Fontblog Artikel im Februar 2007

Toyotas Werbe-Wahnsinn

Auris über alles in Berlin-Tempelhof, Dudenstraße: 5 Großflächenplakate an der Straße, 3 an der Hauswand und hinter mir zwei Haltestellen, doppelt belegt … macht 100 % Toyota-Werbeflächen im Umkreis von 500 Metern

Man könnte sagen, das Berlin heute morgen prak­tisch werbe­frei ist … mal abge­sehen von den rund 10.000 Auris-Plakaten, mit denen Toyota fast alle Großflächen, Citylights, Megalights und Bushaltestellen gleich­ge­schaltet hat. Einzig die Litfasssäulen zeigen noch – lokale – Reklame. Offensichtlich lautete die Devise des japa­ni­schen Herstellers: »Alles buchen, was verfügbar ist.«

Laut Bild​.de ließ Toyota in alle größeren Städten 200.000 Auris-Plakate kleben … »die größte Plakat-Aktion aller Zeiten!«. Mit einem ordent­li­chen Vorlauf, was bei der Lancierung eines neuen Automobils möglich ist, hat man in manchen Stadtteilen Quoten von 95 % erreicht. Verantwortlich für den Größenwahn ist die Düsseldorfer Agentur BMZ + more (Pressemitteilung). Laut SPIEGEL-Recherchen könnte das Flächenbombardement zwischen 25 und 30 Millionen € kosten.

Mehr Fotos …


Typografie in der Backstube

Geburtstagskuchen

Heute war ich mit der Familie zum Kindergeburtstag einge­laden, bei Vivien, einer FontFont-Designerin (FF Kurt), deren Tochter Luise 5 Jahre alt wurde. Ich habe schon immer Viviens Talent bewun­dert, Dinge des Alltags mit spie­le­ri­scher Eleganz zu beschriften: ob selbst gebrannte CDs, Einladungen oder eine Widmung – das Handgeschrieben ist stets ein typo­gra­fi­scher Augenschmaus. Eben hat mich der Anblick ihres Geburtstagskuchens glück­lich gestimmt …


Heute in meiner Geldbörse

Eine neue 2-Euro-Münze, heraus­ge­geben am 2. Februar. Die natio­nale Seite der Gedenkmünze zeigt das Schweriner Schloss mit dem Zusatz »Mecklenburg-Vorpommern« (Design: Heinz Hoyer). Die Bundesbank sagt dazu: »Mit der 2-Euro-Gedenkmünzen-Serie der Bundesrepublik Deutschland (BRD) soll den Bürgerinnen und Bürgern in Europa der föde­rale Aufbau der BRD näher gebracht werden. Die Ausgabe der Münzen erfolgt in der Reihenfolge der Präsidentschaft im Bundesrat, im Jahr 2007 mit Mecklenburg-Vorpommern.«

Auch die Vorderseite aller Prägungen seit Februar 2007 hat sich geän­dert. Statt wie bisher die (alten) Mitgliedstaaten der Europäischen Union zeigen die revi­dierten Geldstücke den Kontinent Europa, inklu­sive Nicht-EU-Gebiete. Dabei entfällt auf den 10-, 20- und 50-Cent-Münzen der Zwischenraum zwischen den einzelnen Ländern, und auf den 1- und 2-Euro-Münzen wird ganz auf die Darstellung von Staatsgrenzen verzichtet. Vergleichsabbildung bei Wikipedia; die Seite zeigt auch, dass Euro-Münzensammler demnächst einige Reisen bzw. Investitionen tätigen müssten. Wer nicht reisen will, erstei­gert sich exoti­sche Münzen bei Ebay. Dort gibt es auch die oben gezeigte neue 2-Euro-Münze zum Startpreis von 1,99 Euro.


Grammy 2007: Voormann-Cover wieder dabei

Genau 40 Jahre nach Erscheinen des Beatles-Album »Revolver«, entworfen vom TYPO-2007-Eröffnungssprecher Klaus Voormann, stand sein Art-Work letzte Woche – indi­rekt – ein zweites Mal auf der Grammy-Bühne. Neal Ashby und Matthew Curry remixten Voormanns wegwei­sende Grafiken für das opulente Packaging des Thievery-Corporation-Album »Versions« und wurden hierfür Grammy-nomi­niert.

Auf einer Apple-Pro-Seite wurde heute ein Making-Of des »Versions«-Artwork veröf­fent­licht. Über zwei Seiten erläu­tern Ashby und Curry in Wort und Bild, mit welchen Tools sie das CD-Cover, ein 32-seitiges Booklet, Lithografien und Promotion-Material gestaltet haben, darunter 3 kunst­voll gestal­tete Skateboards. Sogar eine eigens einge­rich­tete Website widmet sich »The Art of Version«. Fast 2 Jahre werkelten die beiden Designer immer wieder an dem grafi­schen Konzept des Electronik-Albums. Matthew Curry über Klaus Voormanns Vorarbeit: »We both loved the ›Revolver‹ album and so in a way it was kind of like the pack­a­ging is our remix album of Klaus Voormann’s great album cover. It reflected what was going on with Thievery and what they were doing.«

(Abb: © Apple Inc. & Apple Corp.)


Die Kampfwörter der US-Präsidenten als Tag-Cloud

Eine aufschluss­reiche Seite, entwi­ckelt von Chirag Mehta und Erik Avidsson (dynamic slider control): Tag-Clouds mit den Reizwörtern von über 40 US-Präsidenten aus 365 Ansprachen. Dabei bedeuten Schriftgröße = Häufigkeit und Helligkeit = Aktualität. Mit einem Schieberegler lassen sich der Wertewandel sowie das Werteprofil eines jeden Präsidenten anschau­lich verglei­chen. Es dauert ein paar Momente, bis die Seite komplett geladen ist. (Abb: © Chirag Mehta)


eBay Modusgrotesk Zwischenstand 24 h

Seit gestern 14:45 Uhr verstei­gert Fontblog-Leser und -Kommentator Heinrich Lischka seine Exklusivschrift Modusgrotesk bei eBay (Fb-Meldung von gestern). Ich verrate keine Geheimnisse, wenn ich nach 24 Stunden zusam­men­fasse: Zur Zeit stehen die Gebote bei 253,– €, Etienne (Pacifico) ist nach 28 Geboten der Meistbietende und hat unter anderem Jens (SignForm24), Ilja (microboy) und Peter (Typosition) – zwischen­zeit­lich – aus dem Rennen geworfen.


Wer auf der TYPO was zu sagen hat

Ein paar ausführ­liche Worte zur Programmplanung.

Wir bekommen eine Flut toller Vorschläge zu mögli­chen Sprecherinnen und Sprecher für die TYPO 2007. Vielen Dank dafür. Ich nehme das zum Anlass, ein paar Gedanken zur TYPO-Programmplanung aufzu­schreiben, die zwar in unseren Köpfen exis­tieren, aber noch nie so richtig fest­ge­halten wurden und vor allen nicht weiter erzählt.

Die TYPO ist primär eine Designkonferenz für typo­gra­fi­sche begabte/interessierte Entwerferinnen und Entwerfer, wie der Titel der Veranstaltung verrät (für die englisch­spra­chige Besucher bedeutet TYPO aller­dings »Tippfehler« – das war bisher auch kein Nachteil). Die Kernthematik der Konferenz ergibt sich aus der Kompetenz ihres Veranstalters FontShop und seiner Kunden. Doch weil wir keine Fachidioten sein oder werden wollen, blickt die TYPO stets in benach­barte Bereiche: Information, Brands, Humor, Play, Music … die jähr­li­chen Themen sorgen für die Erweiterung unseres Horizonts.

Weiterlesen

Typografisches Wochenende in London

Heute findet die Ein-Tageskonferenz One Friday in London statt. Die Sprecher: Amelia Noble (Kerr|Noble), Jason Smith (Fontsmith), James Henderson (Brilliant Path), Tom Evans (Mook), Rich Roat (House Industries), René Knip (Atelier René Knip) und Daniel Eatock (Lononer Designer; David Carson kommt nicht, dafür springt Andy Hughes ein.

Wer heute nach London reist, kann die Evening Session mitnehmen: drei Vorträge (Eatock, Knip, Roat) für £ 23,50; Beginn ist 16:45 Uhr.

Morgen dann im Londoner Apple Store: Rich Roat führt live die jüngsten House-Industries-Neuheiten vor. O-Ton Roat: »I’ll be kickin’ some new and diffe­rent bs at the Apple Store on Regent Street in London.«

TYPO-Berlin-Freunde kennen sowohl René Knipp, als auch Rich Roat von früheren Konferenzen. Zur kommenden TYPO reist Roat mit seinen Kollegen von House Industries in Komplettbesetzung an, inklu­sive Computer und Instrumente. Clive Bruton (Fontzone), der Veranstalter von One Friday, wird eben­falls auf der TYPO 2007 spre­chen (Workshop).