Fontblog Artikel im Juni 2009

GfK-Studie: Nährwert-Ampel funktioniert, GDA verwirrt

Fruchtzwerge mit Ampel und GDA

Noch mal Verpackungsdesign, bzw. Informationsdesign auf Verpackungen.

Wie der Spiegel gestern berich­tete, verstünden die Verbraucher eine farb­lich abge­stufte Nährwert-Kennzeichnung (Ampel) bei Nahrungsmitteln besser als das aktu­elle Modell der Industrie. Dies ergab eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die der Berliner Verbraucherverein Foodwatch in Auftrag gab. Demnach können Kunden mit der Ampel zuver­läs­siger Produkte verglei­chen als mit der zur Zeit ange­strebten GDA-Kennzeichnung (Guideline Daily Amount = Richtlinie für den tägli­chen Bedarf).

Foodwatch klärt auf: »Die GDA-Kennzeichnung hat die Industrie in enger Zusammenarbeit mit dem dama­ligen Bundesverbraucherminister Horst Seehofer entwi­ckelt. Unternehmen wie Nestlé und Kellogg’s verwenden sie bereits in einer Art Vorwärtsverteidigungsstrategie, um eine farb­liche Kennzeichnung zu verhin­dern. Die GDA ist bei den Herstellern deshalb so beliebt, weil sie damit ihre Produkte ganz einfach schön­rechnen können.«

Dies geschehe durch die Wahl kleiner Portionsgrößen und bedingter Angaben. Auch Zuckerbomben würden so zum Gesundheitsprodukt – »eine legale Form der Verbrauchertäuschung«, sagt Foodwatch. Echte Transparenz würde dagegen die Nährwert-Ampel bringen. Das sei jeden­falls das klare Ergebnis der GfK-Studie (PDF). Nicht mal bei Produkten eines Herstellers ließe die GDA-Kennzeichnung einen Vergleich der Nährwerte zu. Die Bundesregierung solle daher diese Desinformation beenden und sich für eine gesetz­liche Einführung der Nährwert-Ampel als Pflicht für alle Lebensmittelhersteller einsetzen, forderte Foodwatch gestern.

Immerhin hat mit dem Tiefkühlkostanbieter Frosta ein erster deut­scher Lebensmittelkonzern jetzt die Ampel-Kennzeichnung einge­führt, wie der Spiegel gestern berich­tete, und damit »ein Loch in die bislang geschlos­sene Front der Ampel-Gegner auf Seiten der Industrie gerissen.« Mehr dazu im Frosta-Blog …

Weitere Informationen: Nährwertkennzeichnung (Wikipedia), Nährwertampel (Wikipedia), GDA (Wikipedia)

Frosta-Chef Felix Ahlers präsen­tierte bei der Pressekonferenz eine von 4 neuen Verpackungen mit Ampelkennzeichnung, die ab August im Handel sein werden (Alle Abbildungen: Foodwatch)


RTL stellt Logo für Product-Placement vor

Wie Horizont eben meldet, arbeitet RTL an einem Logo für das voraus­sicht­lich ab 2010 erlaubte Product Placement im Privatfernsehen. Das Signet mit dem Zusatz »Unterstützt durch Produktplatzierung« könnte nach dem Vorschlag von RTL am rechten oberen Bildrand einge­blendet werden.

Fontblog meint: Das Zeichen schreit nach einer Überarbeitung. Es bedarf einer Erläuterung, die ein Vielfaches der Fläche des Symbols einnimmt. Zudem kann das RTL-Piktogramm als Aufruf zum Aus- oder Umschalten fehl­in­ter­pre­tiert werden. Das unten gezeigte, leicht verständ­liche Zeichen klärt nicht nur den Zuschauer auf … es dient glei­cher­maßen als Appell an die Werbewirtschaft: Dein Produkt für Geld in unserem Programm.


Logo: Haltbarkeit nach dem Öffnen [Update]

In der euro­päi­schen Kosmetikindustrie gibt es seit dem März 2005 eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, die länger als 30 Monate haltbar sind: die Haltbarkeit nach dem Öffnen (EU-Direktive als PDF). Sie wird in Monaten gemessen und mit einem Symbol in Form eines offenen Cremetiegels ange­zeigt. Für dieses Symbol scheint es keine einheit­liche Vorlage zu geben, so dass es auf Kosmetikpackungen in unter­schied­li­chen Ausprägungen anzu­treffen ist, teil­weise nur schwer erkennbar. Für Missverständnisse sorgt insbe­son­dere die Beziehung Tiegel-Deckel, weil die Skizze der EU an eine Säule mit abge­trennter Scheibe erin­nert. Optische korri­gierte Alternativen für die Negativdarstellung fehlen ebenso wie eine Vorgabe für die Beschriftung (Schriftgröße und -art).

Fontblog schlägt die oben abge­bil­dete Alternative vor, die sich eng an die EU-Vorgabe anlehnt, jedoch auf eine perspek­ti­vi­sche Darstellung verzichtet. Die Strichstärke für die Negativdarstellung wurde ange­passt, die Ziffern und das M sind der Schrift Axel Regular entnommen, die Strichstärke wurde leicht erhöht. Hier das modi­fi­zier­bare und frei verwend­bare PDF der oben abge­bil­deten Symbole: Kennzeichen Haltbarkeit nach dem Öffnen pos/neg (PDF). Verbesserungsvorschläge sind natür­lich gerne gesehen.

[Update: über­ar­bei­tete Version – Deckel für Rechtshänder]


Wer kennt dieses Zeichen?

Immer häufiger endecke ich auf Verpackungsbeschriftungen diese kleine Säule mit Deckel (rechts unten in weiß), auf dem Sockel eine Zahl mit der Einheit M. Weiß jemand mehr über das Kennzeichen?


Feedback zu beta​.font​shop​.de (2)

Eigentlich wollte ich schon seit ½ Stunde das Büro verlassen haben. Aber die Mail von Berndt F., CvD bei ComputerBILD in Hamburg, kann ich nicht bis Montag hier liegen lassen … allein wegen Johannes Erler, der gerade fleißig im Fontblog kommen­tiert: »Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich immer wieder auf Ihren ›Fontletter‹. In Ausgabe 33 galt meine ganze Aufmerksamkeit dem Beitrag/Angebot der FF Dingbats 2.0. Den Herren Erler und Skibbe meine ganze Hochachtung! Echt stark gemacht! Ganz super! Habe den Sample-Font gleich mal auspro­biert. Ich bin sehr angetan und will mal hören, was unsere Art-Directorin davon hält. Wie Sie sich denken können, sind für unsere Zeitschrift eher tech­ni­sche Symbole (Computer, Telekommunikation, Audio/Video/Foto) wichtig. Im Anhang finden Sie eine PDF-Datei mit einem kleinen Rückblick, wie wir bei ComputerBILD ein farbiges Schrift-Symbol zur Anwendung gebracht haben.«

Anhang (PDF)


Web-Netzplan bald interaktiv

Er hängt bei Microsoft, bei Apple und in den Büros von Google: Die Internet-Spinne des schwei­ze­risch-japa­ni­schen Designbüros Information Architects. Für die vierte Auflage haben sich die Informationsdesigner noch­mals ins Zeug gelegt. In über 4 Arbeitsmonaten und im Austausch mit Map-Enthusiasten wurden die 333 einfluss­reichsten Internet-Domains und die 111 einfluss­reichsten Web-Persönlichkeiten ermit­telt, um sie in die isome­tri­sche Form einer Nahverkehrskarte zu bringen. Als Vorlage diente das Tokyoter U-Bahn-Netz (PDF).

Jede Domain hat ihre Station. Die Bauhöhe der Station spie­gelt den wirt­schaft­li­chen Erfolg einer Internet-Marke wider, die Grundfläche ihre Stabilität. Domains, zwischen denen eine Verbindung besteht, liegen nahe beiein­ander und jede Domain liegt auf der für sie passenden Linie, zum Beispiel der Publishing-Linie, der News-Linie, der Kreativität-Linie oder der Money-Linie. Natürlich ist das Projekt ein Gedankenmodell, aber ein wohl durch­dachtes, ein Netz von Assoziationen – einige provo­kant, andere über­ra­schend und manche auf ironi­sche Art stimmig.

In den vollen Genuss der Karte kommt man nur über das frisch gedruckte A0-Poster (841 mm x 1189 mm). Es wurde in derselben Druckerei produ­ziert, die Apple Japan für seine Werbeplakate und Displays einsetzt. Wer einen Blick hinter die Kulissen der High-Tech-Druckerei werfen möchte, schaue sich das Web-Trend-Map-Printing-Fotoalbum der Information Architects auf Flickr an. Das Poster kostet 49,00 $ plus 19,50 Versand nach Europa, ein fairer Preis für das limi­tierte Meisterwerk. Hier geht es zur Bestellseite … Ein hoch­auf­ge­löstes JPG der Karte ist eben­falls auf Flickr zu finden.

In 4 Wochen erlebt die Karte ihre inter­ak­tive Erweiterung. Unter der Webadresse webtrendmap​.com ist eine klick­bare Version in Vorbereitung, die am 14. Juli live gehen soll. Dort werden die aktu­ellen Online-Trends in Echtzeit erlebbar sein, in einer perso­na­li­sier­baren isome­tri­schen Karte. Ein Trailer auf der Seite macht bereits neugierig auf das, was kommt.

(Alle Abbildungen: iA)


Feedback zu beta​.font​shop​.de (1)

In unre­gel­mä­ßigen Abständen veröf­fent­li­chen wir unter dieser Überschrift Lob und Kritik zur neuen FontShop-Site und erläu­tern, was bald anders wird.

Manuela H. aus Pinneberg schrieb uns vor wenigen Minuten über feedback–ät–fontshop.de: »Ich bin gerade von der neuen Seite über­rascht worden. Positiv über­rascht! Die Schriftvorschau ist viel besser zu erkennen dank der einstell­baren Größe. Und dass ich jetzt meinen Mustertext spei­chern kann ist ganz toll. Außerdem freue ich mich, dass die Bankverbindung beim Kauf nicht mehr neu einge­geben werden muss. Kauf und Download haben tadellos funk­tio­niert. Eine Auflistung nach Schriftstilen ist aller­dings jetzt etwas schwerer zu finden, wenn man die Seite noch nicht kennt. Was mir so spontan fehlt: eine Schnäppchen-Ecke. Die würde ich mir als i-Tüpfelchen noch wünschen.« Liebe Manuela, die Schnäppchen-Ecke ist in Vorbereitung. Sie wird bald unter dem Navigationspunkt Schaufenster zu finden sein.


Produkt des Monats: Axel

Nur noch 2 Wochen, dann kostet die neue Axel-Schriftfamilie von Erik Spiekermann 79,00 € statt 9,90 €. Axel ist eine bild­schirm­op­ti­mierte und platz­spa­rende TrueType-Schrift (mit OpenType-Etikett) für den Office- und Online-Einsatz, die unter Windows und Mac-OS läuft. Ich habe sie bereits vor 2 Wochen ausführ­lich in Wort und Bild hier im Fontblog vorge­stellt: Axel, die neue Spiekermann.

Neu: Seit heute gilt die libe­rale Web-Embedding-Lizenz für Axel, zum Beispiel für die Benutzung mit dem CSS-Befehl @font-face, auch rück­wir­kend für bereits gekaufte Axel-Fonts. Demnächst mehr dazu.

Direkt zum Axel-Einkaufswagen … (last Euch nicht vom gerun­deten Preis 10,00 € irritieren)