Ecke mit Weitblick: offizielles Fußball-WM-Poster
Die 6. FIFA Frauen-WM wirft inzwischen auch in deutschen Straßen ihre Schatten voraus. Vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2011 findet die Fußball-Weltmeisterschaft in 9 Stadien unseres Landes statt, wobei unsere Nationalspielerinnen ihren Titel von 2007 verteidigen möchten. Das Eröffnungsspiel Deutschland-Kanada wird am Sonntag in einer Woche um 18:00 Uhr im Berliner Olympiastadion angepfiffen. Werbeposter für dieses Ereignis zieren seit wenigen Tagen die Säulen und Plakatfächen der Hauptstadt.
Unter dem Arbeitstitel »Ecke mit Weitblick« hat das Designbüro Fuenfwerken das hier gezeigte offizielle Poster für die Eröffnung konzipiert und produziert. Die Aufgabe war, Deutschland als perfektes Gastgeberland und die unverwechselbare Hauptstadt zu repräsentieren. Zu diesem Zweck reichte Fuenfwerken mehrere Entwürfe ein, die verschiedene berühmte Berliner Symbole wie das Brandenburger Tor oder den Fernsehturm aufgriffen. Die Entscheidung fiel auf das Motiv »Ecke mit Weitblick«. Es zeigt das Berlin-Wahrzeichen schlechthin, den Bären, allerdings nicht als Staffage, sondern als Akteur auf dem Rasen.
In einer Stellungnahme von Fuenfwerken heißt es es zu diesem Motiv: »Klar, reduziert und prägnant kombiniert das Bär-Spielerin-Motiv in der Anmutung der typischen Spielfeldmarkierungen die drei Kernelemente der Botschaft: Fussball, Frauen und Berlin. Als Fotokulisse diente der Trainingsplatz von Hertha BSC am Olympiastadion; den typografischen Beitrag lieferte die FIFA mit ihrer offiziellen Schrift.«
Neben dem Plakatdesign, das auch auf Postkarten oder Berliner Stadtbussen auf das sportliche Großereignis aufmerksam macht, entwarf und gestaltete Fuenfwerken ebenfalls das in verschiedenen Medien genutzte Composite Logo – die Verbindung der be-Berlin-Wortmarke mit dem FIFA-Logo. Fuenfwerken entwickelte bereits das Corporate Design der internationalen Hauptstadt-Marketingkampagne be Berlin und begleitet seither den entsprechenden Auftritt des Senats (vgl. Fontblog-Beitrag vom 11. 3. 2008: Sei Stadt, sei Wandel, sei Berlin …).
31 Kommentare
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Johannes Henseler
schrecklich, ganz schecklich.
der Bär hält die Frau mit der geste „halt, stopp, bitte nicht. Kein Fußballspielen auf dem Rasen“ vom Anstoß ab.
schade. Von der elendlichen Rasenmarkierungsmetapher mal abgesehen.
Sebastian Gruber
Für mich ist das undeutlich grün-weißes Farbgekleckse ohne erkennbaren Text, dessen zumindest vorhandene Eintönigkeit noch dazu unangenehm bunte Schweinebäuche rechts unten stören. *polemisier*
anderer tom
Selbst ein Lippenstift auf dem Rasen wäre origineller gewesen.
Ben
Teile die Meinung von Johannes. Der Bär schaut so aus, als würde er den anstehenden Anstoß der Fußballerin abwehren wollen.
Leider leidet auch die Lesbarkeit. Das sieht man besonders bei der Leuchtreklame.
Rolf
Es muss ja nicht immer originell oder etwas Neues sein. Frau, Bär, Rasen, das sind naheliegende Motive und ja auch zu verwenden. Einzig das handwerkliche sollte dann zumindest stimmen.
Es gibt im wesentlichen drei Elemente:
Text, Grafik und Fifa-Logo
Alle Elemente sind auf ihre Art gleichwertig in der Betrachtung und bieten dem Leser kaum eine sinnvolle Blickführung. Was der Text mit seiner Position (oben rechts) und Fläche hat, hat die Grafik mit Platzierung und Größe und das Logo mit seiner Farbigkeit. Drei Elemente, drei gleich wichtige Erscheiung – keine Hierachie. Da konnte sich jemand nicht dazu durchringen, etwas auf- bzw. abzuwerten.
Der Text ist typografische Monotonie. Schon ohne die gestörte Lesbarkeit durch den Rasen vergeht die Lust zum Lesen, weil es keine typografische Lösung, sondern eine Platz nutzende Notwendigkeit wurde, den Text so zu stellen.
Zu „Frau“ und „Bär“ kann ich mich nur den Vorkommentaren anschließen. Falsche Aussage!
Das Logo ist zu kleinteilig und farbig. Es wirkt als zusätzlicher Bremsklotz und zieht meines erachtens den Blick ziemlich schnell auf sich.
Allen in allem eine nicht sehr ausgereifte Umsetzung.
Felix
Es ist noch viel schlimmer. Es sieht nämlich so aus, als würde die gute Lady den Schuss direkt in die Kronjuwelen des Bären schicken wollen – mit Vollspann! Da würde ich die Hände auch abwehrend entgegen halten. Mindestens.
Vroni
Ausführung der „Ecke“:
Gegenspieler dürfen nicht näher als ca. 9 Meter an der Ecke sein.
indra
Ach. Da gab es doch einen groß angelegten Wettbewerb zu. Waren die Ergebnisse alle nix?
Jürgen Siebert
Nee, … ähem doch … also die waren fast alle nix: Poster der FIFA Frauen-WM 2011
robertmichael
find ich ’ne interessante methode, erst einen wettbewerb ausrufen und dann einen fallrückzieher machen. https://www.fontblog.de/poster-wettbewerb-zur-fifa-frauen-wm-2011
ich hoffe nur die gewinnsumme wurde auch gezahlt. was ich auch nicht verstehe wieso sind diese plakate: https://www.fontblog.de/poster-wettbewerb-zur-fifa-frauen-wm-2011 nicht unter dem link von jürgen (9) zu finden?
und hier http://de.fifa.com/womensworldcup/organisation/posters/index.html wird behauptet:
hä? wieso wird jetzt nochmal Fuenfwerken beauftragt? hat die FIFA zuviel geld?
romeoindia
@Rolf: wer die Ausschreibung liest und die übrigen Einsendungen ansieht, merkt, dass alle Komponenten außer dem Motiv selbst (Headline, Logos, Typografie und Font) exakt so festgelegt sind durch die FIFA und da kein »Spielraum« ist.
ungeruehrt
Sehr nett. Ein Bär, der eine Fußballerin davon abhält, ihn per Schuss unfruchtbar zu machen in einer dem Renommee im Verhältnis zum Männerfussball passenden Größe abgebildet.
Das was man am schlechtesten und erst nach etlichen umdachten Ecken sieht, ist das Auge, also die eigentliche Botschaft.
Besser gehts kaum noch.
Sebastian Gruber
OK, mit solchen Knebelvorgaben kann man der Agentur eigentlich nur Beileid aussprechen und auf wenigstens humoristische Ergebnisse bei clientsfromhell.net hoffen.
Raju
Die Dame hat ja nur einen Arm ??
S.Presso
Ist das jetzt ein ironischer Kommentar zum Plakat – oder sind einfach nur die falschen Bilder in den Text geraten?
Den in den Rasen gestanzten tapsigen Bär als Akteur zu bezeichnen, dass nenne ich mal dezenten Humor. Auch wäre das Motiv nicht weniger dynamisch, wenn man den Bären einfach durch die Silhouette des Fernsehturmes ersetzen würde …
Tappsi
angedeutete grüne schamhaar-region = bär,rasen & frauen XD
auch wenn die vorgaben sehr einschränkend gewesen sein müssen, als kreative menschen ist es unsere aufgabe, unsere herausforderung, daraus etwas neues zu machen, denn sonst wäre es nicht kreativ (soviel schonmal @5. rolf)
diese plakatgestaltung jedoch ist so gähnend langweilig und nicht im mindesten ein hingucker, da hätte man sich die arbeit ruhig sparen können.
sicher resultiert der vorgabenwahn daraus, mögliches klischeedenken abzuwenden und alles politisch korrekt und alice-schwarzer-konform zu halten… aber klischees sind enorm wichtig für gestaltung, besonders für plakate, denn nur wenn man im bild von der norm abweicht und gewohnte dinge nuartig verbindet, schafft man aufmerksamkeit, eine lern- und merktätigkeit beim rezipienten, und nicht indem mam einfach ein paar symbole höchst verwirrend in ein bildchen einmontiert..
soviel dazu, euer tappsi
dirk uhlenbrock
Ach du heiliger strohsack – die ergebnisse des wettbewerbs zeichnen ein bezeichnendes bild wie frauen und in diesem fall ihr fußballspiel gesehen werden: außer bunten wimpern, kußmund oder grünes schaumbad fällt nicht mehr dazu ein?
da ist das berlin-beispiel ja noch eher erfrischend zu sehen, da es nicht aus dem klischee-topf mit der aufschrift „weibchen“ gepinselt wurde…
Dave
Ja … OMG!
Da merkt man, dass sich Gestalter sehr wenig mit der „Geschichte” zu einem Auftrag beschäftigen. Gestern Nacht lief z.B. eine tolle Dokumentation im NDR. Solche Hintergrundinformationen lassen einem gleich ganz andere Ideen als „Lippenstift und Kussmund (etc.)” in den Kopf kommen.
Der verbotene Kick: Frauen und Fußball in Deutschland
Die Doku läuft Montag auch noch mal im WDR:
Montag, 20. Juni 2011, WDR-do 22.45 – 23.30 Uhr, WDR Fernsehen
Rolf
@ romeoindia
In der Tat!
Jo
Wurde sich im Fontblog eigentlich schon der Namensgestaltung auf der Rückseite der Damentrickots gewidmet? Denn die halte ich für die wahre Zumutung, für unsere Nationalladies wie für die Zuschauer.
Ben
Schade, dass die FIFA bezüglich Typografie wohl starke Richtlinien hatte. Vielleicht hätte ja ein Alternativvorschlag (»so gehts besser«) gut getan. Aber vielleicht wurde das ja auch gemacht. Kann man den Beteiligten wohl nicht unterstellen, den Versuch unterlassen zu haben. Schade das es so viel Richtlinien zu so einem »sportlichen« Projekt gab/gibt.
Vroni
Achja, dass Frauenfussball immer noch nicht besonders wertgeschätzt ist, ist am einfallslosen Merchandising abzulesen:
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,768858,00.html
Meint der Spiegel. Kann sein, dass er Recht hat
robertmichael
@ jo, hast du bilder davon?
Jo
Boah, hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde, ein Foto von der Trikotrückseite im Netz aufzutreiben. Bei der FIFA bin ich dann fündig geworden.
Arne
Ach du meine Güte, diese »Ponyhof-Typo« ist einfach nur albern – aber ich fürchte, das ist kein Zufall. Den Jungs hätte der DFB diesen Mist auf den Trikots der Nationalmannschaft never ever zugemutet, warum aber den Mädels? Weshalb überhaupt unterschiedliche Trikots?
Ich werde irgendwie das Bild von altdeutschen, mal links-, meist rechts-, aber immer wichtigpopichtig entscheidungstragenden Funktionären nicht los, deren größte Sorge das Verblassen des Wunders von Bern ist.
Es wäre schön, im Nachklang dieser WM erleben zu können, dass sich der DFB für Frauen auch auf der Entscheidungsebene öffnet, um sich – dann etwas testosteronentlastet – wenigstens schon mal mental in Richtung Gegenwart entwickeln zu können.
Guenther
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass die Figur des Bären so wie sie zu sehen ist nicht wirklich umsetzbar ist. Das Ganze soll aussehen als wäre es wie dier übrigen Markierungen auch auf den Rasen gesprüht, allerdings liesse sich so das dunkle Auge des Bären nicht realisieren, da es mit keinem Steg nach Außen hin verbunden ist.
Wenn ich mir schon Stilmittel aus anderen Disziplinen (Street Art, Graffiti) borge, dann sollte ich auch sicherstellen, dass ich weiß was ich tue.
Webdesign Leipzig
Die Silhouetten hätten meiner Meinung nach kaum unglücklicher arrangiert werden können. Mit unfreiwilliger aber sofortiger Kommik musste ich daran denken wo wohl der Ball den Bär sogleich trifft. Oder ist es eine Bärin ? :-)
robertmichael
@ günther, der bär und die spielerfrau scheitern doch schon an den details, wie soll man sowas in der größe auf den rasen bringen? zumal die linien ja grob gemalt werden und nicht mit schablone gesprüht. dieses detail stört mich eigentlich am meisten an dem entwurf, ich würde mir nicht wagen so einen halbgare idee meinen kunden anzubieten.
@jo, danke. sieht ja wirklich schrecklich aus und erinnert an comic sans.
Kim
Das Motiv wirkt viel zu überladen. Ebenso ist die Kombination aus dem Bären, der Frau und dem gekreideten Punkt der Eckpfahne viel zu “krass” in ihren Gegensätzen. Die Frau will „kicken“ und die Gestik des Bären sagt „Stop!“ Es ist einfach unstimmig!
Wenn man das Motiv genauer betrachtet macht es sogar den Anschein, das die Frau und der Bär eine ganz andere Perskeptive haben als der dahinter liegende Rasen oder kommt nur mir das so vor?!
Naja, nichtsdestotrotz… Das Motiv kommt dem Stellenwert der Frauen WM schon verdächtig nahe! :D
Gaja Gamini
Also: Mir gefällt’s.
Cristian
Der Auftraggeber für die Composite Logos und Poster war nicht die FIFA. Jeder Austragungsort hatte die Möglichkeit, ein Logo und Poster entwerfen zu lassen unter berücksichtigung der FIFA CI/CD. D.h. jeder Austragungsort konnte eine beliebige Agentur beauftragen. Die Logos und Poster mussten von der FIFA freigegeben werden.