Spiegel Online seit eben werbefrei …
Schmeißfliegen auf frischem Hühnerkot (Foto: Soebe für Wikipedia)
… zumindest auf meinem Rechner (und denen meiner Familie). Ausschlag-gebend waren die nervigen Verfolger-Banner auf www.spiegel.de. Zitate zu Hause : »Arschkriecher-Advertising«, »Schmeißfliegen-Promo«, …Wer denkt sich so was aus und warum muss man den Menschen so lange auf den Geist gehen, bis sie Maßnahmen ergreifen?
Ich habe mich jahrelang gegen Werbeblocker gewehrt, weil Werbung Bestandteil meines Berufslebens ist. Schließlich werden Anzeigen aus Schriften gebaut, Werbeagenturen sind unsere Kunden. Ich finde auch, dass ein Konditor Bock auf Süßes haben muss und in den Adern eines glaubwürdigen KFZ-Mechanikers Benzin fließen sollte. Wenn der erste ständig über die Gefahren des Zuckerkonsums lamentiert und der zweite das Bahnfahren als einzig selig machende Fortbewegung anpreist, muss ich irgendwann deren berufliche Hingabe in Frage stellen und unsere Wege werden sich früher oder später trennen.
SPIEGEL Online animiert mich einerseits zum Lesen (durchaus mit werblichem Aufwand), gleichzeitig macht es mir genau diese Tätigkeit mit nervigem Werbe-Störfeuer madig. Eigentlich müssten wir getrennte Wege gehen. Da das Internet für solche Fälle jedoch clevere Hygienemaßnahmen bereitstellt, habe ich mich für diesen Weg entschieden.
Mein Werbeblocker für Safari heißt Adblock (es gibt ihn auch für Chrome), und er wurde von Michael und Katie entwickelt, denen ich per PayPal gleich 10 Dollar für das Tool gespendet habe.
Eine Bitte an die Leser: Kann mir jemand Bescheid sagen, wenn Spiegel Online die Nervbanner abgeschaltet hat, weil: Ich würde das jetzt nicht mehr mitkriegen, bin aber doch interessiert, wie sich die Online-Werbewelt – typografisch gesehen – so weiterentwickelt. Abschließend entschuldige ich mich bei allen anderen Websites, die weniger aufdringlich werben, und mich trotzdem nicht mehr in ihren Mediadaten mitzählen dürfen. Zum Glück ist mein Werbeblocker konfigurierbar, ich kann also, wenn ich das möchte, die Werbung auf anderen Seiten wieder einschalten.
14 Kommentare
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<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
phil
auf guten seiten steht oft ‚bitte adblocker ausmachen‘ – der rest kann mich mal o_Ô
Jürgen Siebert
Danke für den Hinweis. Ich merke gerade, dass ich auch meine Fontblog-Banner nicht mehr sehen kann. Werde also Fontblog gleich vom Filter ausschließen :)
Gerd Wippich
Meistens ist es ja die Flash-Werbung, die besonders nervt. Dagegen nutze ich seit Jahren schon ClickToFlash im Safari und kann es jedem weiterempfehlen: auf Wunsch werden Flash-Movies per Klick nachgeladen, auch für die komplette Seite; mit rechter Maustaste Websites wie z. B. fontblog.de einfach zur Whitelist hinzufügen; optionale automatische Updates, und das alles erst noch kostenlos (Spenden werden gerne entgegen genommen).
ML
Es gibt da auch noch den GlimmerBlocker (http://glimmerblocker.org/), der sortiert das ganze als Proxy aus. Die Einstellungsmöglichkeiten sind sehr umfangreich und zudem sind Extras wie z.B. Keywords enthalten (d.h. man gibt in die Adresszeile beispielsweise „wiki Letter“ ein und gelangt auf den Wikipedia-Eintrag zu „Letter“).
Martin
Du hast den Werbeblocker entdeckt? Glückwunsch. Nein, im Ernst. Ich surfe schon seit mindestens fünf Jahren nur noch mit Adblock(+) und Flashblock. Ich empfinde das nicht als Schmarotzertum, sondern vielmehr als Notwehr. Es ist (aus Sicht der Contentbetreiber und Werbetreibenden) natürlich traurig, aber dadurch, dass ein Teil der Werbetreibenden so über die Stränge schlägt, greife ich eben zum Online-Holzhammer und habe meine Ruhe. Die Seiten, die ich gerne mag, bedenke ich dann eher gezielt mit einem Enkauf per Amazon-Reflink, Flattr-Klick oder Bestellung im eigenen Webshop statt bei Amazon (so hier im Fontblog).
Grüße.
Chris
So ein Aufwand, nur um Spiegel Online werbefrei zu bekommen?
Da sollten sich die Redakteure mal eine Scheibe von abschneiden …
Die Sache an sich finde auch ich als Grafiker nicht verwerflich. Wenn meine berufliche Hingabe daran gemessen wird, habe ich höchstens eine für mich unbegreifliche Erwartungshaltung, nicht aber meinen Beruf verfehlt. (:
alican
Seit dem ich Firefox benutze, benutze ich Adblock. Das muss so 2004 gewesen sein.
Mich störten davor Banner (und andere dezente Werbung) nie und habe erst nach einem Adblocker gesucht, als diese Layer-Ads anfingen das Internet zu verseuchen.
Dann kamen noch diese intellitxt-Scheiße und je menge weiterer Techniken, um die Besucher zu nerven.
Allgemein störte mich einfach alles, was sich zwischen dem Content und mir gedrängt hatte. Seit Adblock sehe ich nichts mehr davon und die Seiten laden deutlich schneller.
Und wenn die Werbebranche wegen Adblocker Einnahmebußen hat, dann haben sie es diesen dreisten Arschlöschern wie Layer-Ads etc. zu verdanken.
Ich surfe jedenfalls seit Jahren mit Adblocker und bin sehr glücklich über Firefox und Adblock+.
Seitenbetreiber bekommen via Flattr eine Spende (wenn sie es anbieten).
Und wegen solchen dpa-Schleudern wie SPON habe ich kein schlechtes Gewissen.
Sebastian Nagel
Sollte das schlechte Gewissen kommen: man kann die Blocker meist auch so konfigurieren, dass sie nur einzelne Seiten geziehlt filtern. Spiegel+Werbepartner nerven über die Maßen > Spiegel-Werbung wird gefiltert.
Ich mach’s inzwischen so: Seiten die ich regelmäßig besuche, die mir nutzen, und die das Maß zwischen Aufmerksamkeit-erregen und mich-nerven halten können, werden vom Filter durchgelassen. Stören sie zu sehr, kommt die Adblock-Keule zum Einsatz.
Fürs „freie Internet“, das ich im Vorbeigehen mitkriege, blocke ich so im vorbeigehen sehr nervige Sachen – meistens erwischt es damit die schlimmsten Adhoster, und nach einer Weile hat man relative Ruhe.
Vroni
So als Leitmotiv (für mich stimmt es jedenfalls):
Typographie oder Grafikdesign ist das eine.
Doch Werbung ist ein weiteres Panier.
Welches man getrost getrennt halten darf − auch wenn es sich ab und an vermischt.
[Meinen Kunden gegenüber betone ich, dass ich kein Werber bin. Und würde es nicht für gut heißen und thematisieren, wenn sie derartigen „Schmeißfliegen-Aktionismus“ kriegen sollten …]
Man darf mit gutem Gewissen Typograph sein und gleichzeitig Banner wegschalten.
Der Schuster muss auch nicht alle Schuhe mögen, die es in den Läden gibt. Das entzieht ihm doch noch nicht seine Glaubwürdigkeit, weiter Schuster sein zu dürfen.
Zeitfixierer
Habe das Fontblog soeben in die white-list meines Filters eingetragen.
SPON sollte man übrigens grundsätzlich meiden oder über seine hosts-Datei direkt auf BILD.de umleiten. Man liest dann wenigstens das Original.
alex koch
Auf die Gefahr hin, hier etwas den Rahmen zu sprengen: die Werbung allein ist nicht das eigentlich Üble z.B. beim Spiegel online, sondern die damit einhergehenden Methoden, jeden auch noch so winzigen Artikel in möglichst viele kleine Schritte zu zerhacken. Wegen der Vermarkterstatistik, warum auch sonst.
Das – in Kombination mit ungeniert durch Wiederholungen aufgeblasenen, gerne auch mal belanglos-tendenziösen Weitermeldungen – macht das Leseerlebnis schon ohne besondere Beachtung der Werbeinhalte (und Formen) zur Quälerei.
Bilderstrecken, längere Artikel – ohne Verrenkung auf zwei Bildschirmen unterzubringen – werden auf 14 „Seiten“ aufgebläht – zum Wohle der Statistik. Und sehr zum Verdruss des Lesers – auch bei guten Formaten. Einestages ist so eins; preisgekrönt und immer für eine Überraschung gut, aber wehe, man möchte die Fotos ansehen – pageviews, kleine Bilder, sonst nix.
Da ist die Form der E-Reklame nebensächlich, da kommt auch Ad-geblockt keine Freude auf.
volker ronneberger
Das ist mir etwas zu undifferenziert. Nach dieser Logik müssten Karin und Bertram Schmidt-Friderichs Lust auf Fünf-Groschen-Romane haben, nur weil sie gute Bücher machen.
Gut gemachte Werbung ist eine Sache. Sich aber Werbung, die versucht den Kunden solange zu nerven bis er aus Verzweiflung kauft, ansehen zu müssen, nur weil man mit Werbung Geld verdient, halte ich für übertrieben.
anneiv
Fehlt noch der FacebookBlocker, weil man vielleicht doch nicht alles „teilen“ will.
Ben
Seit eben auch werbefrei. Liest sich gleich besser ;-)