Google Webfont Service
Spätestens seit heute ist die kritische Masse für bessere Typografie im Internet erreicht – nicht wegen der TYPO-Konferenz, die vor wenigen Stunden in Berlin eröffnet wurde, sondern wegen … na ja, wem wohl? Google!
Google bietet mit seinen drei neuen Komponenten Font API, dem Google Font Directory und dem Webfont Loader allen Webseitenbetreibern einen kostenlosen Dienst, um andere Fonts als die bislang verbreiteten in Webseiten einzusetzen. Die Technik basiert auf Typekit.
Ich werde den Dienst demnächst ausführlicher vorstellen. Im Moment fehlt mir die Zeit, weil ich auf der TYPO aktiv bin. Von dort aus darf ich jedoch schon mal vermelden, dass der Schritt von Google sehr positiv aufgenommen wurde.
10 Kommentare
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Christian
Es ist zwar einerseits ein Zwiespalt, Google quasi direkt mit weiteren Daten zu versorgen, andererseits finde ich die API richtig klasse, weil sie auch für den Privatmarkt Webfonts etablieren kann, einfach weil’s nichts kostet. Vielleicht ziehen da ja sogar Dienste nach, ähnlich wie z. B. Flickr mit einem gratis Angebot und einem aufgestockten Bezahlzugang.
Google fixt mal wieder an, da werden sicher welche nachziehen.
Jürgen Siebert
Es ist nur eine Randbemerkung – ich will Google nicht anschwärzen – möchte es aber doch als historische Anekdote festhalten: Heruntergefallene i-Punkte sind ein lustiger Fehler (und dann heißt die Schrift auch noch »Nobile«):
Arne
Let’s face it: Google tut nix raus ohne die Gewissheit, sich einen x-fachen Benefit wieder reinpfeifen zu können – in Form von User-Daten, wie immer.
Daher wette ich, dass wir eigentlich über Google Analytics 2.0 mit schönen Buchstaben als »trojanische Schluckhilfe« reden.
Ad hoc kann ich daher nix begrüssen, außer der Tatsache, dass es zum Thema Webfonts schon valide Angebote jenseits der Datenkrake gibt.
Jürgen Siebert
Stimme ich zu und begrüße ich sehr. Ich wünsche mir für die Typografie eine Situation wie in der Musik oder der Fotografie, mit einer klaren Trennung zwischen Amateur und Profi. Das würde manche Argumentation von Profis gegenüber Auftraggebern erleichtern.
Tanja
Stimme Arne zu.
Plamen Tanovski
Raph Levien, der Autor u.a. der libspiro und Entwickler der Font-API, schreibt in seinem Blog, dass er gerne Rückmeldung von Fontdesignern bekommen würde:
http://www.advogato.org/person/raph/diary/420.html
Jens
Ich nehme das ganz und gar nicht positiv auf. Ein Unternehmen mit dem Image und der Meinungsführerschaft wie Google leistet damit der Ansicht Vorschub, daß super Schriften gratis zu haben sind.
Nun mal ein bißchen weitergesponnen: Bei welcher Summe wird ein Typedesigner schwach, wenn Google eine Schrift von ihm »freikaufen« will? Google könnte sich das leisten, mit Geld, das es aus völlig anderen Bereichen verdient hat (Werbung, Userdaten). Wo bleibt FontShop dann, wo bleiben die Typedesigner, die auf dauerhaftes Einkommen angewiesen sind, wenn man die meisten Schriften bei Google dann »gratis« (gegen Aufgabe seiner persönlichen Daten) bekommt?
Ich sehe Parallelen zu Googles OpenSource-Videocodec: Um nicht Lizenzgebühren zahlen zu müssen, wenn die Frist für die kostenlose Verwendung von H.264 abläuft, kauft man ein Konkurrenzprodukt, gibt es für alle frei, und bringt damit die Lizenzinhaber von H.264 um ihr Geschäftsmodell. (Mal beiseite gelassen, daß ich von Softwarepatenten nichts halte.)
Die Qualität der angebotenen Schriften ist auch nicht besonders. Unter Windows sehen die meisten schlecht aus, Google muß da anscheinend nochmal die Anfängerfehler von Typekit & Co. wiederholen. Ganz abgesehen davon, daß man dieselben Schriften auch ganz einfach ohne Google nutzen könnte, weil sie eh frei sind.
Thomas Hühn
Die Fotografen jammern doch seit Jahren, daß die Grenze zwischen Amateur und Profi verschwimmt oder schon längst verschwommen ist.
Alexander Rutz
Besonders interessant finde ich, dass gleich 2 der Schriften von (ehemaligen ?) Weimarer Bauhaus-Uni-Studenten sind, und beide in erster Instanz bei Ihrer Bewerbung an der Uni abgelehnt wurden.
@Thomas Hühn & Jürgen Siebert — die Grenzen zwischen Amateuer und Profi sehe ich auch bei Musikschaffenden eher als fliessend an.
Martin
Beim Testeinsatz für ein Webprojekt habe ich auf dem iPad festgestellt, dass die Umlaute der eingebetteten Google-Schrift fehlten. Anbei die Bildschirmfotos einer Testseite vom Safari auf dem iPad und vom Safari unter OS10.6
In dem Fal ist es unschön, dass nicht die alternativ angegebene Schrift angezeigt wird, man also wieder nicht um Browserweichen herumkäme.