Fontblog Artikel im Februar 2008

Songtexte als Diagramme

Das Flickr-Album Song Chart Meme (man beachte die Doppeldeutigkeit von »chart«) visua­li­siert die Texte von rund 100 Pop- und Rap-Songs in Form von Kurven, Tabellen, Balken- und Torten-Diagrammen. Hier rechts als Beispiel die »99 Luftballons« von Nena. Auf dieser Seite wird mit akade­mi­scher Präzision beschrieben, wie sich der Rap-Hit »This Is Why I’m Hot« mit verschie­denen Diagrammen darstellen lässt. (Niggemeier und Gawker)


Das Gerücht, Meta sei eine Kopie von Polo

Vor einer Woche war ich zu Gast bei MetaDesign in der Berliner Leibnizstraße, wo ich einem wunder­baren Vortrag von Kurt Weidemann lauschen durfte. Anschließend unter­hielt ich mich mit Kurt über die kommende TYPO-Konferenz. Hintergrund: Wir hatten den liebens­werten Streiter bereits 3 Wochen zuvor schrift­lich einge­laden, am Fontfight teil­zu­nehmen, Weidemann ./. Spiekermann.

Weidemann erzählte mir, dass die Einladung ganz oben auf seinem Schreibtisch läge und er noch mit sich hadere. Er scheue sich nicht vor einem Wortgefecht mit Erik Spiekermann (eigene Anmerkung: mein Wunsch wäre ein Wortgefecht einschl. Versöhnung). Doch da gebe es noch die Geschichte mit Georg Saldens Schrift Polo. Sie hätte Spiekermann als Vorlage für die Meta gedient, und an diesem Thema komme er nicht herum. Dann stünde er jedoch als Advokat für Salden auf der Bühne, was eigent­lich keinen Sinn mache.

Ach, geht diese Diskussion schon wieder los? Offensichtlich haben ein Salden-Auftritt auf dem Forum Typografie 2007 in Düsseldorf und die Gespräche danach ihre Wirkung nicht verfehlt. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Aussage »Metas Formmerkmale stammen im Wesentlichen von der GST-Polo, die Georg Salden von 1972–1976 entwi­ckelt hat.« neuer­dings wieder im Internet auftau­chen. Dabei steht in Wikipedia seit 3 Jahren ganz richtig: »Wesentliche Formmerkmale wie die ausge­bo­genen Anstriche sowie Kopfserifen an i und j stammen von der Letter Gothic.«

Georg Salden sieht seine Arbeit in unre­gel­mä­ßigen Abständen kopiert. Zuletzt von PAGE und Ole Schäfer (Fontblog berich­tete). Dabei hatte Ole Schäfer die Aussage »eine neue PAGE-Textschrift muss sich mit der Polo messen lassen« als Kompliment gemeint, als quali­ta­tive Messlatte für seine Neuschöpfung, die nun wirk­lich etwas ganz anderes wurde als Polo. Doch Salden hatte kein Ohr für Schmeicheleien, statt­dessen zuckte wieder mal sein Nervus Plagiarius.

Polo und Meta haben so viel gemeinsam wie eine Schlange und ein Regenwurm. Die Entstehung der Meta ist oft genug, und durchaus mit verschie­denen Sichtweisen nieder­ge­schrieben worden, zum Beispiel bei den 100 Besten Schriften und im Magazin Baseline (1986, PDFs auf dem Spiekerblog). Mir könnte die Diskussion egal sein, würde sie nicht einen TYPO-Programmpunkt gefährden, der mir sehr wichtig ist. Wir wollen in 3 Monaten einen gut gelaunten Kurt Weidemann im Haus der Kulturen begrüßen. Und dafür kämpfe ich … auch mit diesem PDF (1 S, 650 K): Polo vs. Meta. Wer Augen hat, der sehe …


»be berlin« wird Werbeslogan der Hauptstadt

Nach Informationen der Berliner Zeitung wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am 11. März die seit Monaten geplante Berlin-Kampagne der Marketing-Gesellschaft Berlin Partner vorstellen. Dazu gehört auch ein neuer Slogan, der nun vorab durch­ge­si­ckert ist: be berlin, zu deutsch »Sei Berlin«. Der Spruch und die dazu­ge­hö­rige welt­weite Marketingkampagne waren vom so genannten BerlinBoard und den Agenturen Fuenfwerken und Embassy ausge­tüf­telt worden (Fontblog berich­tete hier und hier).

Die Marketingkampagne mit dem neuen Slogan unter­teilt sich in drei Phasen. Noch in diesem Jahr soll das Motto in Berlin kommu­ni­ziert werden, um die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu verbes­sern. Im ersten Halbjahr 2009 wird dann deutsch­land­weit und anschlie­ßend welt­weit geworben. Basis für die neue Werbekampagne, so die Berliner Zeitung, sei eine Studie zum Image Berlins. »Darin war fest­ge­stellt worden, dass die deut­sche Hauptstadt im Ausland als ›kompe­tent und selbst­be­wusst‹ einge­schätzt wird, im Inland eher als ›lebens­lustig und dynamisch‹«.

Parallel zur »be berlin«-Kampagne der Berlin Partner GmbH, die für Berlin als Wirtschaftsstandort werben, läuft eine zweite Kampagne der Berlin Tourismus Marketing GmbH, die Berlin als Reiseziel anpreist, mit dem Slogan »Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin.«

(Foto: ƒstop images)


Schönste Bücher aus aller Welt in Leipzig

Das schönste Buch des letzten Jahres kommt aus Venezuela und trägt den Titel »Geohistoria de la Sensibilidad en Venezuela, Fundación Empresas Polar«. Das zwei­bän­dige Werk von Pedro Cunill Grau erhielt die Goldene Letter im Wettbewerb »Schönste Bücher aus aller Welt«. Für �?lvaro Sotillo, Typograf und Buchgestalter aus Caracas, ist dies nach 1985 und 1999 bereits die dritte Goldene Letter.

In der Begründung der Jury heißt es: »Eine komplexe und sehr subtile Typografie. Die unter­schied­li­chen Informationen werden gerade so gekenn­zeichnet, dass eine Unterscheidung sichtbar wird. Der Gestalter bedient sich dabei keiner farbigen Schrift sondern arbeitet nur mit geringem Kontrast in Größe, Stärke und Auszeichnung. Ein subtiles Griffregister ziert die vordere Buchkante.

Die Goldmedaille ging an ein Buch aus der Schweiz, Silber je einmal an Deutschland und Japan, Bronzemedaillen an Deutschland, Frankreich und die Schweiz und Ehrendiplome an China, die Niederlande, Portugal, die Schweiz und die Tschechische Republik (alle Preisträger in diesem PDF). Die fest­liche Verleihung der Medaillen und Urkunden findet auf der Leipziger Buchmesse am Stand
der Stiftung Buchkunst G 600 in Halle 3 am 14. März 2008 um 16 Uhr statt.

Seit 1963 wird in Leipzig der welt­weit einzig­ar­tige Buchdesignwettbewerb Schönste Bücher aus aller Welt durch­ge­führt. Im Jahre 1991 wurde die Stiftung Buchkunst mit dessen Durchführung beauf­tragt. Teilnahmeberechtigt sind Bücher, die bereits in natio­nalen Wettbewerben ausge­zeichnet worden sind.


SpiekermannPartners und Eden Design fusionieren

Die Branding- und Designagenturen SpiekermannPartners (Berlin, London, San Francisco) und Eden Design & Communication (Amsterdam) planen, im Januar 2009 zu fusio­nieren. Durch den Zusammenschluss solle eine inter­na­tional operie­rende Branding- und Designagentur entstehen. Ihr Fokus werde auf dem nord­west­eu­ro­päi­schen Markt liegen. Mit mehr als 100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 10 Millionen Euro strebe die gemein­same Agentur darüber hinaus eine führende Rolle auf dem deut­schen Markt an. Eden Design & Communication ging 1999 aus dem Zusammenschluss der Agenturen BRS Premsela Vonk, Linea und DC3 hervor und kann auf über 45 Jahre Erfahrung im Design-Business verweisen. Kunden: ABNAMRO Bank, Rabobank, Robeco, Geodis Wilson, Corporate Express, UCB und Wegener/Mecom.


Hochkomprimierte Werbespots für Stuffit Deluxe

Auf YouTube liegen wunder­bare Werbespots für die Komprimierungs-Software Stuffit Deluxe. Sie dauern nur jeweils 10 Sekunden, wobei 9 für Erläuterungen »verbraucht« werden. In der Mitte dann die kompri­mierte 1-Sekunden-Story.

Ein Beispiel: Das Leben eines Goldfischs … kompri­miert von Stuffit Deluxe

2. Las Vegas … kompri­miert von Stuffit Deluxe

3. Schwangerschaft … kompri­miert von Stuffit Deluxe

4. Wünsche fürs neue Jahr … kompri­miert von Stuffit Deluxe

Gefunden bei den Datenpiraten.


Neuer typografischer Fachbegriff (3): GROBALARM

GROBALARM, der [eigentl. Großalarm bzw. GROSSALARM./.GROßALARM] (Typografie): die fälsch­liche Verwendung eines ß in Versalwörtern: G. geben, für die Überschrift G. auslösen.

(Danke Robertmichael)


Neuer typografischer Fachbegriff (2): bllllg

bllllg <Adj.> [mhd. billich, spät. = billig] (Typografie): (abwer­tend) für kaum unter­scheid­bare Kleinbuchstaben i u. l: -er Text, -es Design, eine erstaun­lich -e Zeile, Helvetica ist ziem­lich b.