KH Kassel sucht Werkstattleiter Typografie
Die Kunsthochschule Kassel schreibt die Stelle des Werkstattleiters Typografie aus. Dank Fontblog-Leserin Nina Hardwig, die das oben abgebildete Online-Stellengesuch ins Reine getippt hat, können wir es nachfolgend bequem lesen:
Gesucht wird eine kreative Persönlichkeit, die über ein breites gestalterisches Spektrum verfügt und in der Lage ist, theoretische und praktische Grundlagen der Typografie für Printmedien (incl. Druckvorstufe) und Typografie für Digitale Medien in der Lehre engagiert zu vermitteln. Dazu gehören Schriftgeschichte (Kalligraphie, Bleisatz, Fotosatz), Micro- und Macrotypografie, Schrift- und Zeichenentwicklung, die Durchführung von Lehrveranstaltungen sowie die Unterstützung von Studierenden und Lehrenden bei Projekten und Examensarbeiten.
Die Studienwerkstatt Typografie ist offen für alle Studiengänge der Kunsthochschule. Voraussetzungen: Hochschulabschluss mit Schwerpunkt Typografie; Pädagogische Begabung und hohe Motivation zu lehren. Möglichst mehrjährige Berufserfahrung sowie Lehrerfahrung sind erwünscht.
Bewerbungsfrist: 21.09.2009
Schneeleos Font-Neuigkeiten
Wie bereits im Juni hier angekündigt, wartet das neue Mac OS X 10.6 Snow Leopard mit kleineren Veränderungen in der Font-Schublade auf. Im Lieferumfang sind vier neue Schriften bzw. Schriftfamilien enthalten:
Chalkduster – eine staubige Kreideschrift
Menlo – eine vierschnittige Monospace
Heiti SC and TC – chinesische Zeichensätze
Hiragino Sans GB – chinesischer Zeichensatz
Chalkduster (© Apple) liegt in Macintosh HD -> Library -> Fonts, enthält 611 Zeichen, darunter über 200 aus dem Bereich Latin Extended Additional, die den Font zu einer vielsprachigen Systemschrift machen. Sicherlich wird die Kreide in Apples-Powerpoint-Alternative Keynote ein gutes Bild abgeben, wo bereits passende Hintergründe auf die Schrift warten (Abbildung oben).
Menlo (© Apple, Bitstream) liegt in Macintosh HD -> System -> Library -> Fonts und ist eine Monospace-Version von Bistreams Vera Sans. Die 4-schnittige Familie ersetzt Monaco in Anwendungen wie Terminal oder Programmcode-Editoren. Jeder Schnitt enthält über 2000 Zeichen darunter alles, was man zum Tippen von Code braucht (inkl. Block-Elemente, technische Zeichen u. a.), mathematische Symbole, Zeichensätze auch für exotische Sprachräume (Georgisch, Myanmar, Laotisch, Arabisch …) und ungezählte Pfeile und Sonderzeichen.
Heiti und Hiragino wurden so überarbeitet, dass sie nun die (neue) Eingabemethode chinesischer Zeichen über das Trackpad unterstützen.
Neu ist auch die systemweite Unterstützung von Zeichensubstitution, die zum Beispiel aus einem getippten (c) ein © macht oder aus einem 1/2 das ½. In der Systemeinstellung »Sprache & Text« lässt sich die Symbol- und Textersetzung mit eigenen Kürzeln erweitern.
So viel zu den guten Nachrichten. Auf der Negativseite schlägt zu Buche, dass die Schriftglättung (Antialiasing) nur noch ein oder ausgeschaltet werden kann … die Feineinstellung (leicht, stark) wurde wegrationalisiert.
Aufruf: Die schönsten deutschen Bücher 2009
Die Stiftung Buchkunst lädt ein zur Teilnahme am Wettbewerb »Die schönsten deutschen Bücher 2009«. Der Wettbewerb richtet sich an Verlage, Buchgestalter/innen und die produzierenden Betriebe. Beurteilt werden die Qualität des Buches in Hinblick auf Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung sowie der ästhetische Gesamteindruck.
Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2009.
Eine Expertenjury wählt Ende November die Prämierungen aus. Die Anmeldung erfolgt unter Einsendung eines Exemplars des jeweiligen Buches und des dazugehörigen ausgefüllten Formulars.
Teilnahmeunterlagen und das Formular sind abzurufen unter www.stiftung-buchkunst.de > Der deutsche Wettbewerb > Teilnahme.
Auf eine Änderung sollte noch hingewiesen werden: Die Altersgrenze des Förderpreises für junge Buchgestalter wird ab dem Bücherjahrgang 2009 von bisher 32 Jahren auf 35 Jahre angehoben.
Das Beste an Schneeleo …
… Uhrzeit jetzt mit Datum in der Menüleiste – nach 8 Jahren OS X. Ich suche weiter nach neuen, essenziellen Features.
»Mein Buchstabenkarussell dreht größere Runden.«
Interview mit Martin Wenzel über seine neue Schrift FF Duper
Gestern hatte Fontblog den Schriftentwerfer Martin Wenzel zu Gast, um ein Gespräch über seine neue FF Duper zu führen. Eine Besonderheit der vitalen Druckbuchstabenschrift ist der Letter-Loop, der drei nebeneinander getippten gleichen Buchstaben (wie in Schifffahrt) individuelles Aussehen verleiht. Wie es funktioniert und was Duper noch kann … weiterlesen.
Fontblog: Wie kamst Du auf die Idee, eine Schrift mit Automatik zu entwerfen.
Martin: Die erste Idee für diese Art Schrift hatte ich schon vor 10 Jahren: Eine spontan anmutende Handschrift sollte es werden, deren Druckbild nicht nach Computer aussieht. Vor anderthalb Jahren entschloss ich mich dann dazu, das Projekt ernsthaft anzugehen.
Deine Schrift nutzt OpenType-Automatiken. Sicherlich hat die zunehmende Verbreitung dieses Fontformats deine Projekt angefeuert.
Ja, OpenType bietet die entscheidende Unterstützung für den Effekt. Mit seiner Hilfe lassen sich ganz automatisch Schriftbilder erzeugen, die sich immer wieder verändern.
Deine Duper erinnert an zwei andere Schriften, und scheint das Beste aus beiden Welten zu vereinen: FF Kosmik und Comic Sans.
Die Nähe zur Comic Sans sehe ich nicht. Das ist eine konstruierte Schrift, ich glaube sogar monoline, also ohne Dynamik in der Strichstärke. Meine ist tatsächlich aus der Handschrift hergeleitet, genauer gesagt: Aus 3 x 4 = 12 Fassungen meiner Handschrift.
Wie meinst Du das?
Na ja, Duper besteht aus den Schnitten Regular, Italic, Bold und Bold Italic. Damit sie später ein lebendiges, authentisches Schriftbild ergibt, habe ich für jeden dieser Schnitte den kompletten Zeichenvorrat 3 mal auf Papier gezeichnet.
Holla, sogar die Satzzeichen und Akzente? Das sind doch ein paar tausend Glyphen.
Um es genau zu sagen: Es waren 5700. Das ist auch der Grund dafür, warum das Projekt schließlich 12 Monate statt 12 Wochen gedauert hat. Aber ich glaube: Es hat sich gelohnt.
Wie unterscheidet sich deine Loop-Technik von der Flipper-Technik der Kosmik?
Meines Wissens zählt die Flippertechnik von Erik van Blokland – der Pionier, unser aller Vorbild – die drei Formvarianten konsequent durch: 123123123 …. Das heißt bei den drei s im Wort ›Messschraube‹ gibt es eine 100-prozentige Wechselquote, bei ›Messestand‹ jedoch nur eine 66-prozentige, weil das dritte s im Wort wieder auf denselben Takt wie das erste s fällt.
Die Wechselautomatiken von FF Duper und FF Kosmik basieren auf zwei unterschiedlichen Algorithmen, wobei Duper mit getrennten Zyklen für Vokale und Konsonanten arbeitet (diese Abbildung als PDF)
Bei meiner Loop-Technik laufen zwei Zählzyklen parallel, einer für die Konsonanten und einer für Vokale. Ich habe nämlich in Tests festgestellt, dass man auf diese Art die ungewollte Wiederholung deutlich verringern bzw. so auseinander ziehen kann, dass unser Auge die Schrift nicht mehr als maschinell wahrnimmt.
Und noch etwas: Bei Duper zählen die Wortabstände nicht mit, was die zwei Loops abermals horizontal streckt. Fazit: Mein Buchstabenkarussell dreht größtmögliche Runden.
Mit welchem OpenType-Feature wurde dieser Automatismus realisiert?
Mit der Funktion »kontextbedingte Varianten«, im Englischen als »contextual alternates« bezeichnet. Übrigens wuchs der Programmiercode von 6 Zeilen auf das Zehnfache an, als ich den einfachen Loop zum zweifachen aufbohrte.
Wir sollten noch kurz auf den Zeichenvorrat der Duper zu sprechen kommen, denn sie ist sehr gut ausgebaut.
Das stimmt. Neben diversen Ziffernarten, Brüchen und netten Ligaturen enthält Duper auch Pfeile, Bullets, Etiketten und andere Raffinessen.
Und sie ist ein Sprachtalent, oder?
Richtig, die Pro-Variante der Schrift unterstützt 64 Sprachen.
Vielen Dank für das Gespräch, Martin.
Weil sich FF Duper wunderbar für sympathische Botschaften auf T-Shirts eignet – Martin Wenzel, bitte mal weghören –, als raffinierte Alternative zur Comic Sans, gibt es nicht nur das oben abgebildete (unverkäufliche) Shirt, sondern die ersten Fan-Shirts über Spreadshirt. Besucht einfach den Shop Words on Shirts, der hier zu finden ist.
Die OpenType-Schrift FF Duper selbst gibt es natürlich im FontShop, wer sie als OpenType-Pro oder im (nicht automatischen) PostScript-Format wünscht greife hier zu.
Aus aktuellem Anlass: FontCase liebt Schneeleo
Seit heute gibt es das neue Mac OS 10.6 Snow Leopard. Die von FontShop vertriebene Schriftverwaltung FontCase ist in der aktuellen Version 1.2.3 kompatibel zu Apples Betriebssystem-Upgrade.
FontCase ist von Grund auf ein natives OS-X-Programm, das sich in Funktion und Komfort eng an die Mac-Richtlinien anlehnt. Falls Ihr das Upgrade auf Snow Leopard auch dazu nutzt, die Übersichtlichkeit in den Font-Ordnern wieder herzustellen, empfehle ich meinen kleinen Exkurs Schriften am Mac verwalten. Anschließend wäre die beste Gelegenheit dem in den letzten 4 Wochen dramatisch verbesserten FontCase eine Chance zu geben. Die kostenlose Testversion lässt sich 15 Tage uneingeschränkt benutzen.
Gute Nachricht: Wir haben den Einführungsangebot um 4 Wochen verlängert (bis 15. September). Wer FontCase mag und später lizenzieren möchte, besuche die FontCase-Shopseite. Es gibt drei Lizenzangebote – für 1, für 5 und für 15 Arbeitsplätze –, beginnen bei 29 €.
WC-Piktogramme von KircherBurkhardt
Per Pressemitteilung macht die Berliner Medienagentur KircherBurkhardt auf ihre Infografik-Abteilung aufmerksam. Dort sind für Kunden und Freunde inzwischen 1.100 Icons entwickelt worden. Besonders beliebt seien die WC-Piktogramme, die sogar bei den Kollegen zu Hause zum Einsatz kommen.
Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es in den Wohnungen der KircherBurkhardt-Mitarbeiter nach Geschlechter getrennte Toiletten gibt … amüsant ist die Klo-Edition allemal, wobei einige die Vorurteile gegenüber den Geschlechtern schamlos ausnutzen.
1000 × Berlin: die Code-Plakate hängen
Vom 24. August bis zum 6. September hängen mehr als 1.200 Plakate im Berliner Stadtgebiet, die eines gemeinsam haben: Ihre Entwerfer sind dem Aufruf »Zeig Deine Sicht auf Berlin!« von Create Berlin gefolgt und tragen dazu bei, die Stadt aus der Perspektive des Design zu decodieren. Auch Fontblog rief zur Teilnahme am Wettbewerb auf (Der Code-Plakatwettbewerb ist gestartet) und half bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen mit (Code Plakatwettbewerb … Restart).
Die Resonanz war überwältigend: Fast 600 Teilnehmer aus 15 Ländern reichten ihre Plakate ein, unter anderem aus Argentinien, Polen, Russland und Kanada. Aus allen Einreichungen wurden nun mehr als 1.200 Plakate realisiert, mit knapp 350 unterschiedlichen Motiven. Die 20 von der Jury ausgewählten Siegerarbeiten, darunter die 3 mit Geldpreisen bedachten Erstplatzierten werden jedoch erst am 5. September auf dem Sommerfest im Bauhaus-Archiv/Museum bekannt gegeben … und Fontblog-Leser können bei dieser Veranstaltung dabei sein. Dazu gleich mehr.
Neben den Wettbewerbsplakaten hängen zur Zeit an über 40 Stellen in der Stadt – auf Säulen, Wartehallen und U-Bahnhöfen – individuelle Sonderumsetzungen. Sie stammen von den Sponsoren des Code-Wettbewerbs, Jurymitgliedern und Create-Berlin-Förderern, die zum offiziellen Wettbewerb nicht teilnahmeberechtigt waren. Auch hierfür stellte die Draußenwerber GmbH kostenfrei Litfaßsäulen, Wartehäuschen und Sonderflächen im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung. Details liefert der Code-Google-Maps-Stadtplan …
Create Berlin ruft dazu auf, die Plakate in den Randgebieten von Berlin zu fotografieren und mit Angabe des Straßennamens und Bezirks an code@create-berlin.de zu schicken. Ares Kalandides, Vorstandsmitglied von Create: »Die Plakate hängen verteilt im gesamten Stadtgebiet und wir werden es nicht schaffen, alle zu fotografieren. Doch wir haben auf flickr eine öffentliche Online-Galerie eingerichtet: flickr.com/photos/tags/codeplakatcontest. Wir hoffen auf zahlreiche Unterstützer, die ein Foto mit einem Plakat an unser Team schicken. Jeder 20., der sich per Mail mit einem Foto bei uns meldet, bekommt eine Einladung für zwei Personen für das Sommerfest am 5. September, natürlich mit Freigetränken.«
Wer machte den Wettbewerb möglich? Code wurde maßgeblich von den Create-Berlin-Vorständen Anja Rosendahl und Ares Kalandides sowie von Mitglied Raban Ruddigkeit organisiert. Unterstützt wurde der Contest von Partnern aus der Wirtschaft:
• Die Druckereien druckhaus schöneweide und KlingenbergBerlin übernahmen kostenfrei den gesamten Druck der mehr als 2.000 Plakate für den Aufruf.
• Die Wall AG und ihre Tochter Die Draußenwerber GmbH stellten im Zeitraum vom 1. bis zum 10. Juni sowie vom 24. August bis 6. September mehr als 4.000 Plakat- und Sonderflächen im gesamten Stadtgebiet kostenfrei zur Verfügung.
• Weitere Partner sind: Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung, Kulturprojekte GmbH, die Hauptstadtkampagne be Berlin, Fontshop Berlin, Druckerei Mediabogen, Everherz und Deutsche Stadtmarketing.
Erläuterungen zu den hier gezeigten Sonderflächen, von oben nach unten:
1. I’m rich, bitch! (nulleins, Berlin)
Nulleins verschenkt über eine Litfaßsäule am Hackenschen Markt ein kreatives Begrüßungsgeld an alle Bürger und Besucher Berlins. Nach dem Motto »Unser Kapital ist Ideenreichtum« geben die abgerissenen Scheine nach und nach die wahre Lösung des Problems preis: »Macht Euch frei von konventionellen Wertvorstellungen«.
2. Berliner Horizont (Rosendahl Grafikdesign, Berlin)
Acht Motive einer Plakatserie (Kastanienallee) illustrieren Berliner Stadtbezirke. Aneinandergereiht ergeben sie einen durchgängigen, farbigen und wolkengeschmückten Horizont. Der Schattenriss von jeweils einem markanten Objekt aus dem Leben des Stadtviertels bricht den Himmel auf.
3. Ich bin (k)ein Berliner (Graco, Berlin)
Dass Berlin irgendwie anders ist, merkt man beim Bäcker. Dort heißt das Gebäck, das bundesweit ale Berliner bekannt ist, schlicht Pfannkuchen. Als Trost identifizieren sich Menschen verschiedenster Couleur immer wieder mal mit Berlin.
4. Der Berlin-Code (Dan Pearlman und Arsmatho)
Die Kreativen sind die Säulen Berlins. Im U-Bahnhof Kleistpark entschlüsselt eine mannshohe Vitrine vielen Geheimnisse und Anekdoten aus der Berliner Designwelt – von der Akzidenz Grotesk bis Blinkenlight. Schaut man durch die transparente Folie des Berlin-Codes, entschlüsseln sich Botschaften, die auf den ersten Blick unsichtbar sind. Weitere Projekte der Künstlergruppe: B-Sides am U-Bhf Kurfürstendamm und Berlin bei Nacht am Übergang U-S Gesundbrunnen.
5. Zoom Images (Mira4, Wien)
Aus Berlin kommen nicht nur die besten Schriften (FontFont) für Designer, sondern auch vorzügliche Fotos für Designer: herausgegeben von fStop, vertrieben von der neuen FontShop-Marke ZOOM.
(Nach-)Schlagsahne: Dieses (Wahl-)Plakat der Grünen hat nun gar nichts mit dem Code-Wettbewerb zu tun. Ich habe es während der gestrigen Create-Berlin-Pressetour in der Oranienburger Straße aufgenommen … weil es mir als tolles, kräftiges Plakat in die Augen fiel.