Fontblog Artikel im August 2013

5 Fragen: Hannes für Hannes von Döhren, HvD Fonts

HvD Fonts bei FontShopEine Berliner Foundry berei­chert seit Kurzem das FontShop-Angebot: HvD Fonts. Gründer Hannes von Döhren arbei­tete nach seinem Studium zum Grafik Designer zunächst für eine Hamburger Werbeagentur, wo seine Liebe zur Typografie stetig wuchs.

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Hannes von Döhren sprach mit FontShop Aktuell über das Verlegen von Schriften, die Berliner Schriften-Community und seine Darling-Fonts

Seit 2008 ist Hannes frei­be­ruf­lich als Grafik- und Type-Designer in Berlin aktiv. HvDs Schriften sowie seine typo­gra­fi­sche Gestaltung wurden bereits mehr­fach ausge­zeichnet, unter anderem vom Art Director’s Club Deutschland, dem iF und dem Type Director’s Club New York. Begrüßen wir Hannes mit fünf Fragen:

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Slanted Non-Latin-Special »Babylon«

Slanted »Babylon« ist eine Sonderausgabe des Designmagazins, die Ende Juli im Rahmen der Granshan-Konferenz über nicht-latei­ni­sche Schriften in Bangkok veröf­fent­licht wurde. Neben Essays und Interviews zum Themenbereich Non-Latin-Typografie enthält das Magazin Schriftmuster, eine foto­gra­fi­sche Sciencefiction Story sowie eine Reihe thai­län­di­scher Typolyrics. Diese sind auch Teil der Typolyrics-Wanderausstellung, die seit dem 20.07 bis zum 18.08.2013 in Bangkok zu Gast ist. Per Augmented Reality können Slanted-Leser mit der kosten­losen Junaio-App inter­ak­tive Extras aufspüren, in dem sie ihr Smartphone über die Seiten bewegen. Das Magazin in limi­tierter Auflage ist ausschließ­lich über den Slanted Shop erhält­lich (9,– €), es gibt keinen regu­lären Vertrieb in Buchhandlungen.


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Unser Thema am kommenden Freitag: Urbanism. Unsere Referentin: Jessica Jungbauer (Best wishes from Berlin)

Vor 3 Monaten star­tete Jessica das Onlinemagazin Best wishes from Berlin: ein englisch­spra­chiges Journal, das die kleinen Geschichten einer großen Stadt von Kreativen erzählen lässt, die Berlin zu ihrer Wahlheimat gemacht haben. In ihrem Vortrag wirft sie zunächst einen Blick auf das sich wandelnde Ansehen von Großstädte, die häufig mit Etiketten wie Anonymität, Beliebigkeit oder Größenwahn gebrand­markt sind. Für Kreative sind die Metropolen jedoch ein frucht­barer Nährboden für eigene Projekte, ein riesiger Sandkasten zum Ausprobieren, Austauschen und Aufführen. Warum das funk­tio­niert und wie es funk­tio­niert … Antworten auf diese Fragen lassen sich bereits aus den ersten Beiträgen auf Best wishes from Berlin heraus­lesen. Mehr dazu am kommenden Freitag, 23. 8. 2013, um 8:45 im Supermarkt, Brunnenstraße. Hier anmelden …

Jessica Jungbauer, 24, ist frei­be­ruf­liche Journalistin. Sie zog im Herbst 2012 nach Berlin, um ihr Masterstudium der Literaturwissenschaft an der Freien Universität zu beenden.


Logo für Kunstschule gegen Besuch im Phantasialand

Die nord­rhein-west­fä­li­sche Stadt Brühl, zwischen Köln und Bonn gelegen, sucht ein Logo … für ihre Kunst- und Musikschule (KuMs). Zu diesem Zweck wendet sie sich nicht an ein Designbüro, sondern an ihre Bürger. Offensichtlich betrachtet die Stadt, in der Max Ernst geboren wurde, das Gestalten eines Logos und die damit zusam­men­hän­genden Corporate-Design-Recherchen als Hobbysache. Das zeigt auch die in Aussicht gestellte Honorierung:

1. Preis: einen Musik- oder Kunstworkshop nach Wahl
2. Preis: zwei Eintrittskarten für das Phantasialand
3. Preis: zwei Eintrittskarten für das städ­ti­sche Schwimmbad

Damit nicht genug. Brühls Bürgermeister Michael Kreuzberg und der neue KuMs-Leiter Bernhard Löffler scheuen sich nicht, den zukünf­tigen Gewinner – ein Kind ihrer Stadt – in eine juris­ti­sche Falle zu locken. Nicht genug, dass der Sieger sämt­li­cher Nutzungsrechte beraubt wird … sollte es urhe­ber­recht­liche Probleme mit dem neuen Logo geben, was sogar erfah­renen Gestaltern bisweilen passiert, »haftet der Teilnehmer/die Teilnehmerin für alle Schäden, welche der KuMs – Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl hier­durch entstehen.« Nachzulesen im PDF mit dem Titel Ausschreibung Logo-Wettbewerb KuMs – Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl.

Hände Weg von diesem Logo-Wettbewerb!


★ der Woche: Die Freude an Grota hält an

Wegen des großen Erfolges geht unser Grota-Angebot laut­stark in die zweite Woche. Der jüngste Entwurf der chile­ni­schen Designer Eli & Daniel Hernández Sánchez verdreht selbst erfah­renen Typografen den Kopf: mit kurven­reiche Ligaturen, schwin­del­erre­gender Groß-Kleinschreibung, lauten Interpunktionszeichen und nicht zuletzt mit dem scham­losen Einführungspreis von nur 15 €* (statt 97 €*) für alle 12 Schnitte der Grota (noch bis zum 28. August 2013). Da heißt es jetzt zugreifen, auch wenn im Moment viel­leicht die Zeit zum Spielen fehlt. Der Tag/Job für Grota wird kommen. Auf www​.font​shop​.com ordern …

*alle Preise zzgl. MwSt.


bukowskigutentag 13/13: Foodporn

Täglich stellen Millionen Menschen Fotos ihrer Speisen und Getränke ins Netz (selbst der Herausgeber dieses Blogs pflegt diese Unsitte). Warum tun sie das? Mein erster Gedanke – zuge­geben – lautete: Tja, den Leuten hat’s wohl stramm in die Petersilie geha­gelt. Aber diese Erklärung ist erstens eine bloße Behauptung und zwei­tens unbe­frie­di­gend. Und selbst von mir geschätzte Leute bei Twitter zum Beispiel, denen ich sowohl ein gewisses Maß an Intelligenz wie auch Stil unter­stelle, tun es. Was also ist da bloß los? Na dann, mal schauen, was das Netz dazu liefert.

Eine Nachrichten-Community-Seite von wahr­schein­lich erheb­li­cher Irrelevanz und Der Freitag melden die These, dass als Ursache wohl Essstörung in Frage käme. Ohne es begründen zu können, aber: Das glaube ich nicht. Bei der Masse an Foodporn postenden Leuten müssten ja rund drei Viertel der Bevölkerung essge­stört sein.

Keine Erklärung, aber einen bemer­kens­wert sinn­losen Info-Text liefert die Facebook-Seite Foodporn. Zitat: »Jeder liebt es, jeder braucht es jeder macht es: Essen (um zu leben). Auf dieser Facebook Seite werden euch Zahlreiche Bilder gezeigt die leckeres, fantas­ti­sches und optisch anspre­chendes Essen zeigen.«

Hier dann anschei­nend ein wissen­schaft­lich ernst­zu­neh­men­derer Beitrag mit einem anderen Erklärungsansatz: Wer sein Essen vor dem Verzehr foto­gra­fiert und ins Netz lädt, dem schmeckt’s besser. Ich habe das noch nie probiert, glaube es nicht und werde mich dem Selbstversuch verweigern.

Noch eine Überlegung meiner­seits dazu: Vielleicht handelt es sich um eine Art archai­schen Reflex. Man könnte sich die Analogie zu einem Jäger denken, der nach erfolg­rei­chem Beutezug der Sippe zuhause seine Beute präsen­tiert. Möglicherweise ist Foodporn die Beutepräsentation der Neuzeit. Oder die Leute drücken unbe­wusst Potenz aus im Sinne von: »Seht her, welch köst­liche Nahrung ich orga­ni­sieren kann.« Der Absender empfiehlt sich also als guter Ernährer, sprich poten­ziell eine gute Partie für die Zeugung von Nachwuchs. Aber das ist natür­lich reine Spekulation.

Fazit: Nach einer Viertelstunde Recherche im Netz bleibt die Ausbeute über­schaubar. Ich bin auch nicht schlauer und die Sache wird mir vorerst als eines der großen Rätsel des Internet erhalten bleiben. Ich bin gespannt, wann sich die ersten psycho­lo­gi­schen Forschungsarbeiten dieser Symptomatik widmen. Ansonsten wäre ich allen Foodpornern dankbar, die beschreiben können, warum sie es tun und welche posi­tiven Gefühle damit verbunden sind. Gerne Kommentare dazu!

Michael Bukowski

P.S.: Autoren, die diesen Beitrag geschrieben haben, haben auch diese Beiträge geschrieben.


Fresh Fonts: Neue Schriften dieser Woche 13 | 32

Freshfonts-NeuLogoFormenvielfalt und stilis­ti­sche Variationen zeigen sich auch diese Woche in den Veröffentlichungen der Schriftenhäuser aus aller Welt.

Von FONTYOUS aus indi­scher Kalligrafie inspi­rierter Kaili-Familie bis zur strengen schmalen Sans Supra Condensed von Wiescher, decken die elf Neuerscheinungen ein weites typo­gra­fi­sches Spektrum ab.

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Kurzschriftmuster aller Neuerscheinungen haben wir unserem Fresh-Fonts-Board auf Pinterest hinzugefügt.

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50 Jahre »Interaction of Color«, jetzt digital

Der in Bottrop gebo­rene Maler Josef Albers (1888 – 1976) gilt bis heute als der einfluss­reichste Analytiker der Farbe. In seinem Grundlagenwerk »Interaction of Color – Grundlegung einer Didaktik des Sehens« formu­liert er 1963 seine Überlegungen zur Wirkung von Farbe und ihrer visu­ellen Wahrnehmung. Das Buch ist eine Anleitung zum produk­tiven Sehen, und gehört noch heute zum Basiswissen für alle, die sich mit visu­eller Kommunikation beschäf­tigen. Nun ist es als inter­ak­tive App fürs iPad erschienen.

Nach dem Studium an der Königlichen Kunstschule in Berlin sowie der Kunstgewerbeschule in Essen studierte Josef Albers an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin und bei Franz von Stuck an der Kunstakademie in München. 1920 schloss er sich dem Bauhaus in Weimar an, wurde dort Baumeister und 1930 stell­ver­tre­tender Direktor. 1932 hatte er seine erste Einzelausstellung. Als im Jahre 1933 das Bauhaus von den Nazis geschlossen wurde, verließ Albers mit seiner Frau Anni, geb. Fleischmann, Deutschland und emigrierte in die USA.

Hier erhielt er einen Ruf an das Black Mountain College in North Carolina, an dem er von 1933 bis 1949 tätig war. Die ameri­ka­ni­sche Staatsbürgerschaft nahm er 1939 an. Zu seinen bedeu­tendsten Schülern zählen John Cage, Robert Rauschenberg, Donald Judd, Kenneth Noland und Merce Cunningham. Von 1950 bis 1959 stand er dem Art Department der Yale-Universität vor, wo er unter anderem Eva Hesse, Richard Serra, Richard Anuszkiewicz und Julian Stanczak unter­rich­tete. 1953 kehrte Albers nach Deutschland als Gastdozent der Hochschule für Gestaltung in Ulm zurück.

Albers expe­ri­men­tierte mit der Wirkung von Farben, Formen, Linien und Flächen zuein­ander, sowie mit der Subjektivität der opti­schen Wahrnehmung (»Nur der Schein trügt nicht«). Mit seinen Zeichnungen auf der Grundlage von opti­schen Täuschungen gehört er neben Victor Vasarely zu den Begründern der Op-Art. Albers hat seine Farben nie gemischt, sondern direkt indus­triell herge­stellten Töne aufge­tragen, deren Artikel-Nummern auf der Rückseite der Bilder vermerkte waren. Dadurch wurde ersicht­lich, dass ein und dieselbe Farbe je nach Umgebung völlig unter­schied­lich auf den Betrachter wirkt.

Sein 1963 erschie­nenes Buch »Interaction of Color« ist kein System und keine Harmonielehre der Farbe. Es schult mittels Übungen unseren Blick, die Variabilität und Relativität des Sehens gegen­über dem Gesehenen wahr­zu­nehmen. Es werden keine Gesetze oder Regeln von Farbharmonien mecha­nisch ange­wendet. Ziel der Übungen ist, einen bestimmten Farbeffekt durch Ausprobieren zu erzeugen. Die voll­stän­dige Ausgabe der »Interaction of Color« wog 10 kg, kostete 200 Dollar und umfaßte 150 große Farbtafeln.

Die gerade erschie­nene iPad-App mit allen Inhalten des Buchs (App Store Link) enthält als Bonusmaterial Video-Interviews mit führenden Designern, Archivmaterial von und mit Josef Albers, sowie völlige neue Paletten und inter­ak­tive Tools. Der kosten­lose Download beinhaltet das 10. Kapitel, dessen Features unein­ge­schränkt auspro­biert werden können. Das gesamte Buch wird als In-App-Purchase für nur 8,99 € freigeschaltet.

(Abb: © Yale University Press)