30 Jahre »I ♥ NY«

Es ist eines der bekann­testen und meist­ko­pierten Logos der Welt: I Love New York (Ich liebe New York), abge­kürzt I ♥ NY, auch »I Heart New York« gelesen. Der New Yorker Designer Milton Glaser (* 26. Juni 1929, Wikipedia-Biografie) schuf es 1977 für das New York State Department of Economic Development. Glaser war, zusammen mit Seymour Chwast, Reynold Ruffins und Edward Sorel, Gründungsmitglied des Push Pin Studios, einem Designbüro, in dem er von 1954 bis 1974 mitwirkte, bevor er sein eigenes Büro grün­dete. Es prägte den nach ihm benannten spie­le­ri­schen »Push-Pin-Stil«, der im Widerspruch zur damals in den USA vorherr­schenden Designrichtung stand, die stark von Europa und dem strengen, redu­zierten Schweizer Grafikdesign geprägt war.

Glaser zählt heute zu den wich­tigsten Grafikern, Illustratoren und Posterkünstlern der Neuzeit. Sein Werk beein­flusste viele Disziplinen, von der Architektur bis zum Möbeldesign. Wikipedia schreibt: »Ein Schwerpunkt des Milton Glaser Studios ist das Produktdesign, sowie die Gestaltung von inno­va­tiven Kunst-, Konzert- und Veranstaltungsplakaten. So gilt sein Pop-Art-Poster für die Bob-Dylan-Tour 1974 als eine seiner bekann­testen Arbeiten und ist mitt­ler­weile ein begehrtes Sammlerobjekt.«

Glaser entwarf das visu­elle Erscheinungsbild von »Windows On The World«, jenem berühmten Restaurant im eins­tigen World Trade Center. Glasers Werke zeugen von einem indi­vi­du­ellem und farben­frohen Zeichenstil, der oft gepaart ist mit visu­ellen Täuschungen (Camouflage), deko­ra­tiven Mustern und dezenter subtil einge­setzter, eher klas­si­scher Typografie.«

Glaser gestal­tete zahl­reiche Logos und Signets, sein bekann­testes ist das in der halb­fetten American Typewriter gesetzte »I love NY«. Das Rebuslogo wurde unzäh­lige Male abge­wan­delt und persi­fliert, in andere Sprachen über­setzt und für andere Botschaften genutzt. New Yorker irischer Abstammung drückten mit einem grünen Kleeblatt (statt rotem Herz) ihre Liebe zur Stadt aus. Das Büro Designfarm aus Easthampton in Massachusetts nahm Glasers Werk als Vorlage für ein Fan-Logo, das sie ihrer Lieblings-Baseballmannschaft, den Boston Red Sox vermachte – Erzrivalen der New York Yankees. Der Online-Store GoodStorm (»Capitalism Done Right«) führt ein T-Shirt, das ein Liebesbekenntnis für Chicago in arabi­scher Sprache ziert. Auch Milton Glaser selbst widmete sich ein zweites Mal seinem berühmten Signet: Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 fügte er dem Slogan »I♥NY« ein »MORE THAN EVER« hinzu (Ich liebe New York mehr denn je), und versah das rote Herz mit einem schwarzen Schatten.

Milton Glasers Arbeiten wurden viel­fach ausge­zeichnet, unter anderem vom Art Directors Club, dem American Institute of Graphic Arts oder dem Type Directors Club. Viele zogen in Galerien und Sammlungen ein, zum Beispiel dem Museum of Modern Art in New York, dem Victoria and Albert Museum in London oder dem Israel Museum in Jerusalem. Glaser wurde zum Ehrenmitglied der Royal Society of Arts ernannt; er lehrt an der School of Visual Arts und der Cooper Union in New York.

(Abb 1 © New York State Department of Economic Development, Abb 2 © Milton Glaser, Inc., Abb 3 © www​.nycwebs​tore​.com, Abb 4 © J. Johnson & Designfarm, Abb 5 © Camel’s Nose c/o GoodStrom)


14 Kommentare

  1. Ron

    Lieber Jürgen,

    herz­li­chen Dank für die stets tollen und inter­es­santen Geschichten, Themen, etc. in diesen Blog. Es ist immer eine Freude dies zu lesen.
    So auch heute. Danke.

  2. Jens

    Für mich ist das der Ur-Claim. Kürzer kann man eine Message nicht auf den Punkt bringen. Selbst der aktu­elle McDonalds Claim »I love it« ist im Grunde nur eine Variation des Milton-Glaser–Logos. Auch die Amtype macht im Logo eine gute Figur.

  3. David Oswald

    Wenn auch sehr geschmacklos, ein Schmunzeln reizt mir auch immer wieder diese Variante aufs Gesicht.

    http://​icons​.amanita​.net/​g​a​l​l​e​r​y​/​d​/​6​8​7​-​2​/​i​_​p​l​a​n​e​_​n​y​.​gif

  4. Jürgen

    Der Sven schreibt mir, dass es auch die »I heart Neukölln«-Variante gibt … Kurt Krömer wird sich freuen:

    Ach ja, dann gibt es noch diesen Weimarer, der mir seit 2 Wochen fast gegen­über sitzt:

  5. HD Schellnack

    Ich hab Glasers Herzchen vor ein zwei Jahren für Bielefeld miss­braucht. Gottseidank hat Tillman Boettcher das seiner­zeit durch­gehen lassen, so dass eine Zeitlang in Bielefeld überall sexuell äußerst libe­rale Aufkleber stickten ;-D. Ich mochte auch immer die Liebeserklärung zu einer Stadt, die es nicht gibt. 

    I HEART BI.

  6. Harki

    Das hier war im August 2005 auf irgend­einer Nachrichtensite zu sehen, ein Schnappschuß vom Weltjugendtag in Köln:

    Zur Erläuterung: Das Herz mit dem Kreuz drauf ist ursprüng­lich ein (gegen­re­for­ma­to­ri­sches) reli­giöses Symbol: Das „Herz Jesu“ (frz. halt „Sacre Coeur“). 1793 wurde es dann das Erkennungszeichen der tapferen Bauern der Vendée, die sich unter der Führung ihrer Adligen und Priester gegen die Pöbelherrschaft in Paris erhoben haben – und dafür grau­en­haft abge­murkst wurden.

    Und heute noch ist das ein Symbol der fran­zö­si­schen Royalisten und Katholiken. Man sieht es z.B. oft bei Papstbesuchen in Frankreich im weißen Feld der Trikolore.

    Ich habe damals wirk­lich am Boden gelegen vor Lachen, das nun gerade in so einem Zusammenhang zu sehen zu bekommen.

  7. HD Schellnack

    Hey, wir reden hier von einer Religion, die sich das Werkzeug, mit denen der Sohn Gottes umge­bracht wurde, als Huldigung seines Werkes an die Wand nageln. Ein Fisch wäre wahr­schein­lich zu viel verlangt gewesen. Wobei das Kreuz DAS Logo schlechthin ist. Und Religion schon qua Definition nicht viel mit Vernunft zu tun haben darf.

  8. Peter Marquardt

    Der McDonald’s claim heißt übri­gens im Englischen nicht „I love it“ sondern „I’m lovin‘ it“ und die Kampagne entstand in Unterhaching :) wer hätts geglaubt.

  9. Jens

    @Peter — na siehste, was man nich alles hier lernt… :)

  10. Jens

    noch ne fran­zö­si­sche Variante:

  11. Gerrit

    Kleine design­his­te­ri­sche Anmerkung: Glasers Dylan-Poster lag dessen erster Greatest-Hits-Kompilation bei, die im März 1967 erschien, wenige Monate nach seinem berühmten Motorradunfall. Daher sind alle echten Plakate gefaltet, eben um in die Plattenhülle zu passen – alle Nachdrucke haben keine Falzkanten. Glaser hatte übri­gens ein klein­for­ma­tiger Scherenschnitt von Marcel Duchamp zu dem Entwurf inspi­riert. Ursprünglich zeigte das Poster Dylan mit Mundharmonika-Rack um den Hals, auf das Glaser aber in der endgül­tigen Fassung verzichtete.

  12. Felix

    Die wohl univer­sellste Variante auf einem T-Shirt habe ich hier gefunden: http://www.limitees.com/-%3E-Alle-T-Shirts/THE-HERZ::45.html

  13. Casual Sex Denver

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