Die Gründung des Forum Typografie 1984
Vor 23 Jahren tagte in der Kreuzberger Oranienstraße zum ersten Mal das Forum Typografie. Erik Spiekermann schrieb damals ein Manifest: »Wäre sie nicht in Irland entstanden, so könnte man sie als Schnapsidee bezeichnen: die Idee nämlich, alle Typomanen, Type-Directors, Typefreaks, Typophilen und so weiter ohne Organisation, Kassenwart, Statuten oder Maskottchen in einem Verein zu versammeln, der keiner ist und auch keiner sein will.
Weil diese Idee nun aber auf einer Informationsreise der Context-Gruppe mit Fachjournalisten entstand, die sich zwischen Shannon und Dublin abspielte, sollte sie ihren Platz vielleicht im Guinness Buch der Rekorde finden. Nach diversen Vor-, Fast- und Quasi-Gründungstreffen in Frankfurt, Berlin und Kettwig traf sich in Berlin nun der harte Kern, der weder Spesen noch Kollegenschelte fürchtete und dafür mit harter Arbeit, aber gutem Essen und Trinken in der Oranienstraße belohnt wurde; Berlin Kreuzberg, zweiter Hinterhof, Fabriketage, Maleratelier.«
Spiekermanns Manifest endet mit den Worten: »Das Forum Typografie lebt! … Ein Protokoll sofot nach dem Treffen wäre nun wirklich verschwendet gewesen – da konnten sich doch alle selbst noch gut genug erinnern.«
Zum Glück gab es Teilnehmer, die fotografiert haben. Unter anderem Suzu Pahlke, die sich jüngst in einer anderen Angelegenheit an FontShop wendete und sich dabei an die Ereignisse aus 1984 erinnerte. Das Plakat mit dem Manifest hat sie noch heute, und die Fotos stellte sie mir zur Veröffentlichung im Fontblog zur Verfügung.
7 Sieger beim Adobe Website-Award 2007
Eine Fachjury hat entschieden und hunderte von Online-Bewertungen gaben zusätzlich den Ausschlag. Am Ende war das Ergebnis denkbar knapp, der Adobe Best CustomerSite Award 2007 war ein Wimpernschlag-Finale. Den 1. Platz belegt die Microsite Audi A4 Global Drives, eine spannende Kombination aus interaktiver Community und realem Fahrerlebnis rund um den Audi A4. Das Herzstück der aufwendig produzierten Website ist ein Routenplaner, der auf neuartigen Technologien wie Microsoft MapPoint und Virtual Earth basiert. Dabei können Nutzer ihre individuelle Traumroute zusammenstellen und – falls sie gewinnen – auch erleben. Der 2. Preis geht an MBS5 für eine Fachanwendung, mit der sich Großküchen-Menüs organisieren lassen, von der Nährwertermittlung bis zur Bestellung (Demo ansehen). Platz 3 belegt das Zweite Deutsche Fernsehen für seine auf der IFA vorgestellte ZDF-Mediathek. Die weiteren Preisträger: Techniker Krankenkasse, Adidas, Öhlbach und Raffl’s Hotel St. Anton.
Prix Charles Peignot für Christian Schwartz
Der angesehene Prix Charles Peignot der Association Typographique Internationale (ATypI) wurde gestern auf der ATypI-Jahreskonferenz im britischen Brighton an den New Yorker Schriftentwerfer Christian Schwartz verliehen. Er ist der 8. Preisträger seit Einführung der Ehrung 1982, mit der Typedesigner unter 35 Jahren gewürdigt werden.
Neben seinen eigenen Entwürfen (zum Beispiel Amplitude, FF Bau und Los Feliz) digitalisierte Schwartz viele Fremdschriften, z. B. Erik Spiekermanns FF Unit und die ebenfalls preisgekrönte Bahn-Schrift. Kaum jemand ist produktiver: Vor kurzem hat er den britischen Guardian mit 96 Schriftschnitten aufgepeppt. Schwartz arbeitete bei FontBureau und MetaDesign, bevor er 2003 sein eigenes Büro in New York gründete.
Übrigens: Am Rande der Preisverleihung konnte ich Christian Schwartz für einen Auftritt auf unserer TYPO 2008 gewinnen.
Norisbank ist wieder da
Im November 2006 hat die Deutsche Bank die Filialen der Norisbank mit ihrer Kundendatei, der Marke und der Internetplattform erworben, um ihren Marktanteil auf dem umkämpften deutschen Privatkundenmarkt auszubauen (Fontblog berichtete). Am Samstag ging die »neue« Norisbank – mit einem Vierteljahr Verspätung – an den Start. Unter dem Motto »geht doch!« präsentiert sich die aufgefrischte Marke nun in rot statt blau, mit der Schrift FF Dax als Corporate Font und dem – unveränderten – »Strandball« im Namenszug.
FontShop senkt Schriftenpreise
Wegen des starken Euro hat FontShop in der vergangenen Woche die Schriften aller Hersteller, die wir in Dollar einkaufen, um durchschnittlich 25 Prozent gesenkt; gemeinsam mit anderen Preisbereinigungen ergeben sich für manche Familien sogar Preissenkungen um über 50 Prozent.
Die Hersteller/Bibliotheken im einzelnen:
Altered Ego (AO): ø 25 %, max. 51 % (120 € –> 59 €)
Baseline (BL): ø 27 %, max. 65 % (169 € –> 59 €)
Electric Typographer (ET): ø 22 %, max. 26 % (160 € –> 119 €)
Letter Perfect (LP): ø 16 %, max. 51 % (79 € –> 39 €)
ShinnType (NS): ø 15 %, max. 26 % (39 € –> 29 €)
P22 (PY): ø 15 %, max. 20 % (49 € –> 39 €)
Richard Beatty (RB): ø 15 %, max. 18 % (109 € –> 89 €)
Typebox (TY): ø 29 %, max. 36 % (45 € –> 29 €)
Stylus (SF): ø 25 %, max. 28 % (40 € –> 29 €)
Die Tageszeitung der Zukunft
In einer Sonderausgabe geht die taz am morgigen Samstag (15. September) der Frage nach: Wie sieht die Zukunft der Tageszeitung aus? Die Journalistin Wibke Bruhns und der Publizist Klaus Harpprecht schreiben exklusiv in dieser ungewöhnlichen Ausgabe; die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Katrin Passig verfasst einen Essay und der Schweizer Verleger Michael Ringier gibt ein Interview. Die Fotografie kommt von Peter Piller und Barbara Klemm. Der angesehene Grafikdesigner Mirko Borsche (Visual Leader 2007) gestaltet die Zukunftstaz, gemeinsam mit Markus Rasp.
Bob Dylan als Fontblog-Fan
Es war eines der ersten Musikvideos überhaupt, und typografisch dazu: Bob Dylans »Subterranean Homesick Blues«, 1965 unter der Regie von Don Pennebaker entstanden, der Dylan auf einer Tournee begleitete. Nun kann man dieses Video auf Bob Dylans Homepage mit eigenen Texttafeln untertiteln. Großartig. Der Werbeblogger schreibt zu Recht: »Endlich mal jemand, der es wirklich verstanden hat, wie man sympathischen Buzz mit Markenkern und Verkaufsförderung, aber vor allem ohne gekünsteltes Push-Element kombiniert. Ich bin einfach nur begeistert.« Ich auch.
Das erste Schriftmuster zum Anziehen
Das Schriftenlabel BuyMyFonts.com ist stolz, heute die erfolgreiche Herstellung des ersten tragbaren Schriftmusters der Welt zu verkünden. »Es handelt sich um ein bildhübsches weißes Hemd auf dem alle 648 Schriftschnitte der rekordverdächtige Font-Familie BMF Elettriche MTS 1.0 Platz finden. Verantwortlich für Entwurf und Realisierung ist die in Berlin lebenden Designerin Imme Leonardi. Das Kleidungstück kann morgen, 14. September 2007, bei der ATypI in Brighton von Alessio Leonardi getragen, bewundert werden.«
Ich werde mir das genau ansehen, Alessio. Ist es eine Individualanfertigung, oder gibt es das zu kaufen?