Majestätische Serif: die neue Royalis
Was mich an den Schriften von Julien Fincker immer wieder begeistert: die stilistische Raffinesse und die Ausbaustufe. Das war schon bei Ardena so (℗ 02/2021, 1064 Glyphen/Font; Vorstellung im Fontblog) und auch bei Garino (℗ 09/2021, 1165 Glyphen/Font; FontShop). Übrigens entstand bereits in der Entwurfsphase von Garino der Gedanke, eine charakterstarke Serif zu entwickeln. Die Motivation des Designers: Die Extreme so weit es geht auszureizen. Jetzt ist sie erschienen.
Julien Fincker begann damit, der kräftigsten Strichstärke sehr schmale Punzen zu geben und anschließend zu beobachten, was passiert, wenn die Buchstaben leichter und enger werden – ohne die Charakteristik zu verlieren. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten verspielten Elemente, wie die langen, hochgezogenen Ausläufe und die angeschnittene Tropfenserife. Beide entwickelten sich zu den unverwechselbaren Eigenschaften der neuen Schrift. Ebenso die ziemlich tiefen Einkerbungen in den Übergängen, eine Art Inktraps. Beim kleinen a kamen alle drei Charakteristika zusammen. Sie gaben der Schrift ihren Schwung und ihre Extravaganz. Die Assoziation zu den Drei Musketieren entstand, und damit auch der Name: Royalis.

Die drei Musketiere (= Stile) von Royalis auf einen Blick: Display, Display Condensed und Text
Noch während des Zeichnens der Basisbuchstaben kam Julien Fincker die Idee, mit den Buchstaben n und o eine Condensed Version anzutesten. „Was ich dabei nicht bedacht habe: Durch diesen fünf Minuten Test, der erstaunlich positiv ausfiel, wuchs mein gesamtes Arbeitspensum für Royalis kurzerhand um das Doppelte an. Denn ich entschied mich dazu, die normale und die Condensed Version zeitgleich zu zeichnen.“ erinnert sich der französische Designer, der in Stuttgart lebt und arbeitet. Damit platzte auch der ursprünglich geplante Veröffentlichungstermin. „Doch inspiriert durch die Musketiere nahm ich die Herausforderung an.“
Doch damit nicht genug: „Bei einer meiner letzten Feedbackrunden mit meinem Freund und Kollegen Marc Lohner, meinte dieser, dass die Lesbarkeit auch in kleineren Größen relativ gut werden könnte. Er wusste nicht, was dieser kurze Kommentar in mir auslösen würde. Denn, wie könnte es anders sein, ich entschied mich, auch eine Textversion zu zeichnen, was die Arbeit an der Schrift um etwa ein Jahr verlängerte.“

Anleitung: Wie sich – dank OpenType-Features – ganz einfach die Pfeile und Dekorziffern von Royalis „schreiben“ lassen
Heute steht fest: Der Extra-Aufwand hat sich gelohnt. Royalis entwickelte sich zu einer Großfamilie mit insgesamt 32 Schnitten und 1027 Glyphen pro Font. In diesen Tagen erscheint sie in drei Ausführungen: als Display-Version mit sechs Strichstärken plus Oblique-Schnitte, dasselbe noch einmal als Condensed-Version, plus vier Text-Schnitte, ebenfalls mit Obliques. Mit dieser Ausstattung wird Royalis vielseitig einsetzbar, insbesondere für Editorial-Design, Packaging, Branding und Advertising.

Typografische Vielfalt und 1027 Zeichen pro Font: Royalis ist eine gut ausgebaute Corporate-Schrift für Marken mit Stil
Die leichten Schnitte überzeugen durch ihre Eleganz, während die kräftigeren Fonts durch ihren starken Kontrast beeindrucken. Weitere Leckerbissen sind alternative Zeichen, Small Caps, automatische Brüche, Pfeile und verschiedene Ziffernsätze. Dank OpenType-Features und einer einfachen Systematik lassen sich die verschiedenen Ausführungen der Pfeile und Ziffern auch einfaches „Schreiben“ abrufen, also ohne eine Suche in der Glyphenpalette.
Royalis ist bis zum 13. Mai 2023 zu einem 60 % reduzierten Preis bei MyFonts erhältlich; das sind rund 78 € für die gesamte Großfamilie. Ein Schnäppchen!
Weitere Informationen zur Schrift: https://www.myfonts.com/collections/royalis-font-julien-fincker

Mit alternativen Zeichen lädt Royalis zum Spielen und Experimentieren ein
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