Fontblog Artikel im Februar 2007

Mario Garcia im TYPO-Video-Podcast

Mario Garcia ist ein welt­weit ange­se­hener Zeitungs-Designer. Als Mitbegründer des »Graphics & Design Programm« am Poynter Institute for Media Studies wurde er einer der großen Lehrmeister des visu­ellen Journalismus. In einer hinrei­ßend-sympa­thi­schen Präsentation auf der TYPO 2000 berich­tete er über das Redesign der euro­päi­schen und asia­ti­schen Ausgaben des »Wall Street Journal«, über Erfolge, Misserfolge, Qualen und Freuden. Garcia ist in vieler Hinsicht ein vorbild­li­cher Designer.


Ed Benguiat kommt nicht

Ihr Lieben,

eine solche Nachricht muss schnell raus: Ed Benguiat hat uns eben geschrieben, dass er leider nicht zur TYPO kommen kann. Niemandem tut das mehr weh als ihm und uns … das Betreff seiner E-Mail lautete »Crying inside« (etwa ›still weinend‹).

Eds E-Mails erreichten uns zuletzt im Wochenrhythmus: er schlug Themen vor, änderte den Titel seines Vortrags, sprach aber auch von einem ›drohenden Job‹ … stets zentriert geschrieben, in schwarz auf gelbem Grund. Wir wünschen ihm von hier aus gutes Gelingen und verspre­chen ihm schon jetzt: ›Für die kommende TYPO stehts Du wieder auf unserer Wunschliste‹.


Exklusivschrift bei eBay zu ersteigern


Fontblog-Leser und -Kommentator Heinrich Lischka greift zu einer unge­wöhn­li­chen Methode, seine Exklusivschrift Modus Grotesk anzu­bieten: Er verstei­gert sie bei eBay. Seit 15 Uhr steht dort zu lesen: »Es handelt sich um eine schmale Grotesk, in einer Stärke – sehr gut einsetzbar als
Headline- oder Branding-Font. Die Schrift basiert auf meiner NOGA und wurde durch mich für ein Designmagazin entwi­ckelt, welches jedoch nicht reali­siert worden ist.« Hier ein Schriftmuster auf Lischkas Webseite www​.typo​grafski​.de.

Die Auktion sei ein einma­liges Experiment, erklärt der Schriftentwerfer gegen­über Fontblog. Der Meistbietende bekomme eine exklu­sive Nutzungslizenz für sich/sein Büro oder seinen Kunden, der Wiederverkauf sei jedoch unter­sagt. Er taxiere den Wert der Schrift inklu­sive exklu­siver Nutzungsrechte auf zirka 8.000 €.

Zur Schrift-Auktion bei eBay …


Stockfotografie: Hinter den Kulissen


Wie entstehen eigent­lich profes­sio­nellen Bilder für eine Bildagentur? Unser Partner Digital Vision gewährte uns jüngst einen Blick hinter die Kulissen. Der Fotograf Michael Blann und die Art-Direktorin Rhiannon Llewelyn bekamen den Auftrag, in London eine Serie von »Regenbilder« zu shooten. Anregung für die Bilderserie war ein altes, sepia­far­benes Foto einer trief­nassen, lächelnden Radfahrerin.

Wir haben einige Standbilder der DigitalVision-Präsentation zu einer Making-of-Dia-Show zusammen montiert, die ihr hier ansehen könnt: Drehbuch, Equipmement, Outtakes. Das Ergebnis des Shooting, das 37.000 €* gekostet hat, könnt ihr hier bewun­dern.
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* Das Shooting in Zahlen: 2 Fotografen, 2 Art-Direktoren, 1 Produzent, 1 Windmaschine , 1 Regenmaschine, 1 Wassertank 4000 l, 4 Kameras, 3 Laptops, 2 Backup-Festplatten, 4 Läufer, 5 Foto-Assistenten, 2 Stylisten, 3 HMI-Scheinwerfer, 2 Generatoren, 15 Sandsäcke, 12 Models, 5 Pakete weißes Papier, 10 Helium-Ballons, 34 Essen, 250 Tassen Kaffee, Spielgeld


To Becks or not to Becks …

Entscheidet selbst:
Die Front gegen den Becks-Design-Wettbewerb (Fontblog berich­tete) ist größer geworden. Nun rufen, neben Initiator BDG, auch das Forum Typografie und die Allianz Deutscher Designer (AGD) in einer konzer­tierten Aktion dazu auf, den Veranstaltern durch die Zusendung eines »höchst persön­li­chen Beitrags« zu zeigen, was man von diesen Wettbewerbsbedingungen hält. Ein vorbe­rei­tetes PDF (2 S, 28 K) erleich­tert die Teilnahme (Einsendeschluss ist der 28. Februar). Mehr beim BDG …


Spiekermanns PR-Maschine läuft

Wie in allen ARD-Ländern gibt es auch in Berlin – vor der tages­schau – eine regio­nale Nachrichtensendung. Sie heißt »rbb abend­schau« und ist, schlicht: ein provin­zi­elles Ärgernis. Während in der Hauptstadt Tag für Tag poli­tisch, kultu­rell und gesell­schaft­lich Themen gesetzt werden, serviert uns die Abendschau zwischen 19:30 und 20:00 ein Potpourrie aus Polizeiberichten, Zoo-Reportagen, Mann-auf-der-Straße-Stimmen und Blechschaden-Reports.

Dass diese Stadt von (Multi-)Kulturen, Initiativen, Architekten und Gestalter, span­nenden Unternehmen und wissen­schaft­li­chen Einrichtungen ange­trieben wird, scheint bei der rbb abend­schau noch nicht ange­kommen zu sein. Aber wenn der Weihnachtsbaum auf dem Breitscheidplatz Schnupfen kriegt, dann ist das dem rbb schon mal 3 Minuten Sendezeit wert. Einziger Lichtblick: die Außenreportagen von Ulli Zelle.

Doch auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Anlässlich der Eröffnung von SpiekermannPartners (neue Webseite) letzte Woche ist dem rbb aufge­fallen, dass ein Kind der Stadt seit rund 30 Jahren das inter­na­tio­nale (typo-)grafische Geschehen mitbe­stimmt. Ich weiß nicht, wie es ihm gelungen ist, sich beim Sender vorzu­stellen, wahr­schein­lich als »Karajan der Drucker« oder einer ähnli­chen Allegorie. Ich freue mich für Erik, dass er langsam die ihm zuste­hende mediale Aufmerksamkeit erfährt und nicht erst sterben muss dafür.

Was der rbb aus dem ganzen Thema gemacht hat (»Das Niveau der haus­ei­genen Grafik wird deut­lich an dem wunder­baren Hintergrund« Spiekermann) … schaut Euch den Beitrag an! (Mini-Quicktime-Film)


Ein Grammy-2007-Album, richtig mit iTunes gemacht

Grammy-CD-Booklet

… und von Coca-Cola bezahlen lassen.

Idee: Jedes Jahr im Februar werden von der US-Musikindustrie in rund 100 Kategorien die besten Songs und Interpreten des Jahres gekürt. Eine Best-of-Grammy-CD könnte eine angenehmer, horizonterweiternder Musikgenuss sein. Ich liebe Bestenlisten (www.100besteschriften.de).

Problem: Weil die Künstler bei verschiedenen Plattenfirmen unter Vertrag stehen, bekommt die Industrie kein amtliches Grammy-Album zustande. Zwar gibt es seit einigen Jahren ein Grammy-Nominees-Album, doch (1) fehlen viele Sieger und (2) enthält es stets Nieten.

Die Lösung: Ein eigenen Grammy-Winner-Album zusammenstellen, das nur die persönlichen Lieblinge enthält plus einige Entdeckungen, die eine kompetente Jury für unsterblich erklärt hat.

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Die Lifestyle-Illustrierte des Bauhaus

Heute beginnt im Berliner Bauhaus-Archiv eine Ausstellung über das Magazin »die neue linie«, das zwischen 1929 und 1943 im Leipziger Beyer-Verlag erschien. Als ambi­tio­nierte »Lifestyle-Illustrierte« (vorder­gründig nicht mehr als ein geho­benes Modemagazin) war ihr Konzept zu jener Zeit wegwei­send: Keine andere Publikation setzte in ihrer Gestaltung derart konse­quent die Ideen der typo­gra­fi­schen Avantgarde für ein Massenpublikum um.

Führende Designer aus dem Bauhaus wie László Moholy-Nagy und Herbert Bayer prägten das Erscheinungsbild der Zeitschrift. Aus der Pressemitteilung: »Trotz medialer Gleichschaltung nach 1933 blieb die Handschrift der ansonsten beim Regime verhassten Bauhaus-Moderne bis in die Kriegsjahre hinein von Repressalien der NS-Machthaber weit­ge­hend verschont.«

Ich glaube, die Zeit ist wieder reif … für ein paar »alte« gestal­te­ri­sche Ideen des Bauhaus wenn uns schon Vanity Fair und Park Avenue nicht inspi­rieren. Die Abbildung oben zeigt  ein Titelbild von Laszlo Moholy-Nagy für die Erstausgabe des September 1929 (© Bauhaus-Archiv)