Neues Corporate Design fürs Stedelijk, Amsterdam
Das Stedelijk (= Städtisches Museum) ist ein Kunstmuseum in Amsterdam, Stadtteil Oud-Zuid, in unmittelbarer Nachbarschaft des Van Gogh Museums und des Rijksmuseums. Das 1895 von Adriaan W. Weissman entworfene Gebäude wird gerade umgebaut und im August 2009 wiedereröffnet.
Wie es sich für eine öffentliche Einrichtung in den Niederlanden gehört, wird die Neueröffnung von einer visuellen Frischzellenkur begleitet. Hierzu schrieb das Haus einen Wettbewerb aus, der zu einem Pitch der besten Kultur-Corporate-Designern Europas führte: Irma Boom Office, LUST, Mevis & Van Deursen aus Holland sowie Pierre di Sciullo und das Atelier de Création Graphique unter der Leitung von Pierre Bernard aus Frankreich.
Anfang der Woche entschied sich die Jury für das Konzept von Pierre di Sciullo (Abbildung oben) aus Paris, einen der ersten FontFont-Designer übrigens (FF Minimum, FF Fleches). Berühmt wurde Pierre mit seiner Zeitschrift »Qui Résiste«, nach der er auch sein Büro benannt hat. Mit seinen typografischen Experimenten gewann er 1995 den angesehenen Charles Nypels Preis. Auf der Basis seiner typografischen Erfahrungen in den Bereichen Druck, Web, Video und Ausstellungen entwickelte er bis heute zahlreiche Corporate Identities.
Die Jury des Stedelijk-Wettbewerbs bestand aus Paul Hefting (Design-Publizist), Hendrik Driessen (Direktor De vat, Tilburg), Dingeman Kuilman (Premsela), Hester Wolters (Redakteur bei Vormberichten) und Mels Crouwel aus dem Architekturbüro Benthem Crouwel, das für den Umbau des Museums verantwortlich ist. An Di Sciullos Konzept gefiel der Jury die durchdachte Interpretation von Urbanität. Das Verhältnis von Kunst und Alltag sei wunderbar in Szene gesetzt, sehr spielerisch mit einem anarchistischen Unterton. Das Zusammenspiel von Konstruktion und Dekonstruktion sei – auf eine Form gebracht: offen und mutig.
Besonders geschätzt wurde die unverwechselbare grafische Sprache der Typografie von di Sciullo, die wie eine Unterschrift des Museums zu bewerten sei. Dabei seien die Vorschläge ungemein vital und einladend.
Mehr zu dem neuen Corporate Design des Stedelijk-Museum auf der Webseite von Pierre die Sciullo … Pressetext und weitere Abbildungen auf der Stedelijk-Site.
Welches sind die Stereotypen im Land der Kreativen?
Alex Ketzer studiert Kommunikationsdesign in Köln und bereitet sich gerade auf die Zwischenprüfung vor. Hierfür erstellt er eine Studie zum Thema »Stereotypen im Land der Kreativen«. Aus den Ergebnissen soll später ein Buch werden, »aber nicht ein trockenes Statistikwerk, sondern eine anregende, erhellende Lektüre, die man gerne liest und anschaut.«
Um ein möglichst objektives Bild von den Menschen mit kreativen Berufen zu bekommen, braucht Alex viele Informationen. Dafür hat er einen Onlinefragebogen erstellt, den ganz viele Fontblog-Leser bitte ausfüllen mögen.
Meine kurze Rückfrage bezüglich Datenschutz beantwortete Alex Ketzer eben so: »Die Daten werden vertraulich behandelt und NUR im Rahmen der Studie für meine Zwischenprüfung verwendet. Wer möchte, kann seine persönliche Daten eintragen, damit er informiert werde kann, sobald das Buch fertig ist. Die Namen von einzelnen Personen werden im Buch nicht genannt. Da geht es ja ›nur‹ um die Stereotypen. Wer anonym bleiben will, kann das gerne tun.«
Den Skifahrer von San Francisco im Auge behalten
Ich weilte vor ein paar Wochen in San Francisco, als dieser Spot mit viel Aufwand in mehreren Straßen gedreht wurde. Man nannte mir auch eine international bekannte Marke als Auftraggeber. Als ich eben mal bei YouTube nachforschte, fand ich diesen Clip, seit dem 5. Januar hochgeladen von drei Leuten (auch auf anderen Video-Portalen zu entdecken). Erst 1000 mal angesehen. Ist der 19-Sekünder das Saatkorn für eine virale Kampagne? Man weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass die Skier unter den Füßen und die Staubwolke in der Postproduktion hinzugefügt wurden.
Warum ich die Kommentare ausgeschaltet habe: Das Geheimnis der Kampagne soll nicht durch eine Indiskretion aufgelöst werden, damit das Beobachten lange spannend bleibt.
Artenreine Haustierentsorgung in Aachen
Wer gestern an der Altglassammelstelle am Pontdriesch im Aachener Studentenviertel vorbeigegangen ist, staunte nicht schlecht: Statt Altglas sollte man in die Container ungewollte Haustiere einwerfen, getrennt nach Hund, Katze und Nager. Aus dem weißen Container hörte man einen Hund bellen. Erst als die empörten Passanten an der Leine zogen, die aus dem Einwurfsloch heraushing, merkten sie, dass die Haustiercontainer eine clevere Inszenierung des örtlichen Tierheims in Zusammenarbeit mit Studierenden der FH Aachen, Fachbereich Gestaltung war.
Die fünf Studierenden Birke Brunker, Markus Clausing, Natascha Ferrest, Christina Koch und Julia Schipper entwickelten unter der Leitung von Professor Christoph Scheller ein Konzept, wie man möglichst kostengünstig und öffentlichkeitswirksam für einen guten Zweck werben kann. »Wir wollten weder mit dem erhobenen Zeigefinger drohen, noch auf die Tränendrüse drücken«, erläutert Natascha Ferrest. »Stattdessen wollten wir mit einer unkonventionellen, provokanten Aktion die Öffentlichkeit für diese Problematik sensibilisieren«, fügt Christina Koch hinzu. Quelle und weite Informationen bei der Pressestelle der FH Aachen.
Der Mann hinter »Hope«: Shepard Fairey [Nachtrag]
Volker Ronneberger von der Zeitschrift Invers hat mich heute daran erinnert, wem wir eigentlich unsere Freude an den Obamicons zu verdanken haben, nämlich dem Künstler, Grafiker und Illustrator Shepard Fairey, geboren 1970 in South Carolina. »Berührt hat mich die Meldung, dass das Obama-Portrait von Shepard Fairey in der National Portrait Gallery in Washington aufgehängt wurde.« schreibt Ronneberger. In der vorletzten Ausgabe der Publishing Praxis (11/12 2008) hat er einen Ausstellungskatalog des Künstlers besprochen (Amazon-Link).
Und weiter: »Es ist schon erstaunlich, dass ein solcher Künstler ein offizielles Portrait des Präsidenten liefert.« Ronneberger spielt auf die Tatsache an, dass Fairey der Streetart- und Skater-Szene entstammt. Er gründete 1997 mit Dave Kinsey und Phillip DeWollf das Designbüro BLK/MRKT, das sich auf Guerilla-Marketing spezialisiert hatte. Kunden waren unter anderem Pepsi, Hasbro and Netscape. Neben seiner erfolgreichen Karriere als Designer und Künstler tritt Shepard Fairey auch als DJ unter den Namen Diabetic und Emcee Insulin in verschiedenen Clubs auf. (Abbildung: © Gingko Press)
[Nachtrag: Unser Contentmanager Marcus macht mich gerade darauf aufmerksam, dass bei FontShop noch einige Exemplare der wunderbaren Monografie The Art of Shepard Fairey erhältlich sind – versandkostenfrei und blitzschnell geliefert. Schaut euch auch den Film auf unserer Bestellseite an.]
FontStruct-Displayschriften an der TU Darmstadt
Heute Abend um 18:00 Uhr wird das neue Eingangsgebäude der Technischen Universität Darmstadt feierlich eingeweiht. Das zentrale Gebäude der Universität – ein lichter Pavillon – ist »Willkommens-Plattform« und erste Anlaufstelle für Studierende, Wissenschaftler, Mitarbeiter und Gäste der Universität.
Fuenfwerken Design und der Berliner Architekt Martin Schmitt sind gemeinsam verantwortlich für das Gestaltungskonzept des neuen TU-Zentrums. Sie entwickelten ein Raumkonzept, das Architektur und Kommunikationsziele verbindet. Das Empfangsgebäude soll zur Visitenkarte der Universität werden. Zentrales Kommunikationsmedium und Herzstück des Innenraums ist ein fast 16 m langes LED-Display.
Mehrer Tage suchte Fuenfwerken nach einer geeigneten Pixelschrift für die Anzeigetafel. Nachdem sie mit dem am Markt verfügbaren Fonts nicht zufrieden waren, erstellten sie selbst einige Bitmaps, »die aber einfach nicht gut auf dem Display aussahen.« erinnert sich Fuenfwerken-Vorstand Helmut Ness gegenüber Fontblog.
»Unser Mitarbeiter Daniel Schöps kam schließlich auf die Idee, einen Testfont mit FontShops Online-Fontgenerator FontStruct zu erstellen … und siehe da: Der lief sofort einwandfrei auf dem Riesendisplay.« erläutert Helmut Ness. Auf diese Art entstanden schließlich 4 Pixelschriften, die ab heute Abend das Leitsystem des TU-Darmstadt-Eingangsgebäudes bespielen. Wir gratulieren und freuen uns über den professionellen Einsatz der FontStruct-Schriften.
Hier verschmelzen gerade zwei Medien
Ich werde gerade Zeuge einer Medienverschmelzung, wie es sie noch nicht gegeben hat: Fernsehen meets Facebook. Der US-Nachrichtensender CNN veranstaltet seit wenigen Minuten auf seiner Homepage eine Live-Ausstrahlung der Amtseinführung des US-Präsidenten Barack Obama, die in einem Extrafenster gemeinsam mit Facebook läuft. Zum ersten Mal ist es möglich, ein wichtiges politisches Ereignis in Live-Bildern zu verfolgen und sich gleichzeitig online mit Freunden schriftlich darüber auszutauschen. Wahlweise bietet die Facebook-Seitenleiste einen Freunde-Thread und einen Alle-Personen-die-sich-das-ansehen-Thread an.
Schaltet Euch dazu! Ab 17:30 Uhr (11.30 Uhr in Washington) spricht Vizepräsident Joe Biden als erster die kurze Eidesformel, danach legt Barack Obama den Amtseid ab. Um 18:00 Uhr hält Obama seine erste Rede als Präsident der USA. George W. Bush wird dann im Hubschrauber Washington verlassen.
Wer ist das?
Eigenwerbung! Hier steht die Antwort. (Abbildung: Wikimedia Commons)