Fontblog Artikel im März 2010

Gute Laune beim TYPO-Gewinnspiel

Noch herrscht gute Laune beim TYPO-Gewinnspiel – jeden­falls spre­chen die einge­reichten Fotos dafür. Ich hoffe, dass es so bleibt. Denn es werden täglich mehr Teilnehmer … doch leider können pro Woche nur drei etwas gewinnen. An diesem Montag sind das:

• 1 TYPO-3-Tages-Ticket (Wert 670 €): Tanja Jung
• 4 TYPOnight-Tickets (Wert ca. 60 €): Tea Jankovic
• 1 Buch »Corporate Design Preis 2009« (Wert 29,95 €): Arno Matysik

Der 3. Preis für die laufende Woche ist das neue Brand-Eins-Buch »Die Welt in Zahlen 2010« im Wert von 22,00 €.


Popikonen: The Who »I’m Free«

Die neu Reihe »Popikonen« erzählt persön­liche Erinnerungen an Popsongs, die musi­ka­lisch und visuell Maßstäbe setzten (ange­regt durch Radio Eins’ »Bermudadreieck – Versunkene Songs«).

Als ich am 27. September 1969, wie jeden letzten Samstag im Monat, um 15:30 die Fernsehsendung »Beat Club« einschal­tete, war ich nach wenigen Minuten ziem­lich enttäuscht. Statt einer gewohnt bunten Musik- und Newsmischung aus den Hippie-Metropolen, widmeten sich Dreiviertel der Sendung einer einzigen Band: The Who. Erst ein paar Wochen später begriff ich, dass sie ein Dutzend Songs ihrer Wochen zuvor erschie­nenen Rock-Oper »Tommy« aufführten … darunter das bemer­kens­werte »I’m Free.«

Gestern schaute ich mir die 40 Jahre alte Sendung noch mal an (iTunes-Link), und mir wurde klar, dass Beat-Club-Regisseur Mike Leckebusch ein Musikvideo-Meisterwerk geschaffen hatte, zu einer Zeit, als es noch keine Musikvideos gab. Er war dafür bekannt, die damals mögli­chen analogen Schwarzweiß-Effekte bis zur Grenze – ja Übertreibung – auszu­reizen. Bei »I’m Free« insze­nierte er die Musiker als Schattenrisse, mit sanften Hell-Dunkel-Überblendungen.

Diese Abstraktion redu­zierte den visu­ellen Auftritt der Who auf ihre Körpersprache. Wir sehen einen stati­schen John Entwistle († 2002) am Bass, den charis­ma­ti­schen Lockenkopf Roger Daltrey (tradi­tio­nell in Fransenjacke) das Mikrofon am langen Kabel herum schleu­dernd und einen entfes­selten Keith Moon († 1978) an den Drums, der mit den Schlagstöcke wie ein Torrero auf die Becken einsticht. Geradezu atem­be­rau­bend ist die Choreografie des genial-unge­zü­gelten Rhythmus-Gitarristen Pete Townshend. Sein aggres­siver Stil, die Saiten mit dem rotie­renden ausge­streckten rechten Arm anzu­schlagen, beein­flusste wenig später die Entwicklung der Musikstile Hard Rock und Heavy Metal (eine schlechte Kopie des Beat-Club-Videos auf YouTube).


Danke, Riller & Schnauck, … [Update]

… dass ihr unsere Straße mit euren BMW-Fußmatten zuge­müllt habt (Fontblog berich­tete: Below the line* … oder unter­halb der Gürtellinie). Die Fotos entstanden heute morgen, 24 Stunden nach der Aktion – ausschließ­lich in meiner Wohnstraße. Die meisten KFZ-Halter haben euren Dreck einfach liegen gelassen. Würdet ihr bitte mal einen Wagen vorbei­schi­cken, und den Mist wieder einsammeln.

[Update:] Alles wird gut: Die Matten (»Rote Teppiche«) wurden wieder restlos einge­sam­melt. Danke.


Jetzt mal Musik: »Satellite« unter die Lupe genommen

Einen solchen Musiklehrer hab’ ich mir immer gewünscht … Der Pianist, Sänger und Erzieher Klaus Kauker aus Oberhausen erläu­tert in einem YouTube-Video die Schwächen unseres »Songs für Oslo«. Zur Erinnerung: Vor einer Woche fiel im Finale der Casting-Show »Unser Star für Oslo 2010« (ARD/Pro7) die Entscheidung, welche deut­sche Interpretin mit welchem Titel zum Eurovision Song Contest in die norwe­gi­sche Hauptstadt reist.

Der Siegertitel »Satellite«, zunächst vorge­tragen von Jeniffer Braun in der ursprüng­li­chen Fassung als Ballade (das Video von Jeniffers Auftritt), gewann in der beschleu­nigten Fassung, inter­pre­tiert von Lena Meyer-Landrut (das Video von Lenas Auftritt). Doch nicht nur das Tempo wurde verän­dert, auch die Tonartfolge. Und was viele in der Mitte des Titels nur spüren, eine gewisse Unschlüssigkeit, kann Klaus Kauker exakt erklären. Kaum einer versteht das, aber wir alle glauben ihm jedes Wort. (via Stefan Niggemeier)

Wenn es uns irgend­wann mal gelingt, Design auf diese Weise zu erklären, ist unsere Branche gerettet.


Neue Kategorienamen im Fontblog

Seit eben laufen zwei Kategorien im Fontblog unter einem neuen, tref­fen­deren Namen (die Inhalte bleiben unverändert):

Geschmackspolizei wurde Gelbe Karte
In die Tonne wurde Rote Karte


Noch mal Post, von Flymint

Heute in meinem Büro-Postfach: Ein persön­li­cher Brief, ohne Absender, anonym abge­stem­pelt im Briefzentrum 07. Das Kuvert enthält …

… eine hand­ge­schrie­bene grüne Karte mit einer langen Internetadresse, nur für mich: www​.modern​-ist​-anders​.de/​J​u​e​r​g​e​n​-​S​i​e​b​ert (die Landing-Page ist nicht mehr erreichbar). Dazu ein Hochglanzfoto (Quelle: Fotolia, Bildnummer 9807783 … kann ich dem Dateinamen auf der Rückseite entnehmen).

Ich suche die Internetadresse auf und werde in eine Flash-Diashow gelockt, die mich mit vier Bildern plus drei (schwer lesbaren, weil typo­gra­fisch kata­stro­phalen) Fragetexten inner­halb von 54 Sekunden davon über­zeugen möchte …

… dass die Flymint GmbH in Jena eine der raffi­nier­testen Dialog-Marketing-Methoden anbietet, nämlich genau das, was ich gerade erlebt habe: Flymint hat für sich selbst geworben. Mit einem hand­ge­schrie­benen Brief und einer PURL (= persön­liche URL), eigent­lich keine Raketenwissenschaft. Auf der Webseite von Flymint erfahre ich, das ein solches Mailing rund 10 x so viel kostet wie eine konven­tio­nelle Aussendung, dafür aber 20 x erfolg­rei­cher ist, was nach Adam Riese zu einer Kostenersparnis von 50 % führen kann.


B & B haben ein neues Buch gestaltet

Eben erreicht mich eine Mail aus Schwäbisch-Gmünd:

Lieber Jürgen,

12 Stunden zeigt ein Ziffernblatt …
12 Stunden sind das Maß unseres analogen Zeitbegriffs …
12 Stunden x 2 sind ein Tag …
12 Monate hat das Jahr …

12 Monate beglei­tete das Thema unsere Entwurfsarbeit,
um Momentaufnahmen auf 208 Seiten in Szene und Licht
zu setzen.

›Twelve Faces of Time‹ portrai­tiert in 12 indi­vi­du­ellen Kurzgeschichten 12 Welt-Meister der Uhrmacherkunst und ihre Leidenschaft, Technik und Kunst aus bis zu 300 hand­ge­fer­tigten Einzelteilen in einem Unikat zusam­men­zu­führen. B & B gibt Einblicke in Zeitzeichen einer nur scheinbar vergan­genen Zunft. Viel Vergnügen …«

Wenn Baumann & Baumann ein Buch gestaltet haben, dann ist das eine Meldung im Fontblog wert. Zumal wir alle wissen, dass viele Designer regel­rechte Uhrnarren sind. Mehr über das 200-seitige Meisterwark auf der Verlagsseite …


Below the line* … oder unterhalb der Gürtellinie?

Als ich heute morgen vom Küchenfenster aus auf unsere Straße schaute (Zehlendorf), dachte ich zunächst, ein Handwerker hätte seine Firmentafeln verloren. Später dann stelle ich fest: Der Berliner BMW-Händler Riller & Schnauck ließ im gesamten Viertel Fußmatten vor die Fahrertüren der geparkten Oberklassewagen auslegen. Ob der sie nachher wieder einsam­melt? Einige meiner Nachbarn haben den A3-großen Filz schlicht ignoriert.
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* Below the line (engl. für unter der Linie, Abk. BTL) bezeichnet im Marketing alle »nicht-klas­si­schen« Werbe- & Kommunikationsmaßnahmen, zum Beispiel Promotion-Team-Aktionen und nicht für jeder­mann erkenn­bare Aktionen, die Zielgruppen direkt und persön­lich ansprechen.