Fontblog Artikel im Oktober 2007

Drei Lieblingsbücher von der Buchmesse

mare_buecher

Sechs mal im Jahr erscheint die bemer­kens­werte Zeitschrift mare. Ihre Themen: der Lebensraum Meer und die Menschen, die am, vom oder auf dem Meer leben und arbeiten. 2002 grün­dete mare-Herausgeber Nikolaus Gelpke zusammen mit dem ehema­ligen Rowohlt-Verleger Nikolaus Hansen den mare­buch­verlag. Die Zeitschrift, ihre Autoren und Fotografen wie auch die Bücher wurden viel­fach mit namhaften Ehrungen ausge­zeichnet. Ein Grund für FontShop, dem Verlag unsere exklu­siven FontFont-Schriften ans Herz zu legen.

Zur Frankfurter Buchmesse erschienen zwei Romane und eine Biografie, deren Umschläge mit FontFonts gestaltet wurden. Und darauf sind wir sehr stolz:
• Michal Zamir: Das Mädchenschiff, gestaltet mit FF Fago von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt
• Tor Bomann-Larsen: Amundsen – Bezwinger beider Pole, gestaltet mit FF Profile von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt
• Nicholas Shakespeare: Sturm, gestaltet mit FF Graffio von Nadia Zobel und Barbara Strauss, Typografie: Farnschläder & Mahlstedt


UK: Verband für Editorial Design gegründet

Unter der Leitung von Paul Harpin, Designdirektor von Haymarket, und Jeremy Leslie, dem Kreativdirektor von John Brown, haben führende briti­sche Editorial-Designer die Editorial Design Organisation gegründet. Ihr Ziel: den Leistungen, dem Können und der Bedeutung des redak­tio­nellen Designs in Magazinen, Zeitungen und Webseiten mehr Gehör zu verschaffen.

Gegenüber der Creative Review fasst Leslie, der auch das Weblog MagCultur betreibt, seine Beweggründe so zusammen: »It’s not often that I get excited about the launch of a committee-based profes­sional body. There are enough already, surely?

This one is diffe­rent, though. ED.O has been set up by a group of senior design figures in the publi­shing industry, with the support of their compa­nies, to promote the role of the maga­zine and news­paper desi­gner to the broader design world. Remarkably for an industry the size of ours, this is the first-ever such group set up in the UK.

Why is it needed? We felt that our design specia­lism is often over­looked, the irony being that maga­zines in their many guises are a vital reflec­tion and measu­re­ment of visual trends of any given time. And in an era where more and more desi­gners are finding them­selves dealing with deli­ve­ring content, the ability to present it intel­li­gently and enga­gingly in print and online has never been so important.«


Geschenktipp 14: Typoart-Freunde-Buch

Typoart entstand nach dem 2. Weltkrieg aus dem Zusammenschluss verschie­dener Schriftgießereien und Druckereien auf dem Gebiet der DDR. Die Typoart-Freunde der Bauhaus-Universität Weimar (Jay Rutherford, Andreas Heintzel, Florian Wehking, Sara Krines, u. a.) haben das Ziel, die »fast verges­senen Typoart-Schriften als begeh­rens­werte Fontpakete zu präsen­tieren und als ›Label Typoart‹ neu zu plat­zieren.« Erstes Ergebnis ihrer Wiederbelebung ist das 2-farbige Typoart-Freunde-Buch. Eine Vorzugsausgabe (»Freundschaftspaket«), limi­tiert auf 75 Exemplare im Holzkasten mit Beigaben, ist beim Heinz Wohlers Verlag erschienen. Im Moment gibt es einen Lieferengpass, weil der Buchbinder nicht nach­kommt. Bis Weihnachten sollte das Problem gelöst sein.



Gratis: Rechtstexte für Corporate-Designer

Heute schreibt der öster­rei­chi­sche Designer und TYPO-Moderator Clemens Schedler an seinen Freundeskreis (zu dem auch das Fontblog und damit alle Leser gehören): »Ich drücke mich gerne vor ›Rechtlichem‹, alleine die juris­ti­sche Sprache empfinde ich tenden­ziell als verwir­rend, bedroh­lich und Lebensfreude-feind­lich. Vor einigen Jahren hat mir der kauf­män­ni­scher Leiter eines Museums im Zuge des Corporate-Design-Auftrags/-Vertrags ziem­lich zuge­setzt. Ich habe mich deshalb einge­hender mit dem Thema befasst und es so formu­liert, dass ich’s selber kapiere.

Heute denke ich mir: Eigentlich schade um die tage­lange Mühe, wenn nur ich was davon hab’ und stelle sie dir/ihnen zur völlig Copyright-freien Verfügung – ohne jede Gewähr, versteht sich! Ich freue mich, wenn’s jemandem weiter­hilft, seine Gestaltungsleistung damit über­zeu­gender in Wort, Offert* und Rechnung zu bringen. Fühlt euch inspi­riert zu eigenen Formulierungen.«

»Bei der Gelegenheit lese ich gerade in meinen (17 Jahre alten) aktu­ellen AGBs: ›Im Falle des Zahlungsverzuges gelten
ab Fälligkeit 14 % Zinsen pro Jahr als Verzugszinsen zuzüg­lich 20 % Umsatzsteuer verein­bart.‹ Cool.«

Das 3-seitigen recht­liche Begleitpapier für Corporate-Design-Jobs von Schedler als PDF (44 K).
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* = Angebot 


Bernd Kreutz verschenkt sein Yello-Buch (PDF)

»Im Kurzurlaub zur Jahrtausendwende habe ich es geschrieben, im Frühjahr 2000 ist es erschienen, von den Medien wurde es in den höchsten Tönen gelobt, zwei Jahre später war es ausver­kauft, seit ein paar Monaten häufen sich auffällig die Anfragen, wo man mein Buch über Yello Strom noch kriegen könne, gestern habe ich mal bei Amazon geschaut, was es da kostet: bis zu 127 Euro, das sind satte 300 Prozent über dem ursprüng­li­chen Neupreis. Jetzt stelle ich es mal eine Weile gratis ins Netz, mal schauen, was passiert. Bitte weiter­sagen. Zur Download-Seite geht es hier


FAZ-Redesign im Berliner Format

faz_studentenprojekt

In den Kommentaren zu meinem Fontblog-Beitrag Die neue FAZ: typo­gra­fi­sche Analyse hatte Jürgen Weltin berichtet, dass er vor einem halben Jahr mit einer studen­ti­schen Gruppe an der Schule für Gestaltung Ravensburg ein Redesign der FAZ im Berliner Format durch­ge­führt hat: »Der Entwurf hatte Klasse. Sah immer noch so seriös aus, wie die FAZ sein will, hatte aber einen Schuss mehr Modernität. Selbstverständlich gab es kein Foto auf dem Titel.«

Der Wunsch nach Abbildungen wurde geäu­ßert, inzwi­schen liegen sie vor (siehe unten). Die Aufgabe bestand zunächst darin, eine makro­ty­po­gra­fi­sche Layoutänderung auf das klei­nere Berliner Format vorzu­nehmen (sicher­lich eine noch größeres Sakrileg, als die Fraktur zu verbannen). So wurden aus sechs Spalten fünf. Es durften auch Überlegungen ange­stellt werden, die Zeitung mit anderen Schriften zu setzen. Die Studierenden entschieden sich für die Schriften FF Quadraat und der Foundry Sans; letz­tere nur dort, wo jetzt die Myriad einge­setzt wird, also zum Beispiel in den linken Inhalt-Spalte auf Seite 1. Überschriften wurden von Mittelsatz auf links­bündig umge­stellt, senk­rechte Spaltenlinien verschwanden, so wie die FAZ es jetzt auch prak­ti­ziert, die Fraktur wurde ersetzt durch die fetten Quadraat Italic.

Von beiden Musterseiten gibt es höher aufge­löste png-Dateien (1948 x 2863 pixel): Seite 1 (850 K) und Seite 2 (1,7 MB).


30 Jahre »I ♥ NY«

Es ist eines der bekann­testen und meist­ko­pierten Logos der Welt: I Love New York (Ich liebe New York), abge­kürzt I ♥ NY, auch »I Heart New York« gelesen. Der New Yorker Designer Milton Glaser (* 26. Juni 1929, Wikipedia-Biografie) schuf es 1977 für das New York State Department of Economic Development. Glaser war, zusammen mit Seymour Chwast, Reynold Ruffins und Edward Sorel, Gründungsmitglied des Push Pin Studios, einem Designbüro, in dem er von 1954 bis 1974 mitwirkte, bevor er sein eigenes Büro grün­dete. Es prägte den nach ihm benannten spie­le­ri­schen »Push-Pin-Stil«, der im Widerspruch zur damals in den USA vorherr­schenden Designrichtung stand, die stark von Europa und dem strengen, redu­zierten Schweizer Grafikdesign geprägt war.

Glaser zählt heute zu den wich­tigsten Grafikern, Illustratoren und Posterkünstlern der Neuzeit. Sein Werk beein­flusste viele Disziplinen, von der Architektur bis zum Möbeldesign. Wikipedia schreibt: »Ein Schwerpunkt des Milton Glaser Studios ist das Produktdesign, sowie die Gestaltung von inno­va­tiven Kunst-, Konzert- und Veranstaltungsplakaten. So gilt sein Pop-Art-Poster für die Bob-Dylan-Tour 1974 als eine seiner bekann­testen Arbeiten und ist mitt­ler­weile ein begehrtes Sammlerobjekt.«

Glaser entwarf das visu­elle Erscheinungsbild von »Windows On The World«, jenem berühmten Restaurant im eins­tigen World Trade Center. Glasers Werke zeugen von einem indi­vi­du­ellem und farben­frohen Zeichenstil, der oft gepaart ist mit visu­ellen Täuschungen (Camouflage), deko­ra­tiven Mustern und dezenter subtil einge­setzter, eher klas­si­scher Typografie.«

Glaser gestal­tete zahl­reiche Logos und Signets, sein bekann­testes ist das in der halb­fetten American Typewriter gesetzte »I love NY«. Das Rebuslogo wurde unzäh­lige Male abge­wan­delt und persi­fliert, in andere Sprachen über­setzt und für andere Botschaften genutzt. New Yorker irischer Abstammung drückten mit einem grünen Kleeblatt (statt rotem Herz) ihre Liebe zur Stadt aus. Das Büro Designfarm aus Easthampton in Massachusetts nahm Glasers Werk als Vorlage für ein Fan-Logo, das sie ihrer Lieblings-Baseballmannschaft, den Boston Red Sox vermachte – Erzrivalen der New York Yankees. Der Online-Store GoodStorm (»Capitalism Done Right«) führt ein T-Shirt, das ein Liebesbekenntnis für Chicago in arabi­scher Sprache ziert. Auch Milton Glaser selbst widmete sich ein zweites Mal seinem berühmten Signet: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fügte er dem Slogan »I♥NY« ein »MORE THAN EVER« hinzu (Ich liebe New York mehr denn je), und versah das rote Herz mit einem schwarzen Schatten.

Milton Glasers Arbeiten wurden viel­fach ausge­zeichnet, unter anderem vom Art Directors Club, dem American Institute of Graphic Arts oder dem Type Directors Club. Viele zogen in Galerien und Sammlungen ein, zum Beispiel dem Museum of Modern Art in New York, dem Victoria and Albert Museum in London oder dem Israel Museum in Jerusalem. Glaser wurde zum Ehrenmitglied der Royal Society of Arts ernannt; er lehrt an der School of Visual Arts und der Cooper Union in New York.

(Abb 1 © New York State Department of Economic Development, Abb 2 © Milton Glaser, Inc., Abb 3 © www​.nycwebs​tore​.com, Abb 4 © J. Johnson & Designfarm, Abb 5 © Camel’s Nose c/o GoodStrom)