Logo für Kunstschule gegen Besuch im Phantasialand

Die nord­rhein-west­fä­li­sche Stadt Brühl, zwischen Köln und Bonn gelegen, sucht ein Logo … für ihre Kunst- und Musikschule (KuMs). Zu diesem Zweck wendet sie sich nicht an ein Designbüro, sondern an ihre Bürger. Offensichtlich betrachtet die Stadt, in der Max Ernst geboren wurde, das Gestalten eines Logos und die damit zusam­men­hän­genden Corporate-Design-Recherchen als Hobbysache. Das zeigt auch die in Aussicht gestellte Honorierung:

1. Preis: einen Musik- oder Kunstworkshop nach Wahl
2. Preis: zwei Eintrittskarten für das Phantasialand
3. Preis: zwei Eintrittskarten für das städ­ti­sche Schwimmbad

Damit nicht genug. Brühls Bürgermeister Michael Kreuzberg und der neue KuMs-Leiter Bernhard Löffler scheuen sich nicht, den zukünf­tigen Gewinner – ein Kind ihrer Stadt – in eine juris­ti­sche Falle zu locken. Nicht genug, dass der Sieger sämt­li­cher Nutzungsrechte beraubt wird … sollte es urhe­ber­recht­liche Probleme mit dem neuen Logo geben, was sogar erfah­renen Gestaltern bisweilen passiert, »haftet der Teilnehmer/die Teilnehmerin für alle Schäden, welche der KuMs – Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl hier­durch entstehen.« Nachzulesen im PDF mit dem Titel Ausschreibung Logo-Wettbewerb KuMs – Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl.

Hände Weg von diesem Logo-Wettbewerb!


24 Kommentare

  1. nk

    Ist doch schön, das Resultat sieht hoffent­lich auch aus, wie frisch aus dem Phantasialand :)

    „… sollte es urhe­ber­recht­liche Probleme mit dem neuen Logo geben, was sogar erfah­renen Gestaltern bisweilen passiert, »haftet der Teilnehmer/die Teilnehmerin für alle Schäden, welche der KuMs – Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl hier­durch entstehen“

    Leicht über­höht, oder? Ich lese da:

    „und die Rechtsverletzung auf vorsätz­li­ches oder grob fahrlässiges
    Verhalten
    des Teilnehmers/der Teilnehmerin zurück­zu­führen sein“

    (Hervorhebungen von mir)

    Ich denke, Teile hiervon dürften auch rele­vant sein: http://​medien​-internet​-und​-recht​.de/​v​o​l​l​t​e​x​t​.​p​h​p​?​m​i​r​_​d​o​k​_​i​d​=​2​356

  2. Mick

    Ich denke man sollte Mitgefühl für die KuMs bzw. deren Leiter haben, die diese Idee in die Welt setzten.

    Es heißt in dem verlinkten Artikel des Brühler Schlossboten „Er [KuMs-Leiter Bernhard Löffler] habe fest­ge­stellt, dass die KuMs trotz hoher Präsenz bei vielen Veranstaltungen in der Öffentlichkeit zu wenig wahr­ge­nommen werde. Dies solle sich möglichst bald ändern, zumal das neue Logo als Kommunikationsmittelpunkt dienen werde, so Löffler.“

    Ob das mit einem Hobby-Logo gelingt, wage ich ebenso ernst­haft zu bezwei­feln. Schade, dass Herr Löffler nicht sehen kann, dass es eben Design Profis bedarf, um die Außenpräsentation nach­haltig zu verän­dern und die gewünschten Botschaften zu kommunizieren. 

    (Ich bin kein Profi, aber unser Verein hat Profis und nur mit ihnen kommen wir mit dem Design zum gewünschten Ziel. Alles andere ist halb­ge­walkt oder von nett bis peinlich …)

  3. Guido Gallenkamp

    Da scheint Ihr wie die Politik zu denken, wenn es um Bürgerbeteiligung geht: „Man kann entweder Bürger sein, oder Experte. Als Bürger ist man zwangs­läufig Laie.“

  4. Dorothea Schwabe

    Hier kann man wieder gut erkennen: Design scheint nicht wirk­lich wert­ge­schätzt zu werden. Ich möchte den Bürgern der Stadt Brühl nicht unter­stellen, dass sie keine guten Ideen haben. Jedoch sollte zumin­dest der Prozess profes­sio­nell begleitet werden. Das dies gar nicht erst geplant ist, lassen die lustigen Preisideen vermuten, mit denen ahnungs­lose Bürger, die gerne gestal­te­risch tätig werden möchten in eine urhe­ber­recht­liche Falle gelockt werden. Ich frage mich wirk­lich seit geraumer Zeit, warum Stadtverwaltungen keine Ausschreibungen mehr machen? Ein Logo, bzw. ein Corporate Design, dass eine Breite Öffentlichkeit infor­mieren soll, braucht unbe­dingt eine führende Hand, sonst geht das in die Hose. Es geht letzt­end­lich doch nicht nur um die gute Idee, sondern um die danach profes­sio­nell erar­bei­tete Umsetzung, damit es auch funk­tio­niert – und zwar nachhaltig.

  5. claudia herling

    Bürgerbeteiligung muss nichts Falsches sein und natür­lich sind nicht alle Bürger autma­tisch Laien. Aber bei der Logoentwicklung darf man davon ausgehen, dass die meisten Bürger nicht Experten sind und dass allein eine recht­liche Recherche nichts ist, was der Durchschnittsbürger leisten kann.
    Es geht hier auch gar nicht um die Frage Bürgerbeteiligung, sondern auch vor allem um Wertschätzung gestal­te­ri­schen Tuns und die Art der Entlohnung. Eine Stadt, die sich mit dem Titel „Geburtstadt von Max Ernst“ schmückt und eine Instutition, die sich der Bildung im Bereich Kunst und Musik verschrieben hat, sollte doch etwas mehr Wertschätzung gegen­über einem Gestaltungsprozess zeigen. Wenn kein Geld da ist, dann wäre eine Ehrenmitgliedschaft in der Musikschule eine Möglichkeit oder irgend­etwas, das über einen klein­li­chen Gutschein hinaus geht …?
    Würde der Bürgermeister aufrufen, wer am besten für den Lohn eines Gutscheins das Dach des Rathauses decken kann, wäre die betrof­fenen Innung auch nicht begeis­tert, oder?

  6. Jürgen W

    Zu Kommentar 5:
    Danke für den Vergleich mit dem Dachdecken: da gibt es ein Problem (Dach undicht, schlecht isoliert), es wird eine Ausschreibung gemacht, um das Dach profes­sio­nell richten zu lassen (und keine Handwerksfirma wird das Angebot auf Grundlage einer Mitgliedschaft, geschweige denn eines Gutscheins machen).
    Nun hat die Stadt ein ähnli­ches Problem mit ihrem visu­ellen Auftritt. Es regnet zwar nicht hinein, aber Folgeschäden vermuten die „Auftraggeber“ durch ausblei­bende Besucher und damit einher­ge­hend weniger Geld in der Stadtkasse.
    Mit einer Haltung, die sugge­riert, dass Design (ich möchte lieber den Begriff „Visuelle Kommunikation“ benutzen) nur biss­chen bunte Farbe, Strichlein und Buchstaben sind, möglichst attraktiv mitein­ander kombi­niert, wird die Stadt auch mit einer Erneuerung ihrer visu­ellen Kommunikation nicht mehr Besucher anlo­cken können.
    Billig (vom Anspruch her) bleibt billig. Ein ordent­lich ausge­führtes Dach hält dicht, über Jahrzehnte.

  7. ChrisTina Benke

    Am falschen Ende sparen ist eine Spezialität unseres Noch-Bürgermeisters.
    Und dann auch noch so unpassend.
    Es sollte ein Anti-Plakat veröf­fent­licht werden.

  8. Max

    Grundsätzlich sind natür­lich alle Vorschläge von Designbüros besser, als alle Vorschläge von einfa­chen Bürgern.
    Das liegt daran, dass sie Geld kosten.
    Und je mehr es kostet, desto mehr ist es Wert.
    Die Wirtschaft der Zeichensetzer und Pixelschieber begründet sich selbst mit diesem Blogeintrag, indem eine Platitüde als Axiom postu­liert wird.
    Im Nachsatz wird sogar dazu aufge­rufen nicht an dem Wettbewerb teilzunehmen.
    Natürlich aus völlig unei­gen­nüt­zigen Gründen – Der Privatmann sei nicht auf der recht­lich sicheren Seite wenn er urhe­ber­recht­lich proble­ma­ti­sches Material einsende.
    Natürlich kann ein seriöser Blog nicht einfach bei der betei­ligten Stelle (KuMs) anfragen, ob dieser Satz für Privatpersonen genau so gilt, wie für Einsendungen von „Professionellen“ – Sprich Agenturen.
    Ich weiß nicht, ob diese Formulierung, wie sie in der Ausschreibung gemacht wird even­tuell sogar rechts­widrig gegen­über Privatpersonen ist.
    Fontblog auch nicht.
    Aber es wird auch nicht beim Verursacher nach­ge­fragt um seinen eigenen Lesern einen Erkenntnisgewinn zu verschaffen. Es wird nur abge­raten an dem Wettbewerb teilzunehmen.

    Na denn – Auf den nächsten Pitch!
    Auf die nächste Investition in „profes­sio­nelle“ Vorschläge von in Praktika ausge­beu­teten Mediengestalter-Azubis!
    Auf zu den nächsten 300 fast-glei­chen Vorschlägen von „Professionellen“, die alle nach den glei­chen Standards und Vorgaben arbeiten.
    Auf in die Gleichschaltung (oder auch Gleichgestaltung) aller Designs nach aktu­ellen Design-Vorgaben.

    Und kein Magenta.

  9. Jürgen Siebert

    Grundsätzlich sind natür­lich alle Vorschläge von Designbüros besser, als alle Vorschläge von einfa­chen Bürgern. Das liegt daran, dass sie Geld kosten.

    Ich glaube, hier sind Ursache und Wirkung vertauscht. Die Gestaltungsvorschläge von Designbüros sollten besser sein als die von Bürgern, weil sich Designbüros haupt­be­ruf­lich um solche Dinge kümmern, wofür deren Mitarbeiter auch eine Ausbildung absol­viert haben. Diese Arbeit kostet in der Tat Geld, und darum wird sie nach Beendigung auch honoriert.

  10. Oliver Schuh

    Alle poli­ti­schen Lager haben seit Jahren die Kultur- und Kreativwirtschaft als neues Zugpferd ausge­macht und wollen dieses zukunfts­fähig fördern. Ich meine, Politik, Bund, Länder und Kommunen bräuchten nicht an anderer Stelle fördern, wenn sie schlicht mit gutem Beispiel voran­gingen und sach- und fach­ge­recht ausschreiben und hono­rieren würden.

    Ich frage mich zudem, was eigent­lich ein Finanzamt zu derar­tigen Tauschgeschäften sagt?

    Und wie berechnet sich wohl eine Abgabe an die Künstlersozialkasse?

    Besten Gruß vom Elbstrand
    Oliver Schuh | die gebrauchsgrafiker

  11. Jürgen W

    Interessant @Max:
    Was ist denn die Gleichschaltung aller Designs nach aktu­ellen Design-Vorgaben? Und wofür werden profes­sio­nelle Gestalter eigent­lich über­haupt bezahlt, wenn eh alles von in Praktika befind­li­chen Mediengestalter-Azubis gemacht wird? Ist das eine auf Erkenntnis beru­hende Behauptung?

    Und sicher­lich wäre es auch eine begrü­ßens­werte Entwicklung, um beim ange­spro­chenen Vergleichsbeispiel zu bleiben, die Dachsanierung eines öffent­li­chen Gebäudes Hobbyisten zu über­tragen. Könnte man wesent­lich mehr einsparen als bei Gestaltungsdienstleistungen.

  12. Peter

    Solche „Wettbewerbe“ sind einfach beschä­mend. Egal ob diese aus dumpfer Politiker-Unwissenheit oder vorsätz­li­cher Bräsigkeit in die Welt gesetzt werden. 

    So etwas stellt einer­seits eine Respektlosigkeit gegen­über den Schöpfern profes­sio­neller Gestaltung dar, zeigt aber ande­rer­seits auch die gleiche Einstellung gegen­über der eigenen Kunst- und Musikschule und den dort Tätigen, welche offenbar als einer profes­sio­nellen Leistung nicht würdig erachtet wird bzw. werden.

    Wieder mal ein erschre­ckendes Beispiel unserer schönen deut­schen „Leitkultur“ (oder ist es letz­ten­endes doch besten­falls eine „Light Kultur“?)

  13. Jürgen W

    Ja, man braucht sich nicht wundern, dass der jetzt gern als Attraktion heran­ge­zo­gene Max Ernst seiner Heimatstadt Brühl wohl früh­zeitig den Rücken gekehrt hat …

  14. koni

    Solche “Wettbewerbe” sind einfach beschämend

    Beschämend für mich aber auch, welche Unmündigkeit den Zeitgenossen gegen­über aus manchem Kommentar spricht. Der Wettbewerb ist ein Angebot.
    Klar ersicht­lich, daß es sich nicht wirk­lich an Profis richtet. (Warum es auf einem Blog, das sich an Profis richtet ein Thema ist, versteh ich eh nicht). Kann jetzt teinehmen wer mag. Seh auch keine Gefahr für Deutschlands Kultur.
    Manchmal hab ich eher das Gefühl einer latenten Angst, aus so einem Amateurwettbewerb könnt was gutes entspringen und die Profis guckten blöd aus der Wäsche.
    Übrigens: Max Ernst war Autodidakt und als solcher anfangs ähnli­chen Vorbehalten „etablierter“ Gestalter ausge­setzt, wie sie hier aus einigen Kommentaren auch raus­zu­lesen sind.
    Plädiere also für mehr Gelassenheit und weniger Futterneid.

  15. claudia herling

    again: Es wird niemanden abge­spro­chen mitzu­ma­chen. Aber die Entlohnung ist für die Art des Auftraggebers (Stadt und Kuns/Musikschule) blamabel.

    Was hätte man nicht Schönes über­legen können: zum Beispiel Förderung von jungen Designern in der Region mit einem halb­wegs respek­ta­blen Preisgeld (keine Sorge, unter die jungen Designer falle ich persön­lich nicht mehr und es geht hier nicht um Futterneid — welches Futter auch? Das würde ja impli­zieren, dass es etwas zu gewinnen gibt, um das es sich zu streiten lohnt.)
    Oder die Möglichkeit einer Ausstellung oder oder oder. 

    Aber man will profes­sio­nelle Ergebnisse für lau. 

    In welchem anderen Berufszweig werden offi­zi­elle Ausschreibungen gegen Gutscheine getä­tigt? Wie gesagt: wir reden hier nicht über irgend einen kleinen gemein­nüt­zigen Verein, sondern von einer Stadt, die sich mit Kunst und Kultur schmückt. 

    Bin gespannt auf Beispiele.

  16. Stefan

    Ein adipöser Berufspolitiker – der als Bürgermeister einer Stadt mit >40.000 Einwohnern in eine sehr sätti­gende Besoldungsgruppe fällt – möchte, dass der Pöbel de facto umsonst arbeitet. Realsatire at it’s best.

    Wat nix koss, es och nix, lieber Kreuzberg. 

    Ich wünsche der KUMS, dass sie genau das bekommt, was sie bereit ist zu bezahlen… und hoffent­lich daraus lernt.

  17. Florian

    Eigentlich muss man ja das Gute daran sehen, dass die Stadt es seinen Bürgern ermög­licht ein Logo zu entwerfen. Ich glaube an die Folgearbeit (Recherche, CI Design usw.) denken die dabei gar nicht.

    Natürlich ist die Honorierung ein Witz. 

    Mich wundert das langsam nicht mehr, kein wunder das in Deutschland alles so mund­ge­bissen aussieht.

  18. yes

    Liebe kumsler,
    wir heissen euch HINTER DEM MOND herz­lich will­kommen und wünschen euch dort noch viele schöne Jahre und frohes Schaffen!
    Sollte das Unmögliche eintreffen und ihr in ferner Zukunft aus Versehen mit einer außer­ir­di­schen Lebensform (Designer) in Kontakt kommen, so haltet inne, holt tief Luft und schüt­telt eure instik­tiven deut­schen Urängste ab. Die wollen nur spielen!

  19. Neuropol

    Und am Schluss wird es wohl so kommen:

    CI?? Brauchen wir nicht. Wir finden das Logo alle super. Mach doch mal noch Visitenkarten und einen Briefbogen. Da muss nur das Logo rauf und der Text. Das kannst Du dann auch für Deine Referenzen verwenden. Und das Logo als Vektor-Datei, damit unsere Sekretärin es für die Flyer verwenden kann. Und noch mal vielen Dank für Deine krea­tive Arbeit.

  20. Frank

    Warum nicht gleich in den Brühler Kindergärten einen Malwettbewerb starten. Was da dann raus kommt, könnte zumin­dest Sympathien wecken.

  21. pillenknick

    Man sollte ihnen eigent­lich geben, was sie verdienen. Hat hier jemand noch MS Paint herum­fliegen und möchte mal kurz „KUMS“ in Comic Sans eintippen?

  22. Norbert

    aber nicht dass dann aus versehen doch noch ein kunst­werk mit paint herauskommt:
    http://​vimeo​.com/​m​/​7​0​7​4​8​579

  23. Rudi Kipp

    Rote Karte für den Droemer-Verlag

    Die Typografie des Titels von P. D. James neuem Werk
    „Der Tod kommt nach Pemberley“
    ist „richtig“ gelungen:

    Die Vornamen der Autorin sind Kleinbuchstaben und das „M“ von James ist dafür in Großbuchstaben.

    Wer sich dieses grau­en­volle Layout ansehen will,
    dann z.B. direkt beim Verlag unter

    http://​www​.droemer​-knaur​.de/​b​u​c​h​/​7​7​8​2​3​0​5​/​d​e​r​-​t​o​d​-​k​o​m​m​t​-​n​a​c​h​-​p​e​m​b​e​r​ley

    MfG
    R. Kipp

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