Buchtipp: Mr. Typo & der Schatz der Gestaltung
Alessio räumt auf. Mit dem Vorurteil, dass das Entwerfen von Schriften eine Manie detailversessener Langweiler ist. Mit dem Staub, der unserer typografischen Tradition anhaftet. Und dem Irrtum, dass Schriften im Alltag ohne jegliche Bedeutung sind. Gemeinsam mit dem Strichmann Mr. Typo und seinem Hundefreund Tilde (alias Monsieur Chien) begibt sich der Leser durch die Bildergeschichte der Menschen und ihrer Schrift.
„Typografie ist überall“ erklärt Monsieur Chien seinem Begleiter und uns zu Beginn der in BMF Comical Flip und FF Handwriter gesetzten typografischen Novelle. Auf knapp 100 Seiten begegnen die Helden den typografische Zutaten Form, Linie, Raum, auch Farbe und Format. Sie begleiten die Frühmenschen bei der Entstehung der gemalten und geschriebenen Kommunikation als Austausch über das Jagen und Sammeln und erleben gottgesandten Buchstabenregen, prähistorische Schriftsysteme, Familienbande und Charaktermerkmale.
Mr. Typo & der Schatz der Gestaltung widmet sich der Definition der Buchstaben-Umgebung ebenso spielerisch-präzise …
Den Bogen seines ungeheueren Wissens spannt Alessio über alle typografischen Disziplinen. So widmet er der Anatomie der Buchstaben ebenso ein Kapitel wie fremdsprachigen Schriftfamilien, der intelligenten Typografie von heute und – ganz aktuell der „responsive Typography für Multi-Cross-Ausgabe-Geräte“. Seine charmanten Zeichnungen geben einen humorvollen wie kenntnisreichen Einstieg in die Geschichte der Schrift und die Wissenschaft der Typografie. Mr. Typo & der Schatz der Gestaltung ist ein universeller und unterhaltsam-relevanter Einstieg in die Welt der Schrift, für alle, die sie lieben.
… wie der Anatomie der Buchstaben und ihrer typografisch korrekten Bezeichnung
Zum Autor:
Alessio Leonardi ist Schriftenentwerfer und Grafikdesigner aus Florenz und lebt seit über 20 Jahren in Berlin. Nach Stationen bei Erik Spiekermanns MetaDesign und seinem ersten eigenen Studio Leonardi.Wollein, betreibt er heute mit seiner Frau Imme Leonardi das Studio Lion & Bee. An der HAWK Hildesheim hält er eine Professur für visuelle Kommunikation.
Viele von Alessios Schriften veröffentlichten FontShop International und die Linotype Library. Mit Alexander Branczyk begründete er das Label Face2Face. Für Italien ist er seit 2001 offizieller Vertreter bei der ATypI (Verband Typographique International). Besucher der TYPO Berlin Konferenzen kennen Alessio als Moderator.
Alessio Leonardi: Mr. Typo & der Schatz der Gestaltung • Eine Typo-Graphic Novel • 96 Seiten mit dem wichtigsten zu Type & Typo in 400 farbigen Zeichnungen • Format 17 x 24 cm • Festeinband mit Fadenheftung • Verlag Hermann Schmidt Mainz | 19,90 Euro versandkostenfrei bestellen …
❤ der Woche: Moniteurs: 1:1 (Leitsysteme), 49,80 €
Das Buch heißt 1:1. Es handelt aber nicht von Fußball, sondern von Leitsystemen, die auf den ersten 40 Seiten in Originalgröße (Ausschnitte) abgebildet sind. Das ist nur eines der spektakulären Einsichten, die der neue Bildband zu dieser Disziplin liefert. Es ist eine Monografie, und trotzdem ein breit gefächertes Lehrbuch zu allen aktuellen Spielarten der Wegeleitung. Dabei ist es an keiner Stelle akademisch, sondern von der ersten bis zur letzten Seite 100 Prozent Praxis. Zwanzig Jahre hat sich das Berliner Designbüro Moniteurs Zeit gelassen, bevor es einen Teil seiner Erkenntnisse erstmals zwischen zwei Buchdeckel packte.
Die Moniteurs, das sind die Kommunikationsdesignerinnen Heike Nehl, Sibylle Schlaich und Isolde Frey. Im Jahr 1994 haben sie sich gegründet, als Spin-off von MetaDesign. Groß wurden sie mit der Betreuung von Kulturevents und von designorientierten Versandhausdrucksachen, unter anderem für Philip Morris Design Shop, Schäfer Shop, Steelcase und FontShop. Im Laufe der Jahre kam die Gestaltung von Leit- und Orientierungssystemen hinzu sowie das Informations- und Corporate Design. Im Buch 1:1 werden 14 Leitsysteme aus den zurückliegenden zehn Jahren vorgestellt, viele davon mit Designpreisen ausgezeichnet … eines immer noch nicht öffentlich zugänglich, obwohl längst installiert: Das für den Berliner Flughafen BER.
In meiner Laudatio zur ersten Vorstellung des Buches in einem Berliner Buchladen habe ich die Qualität der Moniteurs auf vier grundlegende Eigenschaften des Büros zurückgeführt, deren Kombination einmalig in Deutschland ist.
1. Bescheidenheit. Eigentlich ist der Begriff »Uneitelkeit« treffender. Es gehört zur Grundausstattung vieler Designer, vor allem männlicher, dass sie ihren eigenen Namen in den Mittelpunkt ihres Service-Portfolios stellen. Man kauft Herrn XY, oder das Designbüro Z. Dagegen ist nichts zu sagen, vor allem nicht, wenn Auftraggeber ihren Kunden signalisieren möchten, das Produkte oder Services von XY oder Z durchgestaltet sind. Der Nachteil dieser Strategie ist, dass sich innerhalb des Biotops Namedropping nur schwer Neues, Überraschendes entwickelt – vielleicht sogar eine Lösung, die maßgeschneidert für das gestellte Problem ist. Nein, man kauft nicht die Moniteurs. Und die 14 Projekte im Buch beweisen das: jedes mit einem eigenen Profil, mit neuem Ansatz, mit eigener Identität, statt der des Schöpfers. So geht Leitsystem heute.
2. Typografische Kompetenz. Mein Lieblingskriterium, als FontShopper und Fontblogger. Die Moniteurs beherrschen nicht nur die Schriftwahl: Wenn es keine passende Schriftart gibt, dann lassen sie eine entwerfen. Wie zum Beispiel von Alex Branczyk und Georg Seifert für den Flughafen Berlin Brandenburg. Außerdem arbeiten sie an vorderster Front, wenn es um die zeitgemäße Präsentation von Schriften geht. In ihrem Umfeld wurde die FontBook-App entwickelt, sie gestalten seit Jahren Drucksachen für FontShop, und gerade ging ein Multimedia-Designpreis an die Moniteurs für den virtuellen Fontwalk, den sie für und mit uns entwickelt haben.
3. (fast wissenschaftliche) Präzision. Als gelernter Wissenschaftler (ich bin Diplomphysiker) weiß ich es zu schätzen – man könnte auch sagen: ich bin schnell zu überzeugen –, wenn Pünktchen, Raster, Farben und andere grafische Elemente nicht irgendwo per Zufall sitzen, sondern mit kalkulierter Absicht platziert wurden. Auf dem Gebiet des Schriften-Marketings geht es sicherlich auch ohne diese Denkweise, nicht aber im Bereich der Informations- und Leitsysteme. Deshalb dauern solche Projekte Monate oder sogar Jahr, bis sie in allen Details und bis zum letzten Rolltreppe geklärt sind. Aber wie sorgt man dafür, dass solche Leitsysteme nicht kalt wirken, dass sie von den Besuchern akzeptiert werden. Wie kann sich Rationalität gut anfühlen? Als Wissenschaftler bin ich hier mit meinem Latein am Ende. Bei guten Designern wird es an dieser Stelle erst spannend, denn …
4. Emotion. Wir sind bei der Kernkompetenz der Moniteurs, der dritten Position des Dreiklangs Leitsysteme, Orientierung, Identität. Ohne Emotion keine glaubhafte Identität. Das hier vorgestellt Buch zeigt, wie das Berliner Designbüro Ratio und Emotion auf eine Art verbindet, die einmalig ist in der deutschen Informationsdesignszene.
Dass Leitsysteme neutral sein müssen, dass sie auf Flughäfen so einheitlich aussehen sollten wie die Beschilderung internationaler Straßen, war gestern. Heute wünschen sich Bauherren, Architekten und die Betreiber von Gebäuden eine Wegeleitung, die integraler Betandteil der Gesamtgestaltung ihrer Objekte ist. Das predigen und praktizieren die Moniteurs seit einem Jahrzehnt. Und sie haben es praktiziert: im Aufbau Haus, am Potsdamer Platz, im Konzept für das Tempelhofer Feld, in der Hochgebirgsklinik Davos, auf dem Fufhafen Berlin Brandenburg, im Tropical Island und im BMW-Werk in Leipzig … um nur die wichtigsten Beispiele zu zitieren.
Hier 1:1 – Leitsysteme, Orientierung, Identität für 49,80 € bei FontShop bestellen und kostenlos an den Schreibtisch liefern lassen …
Fonts ins Internet: Webfont-Guide
Immer mehr Marken möchten ihr Print-Erscheinungsbild im Internet beibehalten. Wie Webfonts ihr Branding auf Websites überführen, welche Vorteile es mit sich bringt, online mit Texten statt Bildern zu gestalten, und mit welchen Tricks man Internetseiten mit Webfonts schlank und schnell hält?
FontShops »A Designer’s Guide to webfonts« erklärt auf 10 Seiten den Unterschied zu Printer-Fonts, welche Vorteile es mit sich bringt, sie zu verwenden und wo man Voransichten findet
Wie man Webfonts einbindet und und welche lizenzrechtlichen Vorgaben zu beachten sind, zeigt der übersichtliche Ratgeber im PDF-Format anschaulich und jederzeit nachschlagbar.
»A Designer’s Guide to webfonts« kann hier kostenlos heruntergeladen werden (PDF-Dokument, 11 Seitem, 737 KB).
dm-drogerie überrascht mit einem Buch
Während in traditionellen Kreisen die Zukunft des gedruckten Buches gerne düster eingeschätzt wird, blüht es an ungewöhnlichen Orten gerade zu auf. Heute erreichte mich das wunderbar ausgestattete »Zeit Wert Geben«, ein »Inspirationsbuch mit 40 guten Gedanken«, herausgegeben von dm-Drogerie-Markt. Eigentlich sollte einen nichts überraschen, was die Karlsruher Drogisten in die Hand nehmen, sind sie doch für den deutschen Einzelhandel so etwas wie Apple für den Computer-Vertrieb. Mittels Kundenorientierung, Innovationen, Service und einer starken Marke (work in progress) entwickelte sich dm in den letzten Jahren zu einem Vorzeigeunternehmen.
Das Buch ist eine Art Dankeschön zum 40. Geburtstag von dm. Gedankt wird mit philosophischen Impulsen und mit Inspirationen von Künstlern wie Joseph Beuys, Yehudi Menuhin, George Bernard Shaw, Ólafur Elíasson und Jorinde Voigt. Jeder der 40 Beiträge ist mit einem handgeschriebenen Zitat aufgemacht, zu Papier gebracht von 40 verschiedenen Schreibern.Durch geschickte inhaltliche und visuelle Verknüpfung der Inhalte stiftet das Buch zum Weiterdenken und Weitermachen an. Dadurch ist Zeit Wert Geben ein Ideenskizzenbuch mit viel Freiraum für eigene Gedanken, Texte und Inspirationen.
Der Website ist zu entnehmen, dass es demnächst für rund 15 € bei Amazon und im Buchhandel erhältlich sein wird. Bei einer Auflage von 150.000 Exemplaren kann ich mir aber auch vorstellen, dass Kommunikatoren – wie die Leser des Fontblogs – sicherlich ein kostenloses Rezensionsexemplar in Karlsruhe bestellen können.
Schaut man sich die Liste der Mitwirkenden für Zeit Wert Geben an, dann erklärt sich die hohe grafische und konzeptionelle Qualität fast automatisch. Neben den TYPO-Berlin-Sprechern Jan Teunen (Buch-Philosoph) und Martin Grothmaak (Projekttriangle) sind das Simon Umbreit (weitclick), Herbert Arthen, die Autoren Hajo Eickhoff und Christoph Quarch und viele andere. Gedruckt wurde mit Leucht- und anderen -Farben auf Munken-Feinpapier bei Grammlich (Pliezhausen), gebunden in Leipzig, gesetzt mit den eigenen Hausschriften dmSupport und dmIntelligence (Fontbog berichtete). Zum Buch gibt es eine korrespondierende Website, auf der »gute Gedanken geteilt« werden können.
Font im Druck: FF Kievit – Corporate Font
Gedruckte Schriftmuster werden selten. Jetzt hat FontShop International ein aufwändiges Übersichtsposter zur FF Kievit und ihrer jungen Slab-Schwester aufgelegt, gestaltet von Alexander Roth.
Im großzügigen A1-Format entfalten sich die FF Kievit Schnitte und Zeichen zu voller Print-Power
Wer ein Exemplar möchte, kann es kostenlos anfordern* so lange der Vorrat reicht, unter: info@fontshop.de.
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* Dafür bitte die Postanschrift mailen, Stichwort: „Kievit-Poster“. Es versteht sich von selbst, dass wir niemandem unerwünschte Werbung schicken oder Adressen weitergeben.
Die FF Kievit-Familie ist ein Stern am Corporate Font-Himmel. US-Designer Mike Abbink begann bereits 1995 an der Hochschule mit der Arbeit an der Kievit-Familie, die er 2001 als FontFont veröffentlichte. Der Type Directors Club wählte den Entwurf zu den Gewinnerschriften des Jahres.
WeiterlesenDrei TYPO-Day-Tickets für Hamburg gewinnen
In den kommenden Tagen werden wir die 750. Anmeldung für einen TYPO Day verbuchen. Und das soll gefeiert werden. Unser Ein-Tages-Fonttechnik-Seminar für professionelle Designer, Markenbetreuer und Publishing-Experten startete im November 2011 in Berlin. Genau zwei Jahre später findet es zum 10. Mal statt, in Hamburg, am 1. November. Achtung: günstige Early-Bird-Tickets gibt es nur noch bis Dienstag kommender Woche (22. Oktober 2013).
Wem selbst die 198 € für das einzige deutsche Corporate-Font-Tagesseminar noch zu viel sind, sollte mit uns pokern … also beim Gewinnspiel mitmachen. Und so geht’s: Teilt uns in einem Kommentar mit, welches Unternehmen oder welche Marke in euren Augen aktuell den stärksten typografischen Auftritt hinlegt, also mittels Schrift Qualität und Charakter demonstriert. Am Sonntag um 23:59 ist Einsendeschluss, am Montagmorgen verkünde ich die 3 Gewinner.
Fresh Fonts 13 | 42 – Borges Lettering Desire
Charles Borges de Oliveira, geboren in New Orleans, ist anerkannter Lettering-Experte und Schildermaler. Fünf Jahre arbeitete er an der Schmuckschrift Desire, die seine langjährigen Erfahrungen mit Displayschriften und Logos kongenieal in die Welt der Opentype-Features überführt.
Wo sie auftaucht verbreitet Desire Energie und Gefühl, Oppulenz und Wärme: auf Verpackungen, Postern, als Headline-Font
Auf Knopfduck liefern die knapp 1000 Glyphen der Desire blickfangend Schlagzeilen und ausgefeilte Logos. Das Konzept, die Gestaltung bis ins letzte Ligatur-Detail und schließlich die aufwändige Opentype-Programmierung wirken auf kleinstem Raum zusammen.
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Type:Rider – Geschichte der Typografie als Spiel
Der Doppelpunkt, animiert als zwei Bälle, spielt die Hauptrolle im Videogame Type:Rider. Mit ihm bewegt man sich durch verschiedene Buchstaben-Labyrinthe, stets auf der Suche nach dem dritten Punkt, der die Türen öffnet. Am Ende wartet die Folterkammer, der Comic-Sans-Raum, das versteckte Überraschungslevel.
Type:Rider ist Geschicklichkeits- und Ratespiel in einem, erschienen am Montag dieser Woche. Es greift auf einen reichen Schatz an Bildmaterial und Dokumentarfilmen zurück, ohne übertrieben stark in Didaktik abzugleiten. Stattdessen bedient es sich bei der Poesie.
Dieser Film vermittelt einen ersten Eindruck:
Entworfen wurde Type:Rider von Cosmografik (alias Théo Le Du Fuentes), produziert von Ex nihilo und ARTE für Handys und Tablet-PCs. Das Bildmaterial lieferten hochrangige Institutionen, darunter die Bibliothèque Nationale de France, die Graphische Sammlung, das Druckereimuseum Lyon und die Bridgeman Art Library. Das Spiel zeichnet die Geschichte der Schrift nach, von den ersten Felszeichnungen bis hin zu den Digitalschriften. Dabei stand der Dichter und Schriftentwerfer Jérome Peignot Pate: »Befasst man sich mit der Geschichte der Buchstaben, so stößt man unweigerlich auf die Geschichte der Menschheit«.
Das Spiel kostet in iTunes und bei Google Play 2,69 €, erhältlich in fünf Sprachen und in 23 Ländern. Am Desktop-Rechner ist es auch über den Internetauftritt des deutsch-französischen Kulturkanals frei zugänglich, zum Spielen genügt eine Computertastatur, die ersten fünf Levels sind gratis.
Mein Fazit nach 2 Stunden Spielerei:
Plus: Spielerischer Einstieg in die Welt der Schriften, atmosphärischer Soundtrack, lehrreich, liebevoll animiert, bebildert und lokalisiert
Minus: Schlecht lesbare Textschrift, löchriger Blocksatz (vgl. Abb. unten), vernachlässigte Neuzeit (repräsentiert von Helvetica und Comic Sans)