Fontblog Artikel im Februar 2012

bukowskigutentag 4/12: Die mit den Wulffs heult

Write-a-like BILD Contest mit Medien-Quiz

s geht um Familie Wulff, und zwar um die mensch­li­chen Aspekte des Auszugs aus dem Schloss Bellevue, bzw. aus der Dienstvilla in Berlin-Dahlem. Unser Spiel dazu geht jetzt so: Ich kredenze Ihnen Auszüge aus einem Artikel und Sie raten danach, in welcher Zeitung er erschienen ist. Erst dann dürfen Sie auf den Lösungslink am Ende dieses Beitrags klicken.
Los geht’s.

Subjektiv objek­tiver Qualitätsjournalismus

»Am vergan­genen Freitag war den Wulffs gar nichts mehr wichtig. Sie wollten Berlin nur noch den Rücken kehren. Weg von den Reporter-Rudeln, fort in ein Leben ohne Schloss und Sterne- Köche. Auf einen Fahrer hatten sie verzichtet. Am Steuer saß Bettina Wulff – ein Hinweis darauf, wer künftig in Großburgwedel das Sagen hat? Hinter den Eltern saßen die Söhne Linus (mit Teddybär) und Leander. Man fragt sich, worüber die Wulffs auf der Fahrt geredet haben.«
Offensichtlich gut infor­miert, der Schreiber, der weiß, was den Wulffs wichtig war oder auch nicht. Und am Steuer saß also Bettina Wulff – ein Hinweis darauf, wer künftig in Großburgwedel das Sagen hat? Leider haben beim Lesen dieser Aussage rund 10.000 Gehirnzellen in meinem Kopf kollektiv Selbstmord begangen. Dafür verlange ich hiermit offi­ziell Schadenersatz vom verant­wort­li­chen Verlag. Und man fragt sich also, worüber die Wulffs auf der Fahrt geredet haben? Nö. Fragt man sich nicht. Geht mich auch gar nichts an.

Die kleine Journalistenschule und Product-Placement

»Es muss eine über­stürzte Abreise gewesen sein: In der Einfahrt zur Dienstvilla des Bundespräsidenten in Dahlem liegt an diesem Montagvormittag noch eine gelbe Sandkastenschaufel und ein rotblauer Sandkasteneimer. Hat das nicht mehr in den Skoda Yeti gepasst?«

Achtung: Diese Passage enthält wich­tige Informationen! Eine gelbe Sandkastenschaufel und ein rotblauer Sandkasteneimer. Kann mal einer den Journalisten die Adjektive wegnehmen, bitte? Das mag zwar ein lustiges Spielzeug sein, sollte aber nur zum eigenen Vergnügen gebraucht und keines­wegs den Lesern zuge­mutet werden. Und die Familie fährt also einen Skoda Yeti. Ist letzeres Product-Placement oder Werbung? Und wenn nicht, welchen Wert beinhaltet die Information, was für ein Auto die Familie Wulff fährt?

Paparazzi-Alarm!

»Am frühen Freitagabend erreichten die Wulffs das Haus in Großburgwedel, dessen Finanzierung Wulffs Rücktritt ausge­löst hat. Ein paarmal haben die Wulffs das Haus seitdem verlassen: Am Samstagabend für zwei Stunden und am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr 30. Da brachte ein Lieferant frische Brötchen und Zeitungen vorbei.«

Moment mal, was’n hier los? Man weiß also, wann die Wulffs seit dem frühen Freitagabend das Haus verlassen haben. »Am Samstagabend für zwei Stunden und am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr 30.« Frage: Woher wissen die das? Verbringt da ein Paparazzi eine Wochenende vor der Tür oder ist das aus der BILD abge­schrieben? Noch eine Frage: Wer um Himmels Willen will denn das wissen und wen geht das denn was an?

Peanuts

»Menschliche Größe beweist nach diesem turbu­lenten Wochenende, an dem die Koalition auf der Kippe gestanden haben soll, dann (ausge­rechnet) eine Sozialdemokratin. Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD, findet die Debatte müßig, ob dem 52-jährigen Alt-Bundespräsidenten ein Ehrensold in Höhe von 199.000 Euro im Jahr zusteht. Diese Frage sei ›klein­lich‹, findet Nahles. Üblicherweise steht der Ehrensold nur Bundespräsidenten zu, die aus gesund­heit­li­chen oder poli­ti­schen Gründen aus dem Amt scheiden.«

Eine Pension von 200.000 Euro im Jahr für einen in Unehren aus dem Amt schei­denden Bundespräsidenten scheinen für Frau Nahles und die hier berich­tende Zeitung also Peanuts. Dafür lobt sich der Schreiber auch noch selbst, indem er die mensch­liche Größe beweist, Frau Nahles‘ mensch­liche Größe zu erkennen und sich selbst indi­rekt, aber deut­lich für die Zahlung der Pension auszu­spre­chen. Geil!

Gleich schreiten wir zu verspro­chenen Quiz-Frage. Lassen Sie sich vorher noch auf der Zunge zergehen, dass dieser Beitrag in der Rubrik »Politik« anstatt in der in diesem Fall gebo­tenen Rubrik »Write-a-like BILD« erschien.

Was glauben Sie, wo dieser Artikel erschienen ist?

  • Berliner Kurier
  • B.Z.
  • Bunte
  • Kölner Express
  • Süddeutsche Zeitung
  • Entenhausener Bote

Lösung…

Michael Bukowski


Warum 2012 doch ein bisschen wie 1984 ist

Apple scheint in Sachen Kommunikation auf dem Weg der Besserung. Das Unternehmen hat gemerkt, dass es sich heute, ange­sichts einer Kundenzahl von einer Milliarde, etwas gesprä­chiger zeigen muss als gegen­über zehn Millionen Fanboys in den 80er Jahren. Malware im App-Store, die Knebel-EULA bei iBooks Author, die Übermittlung vertrau­li­cher Adressbuch-Daten, die Arbeitsbedingungen bei Foxconn …  neuer­dings dauert es nur noch wenige Stunden, bis Apple einen Missstand abstellt oder zumin­dest ein paar Sätze dazu sagt.

Der ABC-Journalist Bill Weir wurde nun in Absprache mit Apple zu Foxconn geladen, um für das Nachrichtenmagazin Nightline einen Blick in die Produktion von iPhone und iPad zu werfen (Video der 15-Minuten-Sendung). Die Fabrik im chine­si­schen Shenzhen beschäf­tigt 240.000 Arbeitskräfte. Lohnarbeiter aus der Provinz über­nachten und essen auf dem Werksgelände, um anschlie­ßend wieder für 12 Stunden ihren Arbeitsplatz einzunehmen.

Eine Szene in der faszi­nie­renden Reportage erin­nerte mich unmit­telbar an den legen­dären Macintosh-Werbespot aus dem Jahr 1984 (Abbildung oben), der nur einmal – beim Super-Bowl – ausge­strahlt wurde, aber in die Geschichte der Werbung einge­gangen ist. Eine Foxconn-Managerin infor­miert die Arbeitskräfte ihrer Abteilung per Lautsprecher über die Essenspause, worauf zig Arbeitskräfte wie gleich­ge­schaltet den Weg zur Kantine antreten, weiter begleitet von der blechernen Mikrofonstimme:


Garantiert buchstabenfrei: Dekoschriften von Astype

Astype bei FontShopJeden Monat erstellt das FontShop-Team eine Liste mit Lieblingsschriften. Darunter fallen sowohl typo­gra­fi­sche Newcomer, als auch Schriften, deren Entwicklung wir mit Freude beob­achtet haben:

Die Lust am Schwung kehrt zurück.Dekorative Jobs nehmen zu. Die Hochzeitssaison naht. Gut wenn man auf OpenType-Zierzeichen zurück­greifen kann. Ein Meister der Schwünge ist das kleine Cottbusser Label astype. Sein Gründer, Andreas Seidel, hat 2011 seine Serie typo­gra­fi­scher Dekoschriften erweitert.

accolades_b_astype@fontshop

Die Accolades-B-Familie bietet ein zeit­loses Set aus kalli­gra­fi­schen Schwüngen, Wirbeln und figür­li­chen Ornamenten – fontfrei

Mit dem Ornaments Accolades B Set  lassen sich aufein­ander abge­stimmte, kalli­gra­fi­sche Schwünge, Rahmen oder Ornamente spie­lend einfach setzen. Ob auf Etiketten, Verpackungen, fest­li­chen Drucksachen oder für die Display-Gestaltung, die zwei­schnit­tige Accolade-B-Familie enthält den benö­tigten Vorrat an Zierzeichen.

accolades_B@fontshop.com

Auch die Innenseiten von Buchumschlägen erhalten durch Accolade-Muster im Handumdrehen einen einen edlen Touch 

Die kunst­fertig kalli­gra­fierten und mit Liebe zum Detail digi­ta­li­sierten Fonts ergeben unver­wech­sel­bare Muster und unter­stützen mit raffi­nierten OpenType-Stilmenüs die gestal­te­ri­sche Fertigkeit. Zeichenübersichten enthalten je ein vier­sei­tiges pdf-Dokument zur Accolades B und ein vier­sei­tiges pdf-Dokument zur Accolades B2.

Accolade B Wappen@fontshop.com

Accolades B und B2 ergänzen sich mit über 400 Glyphen verzüg­lich bei der Gestaltung anspruchs­voller Ornamente, Muster oder Illustrationen. Nicht enthalten sind ledig­lich Buchstaben.

Über den Entwerfer: Illustrator und Grafiker Andreas Seidel ist Jahrgang 75 und seit 2000 als selb­stän­diger Gestalter tätig. Unter dem Label astype veröf­fent­licht er seit 2003 seine Schriften.


TYPO Day Hamburg: Stefan Kiefer kommt

Wer ist Stefan Kiefer? Als Ressortleiter ist er der gelernte Illustrator seit 15 Jahren beim SPIEGEL für die Gestaltung der Titelseite verant­wort­lich. Meistens entstehen die Ideen zur Gestaltung des Covers erst Mitte der Woche, wenn eines von mehreren Titelthemen das Rennen gemacht hat.

Ehemaliges Hauptzollamt Speicherstadt Hamburg

Am 23. März besucht das Font-Technik-Intensivseminar TYPO Day erst­mals Hamburg und gastiert von 9:00 bis 17:30 Uhr im Ehemaligen Hauptzollamt in der Speicherstadt. Zum Abschluss wird die typo­gra­fi­sche Qualität der deut­schen Medien beleuchtet. 

Für Kiefer und sein Team bleibt gewöhn­lich nur wenig Zeit, einen Entwurf zur Vollendung zu bringen. Trotzdem hindert es die Redaktion nicht daran, alle Elemente des kommenden SPIEGEL-Titels mit Bedacht und Raffinesse zu planen. Auch die einzu­set­zende Schrift. Die Entstehungssgeschichte einer Titelseite zeigt das Video Handarbeit seit über 60 Jahren (2:22 min.)

Wir freuen uns, dass wir Stefan Kiefer gewinnen konnten, an der Abschluss-Diskussion des TYPO Day Hamburg (23. März) teil­zu­nehmen. Gemeinsam mit dem Stern-Artdirektor Johannes Erler und Erik Spiekermann, mode­riert von Jürgen Siebert, wird die Runde die Bedeutung der typo­gra­fi­schen Qualität in der deut­schen Medienszene beleuchten.

Wer teil­nehmen möchte, sollte sich beeilen: es sind bereits 70 % der Tickets verkauft.

zum Programm des TYPO Day Hamburg
direkt zur Anmeldung


Stühle ohne Beine im Bauhaus-Archiv

Vom 21. März bis 10. Juni 2012 ist die Münchener Designmuseum Die Neue Sammlung mit einer Sonderausstellung zu Gast im Bauhaus-Archiv Berlin. Die älteste und größte Designsammlung der Welt präsen­tiert dort »Stühle ohne Beine«, die in der Tradition des Freischwingers stehen. Bereits in den 1920er Jahren entwarfen namhafte Bauhäusler wie Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe Freischwinger aus Stahlrohr, die die Idee von Leichtigkeit und Transparenz aus der Architektur in den Möbelbau über­trugen. Die Ausstellung zeigt, wie sich seitdem die Stühle ohne Beine durch hoch­tech­ni­sierte Produktionsweisen, neuar­tige Materialien, Einflüsse der freien Kunst und gesell­schaft­lich-poli­ti­sche Veränderungen weiter­ent­wi­ckelt haben.
(Abbildungen: Die Neue Sammlung)


Aktuelle Mitteilung unserer VV-Kasse [Update]

Creative Morning (24. 2. 2012, Berlin-Mitte): ausverkauft
TYPO Day (23. 3. 2012, Hamburg): noch 17 Tickets
TYPO Berlin 2012 Sustain: Frühbucher-Ende in 8 Tagen!


★ der Woche: »Viva Grafica« 39,90 14,90 €

Das Buch »Viva Grafica – Real graphic appli­ca­tions« zeigt, wie Flächenmuster heute im Design einfalls­reich und passend einge­setzt werden. Auf Doppelseiten ist jeweils das Muster ganz­seitig zu sehen, daneben gibt es ein oder mehrere Fotos mit realen Anwendung aus Mode, Werbung, Produktgestaltung und anderen Metiers. 288 Seiten mit vielen Farbbeispielen.

Als Stern der Woche auf font​shop​.de statt 39,90 € nur noch 14,90 € (inkl. MwSt, versand­kos­ten­frei). Zur Bestellseite …


Font-Software bis zu 20 % günstiger …

… so lange Vorrat reicht; eben auf Twitter veröffentlicht: