Edenspiekermann macht’s richtig
Als ich hier vor mehreren Wochen die ersten Webfonts vorstellte – Heute ist Webfont-Tag (1) vor allem aber Heute ist Webfont-Tag (2): Fragen & Antworten – entbrannte schnell eine Diskussion über Preise, Lizenzen, Technik und die Frage ›Mieten oder selbst hosten?‹. Was ich vermisst habe war eine wie auch immer formulierte Vorfreude auf neue Herausforderungen und Jobs für Designer. Erik Spiekermann drückte das in einem Kommentar damals so aus: »… diejenigen, die immer schon vernünftige typografie auch online fordern, (sollten) dankbar sein, dass es diese möglichkeiten endlich gibt. FontShop International ist vorgeprescht, weil in unserem typeboard leute aus der praxis sitzen, die ihren lebensunterhalt mit dem gestalten von kommunikation in unterschiedlichen medien verdienen. Die webdesigner in meinem büro sind auf jeden fall froh ….«
Die logische Konsequenz dieser Einstellung ist die heutige Pressemitteilung von Edenspiekermann, die eigentlich nichts Sensationelles vermeldet und doch beispiellos ist, weil ich sie von anderen Designbüros so noch nicht wahrgenommen habe. Unter der Headline »Typografische Freiheit fürs Web« wirbt die deutsch-niederländische Agentur um Aufträge für das lange Zeit brachliegende Feld der Netz-Typografie: »Ein für Webdesigner lang ersehnter Schritt erlaubt freies typografisches Gestalten im Internet. Dies ermöglicht Unternehmen und Marken künftig einen medienübergreifenden visuellen Auftritt. Edenspiekermann testet die neue Freiheit am eigenen Leib. Ab sofort erscheint die Homepage in der Hausschrift ESPI Sans & Slab.« Fazit: »Edenspiekermann plant, seinen Auftraggebern die neue Dienstleistung bald anbieten zu können.«
Das ist vorsichtig formuliert. Auch wenn das Angebot an Webfonts noch klein ist und der ein oder andere Browser noch nicht im Boot ist: Die Zeit ist reif für die ersten Akquisen!
✪ Preisgekrönt und delikat: Deliscript für 60,00 45,00 €
Der ursprüngliche Entwurf für Deliscript basiert auf der Leuchtreklame des berühmten Feinkostladens Canter’s in Los Angeles. Schon bald wurde aus den Lettern ein eigenständiges und unverwechselbares (typo-)grafisches Konzept. Anders als die meisten Retroschriften ist Deliscript nicht einfach nur die Runderneuerung einer antiken Ladenbeschriftung, die verloren gegangen und wieder gefunden wurde. Wie sein ebenso populärer »Bruder« Metroscript entwickelte sich Deliscript zu einem ein völlig neuen Design.
Dieser Ansicht war auch der Type Directors Club New York, der ihrem Designer Michael Doret in diesem Jahr das »Certificate of Excellence in Type Design« im Bereich Script-Fonts verlieh. Doret studierte an der Cooper Union. Er gründet sein Designbüro in New York und zog später nach Hollywood. Seit 2006 konzentriert er sich aufs Typedesign und rief das Fontlabel »Alphabet Soup Type Founders« ins Leben, mit den ersten Fonts – Orion, Metroscript und Power Station.
Als Star der Woche bietet FontShop Deliscript für 7 Tage zum Preis von 45 € statt 60 € an. Das aufschlussreiche Deliscript-Konzept- und Schriftmusterheft (PDF) belegt noch mal die Raffinesse der Familie. Hier zum Sonderpreis downloaden …
Real-Fake-Symposium in Linz, 28. Mai 2010
Das international besetzte Symposium Real Fake — Reality as image/Image as reality am 28. Mai 2010 im österreichischen Linz begibt sich auf die Suche nach der authentischen Darstellung und der Kreation von Realitäten für Firmen, Organisationen und uns allen; damit auch für die von uns geprägte Umwelt.
Künstler/innen, Designer/innen, Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren über ihren Umgang mit Realität. Wie können Design und Fotografie beitragen, die Wahrnehmung der Realität positiv zu gestalten? Das Symposium eröffnet Ein- blicke in die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Designpraxis und dem »Image«. Sprecher u. a.: Martin Hochleitner, Markus Hanzer, Lois Renner; Moderation: Clemens Schedler; Konzeption: Tina Frank.
Das Buch lebt: Hamburger Automatenverlag
Hamburg ist um eine intelligente Attraktion reicher: Zwischen Abatonkino und Uni (genauer: neben der Eingangstür der Pony Bar) hängt jetzt der erste Literaturautomat. Der Hamburger Automatenverlag hat ihn aufgehängt und feiert gleichzeitig die Premiere seines literarischen Frühjahrsprogramms – Bücher zum Preis einer Zigarettenschachtel (4 €), frisch aus dem Schacht.
»Wir haben die Idee nicht erfunden, aber wir geben ihr einen neuen Auftritt. Reclam hat in den zwanziger Jahren seine Heftchen an eigenen Automaten verkauft. Wir gehen den umgekehrten Weg, kaufen alte mechanische 10-Schacht-Zigarettenautomaten und passen das Buchformat an.« erläutert das Verlagsteam um Bettina von Bülow (Lektorat, Presse) und Martin John (Grafik, Web, Covergestaltung) sein Konzept gegenüber der Presse.
Das aktuelle Programm des Hamburger Automatenverlag bietet neue Texte hauptsächlich Hamburger Autorinnen und Autoren: grafische Romane, ein Kurzkrimi, Lyrik, ein Stadtführer für berufstätige Frauen, ein Fotobuch, ein Kochbuch für Kinder, klassische Prosa übers Rauchen und mehr.
Da es in Hamburg meist regnet und dann kaum jemand auf die Straße will, gibt es zusätzlich die Möglichkeit, alle Bücher des Automatenverlags online zu bestellen und sich nach Hause schicken zu lassen. Das ist vor allem auch für Menschen interessant, die gar nicht in Hamburg leben. Mindestmenge: 5 Exemplare à 4 € (= 20 €). Das Programm und mehr Informationen über die Autoren auf www.automatenverlag.de.
Neu: Best-Advertising-Jahrbuch zum Best Price
Das Thema Werbung beschäftigt nicht nur Experten, sondern auch das breite Publikum. Das beweisen TV-Sendungen wie »Die witzigsten Werbespots der Welt« (SAT.1, seit 1996), aber auch das Interesse für Werbejahrbücher und die Ausstellungen des deutschen Art Directors Club – zum Beispiel in dieser Woche in Frankfurt am Main. Weil die Jahrbücher lange Zeit als Laufsteg der Branche betrachtet wurden, waren sie üppig ausgestattet und teuer – für das fachfremde Publikum unerreichbar, oft auch für den Nachwuchs.
Der Verlag TASCHEN durchbricht diesen elitären Kreislauf. Er hat sich mit dem britischen Werbeverband D&AD zusammengetan, dem englischen Pendant zum deutschen Art Directors Club, um ein Kompendium der besten aktuellen Werbung in großer Auflage und zum günstigen Preis auf die Beine zu stellen. D&AD steht für Design und Art Direction. Jedes Jahr werden von dieser Vereinigung herausragende Arbeiten aus der Welt des Designs und der Werbung ausgezeichnet, nach dem Motto “benchmarking and rewarding great ideas that are well executed und appropiate”.
Ein Black Pencil in der Kategorie Text ging an die Agentur Droga5 für die Viralkampagne des Jewish Council of Education & Research
Bei der britischen Preisverleihung werden jedes Jahr Yellow Pencils und Black Pencils vergeben (vergleichbar der Nägel des ADC), wobei der gelbe Stift einer Silbermedaille gleichkommt, während der schwarze Stift für eine Goldmedaille steht. Im Jahr 2009 vergab der D&AD 70 Auszeichnungen, aber nur 4 Black Pencil. Einer davon ging nach Deutschland, nämlich an die Berliner Kreativagentur ART+COM für seine »Kinetische Skulptur«, entwickelt für das BMW Museum in München in der Kategorie Environmental Design. Randnotiz: ART+COM-Gründer Joachim Sauter ist Sprecher auf der TYPO Berlin 2010, die nächste Woche stattfindet.
Einer von nur vier Black Pencils ging nach Deutschland, an ART+COM (rechts), der Designer Matt Dent erhielt die höchste Ehrung für sein Designkonzept für die britischen Münzen (links)
Bis vor kurzem war auch das D&AD-Jahrbuch ein exklusives Vergnügen, nicht nur für die Agenturen, die dort hinein wollten, sondern auch für die interessierte Leserschaft. Für die aktuelle Ausgabe beurteilten die Preisrichter in London 22.000 Arbeiten aus 67 Ländern, eingereicht von Designbüros, Marken- und Werbeagenturen, Studios für Film- und Fotoproduktionen, von Pionieren der digitalen Medien und anderen kreativen Firmen aus der ganzen Welt. Auf 576 Seiten werden die nominierten und prämierten Arbeiten ausführlich dargestellt. Das TASCHEN D&AD Annual ist als Referenzwerk für alle, die sich für Kreativität, Kommunikation, Design oder Werbung interessieren, ein absolutes Muss.
Nominiert und für gut befunden: Zeitungsanzeigen von DDB London für die Handelskette Harvey Nichols
Die gezeigten Projekte gliedern sich in die folgenden Kategorien: Ambient, Art Direction, Book Design, Branding, Broadcast Innovations, Digital Installations, Direct, Environmental Design, Graphic Design, Illustration, Magazine & Newspaper Design, Mobile Marketing, Music Videos, Online Advertising, Packaging Design, Photography, Poster Advertising, Press Advertising, Product Design, Radio, TV & Cinema Advertising, TV & Cinema Crafts, Viral, Websites, Writing for Advertising und Writing for Design.
Über die Herausgeberin/den Herausgeber:
D&AD ist eine nicht-kommerzielle Organisation, die 1962 von einer Londoner Gruppe von Designern und Art Directors zur Förderung kreativer Leistungen gegründet wurde. In diesem Gremium finden sich legendäre Profis sowohl in der Jury als auch unter den Preisträgern. Durch die Würdigung kreativer Kommunikation und die Auszeichnung praktischer Arbeiten sorgt D&AD in der Branche für gehobene Standards.
Das schwergewichtige Jahrbuch (Hardcover, 24 x 27 cm, 576 Seiten) kostet nur 39.99 € und ist hier im FontShop (versandkostenfrei) zu bestellen … Wer zuvor noch mal drin blättern will, bitte schön: einfach die 100-seitige Lesprobe öffnen …
Jetzt im App-Store: TYPO Berlin
Die kostenlose TYPO-Konferenz-Applikation für iPhone und iPod Touch zeigt das komplette Programm der 3 Bühnen (deutsch/englisch), Sprecherfotos und -biografien, bündelt die News rund um die Veranstaltung, schlägt die Brücke zu sozialen Netzen (Twitter, Flickr) und erlaubt das Zusammenstellen und Synchronisieren eines persönlichen 3-Tage-Programms.
Mit der Anwendung ist es möglich, folgende Informationen zu empfangen und zu managen:
• Tweets mit Feedback zu Vorträgen und Sprechern
• die Beiträge des TYPOblogs
• die Fotos der TYPO-2010-Flickr-Gruppe
• persönlicher Stundenplan
• Feedback zu Sprechern und Vorträgen twittern
• die TYPO-Orte mit einer Berlin-Karte finden
1. Nach dem Start erscheinen die sechs neuesten Nachrichten der Konferenzveranstalter auf dem Bildschirm, drei aus dem Twitter-Kanal (@typoberlin) und drei aus dem TYPOblog (www.typoberlin.de/blog). Mit dem Refresh-Button (oben rechts) werden diese Nachrichten manuell aktualisiert (kein automatischer Refresh).
2. Die Programmseite erfordert eine einmalige Anmeldung, damit der persönliche Stundenplan, den sich TYPO-Besucher sowohl mobil als auch unter www.typoberlin.de einrichten können, zuverlässig geladen und synchronisiert wird. Fünf Reiter dienen der Navigation durchs Programm:
• Jetzt (wird während der Konferenz ständig aktualisiert)
• Donnerstag
• Freitag
• Samstag
• My Program
Achtung: Im Moment hat My Program noch die unschöne Eigenschaft, dass man sich bei jedem Besuch wieder anmelden muss. Wir wollen diese administrative Hürde noch vor der TYPO aus dem Weg räumen.
3. Der Bereich »Social« bietet den Zugang zu den wichtigsten sozialen Netzen: Facebook, Twitter, TYPOblog und Flickr. Neben den beiden von der TYPO-Redaktion betreuten Kanälen (Facebook-TYPO-Seite und TYPOblog) steuern Freunde und Besucher der Konferenz über Twitter und Flickr eigene Beiträge bei: Tweets zur Konferenz mit dem Hashtag #typo10 erscheinen automatisch in der TYPOwall, interessante Fotos rund um die Konferenz gehören in die öffentliche Flickr-Gruppe TYPO Berlin 2010 und erscheinen so automatisch im Flickr-Album der TYPO-App.
4. Der vierte und letzte Navigationspunkt der App ist die Info-Seite. Sie enthält kurze Portraits der Veranstalter, der Sponsoren, einen Stadtplan mit Stecknadeln (Haus der Kulturen und Goya/TYPOnight) sowie »Kontakt« und »Impressum«.
Ladet euch jetzt die kostenlose TYPO-App über den nebenstehenden Button. Spielt mit den Funktionen und legt den Grundstein für euer individuelles Programm. Freut euch auf weitere Updates noch vor Beginn der TYPO Berlin 2010, unter anderem mit der TYPOcam-Funktion und einem Gewinnspiel. Daheimgebliebene werden wir bald mit dem TYPO-Videoarchiv trösten – denn die TYPO-App blüht nach dem Ende der Konferenz erst richtig auf.
iPad in Europa bald billiger als in USA [Update 2]
Auch ich habe gestern Abend erst mal aufgezuckt, als ich die deutschen Preise für das iPad erfuhr. Dann griff ich zum Taschenrechner. Preise in den USA werden ohne Tax angegeben, das heißt, wenn Apple das preiswerteste Modell mit $499 bewirbt, dürfen wir nicht die 514 € dagegen setzen, sondern den Preis exklusive Mehrwertsteuer, also 432 €. Dann ist der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar auch nicht mehr 1 : 1,45, sondern aktuell 1 : 1,26. Wir alle wissen, dass der Euro zur Zeit stark unter Druck steht. Gestern war in den Finanznachrichten zu lesen, dass US-Hedgefonds auf einen verschärften Euro-Absturz setzen. Erste Beobachter sprachen von einer »Euro-Dollar-Parität zum Jahresende« (Manager Magazin). Doch so weit muss es nicht kommen. Schon wenn der Euro auf 1,15 Dollar fällt (was freilich schlimm genug wäre), ist das iPad in Deutschland billiger als in den USA – vorausgesetzt, Apple führt die Preise nicht nach, was mit Rücksicht auf Handelspartner höchsten einmal pro Quartal geschehen dürfte.
[Update] Auch Spiegel Online vergleicht Äpfel mit Birnen, also Nettopreise mit Bruttopreisen, und kommt zu dem Schluss: »(die Preise) … liegen deutlich über denen in den USA«. Das stimmt zwar, ist aber nicht Apple anzukreiden. Was SpOn verschweigt: Für die höheren Preise verantwortlich sind 19 % MwSt., 15,19 € Pauschalabgabe (»Urheberrechtsabgabe«, mehr auf carta.info) und der unsichere Euro (Thema Nr. 1 heute auf SpOn: Wirtschaftsexperten warnen vor Euro-Absturz). Rechnet man die lokalen Aufschläge raus, liegen die deutschen Preis rund 8 % über denen der USA, was mit dem unsicheren Dollar zu begründen ist – Apple will ja nicht schon bei der Auslieferung in 3 Wochen die erste Preiskorrektur vornehmen.
[Update 2] Heute Morgen darf im Apple-Store vorbestellt werden, und zu meiner Überraschung hat sich Apple doch zu einer numerischen Synchronizität von Dollar- und Europreisen entschieden … also 499 € statt der angekündigten 514 € (usw.). Schenkt uns Apple die GEMA-Abgabe?*. Was werden die Handelspartner Gravis, Saturn und MediaMarkt tun?
*Tobias Battenberg schreibt mir gerade über Twitter (10. 5., 10:10 Uhr): »GEMA Gebühren werden bei mobilen Geräten erst ab einem internen Speicher über 40GB fällig. Hat Apple am Wochenende rausgefunden!« (siehe auch Kommentare 31 und 34 von Martin). Apple hat die Preisänderung gegenüber Macerkopf.de bestätigt.
»Design oder Nichtsein«, das Quiz für Grafikdesigner
Bis gestern war Heiner Twenhäfel ein treuer aber stiller Fontblog-Leser. Dann schrieb er mir diese Mail: »Ich habe im letzten Jahr mein Design-Studium an der FH Aachen abgeschlossen und im Rahmen meiner Diplomarbeit ein interaktives Video erstellt, das gut in den Fontblog passt und deine Leser unterhalten wird: Es handelt sich um eine Quizshow für Grafikdesigner mit dem Titel ›Design oder Nichtsein‹. Sie ist verteilt über 221 YouTube-Videos, das sind über 7 Stunden Filmmaterial. Um alle 10 Fragen zu beantworten reichen aber gut 10 Minuten. Es geht oft um typografisches Grundwissen, für die meisten deiner Leser sicherlich ein Kinderspiel.«
Ich habe so etwas noch nie gesehen … interaktives Quiz mit YouTube-Bordmitteln?! Aber es geht. Und man kann das Quiz sogar einbetten, was ich gleich unten gemacht habe: Ihr könnt sofort losspielen (und automatisch auf YouTube fortfahren). Bevor Ihr beginnt, noch folgender Hinweis. Am Ende der Quiz’ kommt Werbung, was nicht verwerflich ist … Heiner darf das. Im Rahmen seiner Diplomarbeit entstand auch das Konzept der jetzt marktreifen Website KreativKarriere.de. Sie verfolgt das Ziel, Grafikdesign-Studenten und Nachwuchs-Kreative über die Werbebranche als Berufsfeld zu informieren. Unter dem Motto »Als Kreativer in die Werbung – was dich erwartet, was du brauchst und wo du es bekommst« betreibt Heiner Twenhäfel diese Site unabhängig und ohne gewerblichen Hintergrund – einfach deshalb, weil eine solche Site noch nicht existierte, als er sie sich vor einigen Jahren selbst gewünscht hat.