Sexy und arm: BDG ermittelt Designer-Einkommen
Gut ein Viertel der Kommunikationsdesigner lebt von weniger als 15.000 € Nettoeinkünften pro Jahr. Das ist die ernüchternde Bilanz einer Online-Umfrage, die der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikationsdesigner e. V. unter angestellten und freiberuflichen Kommunikationsdesignern vom 13. 1. bis zum 19. 1. 2010 durchgeführt hat. 15.000 € pro Jahr, das sind 1.250 € monatlich für eine Berufsgruppe, die eigentlich gesellschaftliches Ansehen genießt.
Ein seltsames Ungleichgewicht ist zu beobachten: Design ist innerhalb der Kulturwirtschaft ein gewichtiger Faktor geworden. Im Jahr 2006 verzeichnete der Bereich Kommunikationsdesign einen Umsatz in Höhe von 12,6 Mrd. €.* Das sind Summen die unendlich weit von der Lebenswirklichkeit der meisten Designer entfernt sind. Lediglich ein Drittel der 1.016 Teilnehmer der Umfrage gab an, mehr als 25.000 € jährlich zu verdienen.
Im Jahr 2006 bewegten sich 120.000 Designer auf dem Markt, darunter waren in etwa 92.000 Kommunikationsdesigner.* Rechnet man die Zahlen der Umfrage des BDG hoch, so ist davon auszugehen, dass in etwa 23.000 Kommunikationsdesigner jährlich weniger als 15.000 € netto verdienen. Das sind zum großen Teil Designerinnen und Designer mit einem Hochschulabschluss, die laut unseren Ergebnissen durchschnittlich 43 Stunden die Woche arbeiten. 7 Prozent der Teilnehmer (das wären hochgerechnet 6.440 Designerinnen und Designer) gaben gar an, dass sie Nettoeinkünfte zwischen 0 und 5.000 € jährlich erzielen. Das ist nicht nur ernüchternd, das ist bitter.
Die Umfrage des BDG ist eine Reaktion auf eine Gehaltstabelle, die im »Stern« vom 7. Januar 2010 veröffentlicht wurde. Danach verdienten Grafiker und Designer monatlich 4.690 € brutto im Jahr 2008. Seit 1990 haben sie damit eine Gehaltssteigerung um 85 Prozent erzielt. In einer kleinen Anmerkung wird darauf hingewiesen, dass in diesem Fall die Anzahl der Befragten weniger als 25 betrug. Es wird Zeit, ein realistisches Bild vom Traumberuf Kommunikationsdesigner zu malen.
Die Dokumentation der Umfrage finden Sie hier (PDF, 4 Seiten, 500 KB)
(Quelle für Text und Bild: BDG)
–––––––––––––––––
* Die Zahlen entstammen einem Forschungsgutachten, das der Kulturwirtschaftsforscher Michael Söndermann im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellt hat.
PdW 6: 60er Jahre BRAVO-Schrift (6 Fonts)
Diese Schriftfamilie braucht nicht viele Worte, deshalb fasse ich mich kurz und stecke meine ganze Energie in das Schriftmuster. Vorlage für Barbieri war eine handgezeichnetes Plakat für eine deutsche Aufführung der Oper »Der Barbier von Bagdad« in den 60er Jahren. Andrés Torresi und Marta Sánchez digitalisierten die Schriftzeichen für die Amsterdamer Foundry ReType und bauten sie zu einer sechsköpfigen Familie aus, mit den Strichstärken Light, Regular, Book, Bold, Black und Heavy.
Mich hat Barbieri sofort an die Typografie einer alten BRAVO erinnert, freilich mit etwas mehr Raffinesse in den Buchstabenformen als damals, wo doch eher existierende Standardschriften mit Photosatz-Effekten versehen wurden. Die Arbeit mit den 6 Barbierei-Schnitten macht ungeheuren Spaß, weil sie unmittelbar Erfolgserlebnisse bescheren. Gerade das Zusammenspiel der Strichstärken öffnet überraschende Gestaltungswege.
Statt 141,– € kostet die OpenType-Familie diese Woche nur 119,– € (zzgl. MwSt.).
Das neue Logo für alle EU-Bioprodukte ist da
Die Europäische Kommission hat heute offiziell den Sieger des Wettbewerbs um das neue EU-Bio-Logo bekannt gegeben. In den letzten beiden Monaten haben etwa 130 000 Personen im Internet abgestimmt, um das neue Bio-Logo aus den drei Entwürfen der Endausscheidung auszuwählen (Fontblog berichtete). Das siegreiche Logo mit dem Euro-Blatt, für das 63 Prozent aller Teilnehmer gestimmt haben, hat Dusan Milenkovic entworfen, ein Student aus Düsseldorf. Der Sieger sowie der zweite und dritte Preisträger werden im Juli 2010 bei der offiziellen Preisverleihung durch die Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der EU-Kommission geehrt. Das Preisgeld beträgt 6000 EUR, 3500 EUR bzw. 2500 EUR.
Ab 1. Juli 2010 ist dieses EU-Bio-Logo für alle verpackten Bioprodukte, die in einem EU-Mitgliedstaat hergestellt wurden und die notwendigen Normen erfüllen, verbindlich vorgeschrieben. Für eingeführte Erzeugnisse ist es fakultativ. Neben dem EU-Logo können auch andere private, regionale oder nationale Logos abgebildet werden. In den nächsten Wochen wird die Verordnung über die ökologische Landwirtschaft überarbeitet, um das neue Logo in einen der Anhänge aufzunehmen.
6 Jahre Fontblog: Rückblick 2006 … [und Ende]
Gerade lese ich beim Schockwellenreiter: »Haloscan schließt. Am 11. Februar 2010 schließt Haloscan seine Pforten. Damit werden alle Kommentare im Schockwellenreiter vom Februar 2005 bis April 2009 verschwunden sein.« Auch das Fontblog nutzte den kostenlosen JavaScript-Kommentarservice Haloscan, allerdings nur bis 2006. Ich muss mich also beeilen, mit meinem Rückblick, wenn wir noch ein paar Kommentare von damals lesen wollen.
Wer das Jahr 2006 systematisch durchforsten möchte, gehe auf diese Verteilerseite und klicke in der Navigation links auf den jeweiligen Monat, zum Beispiel Januar 2006, und lese dann von unten nach oben.
4. Januar 2006: Intel tritt mit einer neuen Hausschrift auf, einer modifizierten Neo Sans (interner Name: »Neo Sans Intel«). Das Vorbild wurde 2004 von Sebastian Lester entworfen. Der Mix aus Dax und DIN macht Schule, viele Marken und Unternehmen folgen in den darauf folgenden Monaten.
6. Januar 2006. FontShop hat seine Räume nach Schriften benannt. Der Konferenzraum heißt »Scala«, der Massageraum »Balance«, das Rauchkabuff »Nebulae« und die Denkzelle »Beowolf«. Letztere diente im Januar 2006 Ausstellungsraum für den Jahresrückblick der FontShop-Marketingabteilung. Nie zuvor war sie produktiver.
Der aufmerksame Fontblog-Leser microboy erkennt auf einem Foto eine Drucksache, die er noch nie zuvor gesehen hatte (hier sein Kommentar) … kein Wunder, das fonts Extra »Script« war noch druckfrisch. Es wurde damals auch als erste FontShop-Drucksache zum Download angeboten. Die Links im Beitrag funktionieren nicht mehr, aber das Magazin liegt heute natürlich auf Issuu:
fonts Extra »Script«: Am 13. Januar erschien erstmals eine FontShop-Drucksache auf Papier und digital
12. Februar 2006. FontShop bringt einen Free-Fonts auf den Markt, der für Wirbel sorgt. Er heißt Trivia und sieht der Schrift der Fußballweltmeisterschaft 2006 verdammt ähnlich. Heute darf ich beichten: Diese Ähnlichkeit war durchaus beabsichtigt. Mit der kostenlosen Schrift Trivia (Design: Henning Krause) wollte FontShops seine Corporate-Font-Kompetenz demonstrieren – also eine Exklusivschrift nach einem fiktiven Briefing zu erstellen –, und den Fußballfreunde im Land eine WM-Schrift für private Zwecke schenken. Nicht zuletzt war Trivia eine Antwort auf den Lizenzwahn der Fifa, die den Medien vorschreiben wollte, Fussball statt Fußball zu schreiben und die Verwendung des offiziellen WM-Logos sogar für redaktionelle Zwecke untersagte.
6. März 2006. Mitte Januar 2006 baten wir die Fontblog-Leser um Namensvorschläge für unsere beiden TYPO-Kätzchen, die gerade auf www.typoberlin.de eingezogen waren. Es kamen wunderbare Vorschläge, wie zum Beispiel Erik & Rike (Oliver Adam), Holly & Golightly (HD), Adrian & Gerrit (Gerrit), Tyra & Tycho (Chris) oder Jekyl & Hyde (Luke). Am besten gefiel uns dann der Vorschlag von robertmichael: Copy & Paste.
24. April 2006. Von März bis Ende April entlarve ich 127 Fußball-WM-Trittbrettfahrere, also Unternehmen und Marken, die inoffiziell mit der Weltmeisterschaft werben. Dann gebe ich auf. Es sind noch 50 Tage bis zur Fußball WM, und täglich schießen neue Fußball-Produkte wie Pilze aus dem Boden. Ich hätte die Leser-Empfehlung zu Beginn meiner Serie Ernst nehmen sollen: »… schreib’ lieber über die Firmen, die jeden Bezug zur WM vermeiden.«
5. Mai 2006. Erstmals gibt es für eine TYPO-Konferenz eigens komponierte und produzierte Musik. Sie wird für Jingles, Zwischentitel, die spätere DVD, den Abschlussfilm, als Pausenmusik, einen Video-Podcast und zum täglichen Mitsingen (TYPO-Hymne) eingesetzt. Die 4 Demos à 40 Sekunden hören sich auch heute noch gut an:
Feel it (Demo)
Madeleine (Demo)
C’est magnifique (Demo)
Splimmonade (Demo)
25. Juni 2006. Die beste 100-Beste-Plakate-Ausstellung aller Zeiten ist auf dem Gelände des Berliner Spreebogens aufgebaut. Damals schrieb ich: »Ich habe selten eine Ausstellung erlebt, wo Form und Inhalt so harmonisch einhergingen. Jahrelang durfte man die 100 besten Plakate in einem umgebauten Bibliotheks-Foyer am Schlossplatz bewundern: muffig und düster. Erst in diesem Jahr zogen sie in den öffentlichen Raum. Und dann auch noch in den spannendsten, den Berlin gerade zu bieten hat. Einen Steinwurf vom neuen Hauptbahnhof entfernt liegt der Spreebogenpark, in dessen Rasenflächen sich zwei rostige Stahlwände hineinschneiden wie gigantische Gemüsemesser.«
30. Juni 2006. Ganz Deutschland ist im Fußballfieber … das Sommermärchen läuft auf Hochtouren. Auf die FontShop-Marketing-Leiterin Kathrin Kluge ist infiziert. Sie hatte sich 8 Wochen vor der WM mit ihrem Freund Thomas um Karten für das Viertelfinale beworben. Nun war der Tag gekommen: Deutschland – Argentinien.
Drei Stunden vor dem Anpfiff präpariert sich Kathrin für das vielversprechende Spiel, mit Farbe, Shirt, Tröte und Fähnchen. 30 Kolleginnen und Kollegen müssen leider zu Hause bleiben und fernsehgucken ….
9. Juli 2006. Fontblog wird zum ersten Mal politisch. Die Berliner Gestalterin, TYPO-Sprecherin und FontShop-Beirat-Mitglied Juli Gudehus stolpert über die Spielregeln des Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2007. Mit einem offenen Brief an Wirtschaftsminister Michael Glos (auch veröffentlicht in PAGE 8/2006) versucht sie dem Preis für den Preis auf die Spuren zu kommen. Es hagelt 50 Kommentare, HD Schellnack und Juli streiten sich vehement. Noch sind die Kommentare hier zu lesen, nächste Woche schaltet Haloscan sie ab … das Internet vergisst doch!
[und Ende] Dieser Beitrag war einer der letzten, den ich mit meiner alten Blog-Software RapidWeaver geschrieben hatte – das ist die mit der Haloscan-Kommentar-Funktion. Sie hatte den Vorteil, dass ich mir in der Navigation alte Beiträge nach Monaten sortiert anzeigen lassen konnte. WordPress, das ich seit Juli 2006 einsetze, kann das irgendwie nicht … jedenfalls nicht ohne Plug-ins oder Umprogrammierung des Themes. Leider habe ich dafür nun gar keine Zeit, so dass ich bedauerlicherweise eingestehen muss: Mein Rückblick endet hier. Freut euch auf den Februar 2011, da wird Fontblog 7 Jahre alt und dann setze ich meine Rückschau fort.
Google schmiedet Allianz mit US-Geheimdienst
Wie die Washington Post gestern meldete, arbeiteten Google und der für die elektronische Auslandsüberwachung zuständige Geheimdienst NSA (National Security Agency) an einem Kooperationsabkommen. In dem Artikel heißt es, dass die weltweit mächtigste Überwachungsbehörde Google dabei helfen solle, die jüngsten Hackerangriffe auf seine Netzwerke aufzuklären. Gleichzeitig sollen neue Attacken abgewehrt werden. Die NSA werde aber keinen Einblick in die Mails oder Suchanfragen der Google-Kunden erhalten.
Die Google-Gründer und -Lenker: Eric Schmidt, Sergey Brin und Larry Page, illustriert von eBoy
Die dem Pentagon unterstellte NSA wurde 1952 als Abhör- und Entschlüsselungsstelle für die Streitkräfte gegründet. Sie ist der mächtigste der 16 US-Sicherheits- und Geheimdienste und arbeitet mit modernster Technik, durch die laut Welt »täglich weltweit zig Millionen Telefongespräche und E-Mails aufgefangen werden können. Ihre Aufklärungssatelliten sollen … selbst die Nummernschilder von Autos entziffern können.« Bis zu 120.000 Soldaten und Zivilisten arbeiten weltweit für die NSA. Die Süddeutsche betont, dass die NSA gerne auch mal über die Stränge schlage und beispielsweise US-Bürger überwache, was »im krassen Gegensatz zu ihrem Auftrag« stehe.
Ich möchte diese Gespräche nicht überbewerten … aber auch nicht herunterspielen. Hallo: der weltgrößte Datenkrake kooperiert mit der Super-Lauschbehörde NSA? Da klingeln bei mir aber die Alarmglocken. Das ist Anlass genug, die eigene Datenhygiene zu überprüfen: Brauche ich Google-Mail, Google-Reader, Google-dies und Google-das tatsächlich?
FontShop glaubt zwar nicht, dass al-Quaida in Berlin Schriften kaufen lässt oder demnächst Besucher unserer Webseite Post von der NSA bekommen werden, aber wie bereits letzte Woche berichtet: www.fontblog.de nutzt kein Google Analytics mehr. Auch andere Google-Techniken, zum Beispiel für die Suche, kommen bei uns nicht zum Einsatz.
Das Berlinale-2010-Plakat im Praxistest
Da sage ich jetzt nichts zu … und warte lieber auf Eure Kommentare (siehe auch Fontblog-Beitrag vom 26. Januar 2010, Das offizielle Plakat der 60. Berlinale)
DIPLOMA Winter 2010 an der FH Aachen
Der FB Gestaltung an der Fachhochschule Aachen lädt zur Ausstellung DIPLOMA Winter 2010. Motto: Ein Event, zwei Tage, drei Ebenen, unzählige Ideen aus den Bereichen Kommunikations-, Medien-, Objekt- und Interior-Design. »Wir freuen uns auf Euren Besuch am Freitag, 12. Februar 2010, und Samstag, 13. Februar 2010, jeweils von 11.00 – 18.00 Uhr im Fachbereich Gestaltung am Boxgraben 100 in Aachen.« Weitere Infos …
Rundgang an der HGB Leipzig
An der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig laufen zur Zeit die Vorbereitungen des »Rundgangs« auf Hochtouren. Die Ausstellung findet in diesem Jahr am 3. Februarwochenende statt. Vom 18. 2. bis zum 21. 2. 2010 zeigen Studierende aus allen vier Diplomstudiengängen sowie Meisterschüler beste Arbeitsergebnisse. Das gesamte HGB-Gebäude wird als große Präsentationsfläche genutzt. Besucher können in zahllosen Räumen, Sälen, Gängen und Treppenhäusern junge Kunst erleben. Zu sehen sind Fotografien, Malerei, Grafiken und Zeichnungen, Buchkunst und Designarbeiten, Installationen, Filme, Objekte und Performances. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Präsentation der aktuellen Diplomarbeiten. Weitere Infos …
Eröffnung des Rundgangs: Donnerstag, 18. Februar 2010, 18.00 Uhr