Fontblog Artikel im Juni 2009

Beste britische Werbung und Design ausgezeichnet

prämierte Jeep-Anzeige

Vergangene Nacht fiel beim briti­schen Pendant des Art Directors Club, dem D&AD (Design und Art Direction), die Entscheidung über die besten Kampagnen des Landes. Wie gewohnt wurden Yellow Pencils und Black Pencils vergeben. Von den 4 schwarzen Stiften ging einer an den Entwerfer der vor einem Jahr im Fontblog vorge­stellten Rückseiten der Münzen des Vereinigten Königreichs, Matthew Dent (Darf man Münzen so gestalten?).

Grafisch bemer­kens­wert auch das oben abge­bil­dete Plakat von BBDO/Proximity Malaysia für Jeep (Malaysia); ein zweites Motiv ist bei I believe in adv zu bewun­dern. Das Plakat wurde mit einem gelben Stift im Bereich Art-Direction Poster Advertising ausge­zeichnet (MUN/Eric Hor/Gary Lim/Willeon Leong/Hans Lee).

Mehr Sieger-Werbung und -Videos im D&AD-Beitrag der Creative Review.


Verwunderung über Minipops-Ablehnung im App-Store

Für lang­jäh­rige Fontblog-Lesern ist Craig Robinson (Flip Flop Flyin’) kein unbe­kannter. Vor 4 Jahren schrieb ich zum ersten Mal über den Minimal-Pixelkünstler (Kinder und Frauen sind immer heikel.), der damals in Berlin lebte. Vor 2 Jahren feierten wir das 1000. Minipop-Bild und das Erscheinen seines Buches »Minipops – Berühmte Leute klein­ge­pi­xelt« (Amazon-Link).

Anlässlich der Apple-Developer-Konferenz (WWDC), die gerade in San Franciso statt­findet, ist Robinson in die Schlagzeilen der Technik-Medien gekommen. TUAW berichtet, dass Craig und sein Partner Matt seit mehreren Wochen versu­chen, eine Minipops-Programm für das iPhone im App-Store unter­zu­bringen. Zweimal wurde die harm­lose Applikation bereits abge­lehnt, weil sie angeb­lich »anstößig« sei.

Da die schrift­liche Begründung, eine vorfor­mu­lierte Antwort, nicht weiter­half, suchten die beiden einfach  App-Store-Verantwortliche auf der WWDC auf, um mal »mit echten Angestellten« zu spre­chen. Sie bekamen pampige Antworten (»… weil wir es sagen.«) und kehrten frus­triert nach Hause zurück. Zum Glück griffen Journalisten das Thema auf, denn schon lange fordern Entwickler, dass Apple die Spielregeln für das Annehmen bzw. Ablehnen einer Applikation trans­pa­renter kommu­ni­ziert. Mal sehen, ob es hilft.


Neu im Zeitschriftenladen: TypoJournal

Auf der TYPO bekam ich es bereits zuge­steckt, vom Herausgeber persön­lich, und noch am selben Abend las ich es zu Hause in einem Schwung durch: Ralf Herrmanns TypoJournal. Ich traf auf viele Bekannte – Schriften wie auch Menschen. Ralf Herrmann ist gut vernetzt, mit typo​grafie​.info, so dass er für die Erstausgabe die besten Typografie-Autoren im Land verpflichten konnte. Auf einem Dutzend Seiten stellen sie zum Beispiel ihre liebsten typo­gra­fi­schen Erinnerungsstücke vor.

Er selbst sagt zu seinem neusten Projekt: »Nach 8 Jahren Webseite möchten ich mit dem TypoJournal ein neues Kapitel aufschlagen. Ein größ­ten­teils mono­the­ma­ti­sches Print-Magazin, das sich dem jewei­ligen Thema ausführ­li­cher widmet, als es auch unserer Webseite möglich wäre.« Den Anfang macht das Motto »Fundsachen«. Neben den Typo-Fundstücken stellen das TypoJournal das Berliner Buchstabenmuseum in Wort und Bild vor, des weiteren Schriften, die auf Fundstücken basieren, und ein Essays widmet sich der neuen Schrift Helsinki von Ludwig Übele.

Wenn ich oben symbo­lisch »Zeitschriftenladen« schreibe, dann meine ich natür­lich den einzig amtli­chen für dieses neue Magazin, nämlich den Shop von fonts​.info, wo es das TypoJournal ab heute für güns­tige 8,50 € (+ Versand) zu bestellen gibt (56 S., 4-farbig, A4).


Infotainment-Widget von Sprint

Das US-Mobilfunkunternehmen Sprint hat eine Infoseite zusam­men­ge­stellt (100 % Flash), die an das Kontrollpult aus einem Big-Brother-Film der 80er Jahre erin­nert. Die Abbildung oben zeigt nur einen kleinen Ausschnitt des Widget-Mosaiks, das so inter­es­sante Statistiken liefert wie den aktu­ellen Plastikbecherausstoß, die Menge der Shoppingtage bis Weihnachten, Weltbevölkerung, Top-Google-Suchen, die Lebertransplantationen heute und derglei­chen mehr. Erik Spiekermann hat’s entdeckt und findet es »nutzlos aber cool«.


Joos – eine Schrift, die man sich merken muss

Im Moment besteht sie nur aus einem Schnitt, die aufrechte Italic Joos, entworfen von Laurent Bourcellier, erschienen bei typo​gra​phies​.fr …. doch sie hätte Zuwachs verdient. Joos basiert auf einer Vorlage des belgi­schen Druckers Joos Lambrecht aus dem 16. Jahrhundert. Er lebte und arbei­tete in Gent und galt als einer der wich­tigsten Drucker in dieser Zeit. Über Jahre versuchte er die Frakturschrift durch die Antiqua abzu­lösen. Mit Erfolg. Er schnitt einige bemer­kens­werte Antiquas, darunter die aufrechte Kursive, die als Vorlage für Joos diente. Die digi­ta­li­sierte Version fühlt sich den kursiven Formen eines Francesco Griffo verpflichtet, erfreut jedoch mit zeit­ge­nös­si­schen Details, wie sie bei vielen hollän­di­schen Schriften zu finden sind. Weitere Informationen in einem ausführ­li­chen PDF.


Plakatparade der 100 Besten

Vom 26. 6. bis 19. 7. 2009 werden die prämierten 100 besten Plakate 2008 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin im Kulturforum Potsdamer Platz gezeigt, die Eröffnung findet am 25. 6. 2009 statt (18 Uhr: Plakatparade, 19 Uhr Ausstellungseröffnung im Foyer des Kulturforum), das Pressegespräch am glei­chen Tag, 11 Uhr.

Ausstellungs- und Kommunikations-Design haben unter der Leitung von Nauka Kirschner (doppel­punkt, Berlin) und Prof. Hermann Weizenegger Studierende der Fachhochschule Potsdam entwi­ckelt. Die Plakate werden in Form von trag­baren Transparenten präsen­tiert. Dahinter steht der appel­ato­ri­sche Gestus mit dem nach­drück­lich auf den Vorzeigecharakter der Ausstellung verwiesen werden soll. Unterstrichen wird diese Haltung mit einer von den Studenten initi­ierten Plakatparade, deren Route vom Kulturforum zum Potsdamer Platz und wieder zurück führt. Gestalterische Qualität soll in den öffent­li­chen Raum getragen werden, für den die Plakate gemacht sind.


Neue Schriften in OS X Snow Leopard

Im Rahmen der gest­rigen Ankündigung des OS-X-Betriebssystem-Updates »Snow Leopard« für September 2009 wurden auch neue Fonts von Apple in Aussicht gestellt. Menlo ist einen Monospace-Schrift, die auf der Bitsream Open-Source-Schrift Vera basiert (Design: Jim Lyles) und in Anwendungen wie dem Terminal zum Einsatz kommt. Bei Chalkduster handelt es sich hoffent­lich um eine ansehn­liche, besser lesbare Alternative zu Marker Felt. Die neuen Heiti J, K, SC und TC sowie Hiragino Sans GB kommen im asia­ti­schen Sprachraum zum Einsatz.


Der Code-Plakatwettbewerb ist gestartet

Berlin ist zwar UNESCO City of Design, doch es fehlt ein visu­elles Echo, das diese Position inter­na­tional zum Klingen bringt. New York, Paris, London, Tokyo, Barcelona … all diese Metropolen müssen ihre Designkompetenz nicht extra betonen – selbst wenn man noch nie in einer dieser Städte war, fallen einem Bilder ein.

Aus diesem Grund sucht die Designinitiative Create Berlin mit einem groß ange­legten Plakatwettbewerb den visu­ellen »Code« der Spree-Metropole. Und viele helfen mit: Die Wall AG stellt über 1.000 Plakatstellen in der ganzen Stadt zur Verfügung, Ruddigkeit Corporate Ideas entwi­ckelt Konzept und Kampagne, das Druckhaus Schöneweide bringt die Plakate zu Papier, FontShop macht den Wettbewerb über die TYPO und das Fontblog zusätz­lich bekannt.

Die Teilnahme am Code-Plakatwettbewerb ist natür­lich kostenlos. Grafikdesigner, Modegestalter, Fotografen und Produktenwerfer sind aufge­for­dert, ihre Sicht auf die Designstadt Berlin in Form eines Plakates, einer ganzen Litfaßsäule oder sogar als drei­di­men­sio­nales Fenster für einen U-Bahnhof einzu­rei­chen. Ende August 2009 entsteht so die umfang­reichste Schau des visu­ellen Codes Berlins. Alles ist erlaubt, Überraschungen erwünscht und Entdeckungen Pflicht. Genreübergreifend, phan­ta­sie­voll und grenzenlos.

Eine Jury wird die Arbeiten bewerten, die danach von den Designern als Unikat herge­stellt und plaka­tiert werden. Die 20 besten gehen danach auf die Reise durch die weiteren »UNESCO Cities of Design«. Auf die drei besten warten attrak­tive Hauptpreise.

Die Code-Ausschreibungsunterlagen als PDF laden (1,3 MB). Weitere Informationen …