5 Fragen: Hannes für Hannes von Döhren, HvD Fonts
Eine Berliner Foundry bereichert seit Kurzem das FontShop-Angebot: HvD Fonts. Gründer Hannes von Döhren arbeitete nach seinem Studium zum Grafik Designer zunächst für eine Hamburger Werbeagentur, wo seine Liebe zur Typografie stetig wuchs.
Hannes von Döhren sprach mit FontShop Aktuell über das Verlegen von Schriften, die Berliner Schriften-Community und seine Darling-Fonts
Seit 2008 ist Hannes freiberuflich als Grafik- und Type-Designer in Berlin aktiv. HvDs Schriften sowie seine typografische Gestaltung wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem vom Art Director’s Club Deutschland, dem iF und dem Type Director’s Club New York. Begrüßen wir Hannes mit fünf Fragen:
1. Was hat Dich bewogen, Schriften zu entwerfen und ein eigenes Schriftenhaus zu gründen?
Typografie interessierte mich schon immer. Parallel zu meinem Job in der Agentur begann ich am Wochenende mit Freunden und Kollegen Schriften zu basteln. Zuerst aus Kartoffeln geschnitzt oder aus Pappe ausgeschnitten. Für mich war das ein Ausgleich zu der zielorientierten Arbeit für den Kunden.
Dem Thema »Schriftentwicklung« näherte ich mich zunächst von der experimentellen Seite. Später habe ich die Buchstaben gescannt und in FontLab importiert. Die Free- Fonts, die es noch von mir gibt, sind in dieser Zeit in Hamburg entstanden. Später wollte ich mich weiterentwickeln und eine Schrift gestalten, die ich auch verkaufen könnte – seriöser und tatsächlich professionell einsetzbar …
HvD-Familie Pluto: Als Experiment kreuzte Hannes die Klarheit einer geometrischen Serifenlosen mit der Leichtigkeit einer Script-Schrift. Trotz ihrer Verspieltheit sollte der Font Seriosität ausstrahlen und in längeren Texten funktionieren.
HvD-Familie Pluto Sans: Neben der verspielteren Pluto entstand die klare, geometrische Pluto Sans. Subtil greift sie den freundlichen „Touch“ der Pluto auf, ist aber durch ihre Geradlinigkeit sehr viel zurückhaltender und ideal für Mengentexte. Ihre Attribute: freundlich, klar, einfach und professionell, bring Pluto Sans allein – oder kombiniert mit Pluto – unaufdringlich in Branding- und Corporate- Drucksachen ein.
Die Quench-Familie war meine erste kommerzielle Schrift. Ich bekam von Linotype eine Zusage und eine Coding-Tabelle mit ca. 400 Zeichen, die ich dann vervollständigen sollte. Nachdem ich den Font fertig gestellt hatte, dachte ich: „Yeah, jetzt geht’s los!“. Dann hat es noch fast ein Jahr gedauert, bis der Font endlich auf dem Markt war. Mir war gar nicht bewusst wie viel Arbeit noch, nach Fertigstellung der Zeichen, in eine Schrift investiert werden muss. Zusätzlich hat eine große Foundry eine Menge anderer Schriften im Portfolio, um die sie sich »kümmern« muss.
Später begann ich meine Schriften über MyFonts zu veröffentlichen. im Vergleich zu einer Foundry ist MyFonts ein reiner Distributor. Man muss alles selbst machen: Die fertigen Font-Dateien erstellen, Qualitätscheck, Grafiken und Promotion – selbst den Kundenservice, wenn es um deine Schriften geht oder Problemlösungen. Dafür hast du selbst das Timing in der Hand. Da ich das alles gerne selbst mache, passte das für mich irgendwie besser. Aber dieses Wissen hätte ich, ohne den Vergleich je selbst gemacht zuhaben, so nicht verstanden. Über die Jahre entstand dann sozusagen Stück für Stück meine eigene kleine Foundry: HVD Fonts.
2. Ist es wahr, das Berlin sich neben einem Schmelztiegel für Startups auch zu einer Hochburg der Typografie entwickelt hat?
Ich habe schon das Gefühl. Es gibt sehr viele Schriftgestalter und man läuft sich eigentlich immer bei irgendwelchen Veranstaltungen wie Typostammtisch oder der TYPO-Berlin über den Weg. Es ist toll: Die Comunitiy hier in Berlin ist fast wie eine kleine Familie. Es macht Spaß, sich untereinander auszutauschen oder einfach mal ‘ne Cola trinken zu gehen.
In Berlin gibt es sehr viele Kreative in vielen verschiedenen Bereichen – so ist das Niveau der Arbeiten hier, glaube ich, relativ hoch und man inspiriert sich gegenseitig. Das macht Spaß!
TDC-Award-2011-Gewinner Brandon Grotesque: Die geometrische Brandon-Familie stellte die Weichen für Hannes von Döhrens Weg als Schriftenentwerfer: Sein Vater hatte ihm alte Zeitschriften aus den 1920er und 30er Jahren geschenkt, die er bei Hannes Opa gefunden hatte. Hannes solle sich die handgezeichneten Schriften der Anzeigen anschauen.
3. Was sollte eine moderne Schriftenfamilie können? Über welche Fähigkeiten sollte sie verfügen?
Ich würde das in zwei Bereiche teilen:
1. Emotion: Sie sollte eine Seele haben, ein Gefühl vermitteln, den Betrachter berühren und eine Daseinsberechtigung haben.
2. Technik: Sie sollte die technischen Anforderungen erfüllen, wie gutes Spacing und Kerning, saubere Kurven, Sprachausbau, OpenType-Features, gute Bildschirmdarstellung …
HvD-Familien Brix Slab, Brix Slab Condensed: Die Brix-Großfamilie mit 24 Fonts. Es wurde 2011 von Hannes von Döhren und Livius Dietzel entworfen. Als robuste Slab Serif Familie mit subtilen Details ist Brix Slab für längere Texte optimiert und sehr gut lesbar in kleinen Größen. Die Familie eignet sich vorzüglich für Branding- und Editorial-Aufgaben.
4. Welche Deiner eigenen Schriften ist Dein persönlicher Liebling?
Liebling hat viel damit zu tun was aus einer Schrift wird, wie sie wächst oder für was sie eingesetzt wird. Man kann seine eigene Schrift neu kennenlernen, wenn man sieht was andere mit ihr machen.
Mein persönlicher Liebling ist die Brandon Grotesque, weil sie mein Leben verändert hat und die Weichen gestellt hat, das zu tun was ich liebe. Außerdem geht sie mir immer noch nicht auf den Wecker, obwohl ich jeden Tag mit ihr zu tun habe – mich jeden Tag aufs neue über sie freue.
Als ich Brandon gestaltete war ich fasziniert von der Haptik und der intensiven Aura, die Magazine aus den 20er und 30er Jahren ausstrahlten – wie die Fließtexte gesetzt wurden und welche Schriftmischungen verwendet wurden! Ich wollte unbedingt eine Schrift mit dieser Anmutung gestalten. Eine geometrische Schrift, die dennoch eine gewisse Weichheit und Wärme besitzt. Durch den »schlechten« Druck erschienen die Ecken der Textschriften leicht abgerundet. Ein Gefühl, welches heute – in der Zeit der gestochen scharfen Druckbilder – nicht mehr aufkommen kann.
Wir freuen uns, FontShops Schriftenangebot mit der international ausgezeichneten Bibliothek HVD Fonts von Hannes von Döhren zu vervollständigen. Unter anderem mit den Familien Pluto und Pluto Sans sowie Brandon Grotesque und Brandon Text, Brevia, Brix, Diamonds, Reklame, Subway, Supria und weiteren ausgefeilten Entwürfen auf der Höhe der Zeit.
Ich entschied mich, die Brandon mit sehr leicht abgerundeten Ecken zu versehen – sie sollte trotz ihrer Geometrie und Klarheit etwas Wärme ausstrahlen. Obwohl die Brandon Grotesque mit 12 Schnitten eine relativ große Familie ist, hat jeder Schnitt seine eigene Ästhetik: die Schnitte basieren zwar aufeinander, wurden aber alle einzeln gezeichnet. So konnte ich jeden Schnitt mit eigenen Details ausstatten. Für kleine Größen und Mengentexte gibt es neben der Brandon Grotesque seit kurzem auch die Brandon Text, die eine höhere x-Höhe und optimierten Grauwert für Lesegrößen besitzt.
5. Welche ist Deine persönliche Lieblingsschrift eines anderen Entwerfers?
Schriften sind so vielseitig und unterschiedlich, dass es schwer ist einen Liebling rauszupicken. Es gibt so viele Schriften, die ich schön finde und die ich einfach nur genieße anzuschauen. Es macht Spaß, den Einsatz einer guten Schrift zu bewundern. Ich liebe es, die Ziffern der Gill groß auf einem Bagger zu sehen, die Mrs Eaves in einer Hochzeitseinladung zu lesen, mich über den Relaunch von Penny in der Akko zu freuen, Little Big Planet in der Omnes zu zocken oder die Knockout auf einem Poster zu sehen …
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