Fontblog Artikel im April 2009

Weimar feiert 90 Jahre Bauhaus

Mit einem Festumzug einer Reihe von Veranstaltungen erin­nerte Weimar in den kommenden Tagen an die Gründung des Bauhauses vor 90 Jahren. Die Ausstellung »Das Bauhaus kommt aus Weimar« doku­men­tiert bis zum 5. Juli mit fast 1200 Exponaten die Frühphase der künst­le­ri­schen Reformschule. Zu sehen sind allein 79 Werke von Paul Klee, 34 Gemälde und Zeichnungen von Lyonel Feininger sowie 31 Arbeiten von Wassily Kandinsky, die als Meister am Bauhaus arbei­teten und unterrichteten.

Im provi­so­ri­schen Bauhaus-Museum am Theaterplatz gibt ein begeh­bares Comic-Panorama einen Überblick über die Schule von 1919 bis 1925 und das Umfeld ihrer Gründung. Die Ausstellung im Neuen Museum thema­ti­siert die Werkstätten, das »Leben am Bauhaus« und die Gründungsgeschichte der Schule. Zu sehen sind u. a. Arbeiten aus den Werkstätten Keramik, Metall, Textil, Tischlerei, Bildhauerei, Weberei, Druckerei, Wandmalerei und Buchbinderei.

Als Lead-Agentur des Veranstalters, der Klassik Stiftung Weimar, wurde das Büro Goldwiege der Fontblog-Leser Markus Goldammer und Philipp Wiegandt mit den gestal­te­ri­schen Arbeiten zur Ausstellung betraut. Neben dem orange-blauen Corporate Design der Ausstellung fallen zur Zeit die riesigen Texthecken mit Gropius-Zitaten ins Auge (Design: Meyer Voggenreiter, Köln), die vor den betei­ligten Museen aufge­baut sind. Die Zitate –  gesetzt aus ca. 30 Zentimeter hohen FF-Kievit-Lettern –  markieren den jewei­ligen Ort als Teil der Schau und gehen inhalt­lich auf seinen Schwerpunkt ein.

(Fotos: Goldwiege)


Wie das Logo für die Typecon 2009 entstand

Die TypeCon ist eine jähr­liche Typografie-Konferenz in den USA, die an wech­selnden Orten statt­findet. Vom 14. bis 19. Juli 2009 veran­staltet sie die Society of Typographic Aficionados (SOTA) zum 6. Mal statt, in Atlanta, unter dem Motto Rhythm.

Für den Entwurf eines Logos verpflich­tete die SOTA das New Yorker Designbüro Under Consideration, das sind Armin Vit und die in Mexiko gebo­rene Bryony Gomez-Palacio. Auf ihrer Website haben sie den Weg vom ersten Entwurf bis zum fertigen Logo beschrieben und in 15 Schritten doku­men­tiert. Sehenswert.


NIVEA-Großoffensive mit Jogi und Flagship-Store

Der Hamburger Kosmetikkonzern Beiersdorf hat am Mittwoch in Berlin am Boulevard Unter den Linden sein drittes Nivea-Haus eröffnet. Nach den 2006 und 2008 einge­weihten Häusern in Hamburg und Dubai ist es das welt­weit dritte Nivea-Haus. Auf über 500 Quadratmetern wird mittels Café, Produktpräsentationen und kosme­ti­sche Kurzanwendungen der »Dialog mit dem Verbraucher im direkten Markenumfeld gestärkt«.

Parallel zur Hauptstadtrepräsentanz startet Nivea eine Serie von Werbespots, in denen der Fußball-Nationaltrainer Joachim Löw unter der Regie von Detlev Buck seinen Spielern Nahkampftipps gibt. Die Clips laufen unter dem Motto Jogi coacht die Männer. Während sich auf einem Präsentationsbildschirm ein Pärchen küsst, gibt Kosmetikcoach Jogi zum Beispiel folgende stra­te­gi­schen Anweisungen: »So ist’s richtig, kompakt stehen, Lücken schließen. Eng, ganz eng am Gegner. Nicht nach­lassen. Und wenn der Gegner in die Dusche ausweicht, was mache mer dann? ….(Schweigen) Da gehn mer mit!«

Es hätte so schön sein können, doch leider gehen einige der Texte einem Denkfehler auf den Leim. Ein Liebhaber betrachtet eine attrak­tive Frau viel­leicht als Opfer, aber doch nicht als Gegner. Ein Gegner wäre für mich eine Nebenbuhler. (Fotos: Niveau, via PAGE)


Wie Design die Zeitung rettet (und nicht nur die)

Der polni­sche Designer Jacek Utko erklärt in nur 6 Minuten ameri­ka­ni­schen Kollegen, wie er drei osteu­ro­päi­schen Zeitungen zu »the world’s best desi­gned news­pa­pers« gemacht hat und deren Auflage daraufhin um bis zu 100 % stieg. Sein Fazit: »Give power to desi­gners! Ich lebe in einem kleinen, armen Land. Ich arbeitet für einen kleinen Verlag, in einer lang­wei­ligen Branche, die kein Geld hat und zu wenig Leute, und trotzdem versuche ich meine Arbeit auf dem best­mög­li­chen Niveau zu erle­digen. Jeder kann das. Du brauchst nur Inspiration, Zielstrebigkeit und Ausdauer. Denn: Nur gut sein reicht nicht.« Danke an Juli Gudehus für den Tipp.


Die Kunst des Stempelschneidens

Daniel Janssen lädt alle Fontblog-Leser im Raum Hamburg zu seinem Vortrag über die Technik des Stempelschneidens ein, am 11. 5. um 16.30 im Museum der Arbeit. Er schreibt mir: »Die Imprimerie Nationale pflegt in Theorie und Praxis die Geschichte des Buchdrucks vom 16. Jahrhundert bis heute. Sie bewahrt die Technik des Stempelschneidens und des Letterngusses und gibt sie von Generation zu Generation weiter. Die welt­weit einzig­ar­tige Sammlung enthält das Schriftstempel-Kabinett mit Tausenden von euro­päi­schen und fern­öst­li­chen Lettern, aktiven Werkstätten – Gravur-, Buchdruck-, Lithografie- und Kupferstichwerkstatt sowie Gießerei und Buchbinderei – eine Bibliothek mit mehr als 30.000 Werken und die Archive der Staatsdruckerei.«

»Die Kunst des Stempelschneidens –
Die fran­zö­si­sche Staatsdruckerei ›Imprimerie Nationale‹ in Paris
«
Ein Vortrag von Daniel Janssen, am 11.5.2009, 16.30 Uhr im Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg.


Prima Typografiewettbewerb

heimatdesign 5Gestern erhielt ich eine E-Mail der MagazinShopAgentur Heimatdesign mit infor­ma­tionen über einen haus­ei­genen Typografiewettbewerb und der Bitte um Veröffentlichung. »Gesucht wird jeweils eine Schrift für Überschriften (Headline), Vorspann (Lead/Caption) und Fließtext. Die TeilnehmerInnen können sowohl für nur einen dieser Teilbereiche eine Schrift einrei­chen als auch Beiträge zu allen drei Einsatzzwecken einsenden. Beteiligen können sich Profi-GrafikerInnen und StudentInnen entspre­chender Studiengänge; in jedem Fall müssen sie aus Nordrhein-Westfalen kommen.«

Und weiter im Text: »Mit den Gewinnerschriften wird die kommende Ausgabe von Heimatdesign (Juli 2009) komplett gestaltet, die GewinnerInnen werden außerdem mit einem Kurzporträt im Heft vorge­stellt, zusätz­lich winkt ein Buchgutschein für Werke aus dem Verlag Hermann Schmidt im Wert von insge­samt 150 Euro. Der Wettbewerb beginnt im März. Abgabefrist: 02. 05. 2009.«

Die Webseite zum Wettbewerb wird noch etwas deut­li­cher: »Alle Schriften sollten möglichst gut ausge­baut zur Verfügung stehen (inklu­sive Ziffern, Umlaute, Satzzeichen, gängige Sonderzeichen). … Voraussetzung ist, dass Sie die Schrift(en) jeweils selbst entworfen haben, die Nutzungsrechte an der/den Schrift/en besitzen und Ihre Schrift/en im Gewinnfall für die Verwendung in der kommenden Heimatdesign-Ausgabe kostenlos zur Verfügung stellen werden.« (Hervorhebung durch Fontblog).


FF Dingbats 2.0: Premiere plus kostenloser Sample-Font

Wollten Designer vor 16 Jahren einen Text mit Symbolen aufpeppen, kamen sie an einer Schrift nicht vorbei: Zapf Dingbats – als Systemfont auf Macs und PCs (noch heute) vorin­stal­liert. Allerdings waren die 1979 entwor­fenen Zapf-Symbole schon in den 90er Jahren nicht mehr zeitgemäß.

Nach der Veröffentlichung der aus Schutz- und Warnzeichen bestehenden FF Care Pack schien dem FontFont-Marketing [damals in den Händen von einem gewissen Jürgen Siebert] der Hamburger Designer Johannes Erler genau der Richtige für die Gestaltung einer modernen Alternative zum Platzhirschen zu sein. Die Anforderungen waren klar: die neue Schrift sollte umfang­rei­cher ausge­stattet sein – z. B. mit den Symbolen für neue Kommunikationsmittel – und eine homo­gene, zeit­ge­mäße Formensprache aufweisen.

Gemeinsam mit Olaf Stein erfüllte Erler das Briefing von FSI FontShop International: FF Dingbats wurde nach ihrer Veröffentlichung 1993 nicht nur ein großer Erfolg sondern auch ein Maßstab für alle danach erschie­nenen Piktogramm-Fonts.

FF Dingbats 2.0
FF Dingbats 2.0: Neues »Look & Feel« für alle Glyphen und fast 50 Prozent mehr Symbole

In der Zwischenzeit hat sich die Welt weiter gedreht. USB-Sticks nehmen heute den Platz von Disketten ein, E-Mails den von Briefen, iPods den von Walkmans und Energiesparlampen lösen gerade die Glühbirne ab. Höchste Zeit, den jüngsten tech­ni­schen Trends gerecht zu werden und die FF-Dingbats-Familie aufzu­fri­schen. Ganz nebenbei hat sich die Font-Technologie weiter entwi­ckelt, so dass sich auch in Sachen Ästhetik und Komfort neue Dimensionen für einen Dingbats-Font ergeben.

Für die Renovierung der FF Dingbats sicherte sich Johannes Erler die Hilfe seines Kollegen Henning Skibbe. Gemeinsam mit FSI über­legten sie, wie eine neue univer­selle Version der Schriftfamilie den gewach­senen Ansprüchen gerecht werden könnte. Veraltete und bezug­lose Symbole sollten wegfallen, Lücken gefüllt, unüber­sicht­liche Strukturen ausge­gli­chen und tech­ni­sche Innovationen berück­sich­tigt werden.

Mit der heute erschei­nenden FF Dingbats 2.0 werden all diese Forderungen umge­setzt, wobei auch von den älteren Zeichen keins unan­ge­tastet blieb. Damit spre­chen alle Symbole eine einheit­liche und zeit­ge­mäße Sprache. Aus ehemals 8 Fonts wurden durch die Aufnahme von rund 50 Prozent neuer Symbole nun 12 Fonts, wobei sich die Namensgebung heute intui­tiver erweist. Im Zeichensatz »Strong Forms« gibt es die gebräuch­lichsten Symbole speziell aufbe­reitet für kleine Schriftgrößen und den Einsatz am Bildschirm.

Für manche Symbole wurde eine OpenType-Funktionen inte­griert, die farbige Binnenräume erlaubt. Hierzu wurden Hintergrundflächen in die Fonts aufge­nommen, die man zunächste hinter­ein­ander in ein OpenType-fähiges Programm tippt, dann einfärbt und anschlie­ßend mit der Funktion Formatvarianten (Formatsatz 1 in Adobe InDesign) über­ein­ander legt. Selbst ohne OpenType-Unterstützung helfen diese Hinterleger weiter, zum Beispiel in Grafikprogrammen, wo man sie frei einfärben und bewegen kann.

FF Dingbats 2.0
FF Dingbats 2.0 – Layer-Funktion: Zuerst Layer auswählen, einfärben und OpenType-Funktion im Anwendungsprogramm akti­vieren [hier »Formatvarianten« in Adobe Illustrator]

Neugierig geworden? Dann schnell den kosten­losen Testfont FF Dingbats 2.0 OT Sampler down­loaden und auspro­bieren. Die Abbildung ganz unten zeigt die enthal­tenen Zeichen, die aus 12 verschie­denen FF-Dingbats-2.0-Fonts entnommen wurden.

Wer sich ausführ­li­cher über FF Dingbats 2.0 infor­mieren möchte, besuche die eigens einge­rich­tete Internetseite FFDingbatsFont​.com [engl.], die unsere Kollegen bei FontShop USA gestaltet haben. Neben der Story hinter FF Dingbats 2.0 sind dort Screencasts, eine Galerie und viele Anwendungstipps zu finden. Der Kauflink am Ende der Site führt zum FontShop USA. Kunden in Deutschland kommen hier in ihren FontShop, wo die Schrift sowohl im TrueType- als auch im OpenType-Format ange­boten wird.

Die (Factor-)Designer selbst widmen ihrer jüngsten Arbeit ein eigenes Monatsheft, das in den nächsten Tagen noch eine Titelseite und weitere Innenseiten erhält. Der aktu­elle Zustand kann aber schon geladen und studiert werden. Die Abbildung ganz oben ist dem Heft entnommen.

FF Dingbats 2.0
Kostenloser FF Dingbats-2.0-Sample-Font: Diese Zeichen plus einige mehr enthält der Beispielfont

Ivo Gabrowitsch


Selbstständige Designer: eine Umfrage

Die wirt­schaft­liche Situation der Designszene ist immer wieder Thema hier im Fontblog. Es gibt nur unzu­rei­chende Statistiken, viele sind nicht mehr aktuell. Und da man aus Vergütungstabellen nicht so gut ablesen kann, wie es selbst­stän­digen Designern nach dem Berufsstart tatsäch­lich geht, hat der lang­jäh­rige Fontblog-Leser Christian Büning eine Umfrage vorbe­reitet, um genau das herauszufinden:

• Hat Dich Deine Ausbildung gut auf die Selbstständigkeit vorbe­reitet oder nicht?
• Hast Du Unterstützung von den Behörden bekommen oder nicht?
• Kannst Du Dich von Deinen Einkünften als Designer ernähren oder nicht?

Die Ergebnisse der Umfrage werden anonym ausge­wertet und im Mai sowohl auf chris​tian​buening​.de als auch beim Bund Deutscher Grafikdesigner veröf­fent­licht; außerdem steht das Umfrageergebnis im Mittelpunkt eines Vortrags, den Christian Büning am 22. April in Münster halten wird. Je größer die Datenbasis, desto rele­vanter wird die Umfrage, also bitte weiter­ver­linken: http://​www​.umfra​ge​on​line​.com/​l​i​v​e​.​p​h​p​?​c​o​d​e​=​3​4​3​8​8​1​2​5​8​8​643. Die Teilnahme dauert etwa zehn Minuten.