Fontblog Artikel im Juni 2011

Jahrespräsentation Design an der FH Potsdam

Wer sich in der Region Berlin-Brandenburg für Design inter­es­siert, sollte die Jahresausstellung des Fachbereichs Design an der Fachhochschule Potsdam am 15. und 16. Juli besu­chen. Die künf­tigen Produkt- und Kommunikationsdesigner präsen­tieren in einer Arbeitsausstellung, wie sie sich die Dinge unserer Welt schön, phan­ta­sie­reich, funk­tional und prak­ti­kabel vorstellen. Dabei sind inter­es­sante Einblicke in das Designstudium an der Fachhochschule Potsdam zu gewinnen.

Die Hochschule schreibt über sich: »Der Potsdamer Fachbereich wird von Jahr zu Jahr attrak­tiver, was sich an der stetig stei­genden Zahl von Bewerbern ausdrückt. In diesem Jahr waren es über 1400 für 107 Design-Studienplätze. … Zu sehen sind z. B. Entwürfe für ein Relaunch der Zeitschrift Naturmagazin, ein neues Erscheinungsbild und ein Orientierungssystem der Waldwelten Eberswalde, Fotoserien zum Thema Der Wald und Vom Sozialpalast zum Kulturforum – Die Potsdamer Strasse in Berlin (letz­tere hatten bereits spek­ta­ku­lären Erfolg als Ausstellung in Berlin), neue Handwerkszeuge, neue städ­ti­sche Fortbewegungs- und Transportmittel, Sofas, exem­pla­ri­sche Einrichtungskonzepte von der Studentenwohnung bis zur Villa, die Neugestaltung des Wege-Museums Wusterhausen (wird im August eröffnet) und Entwürfe für eine Ausstellung in Jerusalem über Ausgrabungen in der dortigen Erlöserkirche. … Messing with our Minds ist der Titel eines gemein­samen Projekts der Interfacedesign-Studenten mit der Projektgruppe Languages of Emotion an der FU-Berlin: Mit EEG werden Gehirnaktivitäten in Echtzeit gemessen und visua­li­siert, um daraus Anwendungen zur Nutzung des Blicks in die Gedanken- und Gefühlswelt zu gestalten.«

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Nichtlesen #30: Eine Liebe in Zeiten von Grabowski

s war eines Tages im Schönebereger Kiez – Agentur-Chef Grabowski ging gerade seinen Pflichten als Stammgast nach und saß demgemäß am Tresen –, als sich auf einmal etwas völlig verrücktes ereig­nete. Plötzlich nämlich betrat eine hübsche Frau das Lokal und setzte sich an den Tresen.

»Oha, eine Frau!«, werden Sie jetzt denken … und Sie denken richtig. Lassen Sie uns diesen Sachverhalt etwas einge­hender beleuchten. Tatsächlich haben sich inzwi­schen nämlich viele und nicht gerade die unbe­gab­testen Geister mit dieser Angelegenheit beschäf­tigt. Bis heute kann man grob zwei verschie­dene Gehlehrtengruppen unter­scheiden: auf der einen Seite wäre die Frankfurter Schule (Frankfurt/Oder) zu nennen, deren Interpretation sich verein­facht gesagt mit »Boah, krass! Ne hübsche Frau!« zusam­men­fassen läßt.

Auf der anderen Seite die Schöneberger Fraktion, deren Kern-These in einem beherzten »Nun ja, so oder ähnlich auch schon mal erlebt!« mündet. Aber lassen wir die Gelehrten sich mal alleine weiter streiten. Interessant ist nämlich, was dann passierte.

Das Szenario »hübsche Frau setzt sich an Tresen« hatte Grabowski nämlich prophy­lak­tisch längst beplant, bzw. er hatte die Mitarbeiter instru­iert, was in solchen Fällen zu tun sei; nämlich erstens:

Unauffällig einen der Deckenstrahler auf Grabowski adjus­tieren. Und zwei­tens: Eigens für diesen Anlaß ange­fer­tigte Hinweispfeile aus Styropor aufstellen und auf Grabowski ausrichten.

Fehlte nur noch eine dritte Maßnahme, die Grabowski persön­lich in die Hand nahm. Er holte ein Buch des berühmten Soziologen und Systemtheoretikers Niklas Luhmann aus seiner Tasche und begann, sehr konzen­triert und vor allem sehr offen­sicht­lich darin zu lesen. Dieses Exemplar hatte er übri­gens eigens deswegen erworben, weil der Name des Autors Luhmann in unge­wöhn­lich großer Schrift aufge­druckt und somit aus einiger Entfernung lesbar war.

Und nach wenigen Augenblicken war Grabowski höchst zufrieden über das Erscheinungsbild, mit dem er sich gegen­über der Frau präsen­tierte; also mit eigenem Spot, eigenen Pfeilen und anspruchs­vollem Buch in der Hand. Vermeintlich Luhmann lesend, linste er verstohlen zur Dame am Tresen und siehe da: Er meinte ein leichtes Anzeichen von Interesse auszumachen!

Trotzdem: Ein bißchen flau, diese Reaktion, dachte er, und zog in Erwägung, die Polizei zu rufen. Aber er hatte noch einen Trumpf im Ärmel. Unauffällig gab er dem Barmann ein Zeichen, der daraufhin mit seinem Handy im Café anrief, woraufhin das Telefon an der Bar klin­gelte, das der Barmann dann persön­lich abnahm, woraufhin er einen Augenblick später für alle hörbar laut über den Tresen rief: »Hey Grabowski, ist für dich. Steve Jobs ist dran. Er will mit dir dieses neue Cloud-Projekt bespre­chen, falls du Zeit hast.«

»Ja, passt schon«, sagte Grabowski und schlen­derte betont lässig zum Telefon, an dem er ein paar ange­be­ri­sche Business-Phrasen abson­derte – und zwar laut – und das angeb­liche Gespräch mit Steve Jobs dann eupho­risch been­dete, während er nebenbei nach der Frau am Tresen spähte. Und siehe da! Anscheinend hatte sie angebissen!

Wenig später saß Grabowski wieder auf seinem Hocker am Tresen, als die Frau sogar direkt auf ihn zukam und ihn ansprach.

– Hallo, ich bin Andrea.

– Guten Tag, ich bin Grabowski. Schön, dich kennenzulernen.

– Ja, freut mich auch.

Daraufhin plau­derten die beiden etwas und wenige Minuten später hatte Grabowski – wie er sagt: aus Liebe! – bei Andrea eine TV-Zeitschrift abon­niert und sich für das drei­tei­lige Reisekoffer-Set als Werbeprämie entschieden.

Michael Bukowski


Neu von DSType: Acta und Penna

DSType aus Portugal begeis­tern seit Jahren mit ausge­feilten Charakterschriften. Großzügiger Zeichenvorrat und Liebe zum Detail kenn­zeichnen auch die Neuerscheinungen aus der portu­gie­si­schen Fontschmiede. Drei Neuheiten sind ab sofort auf font​shop​.com als Downloads lieferbar, so dass inzwi­schen nun rund 400 DSType-Fonts bei FontShop im Angebot sind.

Mit Acta entwi­ckelt DSType-Gründer Dino Dos Santos ein gut ausge­bautes Schriftsystem für anspruchs­volles Editorial Design. Er glie­dert die Familie in 4 Pakete: Acta (Textschrift), Acta Display, Acta Poster und Acta Symbols. Stilistisch erin­nert Acta an eine »gut gelaunte« Bodoni, mit feinen Serifen und viel Schwung. Allerdings ist sie aufgrund ihrer Konstruktion leichter zu bedienen und besser zu lesen.

Sowohl die Textschrift als auch das Headline-Paket bieten je 12 Fonts, das sind 6 Strichstärken (Light, Book, Medium, Bold, Extra Bold und Black) sowie die passenden Kursiven dazu. Erwartungsgemäß ist die Display mit mehr Kontrast und feineren Serifen ausge­stattet, was den Schwung vieler Buchstaben verstärkt. Bei der Gestaltung der Text-Version stand für Dos Santos allein die Lesbarkeit im Vordergrund, was Acta zu einer der leser­lichsten klas­si­zis­ti­schen Antiquas macht.

Die ausla­dende Acta Poster besticht mit zahl­rei­chen Ligaturen und Zierbuchstaben, was zu typo­gra­fi­schen Experimenten einlädt und den gestal­te­ri­sche Horizont erwei­tert. Acht Symbol-Sätze zu den Themenbereichen Wetter, Office, Zeit, Pfeile, Kreise, Label, Sterne und Blumen lassen das Herz jedes Editorial- und Informationsdesigners höher schlagen.

Weitere Informationen und aussa­ge­kräf­tige Schriftmuster in verschie­denen Größen finden Sie im oben abge­bil­deten 12-seitigen Acta-Schriftmuster-PDF (4,2 MB). Die Acta-Paketpreise und indi­vi­duell konfi­gu­rier­bare Schriftmuster unter www​.font​shop​.com/​a​cta

 

 

Penna, entworfen von Pedro Leal, ist eine kalli­gra­fi­sches Schriftsystem, dessen Flexibilität außer­ge­wöhn­liche und natür­liche Beschriftungen erlaubt. Mit einer seltenen Kombination von Ausgelassenheit und Ruhe zieht Penna die Aufmerksamkeit des lesenden Augen fast magisch an.

© fontshop.com

Penna Swashes: beein­druckt mit uner­schöpf­li­chem Zeichenvorrat und einer Eleganz, die alle Blicke auf sich zieht

© fontshop.comDie Penna Familie umfasst vier Varianten: Penna Regular, Penna Swashes, Penna Connected und Penna Connected Swashes. Jede der vier Penna-Schnitte bietet Auf- und Abstrich Varianten zwischen dezent verspielt und ausla­dend. Des weiteren stehen zwei Varianten von Initial- und Endschwüngen zur Verfügung, sowie ein reiches Bouquet von Ligaturen. Verbundene und offene Anschlüsse, zahl­reiche Zierbuchstaben und ein gewal­tiger Zeichenvorrat machen Penna zu einem Must-have fürs Packaging Design, die Etiketten- und Urkundengestaltung sowie den gesamten Bereich des Fashion-Marketings.

Weitere Informationen und aussa­ge­kräf­tige Schriftmuster in verschie­denen Größen finden Sie im rechts abge­bil­deten 10-seitigen Penna-Schriftmuster-PDF (415 KB). Die Acta-Paketpreise und indi­vi­duell konfi­gu­rier­bare Schriftmuster unter www​.font​shop​.com/​p​e​nna


Musik und Video: German Bold Italic

Es gibt inzwi­schen eine Menge Popmusik über Schrift und Typografie. Der neuste Titel aus diesem Segment ist wohl Futura, von den Battles (Album: Gloss Drop, iTunes-Link). Mein All-time Favorit – in Bild und Ton und Text – bleibt immer noch GBI (German Bold Italic) von Towa Tei und Kylie Minogue aus dem Jahr 1997. Und weil diese Preziose beson­ders den jüngeren Fontblog-Lesern noch unbe­kannt sein dürfte … gucksdu hier:


Vortrag von Pierre Bernard an der KHB

Am kommenden Freitag, dem 24. Juni, hält der wegwei­sende fran­zö­si­sche Designer Pierre Bernard an der Kunsthochschule Berlin Weißensee einen Vortrag, und zwar im Malerei-Foyer (Neubau neben dem Hauptgebäude). Der Vortrag ist öffent­lich, der Eintritt frei, Beginn ist 16:00 Uhr.

Pierre Bernard und sein 1990 nach dem Ende von Grapus gegrün­detes Atelier de créa­tion graphique beschäf­tigt sich mit anspruchs­voller visu­eller Kommunikation im öffent­li­chen Alltag. Die auf der Grundlage von komplexen Hintergründen entste­henden Arbeiten – so zum Beispiel Plakataktionen, Bücher oder kommu­nale Hinweisschilder – richten sich an ein breites Publikum, ohne sich an übliche Methoden, Rhetoriken und Lesarten zu halten.

Über die KHB-Vortragsreihe: Die digi­tale Revolution und die fort­schrei­tende Globalisierung der visu­ellen Sprache(n) hat das Selbstverständnis der fran­zö­si­schen Grafikdesignszene grund­le­gend modi­fi­ziert. Dies gilt beson­ders für den Bereich des graphisme d’utilité publique, des öffent­lich nütz­li­chen Grafikdesign, dem die Vorstellung der notwen­digen poli­ti­schen (öffent­li­chen) Einflussnahme der Profession zugrunde liegt. Einladungen an profi­lierte fran­zö­si­sche Designer, ein Kolloquium und eine nach­fol­gende Publikation sollen im Rahmen eines Semesterprojekts im Fachgebiet Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Weißensee eine Problematik akzen­tu­ieren, die auch in Deutschland wieder zuneh­mend in den Vordergrund tritt.

 

 

 


Beyond Surface: KISD präsentiert Abschlussarbeiten

Die Köln International School of Design (KISD) der Fachhochschule Köln zeigt vom 8. bis 13. Juli unter dem Motto KISDCity – Design beyond Surface die Abschlussarbeiten der dies­jäh­rigen Absolventen. In der Ausstellung spie­gelt sich mit insge­samt über 50 Arbeiten aus 12 Lehrgebieten das Studium in seiner ganzen Vielfalt und Qualität. Im Gebäude der KISD entsteht dafür eine begeh­bare Stadtlandschaft, die den Besucher zum Flanieren einlädt und Einblicke in das span­nende und außer­ge­wöhn­liche Kölner Designstudium gibt, das in diesem Jahr sein 20jähriges Bestehen feiert. Die heraus­ra­gendsten Arbeiten werden während der Ausstellung für den Kölner Design Preis nomi­niert, der nunmehr zum vierten Mal im kommenden Herbst verliehen wird. Mit dieser Auszeichnung werden Absolventen der Kölner Design-Ausbildungsstätten für die von einer unab­hän­gigen Jury erko­renen besten Abschlussarbeiten des Jahrgangs geehrt. Weitere Informationen: kisd​.de/​k​i​s​d​c​ity

Ort/Termin: 8. bis 13. 7. 2011; Vernissage am 8. 7., 15:00 h
Öffnungszeiten von Sa bis Mi 16 – 21 h, im Gebäude der KISD, Ubierring 40, 50678 Köln


Hosentaschen-Spielplan zur Fußball WM

Ab Sonntag findet erneut eine Fußball-Weltmeisterschaft in neun deut­schen Stadien statt. Uns erwarten über­ra­schende Ballduelle, voller Kreativität und Spielintelligenz – viele TV-Zuschauer werden zum ersten Mal Frauenfußballspiele in voller Länge verfolgen. Damit wir kein wich­tiges Spiel der FIFA-Frauen-WM verpassen, halten Wehr und Weissweiler einen prak­ti­schen und schön gestal­teten Spielplan für uns bereit, der sich intel­li­gent auf Hosentaschenformat bringen lässt. Die PDF-Datei und ein Faltanleitung per Video befinden sich auf dieser Seite: Useletter 5/2011 Spielplan.


❤ der Woche: »Letterfontäne«, 640 S, nur € 49,99

Auf viel­fa­chem Wunsch (siehe Fontblog-Kommentare zu Hausmitteilungen wandern ab in den Shop-Blog): Die FontShop-Kunden wünschen mehr Empfehlungen für neue Schriften, lehr­reiche Bücher und hilf­reiche Tools. Darum führen wir heute, zusätz­lich zum ★ Stern der Woche, das ❤ Herz der Woche ein: Produktlieblinge, ohne Preisreduzierung. Damit können wir zum Beispiel auf neue deutsch­spra­chige Bücher hinweisen, die der Preisbindung unter­liegen. Und mit einem solchen will ich gleich heute beginnen.

Letterfontäne ist eigent­lich ein Klassiker, zum ersten Mal 1996 heraus­ge­geben von Joep Pohlen und Geert Setola. Anders als unser FontBook zeigt dieses Handbuch nicht nur Hunderte von Schriften, es liefert vor allem elemen­tares Grundwissen. Vor kurzem ist Letterfontäne neu erschienen, im Verlag Taschen, was den großen Vorteil hat, das es in mehreren Sprachen – auch Deutsch – lieferbar ist und sowohl an Umfang wie auch Qualität gewonnen hat … dies alles, wie bei Taschen so üblich, zum attrak­tiven Preis.

Das umfas­sende Handbuch über die gedruckte Schrift beginnt mit den ersten Versuchen des Menschen, sich mit Zeichen und Zeichnungen zu verstän­digen. Es beleuchtet die Anatomie der Buchstaben unseres Alphabets und erklärt die Verbindungen zwischen den einzelnen Schriftarten, von Gutenbergs Zeit bis heute. Die Autoren thema­ti­sieren die Ästhetik des digi­talen Zeitalters und geben typo­gra­fi­sche Empfehlungen, zum Beispiel zur Wahl der geeig­neten Schriftart für einen bestimmten Auftrag.

Abgerundet wird das Buch durch einen Vergleich seri­fen­be­tonter und seri­fen­loser Schriftarten, einen Essay über Maßsysteme und Zeichen, Ratschläge zu typo­gra­fi­schen Regeln und eine Anleitung zur Entwicklung digi­taler Schriftarten. Über 150 Schriftarten, ihre Ursprünge und Merkmale werden in Letterfontäne ausführ­lich abge­han­delt und durch ganz­sei­tige Schriftschnitt-Tabellen veran­schau­licht. Der umfang­reiche Anhang enthält einen allge­meinen Index, einen Index der Schriftarten (im Buch sind mehr als 300 abge­bildet), einen Index mit mehr als 250 Type-Designern, einen ausführ­li­chen Index mit Foundries, ein Grafik-Wörterbuch und eine Liste weiter­füh­render Literatur.

Übrigens erhielt die nieder­län­di­sche Originalausgabe mit dem Titel Letterfontein 2010 ein Certificate for Typographic Excellence des Type Directors Club New York (TDC) und einen Red-dot Design Award des Design-Zentrums Nordrhein-Westfalen.

Weitere Schmankerl für Buchfreunde:

  • sorg­fältig gebunden in Halbleinen mit drei farbigen Lesezeichen
  • 144 Seiten Anhang auf Sonderpapier mit umfang­rei­chem Glossar und Indizes
  • prak­ti­sches Lineal und Typometer mit Umrechnung zwischen vier Maßsystemen sowie versteckte Shortcuts für Mac-Tastaturen

Hier geht es zur Bestellung von Letterfontäne, deut­sche Ausgabe, im FontShop …