Ein Wort zu David Carson
Hätte nie gedacht, dass ich mal David Carson verteidigen muss. Nee, mach’ ich gar nicht … und er braucht es sowieso nicht. Ich verteidige das TYPO-Programm und kritisiere Pantoffelkino-Erwartungshaltungen. Kommentare bitte dort …
Foto © Alexander Blumhoff
Krönender Abschluss der TYPO 2010
Ich habe gerade im TYPOblog ausführlich einen legendären Konferenzauftritt vom Samstagabend dokumentiert, der viele Menschen berührt hat. Die gemeinsame Präsentation des Mannheimer Studenten Julian Zimmermann und des afrikanischen Königs Céphas Bansah auf der großen Bühne des Haus der Kulturen der Welt vereinte in 60 Minuten alles, was die Besucher der FontShop-Konferenz seit 16 Jahren schätzen: gutes Design, Persönlichkeit, Humor, Offenheit, Internationalität und Horizonterweiterung.
Schon lange wurde gefordert, einmal Auftraggeber und Designer gemeinsam ein Projekt vorstellen zu lassen. Dies ist nun geschehen, unter exotischen Voraussetzungen, die uns einen großartigen Auftritt bescherten: eine neue visuelle Identität für einen König, entwickelt von einem Studenten. Das Ergebnis und die Präsentation lagen auf hohem professionellem Niveau … gepaart mit einer Natürlichkeit, die vielen Besuchern Tränen der Rührung abverlangte. Stehende Ovationen waren das Dankeschön für Julian Zimmermann und König Bansah.
(Abbildung oben: König Céphas Bansah und Julian Zimmermann überreichen TYPO-Programmdirektor Jürgen Siebert die erste, nach dem neuen Gestaltungsrichtlinien hergestellte Urkunde seiner Majestät; Foto © Thorsten Wulff)
Die Twitter-Stars als astronomische Karte [Update]
Auf der 15. internationalen FontShop-Konferenz TYPO Berlin stellte der Information-Architects-Gründer Oliver Reichenstein vor 2 Tagen die Betaversion der neusten Web Trend Map vor. Basis der Posterserie sind Netz-Statistiken, mit denen die japanischen iA-Infografiker vertraute Kartenmuster erstellen, zum Beispiel einen Stadtplan. Fontblog berichtete mehrfach über ihre Arbeit, zum Beispiel in Web Trend Map 4.0: Proud to be ein Umsteigebahnhof und Der Internet-Fahrplan wird interaktiv.
Die fünfte Web Trend Map mit dem Titel »Cosmic 140« basiert nicht mehr auf U-Bahn-Linien und dem Traffic von Webseiten, sondern bildet die 140 einflussreichsten Twitterer weltweit ab. Dargestellt sind sie in Form einer Sternenkarte, sortiert nach Name, Kategorie, Einfluss, Größe der Gefolgschaft und Aktivität. Ebenfalls enthalten ist der Beginn ihrer Aktivität einschließlich des ersten Tweets im kompletten Wortlaut. Oliver Reichenstein erzählte mir dazu: »Den ersten Beitrag mussten wir uns bei Twitter besorgen, denn das öffentlich zugängliche Archiv wird nach 3000 Tweets abgeschnitten. Die haben sofort mitgemacht und fanden unsere Idee ›affengeil‹.«
Es dauerte einige Wochen, bis die Karte den augenblicklichen Beta-Zustand erreicht hatte. Es mussten viele hundert Daten recherchiert, verarbeitet und formatiert werden. Aus diesem Grund bitten die Information Architects auch die Fontblog-Leser darum, die Kunde der Karte weiterzutragen, damit die deutschen Top-Twitterer ihre Angaben auf Richtigkeit überprüfen können. Erik Spiekermann hat das bereits auf der TYPO-Konferenz getan, gemeinsam mit Reichenstein direkt am Bildschirm. Fehlermeldungen per Twitter an twitter.com/iA.
Wenn die endgültige Version der Karte freigegeben ist, kann sie bei iA über diese Seite als A0-Poster bestellt werden ($99; Auflage 1000 Exemplare); Vorbestellung ist schon möglich, geplante Auslieferung in 2 Wochen. Schon jetzt liegt auf der gleichen Seite ein PDF der Beta-Version zum Download bereit für alle, die sich den Twitter-Starschnitt detailliert anschauen und selbst ausdrucken wollen.
[Update] iA just added a slow shipping option ($66.-) for the Cosmic 140, so students can get a poster, too: informationarchitects.jp/c140
TYPO Berlin 2010: Impression
The traditional film at the end of the conference 2010.
Erste Designmesse in Berlin Tempelhof
Das DMY International Design Festival (9. – 13. Juni) verlegt seinen Standort ab
diesem Jahr in den Flughafen Berlin Tempelhof. Über 400 professionelle Designer, Firmen sowie Hochschulen werden neue Produkte und zukunftsweisende Prototypen in den großflächigen Hangarn des ehemaligen Flughafens präsentieren. Ergänzend zur Ausstellung findet ein breites Rahmenprogramm aus Workshops, Open Talks, Designer Lectures, Symposien, die DMY Award-Verleihung, Pecha Kucha und Visual Performances statt.
DMY verfolgt mit dem Ortswechsel eine Langzeitstrategie, um ein neues Format,
jenseits der traditionellen Messen zu entwickeln. »Ziel ist es, in diesem Jahr den Auftakt für ein selektiertes Trade-Format zu schaffen, das auf den Bedarf an neuen,
zeitgenössischen Formaten jenseits der traditionellen Messen reagiert« Joerg Suermann, Geschäftsführer und Gründer von DMY Berlin.
Das in diesem Jahr neu vorgestellte Segment des Maker Lab gibt dabei Einblicke in individuelle Produktionskonzepte, Grass roots und Open Source Strategien, die neue Wege der Gestaltung, Produktion und des Handels aufzeigen.
DMY hat sich in den letzten drei Jahren bereits zum größten Festival für Produktdesign in Deutschland entwickelt. »Mit dem Flughafen haben wir endlich einen Ort gefunden, der uns die Möglichkeit gibt, neue Segmente zu schaffen und die Hochschulen als innovative Forschungszentren mit selektierten Tradeausstellern zu verbinden.«
Abmahnung wegen gleicher Logo-Schrift
So etwas ist mir in meiner bald 30-jährigen Berufslaufbahn im Kommunikationsdesign noch nicht begegnet: Eine ostwestfälische Radiokette mahnt ein Studentenradio ab, weil dieses in seinem (eigenständig gestalteten Logo) die gleiche Schrift verwendet. Daniel Fienes hat diesen Fall in seinem »Persönlichen Weblog über Medien, Internet und Gedöns« ausführlich dargestell, für bundesweite Verbreitung sorgte Thomas Knüwer (Indiskretion Ehrensache).
Besser als Knüwer kann ich es nicht formulieren: »… was macht der gute deutsche Medienmacher: Er mahnt ab. Klar, man könnte auch mal miteinander reden, gerade weil zwischen den Sendern ja keine Hörerüberschneidung stattfindet, ein Uni-Radio keine Werbung macht – und somit keine Wettbewerbsbeziehung besteht. Vielleicht auch weil sich die Lokalfunker denken: Hey, da arbeiten unsere Mitarbeiter von morgen. So viel Überlegungen aber sind heutzutage schon zu viel verlangt. Man lässt einfach die Anwalts-Pitbulls los. Das Ergebnis ist das, was man einen Shitstorm nennt.« Zum Beispiel auf den Fanseiten vonRadio Bielefeld und Radio Gütersloh.
(published from TYPO Berlin with my iPhone)
Google Webfont Service
Spätestens seit heute ist die kritische Masse für bessere Typografie im Internet erreicht – nicht wegen der TYPO-Konferenz, die vor wenigen Stunden in Berlin eröffnet wurde, sondern wegen … na ja, wem wohl? Google!
Google bietet mit seinen drei neuen Komponenten Font API, dem Google Font Directory und dem Webfont Loader allen Webseitenbetreibern einen kostenlosen Dienst, um andere Fonts als die bislang verbreiteten in Webseiten einzusetzen. Die Technik basiert auf Typekit.
Ich werde den Dienst demnächst ausführlicher vorstellen. Im Moment fehlt mir die Zeit, weil ich auf der TYPO aktiv bin. Von dort aus darf ich jedoch schon mal vermelden, dass der Schritt von Google sehr positiv aufgenommen wurde.
Blaupause-Bier, mit eigenem Etikett versehen
Blaupause-Bier.ch macht aus traditionellem Flaschenbier ein Designprodukt. Die Plattform stellt Künstlern und Gestaltern die Frontetiketten des Biers als »Galerie« und öffentlichen Auftritt für ihre Werke zur Verfügung. Die Idee der freien Etikettgestaltung weiß die Weinindustrie schon geraume Zeit zu nutzen. Blaupause ist überzeugt, dass sich diese Strategie auf Bier adaptieren lässt, und zum Vorteil der »Kreativwirtschaft« auswirkt.
Blaupause wird in der Brauerei Lasser in Lörrach gebraut, die auch für andere Bierproduzenten aus der Region Basel braut. Das Bier wird nach dem Rezept des Lasser Pils gebraut. Es »besticht durch seine fein gehopfte Note, dem würzigen Abgang und dem daraus resultierenden feinherb-frischen Geschmack«.