Fontblog Artikel im Juni 2011

Vorankündigung: Typostammtisch-Pecha-Kucha

Am kommenden Donnerstag findet zum 25. Mal der Berliner Typo-Stammtisch statt, gegründet und veran­staltet von Ivo Gabrowitsch (@typostammtisch). Und wieder einmal nutzen zehn Mitwirkende diesen Abend in der Kreuzberger Gaststätte Max & Moritz dazu, ihre Vortragskunst in Form eines Pecha-Kucha-Referats weiter zu entwi­ckeln: 20 Folien à 20 Sekunden, macht 6 min und 40 Sekunden Rededauer pro Kandidat. Hier das aktu­elle Line-up:

  • Ole Schäfer »Rockdesign«
  • Alex Branczyk »Keine Bahnhofs-, eine Flughafenschrift!«
  • Jürgen Siebert »Die 10 größten Designjobmissverständnisse«
  • Frank Rausch »Money, Money, Money«
  • Georg Seifert »Glyphs (Teil 2)«
  • Andreas Frohloff »Einblicke in meine Federsammlung«
  • Christine Gertsch »Modono Mio«
  • Silke Schaffrath & Ilja Wanka »Kultur gut stärken«

Ihr seht: 2 Live-acts sind noch zu vergeben … mitma­chen, lampen­fie­bern und ein Jahr später auf der TYPO-Bühne stehen.

In meinem Beitrag werde ich versu­chen – anders, als die unend­lich langen Bemühungen der euro­päi­schen Währungshüter bei der Griechenland-Rettung –, binnen Minuten ein über­zeu­gendes Sanierungskonzept für die Grafikdesignbranche zu präsen­tiern. Auf 20 Folien entlarve ich – in einem Countdown à la David Letterman – die 10 dämlichsten Vorurteile der Designszene, begin­nend mit Platz 10 (dem am wenigsten dämlichsten) und endend mit Platz 1 (dem top-dämlichsten Jobmissverständnis in der Designwelt). Eine Schnellumfrage unter einem Dutzend Design-Koryphäen hat mir dabei geholfen, die Thesen fundiert zu entwi­ckeln. Jede der 10 Thesen wird auf 2 gespie­gelte Sichtweisen präsentiert:

  1. als entlar­vendes, bereits verin­ner­lichtes Selbstbild des Designers
  2. als sprach-takti­sches Manöver seines Auftraggebers

Nachfolgend ein Beispiel zur Verdeutlichung, das nicht im Vortrag enthalten ist. Der Designer eines Buchumschlags hat das 800-seitige Werk inzwi­schen gelesen und glaubt, dass sein erster Entwurf (entstanden vor dem Lesen des Buchs) doch nicht so gut ist wie sei neuer (nach dem Lesen des Buchs entstanden). Seine (falsche) Selbstsicht: Der zweite Entwurf ist immer besser als der erste! (diese Aussage stünde dann auf meiner 1. Folie). Anschließend folgt die Sichtweise des Verlegers (= Auftraggeber, 2. Folie), die um einiges härter ist als das Selbstbild des Designers: »Glauben Sie, dass wir mit diesem Titelbild auch nur ein Buch mehr verkaufen werden?« Hammer, oder?! Und so geht das 10 mal volle Kanne weiter … 20 Slides.

Ich hoffe, wir sehen uns am Donnerstag im Max & Moritz.


Spiegel Online seit eben werbefrei …

Schmeißfliegen auf frischem Hühnerkot (Foto: Soebe für Wikipedia)

… zumin­dest auf meinem Rechner (und denen meiner Familie). Ausschlag-gebend waren die nervigen Verfolger-Banner auf www​.spiegel​.de. Zitate zu Hause : »Arschkriecher-Advertising«, »Schmeißfliegen-Promo«, …Wer denkt sich so was aus und warum muss man den Menschen so lange auf den Geist gehen, bis sie Maßnahmen ergreifen?

Ich habe mich jahre­lang gegen Werbeblocker gewehrt, weil Werbung Bestandteil meines Berufslebens ist. Schließlich werden Anzeigen aus Schriften gebaut, Werbeagenturen sind unsere Kunden. Ich finde auch, dass ein Konditor Bock auf Süßes haben muss und in den Adern eines glaub­wür­digen KFZ-Mechanikers Benzin fließen sollte. Wenn der erste ständig über die Gefahren des Zuckerkonsums lamen­tiert und der zweite das Bahnfahren als einzig selig machende Fortbewegung anpreist, muss ich irgend­wann deren beruf­liche Hingabe in Frage stellen und unsere Wege werden sich früher oder später trennen.

SPIEGEL Online animiert mich einer­seits zum Lesen (durchaus mit werb­li­chem Aufwand), gleich­zeitig macht es mir genau diese Tätigkeit mit nervigem Werbe-Störfeuer madig. Eigentlich müssten wir getrennte Wege gehen. Da das Internet für solche Fälle jedoch clevere Hygienemaßnahmen bereit­stellt, habe ich mich für diesen Weg entschieden.

Mein Werbeblocker für Safari heißt Adblock (es gibt ihn auch für Chrome), und er wurde von Michael und Katie entwi­ckelt, denen ich per PayPal gleich 10 Dollar für das Tool gespendet habe.

Eine Bitte an die Leser: Kann mir jemand Bescheid sagen, wenn Spiegel Online die Nervbanner abge­schaltet hat, weil: Ich würde das jetzt nicht mehr mitkriegen, bin aber doch inter­es­siert, wie sich die Online-Werbewelt – typo­gra­fisch gesehen – so weiter­ent­wi­ckelt. Abschließend entschul­dige ich mich bei allen anderen Websites, die weniger aufdring­lich werben, und mich trotzdem nicht mehr in ihren Mediadaten mitzählen dürfen. Zum Glück ist mein Werbeblocker konfi­gu­rierbar, ich kann also, wenn ich das möchte, die Werbung auf anderen Seiten wieder einschalten.


Auf zur Type]Media-Ausstellung nach Den Haag

Sie haben’s fast geschafft. Einmal mehr haben zwölf Type]Media-Studenten fast ein Jahr lang gekrit­zelt, gemei­ßelt, skiz­ziert, wieder­be­lebt, hand­ge­schrieben, gefontlabbt, gedoo­delt, inter­po­liert, program­miert, gepi­xelt und natür­lich endlos Kicker gespielt im Schriftgestaltungs-Master in Den Haag. Ihre Abschlussarbeiten zeigen sie euch zur Ausstellungseröffnung am Sonnabend, den 2. Juli 2011 ab 16.30 Uhr in der Königlichen Akademie der bildenden Künste, Prinsessegracht 4, Den Haag. Ihre gemein­same Webseite wird eben­falls am Tag der Ausstellungseröffnung online gehen. In der Zwischenzeit type​me​dia2011​.com vormerken. Sie arbeiten dran.

Die Ausstellung wird am Sonnabend, den 2. Juli bis 20.00 Uhr geöffnet sein; am Sonntag, den 3. Juli von 12.00 bis 16.00 Uhr (auch Alumnitreffen); von Montag, den 4. Juli bis Freitag, den 8. Juli von 12.00 bis 21.00 Uhr und am Sonnabend, den 9. Juli von 10.00 bis 17.00 Uhr.

Und das erwartet euch auf der Type]Media-Ausstellung 2011


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✭ der Woche: World Branding, nur € 9,25 statt € 38,–

Es gab mal die gute Idee einer Einrichtung, die sich World Branding Committee nannte, vor einigen Jahren gegründet in Japan. Sie widmete sich einer der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, mit der auch viele Designer zu kämpfen haben: das globale Marketing. Nach Ansicht des Komitees lassen sich viele der  bevor­ste­henden Aufgaben – passend zum Sujet – besser inter­na­tional statt national lösen. Schaut man sich heute die Website der Vereinigung an, liegt der Verdacht nahe, dass bis heute noch nicht viel geschehen ist. Immerhin hat das Komitee zuletzt ein bemer­kens­wertes Buch veröf­fent­licht, das auch ins Englische über­setzt wurde und das FontShop in dieser Woche zum Sonderpreis anbieten kann (nur 50 Exemplare lieferbar).

Schon die Einleitung über die Rolle und die Philosophien eines inter­na­tio­nalen Marketings liefert Wissen und Argumente, die bei Kundengesprächen sehr hilf­reich sein können. Es folgt eine Schritt-für-Schritt-Einführungen in die Elemente eines welt­weiten Markenauftritts. Eine Reihe von Fallstudien würzt die Theorie mit prak­ti­schen Beispielen und macht sie anschau­lich. Dabei rücken nicht nur Consumer-Marken in Rampenlicht, sondern auch Service-Unternehmen und poli­ti­sche Einrichtungen, unter anderem Adobe, Audi, The British Library, A Coherent National Brand for Denmark, The Netherlands Ministry of Defence und Scandinavian Airlines.

Weitere Informationen beim Verlag Gingko-Press, und hier geht es zur Bestellung auf font​shop​.de …


Exklusivschrift für den Berlin Brandenburg Airport

[Dieser Beitrag erschien am 20. Mai unter dem Titel »Eine Flughafen-, keine Bahnhofsschrift« im TYPOblog und beschreibt die Präsentation der BBI-Hausschrift von Alex Branczyk auf der TYPO Berlin 2011. Der Text erscheint hier im Fontblog, leicht ergänzt und mit aktu­ellen Abbildungen versehen. Autor: Harry Keller.]

Abflug und Landung: Die Schrift für den neuen Flughafen Berlin Brandenburg International

»Ist das jetzt Arial oder Helvetica? Keine Ahnung.« Über diese Art typo­gra­fi­scher Weltfremdheit kann der TYPO-Berlin-Besucher nur milde lächeln. Natürlich kennen wir die Unterschiede zwischen diesen beiden Schriftarten: Am G, am R, am C, um nur einige zu nennen … ein Dutzend Websites widmet sich ausführ­lich der Anatomie dieser beiden Schritarten. Dass der flap­sige Spruch aus dem Munde eines Vortragenden stammt, verwun­dert zunächst. Doch Alexander Branczyk darf das. Er hat die Schrift für den Berlin Brandenburg International Airport entwickelt.

Um diese ging es zunächst gar nicht. Stattdessen stellte er andere Projekte vor, zum Beispiel ein Haus in Berlin Marzahn, das aus Buchstabenreihen konstru­iert ist. »Christlicher Garten« heißt der Bau, über den Fontblog schon mehr­fach berich­tete, und er ist zwei­fellos einen Besuch wert … Aber sollte nicht die neue BBI-Schriftart präsen­tiert werden? Das sah Branczyk dann auch irgend­wann – fast wider­willig – ein und legte los.

Seine Büro Xplicit ist auf dem Typografiegebiet nicht uner­fahren, schließ­lich entwi­ckelte es die typo­gra­fi­schen Komponenten im Spardabank- und Duravit-Erscheinungsbild. Im Vergleich mit diesen Projekten erscheint die Aufgabe, einen Flughafen mit Buchstaben zu bestü­cken, ungleich verant­wor­tungs­voller, weshalb das Publikum zunächst einen Einblick in die Recherchearbeit bekam. Fazit: Viele Flughäfen sehen gleich oder zumin­dest ähnlich aus: Frutiger, Arial und Helvetica domi­nieren schwarz auf gelbem Grund das Bild der Airport-Leitsysteme.

Dagegen sträuben sich Branczyk und seine typophilen Mitstreiter von Xplicit, sowie der hinzu­ge­zo­gene Schriftentwerfer Georg Seifert. Sie und die für das Gebäudeleitsystem verant­wort­li­chen Moniteurs Berlin fanden, dass es an der Zeit sei, die omni­prä­sente Frutiger abzu­lösen. Die Uniformität der inter­na­tio­nalen Airports wider­strebt ihnen, sie wollen Individualität. Nicht eine Schrift für alle Flughäfen, sondern passende für jeden einzelnen.

Dennoch begann die Arbeit mit der Frutiger, schließ­lich ist diese für ihre Lesbarkeit bekannt und wurde ursprüng­lich von ihrem Namensgeber für den Charles de Gaulle Flughafen in Paris entworfen. Dann jedoch begannen bei Xplicit die Überlegungen, wie man die Schriftart an die Umgebung Berlin-Brandenburg anpassen könne. Zunächst fiel das Flughafengebäude selbst ins Blickfeld: Dieses empfängt den Reisenden mit einer geome­trisch-kantigen, konstruk­ti­vis­ti­schen Architektur. Daran solle sich auch die Schrift orien­tieren, fand Xplicit und entschied sich gegen Verspachtelungen, gegen ein zu weiches, orga­ni­sches Erscheinungsbild.

Stattdessen sollte die neue Type aufrecht, konstru­iert, gerade und schlank wirken: Leichtigkeit ausstrahlen, als würde sie fliegen. Unter diesen Gesichtspunkten wurden die Buchstaben geöffnet, verschlankt, weniger bauchig konzi­piert. Desweiteren ließ Xplicit typo­gra­phi­sche Feinheiten wie die tz-Ligatur der Berliner Straßenschilder einfließen – ob solche Details es letzt­end­liche in die finale Schrift geschafft haben, durfte oder wollte Branczyk nicht verraten. Die Präsentation des gesamten Corporate Design fand erst am 3. Juni dieses Jahres statt, also nach Branczyks Präsentation im Haus der Kulturen der Welt.

Eine weitere Besonderheit findet sich bei der Anbringung des Leitsystems im Flughafen: Hier wird weitest­ge­hend auf hängende, appli­zierte Schilder verzichtet. Stattdessen werden die Lettern direkt auf den dunklen Holzvertäfelungen des neuen Airports ange­bracht. Dadurch inte­griert sich die Schrift besser, sie wird Bestandteil der Architektur.

Lesbarkeits- und Funktionstest des Gebäudeleitsystems der Moniteurs

Ein Vortrag über eine einzige Schriftart – das gibt es nur auf der TYPO-Konferenz. Die rund 200 Zuhörer, darunter der Schriftenpapst Erik Spiekermann in der ersten Reihe, wissen selbst­ver­ständ­lich alle, welche Arbeit in der Erstellung einer solchen Schriftfamilie steckt, die sowohl für das Leitsystem, die Drucksachen wie auch die Website von BBI geschaffen wurde. Den eiligen Fluggästen hingegen, die Arial und Helvetica tatsäch­lich nicht unter­scheiden können und ab dem kommenden Jahr tagtäg­lich durch BBI eilen und vom durch­dachten Leitsystem profi­tieren werden, bleibt dies sicher­lich verborgen.


Nichtlesen #28: Geheimnis der ungelieferten Pizza

ekannt­lich logiert die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner im Café Wirelässig in Berlin-Schöneberg. Diese Adresse dient gleich­zeitig als Hauptstadtrepräsentanz der Agentur, was ordent­lich Kosten an Raum und Personal spart.

Kürzlich saß das Agentur-Team im Café und brütete über einem Problem. In letzter Zeit hatte sich nämlich eine gewisse Pitch-Müdigkeit in der Agentur breit­ge­macht. Dass ab und an ein poten­ti­eller Kunde bei einer AUP-Wettbewerbspräsentation einschlief, war noch legitim. Aber in letzter Zeit fielen immer öfter auch die präsen­tie­renden Agenturvertreter mitten im eigenen Vortrag in tiefsten Büroschlaf. Was tun dagegen?

Einen ganzen Tag saßen die Leute zusammen, um das agen­tur­ei­gene Präsentationsproblem zu lösen. Etwa gegen 22 Uhr abends war es dem Team immerhin gelungen, sich in einem wich­tigen Punkt auf einen Konsens zu einigen. Man verstän­digte sich ohne Gegenstimme darauf, dass inzwi­schen alle richtig Hunger hätten. Also rief einer beim Lieferservice an und bestellte sich Pizza ins Café.

Leider wartete man vergeb­lich auf die Lieferung. Die für das Projekt »Pizza bestellen« verant­wort­liche Auf-ne-Art-Direktorin Eisi Verspeisi rief noch mal beim Pizza-Laden an und fragte nach. Der Pizza-Bote sei schon lange unter­wegs und müsste längst gelie­fert haben, sagte man ihr. Mehr wisse man auch nicht, entschul­digte man sich.

Erst am nächsten Tag ließ sich das Geheimnis der unge­lie­ferten Pizza klären, bzw. es klärte sich von selbst in Form eines Zettels im Briefkasten vom Café Wirelässig. Auf dem Zettel hieß es, dass man die Bestellung leider nicht zustellen konnte, da man niemanden ange­troffen habe, was natür­lich Quatsch war, da die Leute ja den ganzen Abend konzi­pie­rend im Café Wirelässig verbracht hatten. Dazu folgte noch der Hinweis, dass die Bestellung am nächsten Werktag, aber nicht vor 17 Uhr abge­holt werden könne. Damit war die Sache klar: Eisi Verspeisi hatte verse­hent­lich ausge­rechnet jenen Pizza-Laden ange­rufen, der dafür berühmt ist, dass dort ein Pizza-Bote mit Paketzustellerhintergrund arbeitet.

Der Mann war hatte es auch im Privatleben nicht leicht. Wenn man sich erst mal über Jahre daran gewöhnt hat, anstatt zu klin­geln gleich eine »Nicht angetroffen«-Benachrichtigung in den Briefkasten zu werfen, veran­kert sich dieses Verhalten tief in der Motorik. Die Freundin des Ex-Paket-, jetzt Pizza-Zustellers wartete zum Beispiel manchen Abend vergeb­lich zuhause auf ihren Freund und fand am nächsten Morgen einen Zettel im Briefkasten mit der Nachricht: »Ich konnte mich Dir leider nicht zustellen, da ich Dich gestern nicht ange­troffen habe. Die bestellte Verabredung kann am nächsten Werktag, aber nicht vor 17 Uhr bei mir zuhause abge­holt werden.« Schon pein­lich, auf ’ne Art.

Das soll aber mal nicht unser Problem sein. Denn wie eingangs erwähnt, stand die drin­gende Aufgabe der Pitch-Müdigkeit im Raum, die inzwi­schen gelöst wurde – und zwar mit diesem verblüf­fend simplen Konzept: Wenn die Agentur mitten in einer Wettbewerbspräsentation steht, setzen Auweier Unhold & Partner einfach bei »Pitch-Bet« auf ihre eigene Niederlage. Damit lagen sie bisher immer richtig und auf diesem Wege kommt längst viel mehr Kohle rein, als wenn man sämt­liche Pitches gewinnen würde. Der weitere Vorteil ist, dass man beim Präsentieren guten Gewissens auch ein Nickerchen halten darf, was die Chancen auf den gewünschten nega­tiven Ausgang enorm erhöht.

Das muss jetzt aber unter uns bleiben

Aber ist das nicht illegal, bei Pitch-Bet auf sich selbst zu setzen, meinen Sie? Völlig richtig. Lassen Sie uns das folgende daher bitte im Vertrauen sagen. Also unter uns jetzt: Natürlich darf keine Agentur bei Pitch-Bet auf einen Pitch tippen, in den man selbst invol­viert ist. Auweier Unhold & Partner haben daher einen Mittelsmann einge­schaltet, einen gewissen Joseph B. aus der Schweiz, der sich als sehr zuver­lässig erwiesen hat, obschon er eine recht happige Provision verlangt.

Das muss jetzt aber nicht unter uns bleiben

Davon abge­sehen nutzt man bei AUP die aus den verlo­renen Pitches und Etats gewon­nene Zeit, um sich um die Bestandskunden zu kümmern. Einen beacht­li­chen Erfolg feiert man dieser Tag mit einer SEO-Kampagne für die Lektüre für Nichtleser, die jetzt als eines der welt­weit führenden Such-Ergebnisse im »leck mich«-Segment firmiert. Laut Screenshot vom 10. Juni 2011 rangiert Nichtleser auf einem sensa­tio­nellen 1. Platz bei rund 1,14 Mio. »leck mich«-Ergebnissen.

Auf die Frage, wie dieser schöne Erfolg erzielt wurde, antwor­tete uns Agentur-Chef-Grabowski: »Wie wir das geschafft haben? Ganz einfach, mittels der »Aus Versehen«-Technology. In diesem Fall haben wir es so arran­giert, dass wir verse­hent­lich während der ersten Wochen diese Kolumne hier falsch verlinkt hatten; nämlich auf einen Blog-Artikel mit dem Titel »Leck mich« und nicht auf die Startseite von Lektüre für Nichtleser. Die aus dieser unbe­ab­sich­tigten Fehlverlinkung resul­tie­renden zahl­rei­chen Zugriffe vom Fontblog aus haben uns jetzt zum Marktführer in den »leck mich«-Charts bei Google gemacht. Sie sehen: Manchmal ist es hilf­reich, keine Ahnung zu haben, wenn man etwas errei­chen will.«

Michael Bukowski


Hausmitteilungen wandern ab in den Shop

Mehr und mehr Hausmitteilungen, die hier im Fontblog unter der Rubrik In eigener Sache laufen, werden in Zukunft nur noch auf der Aktuell-Seite von font​shop​.com erscheinen. Das macht Fontblog etwas »werbe­freier« (ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen). Auch die Aktuell-Seite ist ein Blog, direkt zu errei­chen unter font​shopde​.word​press​.com, es kann also sowohl kommen­tiert als auch die RSS-Benachrichtigung abon­niert werden. Sollte es uner­war­tete Hausmitteilungen geben, die von brei­terem Interesse sind (zum Beispiel eine Azuro mit 4 Schnitten, die es 4 Wochen lang fast geschenkt gab), werde ich diese hier immer noch mal erwähnen – aber nur kurz.


Safari: bald lückenlose WOFF-Unterstützung

Mit dem Verkaufsstart des neuen Macintosh-Betriebssystems OS X Lion im kommenden Monat und der Einführung des mobilen Betriebssystems iOS 5 im Herbst wird Apples Safari-Browser erst­mals auf allen Plattformen die glei­chen Kernfunktionen bieten, zum Beispiel Tabbed Browsing, Leseansicht (»Reader«), HTML-Silbentrennung und vieles mehr. Besonders erfreu­lich für die typo­gra­fisch anspruchs­vollen Webdesigner: Safari wird dann auch das Web Open Font Format (WOFF) unter­stützen, und .woff-Fonts – ohne Typekit-Unterstützung – sowohl beim Surfen am Schreibtisch als auch unterwegs.

Ich habe mir gestern mal die drei Entwicklerversionen von Safari geladen und dies über­prüft … und siehe da: Es funk­tio­niert. Die obige Abbildung (ein Klick zum Vergrößern) zeigt Screenshots der Website www​.font​font​.com am Mac (oben), auf dem iPad (links) und auf dem iPhone (rechts). In allen drei Fällen ist die Schrift FF Dagny Web zu sehen (.woff-Format). Wir wählen für diese Tests gerne die FontFont-Website, weil sie ohne Typekit gebaut ist.