iPad in Europa bald billiger als in USA [Update 2]
Auch ich habe gestern Abend erst mal aufgezuckt, als ich die deutschen Preise für das iPad erfuhr. Dann griff ich zum Taschenrechner. Preise in den USA werden ohne Tax angegeben, das heißt, wenn Apple das preiswerteste Modell mit $499 bewirbt, dürfen wir nicht die 514 € dagegen setzen, sondern den Preis exklusive Mehrwertsteuer, also 432 €. Dann ist der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar auch nicht mehr 1 : 1,45, sondern aktuell 1 : 1,26. Wir alle wissen, dass der Euro zur Zeit stark unter Druck steht. Gestern war in den Finanznachrichten zu lesen, dass US-Hedgefonds auf einen verschärften Euro-Absturz setzen. Erste Beobachter sprachen von einer »Euro-Dollar-Parität zum Jahresende« (Manager Magazin). Doch so weit muss es nicht kommen. Schon wenn der Euro auf 1,15 Dollar fällt (was freilich schlimm genug wäre), ist das iPad in Deutschland billiger als in den USA – vorausgesetzt, Apple führt die Preise nicht nach, was mit Rücksicht auf Handelspartner höchsten einmal pro Quartal geschehen dürfte.
[Update] Auch Spiegel Online vergleicht Äpfel mit Birnen, also Nettopreise mit Bruttopreisen, und kommt zu dem Schluss: »(die Preise) … liegen deutlich über denen in den USA«. Das stimmt zwar, ist aber nicht Apple anzukreiden. Was SpOn verschweigt: Für die höheren Preise verantwortlich sind 19 % MwSt., 15,19 € Pauschalabgabe (»Urheberrechtsabgabe«, mehr auf carta.info) und der unsichere Euro (Thema Nr. 1 heute auf SpOn: Wirtschaftsexperten warnen vor Euro-Absturz). Rechnet man die lokalen Aufschläge raus, liegen die deutschen Preis rund 8 % über denen der USA, was mit dem unsicheren Dollar zu begründen ist – Apple will ja nicht schon bei der Auslieferung in 3 Wochen die erste Preiskorrektur vornehmen.
[Update 2] Heute Morgen darf im Apple-Store vorbestellt werden, und zu meiner Überraschung hat sich Apple doch zu einer numerischen Synchronizität von Dollar- und Europreisen entschieden … also 499 € statt der angekündigten 514 € (usw.). Schenkt uns Apple die GEMA-Abgabe?*. Was werden die Handelspartner Gravis, Saturn und MediaMarkt tun?
*Tobias Battenberg schreibt mir gerade über Twitter (10. 5., 10:10 Uhr): »GEMA Gebühren werden bei mobilen Geräten erst ab einem internen Speicher über 40GB fällig. Hat Apple am Wochenende rausgefunden!« (siehe auch Kommentare 31 und 34 von Martin). Apple hat die Preisänderung gegenüber Macerkopf.de bestätigt.
41 Kommentare
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Taner Ünalgan
Hi,
wenn der Euro auf Dollar-Niveau sinkt, haben wir hier ganz andere Probleme ;).
Und faktisch ist erstmal festzuhalten: Apple verkauft das iPad in Deutschland wesentlich teurer als in den USA und das empfinde ich als total unverschämt.
Insofern sind das nur kleine Gedankenspielchen, von wegen Dollar und Euro und Steuer und Preisnachführungen…
Jürgen Siebert
Stimmt nicht. Apple verkauft das iPad in Europe (heute) NICHT »wesentlich« teurer als in den USA, sondern nur knapp 10 % teurer: 432 € x 1,26 = $544,42 (gegenüber $499). Das ist ein durchaus üblicher Puffer für schwankende Wechselkurse, vor allem angesichts des aktuelle Euro-Kursrutsches.
bernie
Ihr vergesst wohl Zoll bzw. Einfuhrsteuer und den Mehrwertsteuerzuschlag.
„Tax“ in den USA ist nicht soviel wie hier. Vielleicht 10 %. Ist auch von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden.
mickie
„Schon wenn der Euro auf 1,15 Dollar fällt (was freilich schlimm genug wäre),…“
Ein niedriger Euro ist sehr zu begrüßen. Es würde den noch stärker verschuldeten Ländern in Europa ein wenig helfen ihre Schulden abzubauen. Nur Deutschland und ein paar andere europäische exportorientierte Ökonomien profitieren von einem starken Euro – auf Kosten der anderen in der EU, wie z.B. Griechenland.
johannes
in deutschland kommt dann auch noch 15 euro gema abgabe drauf, wenn mich nicht alles täuscht.
Udo Schmitz
499$ = 391€
391 X 1,19 (MwSt) = 465€
+15€ Urh.r.abgabe = 480€
Bei 514 € schlagen sie also 34 € drauf. Das sind ca. 6,6%. Nicht grad eine Schlagzeile wert …
Jürgen Siebert
Stimmt, Udo: Die Urh.r.abgabe hatte ich in meiner Rechnung noch gar nicht drin. Also beträgt die Preisdifferenz sogar nur + 8 %.
bernie
Udo, Du hast die Einfuhrsteuer und die Frachtkosten vergessen.
Warenwert USA 499$ + Frachtkosten = Warenwert für Zoll
+ Zoll + Mehrwertsteuer (+ GEMA?) = Deutscher Verkaufpreis.
Dan Reynolds
Sales Tax vs. MwSt… genau!
Wer ein $499 iPad beim Apple Store in New York City kauft, zahlt nicht $499, sondern $543,29, weil New York City ein Sales Tax von 8,875% hat. Sales Tax ist nie im Kaufpreis gelistet. Heute morgen sind $543, 29 genau €426,06
US-Bundesstatt Delaware hat kein Sales Tax. Delaware hat zur Zeit nur ein Apple Store. Da kann mann ein $499 iPad für $499 (€391,33) kaufen.
Frag mich nicht wieso, aber wer Waren im Internet in den USA kauft, muss nicht immer Sales Tax darauf zahlen. Ich glaube, dass es sich da handelt, wo die Internet-Firma Sitz hat, wo im welchen Bundesstatt du – der Käufer – wohnst. Mein US-Wohnsitz ist in Baltimore (Bundesstatt Maryland). Wenn ich z.Z. zu Hause wäre, und mir ein $499 iPad über einen bestimmten Onlinedienst bestellte, würde ich nur $499 zahlen. In Baltimore haben wir natürlich auch ein Apple Store… mit Maryland Sales Tax (6%), musste ich dort $528,40 (€414,38) zahlen.
Wie groß ist das Rabatt-Kaufen im deutschen Education Store? Zwischen 5 und 10 %, oder? Studenten und Mitarbeiter deutscher Schulen und Hochschulen werden ihre iPads ein bisschen günstiger bekommen können, wahrscheinlich.
Udo Schmitz
bernie: Nein, Einfuhr-Steuer/-Zoll gibt es AFAIK nicht auf das iPad.
Und die Frachtkosten China —> Deutschland sind bestimmt nicht viel anders als China —> USA ;)
bernie
Udo, auf jedes Produkt gibt es Einfuhrzoll. Aber sicher.
Thomas Hühn
Günstigster Preis, wenn jemand „eh schon drüben“ ist:
Verkaufspreis: 499 Dollar.
Sales Tax gibts in New Hampshire und ein paar anderen Bundesstaaten nicht.
Zoll wird auf Elektronikartikel nicht erhoben.
Die Einfuhrumsatzsteuer hat eine Freigrenze von 430 Euro.
Also kann man mit 380 bis 400 Euro (vor wenigen Wochen eher 380 Euro, jetzt eher Richtung 400 Euro) wegkommen.
Man darf halt nichts anderes mitbringen (bzw. nur im Wert von ein paar Euro).
Thomas Hühn
Okay, Elektronikgeräte sind nicht allgemein zollfrei. Aber Computer und ähnliches schon.
Gert Wiescher
Und – wenn man in den USA was aus einem anderen Staat per mail-order kauft, dann fällt keine sales-tax an.
Udo Schmitz
bernie: Ich glaube auch, auf Computer gibt es keinen Zoll.
Gert Wiescher
Ach ja, das mail-order Haus aus dem anderen Staat darf natürlich in dem Staat von dem aus bestellt wird keine Niederlassung haben! Trickreich die Amis!
bernie
http://www.zoll.de/faq/reiseverkehr/einreise_nicht_eg/index.html
erik spiekermann
Was ist denn das für ein blödsinn? Je teurer der Euro, desto teurer deutsche Exporte.
Für ein deutsches auto zu €50.000 muss man in den USA beim kurs von 1,45 dollar per euro 72.500 dollar bezahlen. Beim kurs von 1,26 wären das nur noch 63.000 dollar. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen deutsche autohersteller die preise niedriger halten als in Europa. Wenn es keine konkurrenz gäbe, dann würde theoretisch ein hoher dollarkurs auch mehr euros in die kassen hierzulande bringen. Aber so funktioniert der markt nicht.
Udo Schmitz
bernie: Na, da steht doch unter Zollsätzen: „Computer, Notebooks, Handhelds: frei“ Und Einfuhrumsatzsteuer ist doch nur der Ersatz für die Mehrwertsteuer, wenn Du privat etwas einführst …?
bernie
Udo, sollte als Anschauungsliste for everyone dienen. Soll nicht heissen, dass Du Unrecht hattest. Ist mir ja auch recht, wenns keine Steuer gibt.
erik spiekermann
So isses. Bei der einfuhr kommt erst der zoll drauf, falls einer erhoben wird. Das ist sehr unterschiedlich bei den vielen warengruppen. Auf den verzollten wert wird die einfuhrumsatzsteuer erhoben, die natürlich genau der mehrwertsteuer entspricht.
Udo Schmitz
erik spiekermann: Um das noch mal ganz klar zu kriegen: Die Mehrwertsteuer für das iPad wird im Laden fällig, Apple zahlt keine Einfuhrumsatzsteuer beim Import, das wäre doch doppelgemoppelt, oder?
Einfuhrumsatzsteuer zahle ich, wenn ich das iPad aus N.Y. mitbringe, damit dem Staat die Mehrwertsteuer nicht entgeht.
Thomas Hühn
@erik: Zwischen 430 und 700 Euro gibt es übrigens nochmal einen anderen Satz für die Einfuhrumsatzsteuer. 17,5% oder sowas um den Dreh. Das ist alles ziemlich nervig, wenn man es sich zusammensuchen muß, um im Vorhinein zu wissen, was genau anfällt.
Dan Reynolds
Laut Chip.de…
…und…
Tja ;-)
bernie
Mir alles egal. Hab meins heute bekommen.
Wirklich gut das Teil. Bis auf den deutschen App-Store. Der ist offline. Scheint erst am 28.5. online zu gehen.
Thomas Hühn
iBooks vermisse ich viel mehr.
bernie
iBook = MacBook White. Oder das »Air« für Betuchtere.
Thomas Hühn
iBook ist die eBook-Reader-App fürs iPad. Für deutsche itunes-Accounts aber wie auch Pages, Numbers etc. nicht verfügbar.
Thomas Hühn
Apropos Namensverwirrung. Wenn ich mal ausnahmsweise einen Tweet recyclen darf:
Gravis hat das iPad bereits im Laden stehen. Sogar in der Pro-Version (http://bit.ly/cRqnIk). Nachteil: Es ist ein Mauspad. :-)
bernie
Weil es offiziell hier noch garnicht käuflich ist. Also auch kein Appstore.
Martin
Falsch, sie fällt nur für Geräte mit > 60GB Speicher an. Dementsprechend auch 714€ für 64GB. Siehe auch den Heise-Artikel dazu.
Jens Tenhaeff
Sehe ich das richtig, dass Spanien keine Urheberrechtsabgabe hat? Oder wie erklärt sich der Preis im spanischen AppleStore?
Tobias Battenberg
@Jens Tenhaeff: In Spanien liegt die MwSt. bei 16%, was 486,– € entsprechen würde. Vielleicht ist der Preis daher etwas günstiger …
Martin
Oh, ich habe mich oben vertan. Die Abgabe ist für Geräte ab 40 GB vorgesehen, nicht ab 60 GB. Entschuldigung.
Jürgen Siebert
Danke, Martin … ich habe diese Information jetzt als Fußnote am Ende des Beitrags hinzugefügt.
Carsten
Vom Preis mal ganz abgesehen bin ich gespannt wann nun endlich die Ausliederung auch wirklich passiert. Aber eins muss man Apple lassen, sie schaffen es immer wieder sich in aller Munde zubringen.
BAR M Grafikdesign
@36: das kann man wohl sagen. Drei Dutzend Kommentare allein zur Preispolitik, bzw. genauer gesagt zu den 15 Euros. Gekonntes Marketing!
Jürgen Siebert
Das Kompliment nehme ich gerne an :)
Aber Du meinst sicherlich Apple, oder?
Blogs und Twitter sind wunderbare Medien, die Fragen lösen, auf die gedruckte Medien früher (und heute immer noch) nicht reagieren konnten. Selbst Spiegel Online ist nicht in der Lage, eine Fehleinschätzung zu korrigieren, außer durch einen zweiten Beitrag.
Ich glaube, dass eine Menge Menschen etwas gelernt haben bei dieser Diskussion (inklusive mir): kaufmännisches Denken, rechnen, genau hinschauen, nix glauben, recherchieren. Was mir besonders gefiel war die 3-tägige Begleitung dieser Preisfindung und -beurteilung (und das am Wochenende), die ja auch Apple selbst beschäftigte – es war ein Prozess. Viele Menschen begrüßen zwar die (Preis-)Transparenz im Netz, haben aber Null Ahnung, wie sie einen US-Verkaufspreis mit einem lokalen Verkaufspreis in Relation setzen müssen. Eine Aussage wie »unverschämt teurer« ist dann schnell geäußert, obwohl sie schlicht falsch ist.
Ich kann verstehen, dass ein Unternehmen selbst diese Debatte nicht öffentlich führt, also sollten die (neuen) Medien hier einspringen.
Bild Geschenk
IPad finde ich allein aus dem Grunde super weil es einfach cool aussieht und ist einfach zu bedienen.
Allein dafür lohn sich die Anschaffung.
Pyramus
@39
Dafür gibst du 500 Euro aus? Weil es cool aussieht und sich einfach bedienen lässt? 500 EURO?!
HD Schellnack.
Mal ganz kurz:
Allein das Electribe von Korg kostet «real» 300 Euro. Auf dem iPad gibt es zwar nur die etwas ältere «R»-Version und noch ohne Midi usw, aber der Preis liegt bei 7,99 € (später etwa 15–20 €). Rebirth hat fürs Notebook früher etwa bei 100-200 Mark gelegen, kostet als App wenige Euro. Der Preis für die Hardware – ob man ihn nun überzogen findet oder nicht – rechnet sich also irgendwann.
Seltsamer am iPad finde ich, dass es keinen «Präzedenzfall» gibt. Ich selbst weiß nicht, was ich damit im Alltag machen werde. Beim iPhone hatte man vorher ein Smartphone von HTC, wußte also grob, was kommt. Ein Laptop ist, well, ein Laptop.
Aber beim iPad? Wird man das bei sich haben und mit rausnehmen? Oder liegt es im Schlafzimmer als Buchersatz? Wird man darauf Musik machen und die Gitarre mit iRig anschließen? Oder nimmt man eben doch meist das iPhone für sowas? Ist es ein Buchersatz oder ist das doch eher doof? Sitzt man wirklich auf der Couch und surft damit? Wird man damit jemals real arbeiten (ohne Indesign wohl kaum :-D), oder zumindest Texte und Mail schreiben?
Keine Ahnung. Ich glaube, wer halbwegs kann, sollte ein Jahr auf die zweite Generation warten – von vornherein OS4, bessere Hardware, mehr Apps, mehr Klarheit in der Nutzung, mehr Angebote, mehr Infrastruktur an Sekundärhardware – wie beim iPhone, dass ja auch erst ab 3G so halbwegs brauchbar wurde. Und hoffentlich eine deutlich bessere Synch-Lösung, die jetzige klingt nicht sonderlich gelungen. Der Hype um das Gerät ist bisher größtenteils unbegründet.
Auf der anderen Seite gibt es für mich längst ein zwei Dinge, für die das iPad definitiv seinen Preis wert ist, die es allein schon wert sind, durch die zugegeben meist etwas fiese Early-Adopter-Phase zu gehen. So albern es klingt, allein iCal in der überarbeiteten Form plus Evernote dürfte das iPad bei Meetings extrem sinnvoll gegenüber dem iPhone machen – obwohl ich mir hier ehrlich gesagt eben doch einen Stift und eine gute Handschrifterkennung (Newton olé :-D) wünschen würde. Sieht einfach «humaner» aus in Sitzungen als das Tippen und geht ohne hinsehen.
Schon jetzt zeichnen sich extrem tolle Lösungen für Musikmachen unterwegs ab, und es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis DJay fürs iPad voll funktionstüchtig da ist :-D. Und als jemand, der seine Comics inzwischen fast nur noch digital liest, ist allein der Aspekt, ComicZeal endlich in groß zu haben, Gold wert.
Es ist wie immer eine Frage, was man braucht und will. Für uns real arbeitende Designer ist das iPad eigentlich suboptimal, weil die Software, mit der man tatsächlich was schafft, nicht darauf läuft, nicht einmal ansatzweise. Aber für alle Leute, deren Job zu 90% aus Kommunikation besteht, dürfte das Gerät ein Geschenk sein, weil man weniger und weniger an den «Arbeits»platz gebunden ist. Arbeit findet – positiv wie negativ gesehen – in Zukunft mehr und mehr überall statt. Der Ansatz ist natürlich alt, ich erinnere mich an frühe Groupwares wie Oxygene aus den Staaten, aber langsam ist die Zeit der Working Nomads natürlich längst selbstverständlich geworden – und ich denke, in einigen Jahren, mit der 4. oder 5. Pad-Generation, wird sich die Art, wie wir über Arbeit und Computer als Medium dieser Arbeit denken, so grundlegend verändert haben, dass dagegen der Unterschied zwischen heute und 1990 fast bescheiden wirkt.