Drei Lieblingsbücher von der Buchmesse
Sechs mal im Jahr erscheint die bemerkenswerte Zeitschrift mare. Ihre Themen: der Lebensraum Meer und die Menschen, die am, vom oder auf dem Meer leben und arbeiten. 2002 gründete mare-Herausgeber Nikolaus Gelpke zusammen mit dem ehemaligen Rowohlt-Verleger Nikolaus Hansen den marebuchverlag. Die Zeitschrift, ihre Autoren und Fotografen wie auch die Bücher wurden vielfach mit namhaften Ehrungen ausgezeichnet. Ein Grund für FontShop, dem Verlag unsere exklusiven FontFont-Schriften ans Herz zu legen.
Zur Frankfurter Buchmesse erschienen zwei Romane und eine Biografie, deren Umschläge mit FontFonts gestaltet wurden. Und darauf sind wir sehr stolz:
• Michal Zamir: Das Mädchenschiff, gestaltet mit FF Fago von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt
• Tor Bomann-Larsen: Amundsen – Bezwinger beider Pole, gestaltet mit FF Profile von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt
• Nicholas Shakespeare: Sturm, gestaltet mit FF Graffio von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt
UK: Verband für Editorial Design gegründet
Unter der Leitung von Paul Harpin, Designdirektor von Haymarket, und Jeremy Leslie, dem Kreativdirektor von John Brown, haben führende britische Editorial-Designer die Editorial Design Organisation gegründet. Ihr Ziel: den Leistungen, dem Können und der Bedeutung des redaktionellen Designs in Magazinen, Zeitungen und Webseiten mehr Gehör zu verschaffen.
Gegenüber der Creative Review fasst Leslie, der auch das Weblog MagCultur betreibt, seine Beweggründe so zusammen: »It’s not often that I get excited about the launch of a committee-based professional body. There are enough already, surely?
This one is different, though. ED.O has been set up by a group of senior design figures in the publishing industry, with the support of their companies, to promote the role of the magazine and newspaper designer to the broader design world. Remarkably for an industry the size of ours, this is the first-ever such group set up in the UK.
Why is it needed? We felt that our design specialism is often overlooked, the irony being that magazines in their many guises are a vital reflection and measurement of visual trends of any given time. And in an era where more and more designers are finding themselves dealing with delivering content, the ability to present it intelligently and engagingly in print and online has never been so important.«
Geschenktipp 14: Typoart-Freunde-Buch
Typoart entstand nach dem 2. Weltkrieg aus dem Zusammenschluss verschiedener Schriftgießereien und Druckereien auf dem Gebiet der DDR. Die Typoart-Freunde der Bauhaus-Universität Weimar (Jay Rutherford, Andreas Heintzel, Florian Wehking, Sara Krines, u. a.) haben das Ziel, die »fast vergessenen Typoart-Schriften als begehrenswerte Fontpakete zu präsentieren und als ›Label Typoart‹ neu zu platzieren.« Erstes Ergebnis ihrer Wiederbelebung ist das 2-farbige Typoart-Freunde-Buch. Eine Vorzugsausgabe (»Freundschaftspaket«), limitiert auf 75 Exemplare im Holzkasten mit Beigaben, ist beim Heinz Wohlers Verlag erschienen. Im Moment gibt es einen Lieferengpass, weil der Buchbinder nicht nachkommt. Bis Weihnachten sollte das Problem gelöst sein.
Gratis: Rechtstexte für Corporate-Designer
Heute schreibt der österreichische Designer und TYPO-Moderator Clemens Schedler an seinen Freundeskreis (zu dem auch das Fontblog und damit alle Leser gehören): »Ich drücke mich gerne vor ›Rechtlichem‹, alleine die juristische Sprache empfinde ich tendenziell als verwirrend, bedrohlich und Lebensfreude-feindlich. Vor einigen Jahren hat mir der kaufmännischer Leiter eines Museums im Zuge des Corporate-Design-Auftrags/-Vertrags ziemlich zugesetzt. Ich habe mich deshalb eingehender mit dem Thema befasst und es so formuliert, dass ich’s selber kapiere.
Heute denke ich mir: Eigentlich schade um die tagelange Mühe, wenn nur ich was davon hab’ und stelle sie dir/ihnen zur völlig Copyright-freien Verfügung – ohne jede Gewähr, versteht sich! Ich freue mich, wenn’s jemandem weiterhilft, seine Gestaltungsleistung damit überzeugender in Wort, Offert* und Rechnung zu bringen. Fühlt euch inspiriert zu eigenen Formulierungen.«
»Bei der Gelegenheit lese ich gerade in meinen (17 Jahre alten) aktuellen AGBs: ›Im Falle des Zahlungsverzuges gelten
ab Fälligkeit 14 % Zinsen pro Jahr als Verzugszinsen zuzüglich 20 % Umsatzsteuer vereinbart.‹ Cool.«
Das 3-seitigen rechtliche Begleitpapier für Corporate-Design-Jobs von Schedler als PDF (44 K).
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* = Angebot
Bernd Kreutz verschenkt sein Yello-Buch (PDF)
»Im Kurzurlaub zur Jahrtausendwende habe ich es geschrieben, im Frühjahr 2000 ist es erschienen, von den Medien wurde es in den höchsten Tönen gelobt, zwei Jahre später war es ausverkauft, seit ein paar Monaten häufen sich auffällig die Anfragen, wo man mein Buch über Yello Strom noch kriegen könne, gestern habe ich mal bei Amazon geschaut, was es da kostet: bis zu 127 Euro, das sind satte 300 Prozent über dem ursprünglichen Neupreis. Jetzt stelle ich es mal eine Weile gratis ins Netz, mal schauen, was passiert. Bitte weitersagen. Zur Download-Seite geht es hier.«
FAZ-Redesign im Berliner Format
In den Kommentaren zu meinem Fontblog-Beitrag Die neue FAZ: typografische Analyse hatte Jürgen Weltin berichtet, dass er vor einem halben Jahr mit einer studentischen Gruppe an der Schule für Gestaltung Ravensburg ein Redesign der FAZ im Berliner Format durchgeführt hat: »Der Entwurf hatte Klasse. Sah immer noch so seriös aus, wie die FAZ sein will, hatte aber einen Schuss mehr Modernität. Selbstverständlich gab es kein Foto auf dem Titel.«
Der Wunsch nach Abbildungen wurde geäußert, inzwischen liegen sie vor (siehe unten). Die Aufgabe bestand zunächst darin, eine makrotypografische Layoutänderung auf das kleinere Berliner Format vorzunehmen (sicherlich eine noch größeres Sakrileg, als die Fraktur zu verbannen). So wurden aus sechs Spalten fünf. Es durften auch Überlegungen angestellt werden, die Zeitung mit anderen Schriften zu setzen. Die Studierenden entschieden sich für die Schriften FF Quadraat und der Foundry Sans; letztere nur dort, wo jetzt die Myriad eingesetzt wird, also zum Beispiel in den linken Inhalt-Spalte auf Seite 1. Überschriften wurden von Mittelsatz auf linksbündig umgestellt, senkrechte Spaltenlinien verschwanden, so wie die FAZ es jetzt auch praktiziert, die Fraktur wurde ersetzt durch die fetten Quadraat Italic.
Von beiden Musterseiten gibt es höher aufgelöste png-Dateien (1948 x 2863 pixel): Seite 1 (850 K) und Seite 2 (1,7 MB).
30 Jahre »I ♥ NY«
Es ist eines der bekanntesten und meistkopierten Logos der Welt: I Love New York (Ich liebe New York), abgekürzt I ♥ NY, auch »I Heart New York« gelesen. Der New Yorker Designer Milton Glaser (* 26. Juni 1929, Wikipedia-Biografie) schuf es 1977 für das New York State Department of Economic Development. Glaser war, zusammen mit Seymour Chwast, Reynold Ruffins und Edward Sorel, Gründungsmitglied des Push Pin Studios, einem Designbüro, in dem er von 1954 bis 1974 mitwirkte, bevor er sein eigenes Büro gründete. Es prägte den nach ihm benannten spielerischen »Push-Pin-Stil«, der im Widerspruch zur damals in den USA vorherrschenden Designrichtung stand, die stark von Europa und dem strengen, reduzierten Schweizer Grafikdesign geprägt war.
Glaser zählt heute zu den wichtigsten Grafikern, Illustratoren und Posterkünstlern der Neuzeit. Sein Werk beeinflusste viele Disziplinen, von der Architektur bis zum Möbeldesign. Wikipedia schreibt: »Ein Schwerpunkt des Milton Glaser Studios ist das Produktdesign, sowie die Gestaltung von innovativen Kunst-, Konzert- und Veranstaltungsplakaten. So gilt sein Pop-Art-Poster für die Bob-Dylan-Tour 1974 als eine seiner bekanntesten Arbeiten und ist mittlerweile ein begehrtes Sammlerobjekt.«
Glaser entwarf das visuelle Erscheinungsbild von »Windows On The World«, jenem berühmten Restaurant im einstigen World Trade Center. Glasers Werke zeugen von einem individuellem und farbenfrohen Zeichenstil, der oft gepaart ist mit visuellen Täuschungen (Camouflage), dekorativen Mustern und dezenter subtil eingesetzter, eher klassischer Typografie.«
Glaser gestaltete zahlreiche Logos und Signets, sein bekanntestes ist das in der halbfetten American Typewriter gesetzte »I love NY«. Das Rebuslogo wurde unzählige Male abgewandelt und persifliert, in andere Sprachen übersetzt und für andere Botschaften genutzt. New Yorker irischer Abstammung drückten mit einem grünen Kleeblatt (statt rotem Herz) ihre Liebe zur Stadt aus. Das Büro Designfarm aus Easthampton in Massachusetts nahm Glasers Werk als Vorlage für ein Fan-Logo, das sie ihrer Lieblings-Baseballmannschaft, den Boston Red Sox vermachte – Erzrivalen der New York Yankees. Der Online-Store GoodStorm (»Capitalism Done Right«) führt ein T-Shirt, das ein Liebesbekenntnis für Chicago in arabischer Sprache ziert. Auch Milton Glaser selbst widmete sich ein zweites Mal seinem berühmten Signet: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fügte er dem Slogan »I♥NY« ein »MORE THAN EVER« hinzu (Ich liebe New York mehr denn je), und versah das rote Herz mit einem schwarzen Schatten.
Milton Glasers Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem vom Art Directors Club, dem American Institute of Graphic Arts oder dem Type Directors Club. Viele zogen in Galerien und Sammlungen ein, zum Beispiel dem Museum of Modern Art in New York, dem Victoria and Albert Museum in London oder dem Israel Museum in Jerusalem. Glaser wurde zum Ehrenmitglied der Royal Society of Arts ernannt; er lehrt an der School of Visual Arts und der Cooper Union in New York.
(Abb 1 © New York State Department of Economic Development, Abb 2 © Milton Glaser, Inc., Abb 3 © www.nycwebstore.com, Abb 4 © J. Johnson & Designfarm, Abb 5 © Camel’s Nose c/o GoodStrom)