössischer Denker einfach nur Windmühlen durch Windräder ersetzt und den Spruch ohne störende dichterische Freiheiten ansonsten übernommen.
Der wachsende zeitgenössische Widerstand gegen die Nutzung der Windenergie folgt also einer hunderte Jahre währenden Tradition. Bis heute war die Forschung von der Gründung der Widerstandsbewegung im 17. Jahrhundert durch den außerordentlich engagierten spanischen Bürgerprotestler Don Quijotte ausgegangen. Dessen Kampf gegen die Windnutzung hat der Journalist Cervantes bekanntlich in einer packenden und brillant recherchierten Reportage festgehalten. Herr Quijottes Feldzug gegen die Windmühlen war allerdings zum Scheitern verurteilt, da er als Einzelkämpfer ohne die Gründung einer Bürgerinitiative und ohne jeglichen juristischen wie wissenschaftlichen Beistand vorgegangen war.
Heute ist die Gegenwind-Bewegung erfahrener, organisierter und fundierter. Man kritisiert nicht mehr nur wie im 12. Jahrhundert die Beeinträchtigungen des dichterischen Schaffens durch die Verwindnutzung der Landschaft. Eine kurze Internet-Recherche im Milieu bringt überraschende Erkenntnisse zutage, wie folgende Beispiele zeigen:
Mit dem Wind Turbine Syndrome verfügt die Bewegung über ein eigenes Krankheitsbild mit Symptomen wie Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen etc. – empirisch belegt mittels einer Studie an »38 Personen vom Kleinkind bis zum Erwachsenen«. Desweiteren haben zahlreiche Schriftsteller und Professoren ein grundlegendes Papier verfasst und unterzeichnet, dank dem der Widerstand über eigenes Manifest verfügt; und zwar das Darmstädter Manifest.
Und wissenschaftliche Unterstützung erhält die Bewegung vom renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Hier wurde eine Studie mit diesem Ergebnis verfasst: »Windkraftanlagen können Klima schädigen: … in einer Klima-Simulation für das Jahr 2100 wurde festgestellt, dass die Temperatur über Land um mehr als ein Grad steigen könnte, wenn nur 10% des Weltenergiebedarfs aus Windkraft erzeugt werden. Gleichzeitig sinkt die Temperatur über den Ozeanen. Ursache ist die verringerte Luftbewegung; die lokalen Folgen könnten erheblich sein und sollten weiter untersucht werden.«
Wie man anhand der kompetenten Forschungs- und Rechercheleistung von Auweier Unhold & Partner sehen kann, hat die Gegenwind-Bewegung seit dem 12. Jahrhundert eine anhaltende Professionalisierung durchlaufen. Die Agentur dagegen geht einen ganz eigenen Weg. Bei Auweier Unhold & Partner ist man weder für noch gegen die Windkraft, sondern nutzt sie für eine beeindruckende Innovation. Auf Basis der Grundlagenforschung wurde ein echtes Win-Win-Wind-Wunder entwickelt.
In der ersten Ausbaustufe ist die Windnovation für gastronomische Betriebe angedacht. In Cafés, Restaurants etc. werden auf den Tischen kleine Windkraftanlagen installiert; quasi umgedrehte Tischventilatoren. Alle Gäste, die gerade nicht reden, müssen dann mittels Pusten die Windräder am Laufen halten. Die so erzeugte Energie wird direkt in den Stromkreislauf des jeweiligen gastronomischen Betriebes eingespeist. Mit den mundbetriebenen Windrädern wird die Energie für Licht, Musik, Backöfen und andere Verbrauchseinheiten erzeugt – absolut regenerativ und ökologisch einwandfrei. Ein schöner Nebeneffekt: Sollte einmal unangenehmes Schweigen zwischen zwei oder mehreren Personen an einem Tisch entstehen, fällt das gar nicht weiter störend auf, da man ja in die Windräder pusten kann und somit beschäftigt ist.
Natürlich eignet sich die neue Technologie in der nächsten Ausbaustufe auch für den Hausgebrauch: Anstatt von großen Windrädern mit den besagten Nachteilen wie Verspargelung, Versyndromung und Verklimaschädigung etc. ziehen die Windkraftwerke in entsprechender Größe in den Haushalt ein: Einfach zuhause im eigenen Wohnzimmer in die handlichen Privatwindräder pusten und so den eigenen Strom erzeugen. Aktuell erwägt man bei Auweier Unhold & Partner schon eine Adaption des Produkts für junge Zielgruppen. Denn in bunt angemalte Heim-Windkrafträder pustet auch der Nachwuchs gerne rein und da kommen ordentlich Kilowattstunden in den Kreislauf.
Dieses sensationelle Windkonzept von Auweier Unhold & Partner wurde bereits mit zahlreichen Innovationspreisen ausgezeichnet, mit Fördergeldern versehen und sogar besungen! Die deutsche Rock-Band »The Scorpions« komponierte eigens für die Auweier-Windkraft den Song »Wind of Change«, der längst als weltweiter Hit bekannt ist. Geht doch!
Michael Bukowski
Illustrationen: © Radius Images, via ZOOM
2 Kommentare
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anderer tom
Hätte da einen Vorschlag zur Änderung des Namens in: Agentur Unhold & Auweia
Das würde sich abgekürzt dann so lesen: AUA.
Nichtleser
@ AT
Gute Idee!