FF Dingbats 2.0: Premiere plus kostenloser Sample-Font

Wollten Designer vor 16 Jahren einen Text mit Symbolen aufpeppen, kamen sie an einer Schrift nicht vorbei: Zapf Dingbats – als Systemfont auf Macs und PCs (noch heute) vorin­stal­liert. Allerdings waren die 1979 entwor­fenen Zapf-Symbole schon in den 90er Jahren nicht mehr zeitgemäß.

Nach der Veröffentlichung der aus Schutz- und Warnzeichen bestehenden FF Care Pack schien dem FontFont-Marketing [damals in den Händen von einem gewissen Jürgen Siebert] der Hamburger Designer Johannes Erler genau der Richtige für die Gestaltung einer modernen Alternative zum Platzhirschen zu sein. Die Anforderungen waren klar: die neue Schrift sollte umfang­rei­cher ausge­stattet sein – z. B. mit den Symbolen für neue Kommunikationsmittel – und eine homo­gene, zeit­ge­mäße Formensprache aufweisen.

Gemeinsam mit Olaf Stein erfüllte Erler das Briefing von FSI FontShop International: FF Dingbats wurde nach ihrer Veröffentlichung 1993 nicht nur ein großer Erfolg sondern auch ein Maßstab für alle danach erschie­nenen Piktogramm-Fonts.

FF Dingbats 2.0
FF Dingbats 2.0: Neues »Look & Feel« für alle Glyphen und fast 50 Prozent mehr Symbole

In der Zwischenzeit hat sich die Welt weiter gedreht. USB-Sticks nehmen heute den Platz von Disketten ein, E-Mails den von Briefen, iPods den von Walkmans und Energiesparlampen lösen gerade die Glühbirne ab. Höchste Zeit, den jüngsten tech­ni­schen Trends gerecht zu werden und die FF-Dingbats-Familie aufzu­fri­schen. Ganz nebenbei hat sich die Font-Technologie weiter entwi­ckelt, so dass sich auch in Sachen Ästhetik und Komfort neue Dimensionen für einen Dingbats-Font ergeben.

Für die Renovierung der FF Dingbats sicherte sich Johannes Erler die Hilfe seines Kollegen Henning Skibbe. Gemeinsam mit FSI über­legten sie, wie eine neue univer­selle Version der Schriftfamilie den gewach­senen Ansprüchen gerecht werden könnte. Veraltete und bezug­lose Symbole sollten wegfallen, Lücken gefüllt, unüber­sicht­liche Strukturen ausge­gli­chen und tech­ni­sche Innovationen berück­sich­tigt werden.

Mit der heute erschei­nenden FF Dingbats 2.0 werden all diese Forderungen umge­setzt, wobei auch von den älteren Zeichen keins unan­ge­tastet blieb. Damit spre­chen alle Symbole eine einheit­liche und zeit­ge­mäße Sprache. Aus ehemals 8 Fonts wurden durch die Aufnahme von rund 50 Prozent neuer Symbole nun 12 Fonts, wobei sich die Namensgebung heute intui­tiver erweist. Im Zeichensatz »Strong Forms« gibt es die gebräuch­lichsten Symbole speziell aufbe­reitet für kleine Schriftgrößen und den Einsatz am Bildschirm.

Für manche Symbole wurde eine OpenType-Funktionen inte­griert, die farbige Binnenräume erlaubt. Hierzu wurden Hintergrundflächen in die Fonts aufge­nommen, die man zunächste hinter­ein­ander in ein OpenType-fähiges Programm tippt, dann einfärbt und anschlie­ßend mit der Funktion Formatvarianten (Formatsatz 1 in Adobe InDesign) über­ein­ander legt. Selbst ohne OpenType-Unterstützung helfen diese Hinterleger weiter, zum Beispiel in Grafikprogrammen, wo man sie frei einfärben und bewegen kann.

FF Dingbats 2.0
FF Dingbats 2.0 – Layer-Funktion: Zuerst Layer auswählen, einfärben und OpenType-Funktion im Anwendungsprogramm akti­vieren [hier »Formatvarianten« in Adobe Illustrator]

Neugierig geworden? Dann schnell den kosten­losen Testfont FF Dingbats 2.0 OT Sampler down­loaden und auspro­bieren. Die Abbildung ganz unten zeigt die enthal­tenen Zeichen, die aus 12 verschie­denen FF-Dingbats-2.0-Fonts entnommen wurden.

Wer sich ausführ­li­cher über FF Dingbats 2.0 infor­mieren möchte, besuche die eigens einge­rich­tete Internetseite FFDingbatsFont​.com [engl.], die unsere Kollegen bei FontShop USA gestaltet haben. Neben der Story hinter FF Dingbats 2.0 sind dort Screencasts, eine Galerie und viele Anwendungstipps zu finden. Der Kauflink am Ende der Site führt zum FontShop USA. Kunden in Deutschland kommen hier in ihren FontShop, wo die Schrift sowohl im TrueType- als auch im OpenType-Format ange­boten wird.

Die (Factor-)Designer selbst widmen ihrer jüngsten Arbeit ein eigenes Monatsheft, das in den nächsten Tagen noch eine Titelseite und weitere Innenseiten erhält. Der aktu­elle Zustand kann aber schon geladen und studiert werden. Die Abbildung ganz oben ist dem Heft entnommen.

FF Dingbats 2.0
Kostenloser FF Dingbats-2.0-Sample-Font: Diese Zeichen plus einige mehr enthält der Beispielfont

Ivo Gabrowitsch


22 Kommentare

  1. robertmichael

    cool geworden :) die „strong forms“ sind nur fetter oder gibts da auch in den details unter­schiede? bei tech­nics verstehe ich das zeichen auf der 9 nicht. ein fern­seher mit ’nem pfeil? mein lieb­lings­zei­chen ist der hund aber wo ist die katze?

  2. Jürgen Siebert

    Die »Strong Forms« sind nicht nur kräf­tiger, sondern auch weniger detail­reich (siehe Abbildung unten). Der Fernseher mit Pfeil ist ein Navi.

  3. Nico

    Dann gibt es die alte FF Dingbats doch sicher­lich bald für privat umsonst, oder?

  4. Ivo

    Nein, das ist nicht geplant. Genaugenommen gibt es die alte FF Dingbats ab sofort sogar über­haupt nicht mehr, weil sie eben nicht mehr in die Zeit passen. Das war ja auch der Grund für die umfang­reiche Überarbeitung.

  5. Dav

    ›Die Zeichen der Zeit‹ würd’s wohl recht gut beschreiben. Schön geworden auch, die Überarbeitung. (Vorhin eben auch als Newsletter bekommen.)

  6. Marc

    Zwei Dinge verstehe ich nicht:

    1. Welche Opentype-Funktion genau (aus dem Opentype-Standard, nicht aus den anzei­genden Programmen) gehört denn zu diesen farbigen Hintergründen?

    2. Wofür braucht man eigent­lich Dingbats-Fonts? Warum nicht als Clipart-Bibliothek? Schließlich wird niemand Texte tippen und die Glyphen, die zufällig auf den Codepunkten stehen, anzeigen lassen wollen. Da werden doch immer nur einzelne Glyphen heraus­ge­pickt –> eben­sogut als echte Grafik möglich, dann sogar mit viel besserer Unterstützung von Skalierung etc. pp.

  7. Henning

    @robertmichael: mein lieb­lings­zei­chen ist der hund aber wo ist die katze?

    Ich bin aller­gisch auf Katzen.

  8. robertmichael

    danke für die erklä­rung jürgen, ein navi – na klar! *klatsch*
    @ henning: ich mag ja auch keine katzen mir ging es nur um die gleich­be­rech­ti­gung ;) ok, dann taufe ich den hund jetzt caesar, weil er auf dem C liegt.

  9. Mischa K.

    G R E A T !

  10. Jürgen Siebert

    Welche Opentype-Funktion genau … 

    Die Layer-Automatik wurde über die OT-Funktion Formatvarianten (Adobe Illustrator) bzw. Formatsätze (Adobe InDesign) reali­siert. Mann tippt zunächst die Hinterleger, dann die Kontur mit dem Standardzeichensatz, der sie nach­ein­ander anordnet. Dann werden die getrennten Zeichen einge­färbt, akti­viert und der ›Formatsatz/Formatvariante/Stylistic Set 1« ange­wählt. Diese enthält die glei­chen Zeichen, jedoch mit der Buchstabenbreite Null, so dass alle Glyphen zu einem Zeichen aufeinanderfallen.

    Wofür braucht man eigent­lich Dingbats-Fonts? … 

    Ohh, die Antwort könnte länger werden. Im Vergleich zu frei posi­tio­nier­baren Clipa-art-Grafiken – die von der Art .png, .jpg, .svg, .eps, .tif und andere sein könnten – handelt es sich bei einem Font-Format um ein streng stan­dar­di­siertes, einheit­li­ches und ein für alle Programme (die mit Texten umgehen können) verständ­li­ches Format. Glyphen/Symbole in Fonts verur­sa­chen mini­male Datenmengen, zum Beispiel enthält ein FF-Dingbats-Font im Durchschnitt 70 Grafiken bei nur 30 (!) KB Größe – das ist etwa so viel wie 1 einzige Clip-Art-Datei.

    Nun haben wir zwar alle dicke Festplatten in unseren Rechnern, doch das kompri­mierte Datenformat von Fonts ist vor allem für das Drucken von Vorteil. Stell Dir ein Multiple Choice-Formular mit 30 bis 40 Kästchen, Kreisflächen und Bullets vor … werden die enthal­tenen Grafiken über einen Dingbats-Font einge­baut, druckt die Seite so schnell als bestünde sie aus 100 % Text. Eingebettete Grafiken verzö­gern den Druck um ein Vielfaches, auch am Bildschirm sorgen sie beim Zoomen und Verschieben für Ruckeleien und Refreshs. Diese Zeitverluste mögen für Gelegenheitsdesigner unbe­deu­tend sein, im profes­sio­nellen Betrieb summieren sie sich über eine Woche oder einem Monat zu Stunden.

    Grafiken und Symbole in Dingbats-Fonts haben die ange­nehme Eigenschaft, dass sie sich mit dem Text veran­kern. Das mag in wenigen Fällen gar nicht gewünscht sein, bei der typo­gra­fi­schen Gestaltung mit Symbolen ist dies jedoch von enormem Vorzug. Egal was ich anstelle – ein gene­reller Farbwechsel für alle Texte, eine Schriftgrößenänderung, eine Verschiebung, ein Umbruch – grafi­sche Dingbats-Elemente sitzen mit den sie umge­benen Buchstaben stets in einem Boot.

    Du schreibst, dass beim Tippen der Symbole diese zufällig auf der Grundlinie stehen … wenn ich Dich richtig verstanden habe. Gute Textverarbeitungen erlauben es, dem Symbol eine indi­vi­du­elle Größe, ein Baseline-Shift, eine Farbe und ähnli­ches anzutun, mis das Zeichen richtig sitzt – sagen wir mal ein Ankreuzkästchen. Ist dieser Einrichtungsprozess einmal durch­ge­führt, lässt er sich das Ergebnis als Stilvorlage ablegen und auf alle weiteren Kästchen anwenden (Vorteil Nº 1 gegen­über frei plat­zier­bare Grafiken). Stelle ich beim Betrachten der fertigen Seite fest, dass mir einer der Kästchen-Parameter doch nicht gefällt, ändere ich die Stilvorlage und alle 20 Kästchen ändern sich daraufhin gemäß der neuen Einstellung (Vorteil Nº 1 gegen­über frei plat­zier­bare Grafiken).

    Wenn Du Dir das im Artikel erwähnte Heftchen von Factor-Design lädst, werden Dir darin jede Menge raffi­nierter Muster auffallen, die mit FF Dingbats 2.0 gesetzt wurden. Muster aus Fonts zu setzen – anstatt aus einem Clip-srt-Element – ist so ziem­lich das Raffinierteste, was man tun kann. Die Parameter Zeilanabstand, Tracking (Buchstabenabstand verän­dern), Buchstabenwechsel, Baseline-Shift und Textgröße werden hier zu Stellschrauben, die einem Muster schier unend­liche Varianten offerieren.

    Es gibt sicher noch viele weitere Vorzüge … viel­leicht wissen einige Leser aus der Praxis zu berichten.

  11. Felix

    Ich denke aller­dings, dass ein ernst­hafter Designer sich solche Symbole bei Bedarf selbst entwirft.
    Das wär ja sonst wie wenn man einen Logo-font entwerfen würde,
    das wär ja auch uuuun­ge­heuer praktisch… ;)

  12. Jürgen

    Das Erstellen von Logo-Fonts gehört zu den häufigsten Aufträgen im Bereich Corporate Font von FontShop. Es gelten die in Kommentar 10 erwähnten Vorzüge, plus ein halbes Dutzend weiterer (diese Zahl ist nicht übertrieben).

  13. Heinrich

    ein ernst­hafter desi­gner entwi­ckelt auch seine fonts selbst! (ironie)
    bei einer kata­log­pro­duk­tion sind ding­bats­fonts sehr prak­tisch, man muss nicht alles selbst entwerfen und man hat nicht immer die zeit/geld dafür.

    gute arbeit!

  14. Oliver Adam

    Super Font! Ich muss aber aufs Schärfste robert­mi­chael wider­spre­chen: Ich *liebe* Katzen ;-) . FontShop übri­gens auch.

    Also: Wo ist die Katze? :-)))

  15. Martin H. (Grafiker)

    Dingbats-Fonts haben durchaus ihre Vorteile, aber sie decken natür­lich nicht alle Erfordernisse ab. Daher kommt es schon öfters vor, dass ich mir ein Symbol aus einem Dingbats-Fonts in eine Kontur umwan­deln lasse und diese dann nach meinen Wünschen modifiziere.

  16. Jürgen

    Na klar Martin, so mache ich das auch manchmal mit Buchstaben … zum Beispiel solche in einem Logo, das sich aus mehreren Schriftarten zusam­men­setzt und sicher (zum Druck oder Import) trans­por­tiert werden soll.

  17. HD Schellnack

    Gibt es eigent­lich einen Upgrade-Preis von der normalen Dingbats? Ansonsten sehr feine Arbeit von Factor, wie immer.

  18. HD Schellnack

    Wobei ich sagen muss, ich mag die Sachen in farblos eigent­lich mehr – die Farben nehmen das redu­zierte raus. Dennoch, schöner tech­ni­scher Gag.

  19. Jürgen

    Nichts gegen Katzen … Glücklicherweise fallen sie uns weit weniger unan­ge­nehm auf als Hunde, deren Halter und deren Exkremente. Vielleicht gehören Katzen schon aus diesem Grund nicht in das Repertoire eines Piktogramm-Fonts. Ein ›Katzen-Verboten‹-Schild ist mir jeden­falls bisher nicht zu Augen gekommen.

  20. Jürgen

    Update-Preis: Es gibt kein Update-Preis, weil es keine zwin­genden Grund für ein Update gibt. Die »alten« FF Dingbats funk­tio­nieren weiterhin einwand­frei auf allen Betriebssystemen.

  21. HD Schellnack

    Das ist mal schade. Auch so Sachen wie ein PS-to-OTF-Upgrade wären doch sowieso nett.
    Wobei 205 Euro ja durchaus auch okay ist. Aber half­price für bestehende User wäre eben ein gutes Marketing-Signal und zeigt, dass Fontshop-User die von ster­benden Plattformenzu OTF wech­seln, nicht bestraft werden :-D.

  22. ole

    @ Jürgen

    … als Hundehalter fühle ich mich diskri­mi­niert. Ich falle eigent­lich nie unan­ge­nehm auf und meine Exkremente auch nicht …

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