Fontblog Artikel des Jahres 2010

Typografie​.info startet neu durch

Typografie​.info, die bereits seit 9 Jahren bestehende Online-Community zu Schrift und Typografie, wurde einem umfas­senden Relaunch unter­zogen. Zu dem beliebten Forum und dem typo­gra­fi­schen Fach-Wiki gesellen sich neue Bereiche, die den Benutzern zukünftig noch mehr Präsentations- und Interaktionsmöglichkeiten bieten. So kann nun zum Beispiel jeder regis­trierte Benutzer auf Typografie​.info einen voll­wer­tigen Blog betreiben, eigene Arbeiten in Bilderalben vorstellen und die Mitglieder können selbst­ständig Diskussionsgruppen zu gemein­samen Interessen gründen.

Typografie​.info wurde 2001 von Ralf Herrmann als offene Plattform zum Austausch über typo­gra­fi­sche Fragen aller Art ins Leben gerufen. Hier treffen sich Menschen unter­schied­lichster Berufs- und Altersgruppen: von jungen Design-Studenten, über Bleisatz-Veteranen, bis hin zu völlig fach­fremden Mitgliedern. Über die gemein­same Begeisterung für Schrift und Typografie finden sie sich zusammen, um ihr Wissen aus unter­schied­lichsten Fachbereichen zu teilen und gegen­seitig zu bereichern.


Zwei neue Monatshefte von Factor Design

Soeben hat das Designbüro Factor Design zwei neue Monatshefte (»FDMH«) veröf­fent­licht – gedruckt und als PDF. Ausgabe 19 trägt den Titel »Gleich pikst es mal ganz kurz« und feiert die wunder­baren Produktfotos des Hamburger Fotografen Frank Stöckel, die für den Katalog des Medizingeräte-Herstellers PFM Medical AG entstanden. Das zweite Monatsheft ist tatsäch­lich ein Poster und stellt die Frage »Bringt Praktikum den Prakti um?« Hintergrund: Factor Design bekommt zu wenig Bewerbungen für Praktikumsplätze. Warum dies ein Problem ist beschreibt Herausgeber Johannes Erler auf der Rückseite des Posters in seinem lesens­werten Essay »Das Factor-Design-Praktikum – Problem und Lösung« (siehe unten). Unterhaltsam garniert er seine Theorie des Praktikums mit den eigenen Erinnerungen an vier Praktika zwischen 1985 und 1992.

Produkte für die Medizin werden nicht herge­stellt, um gut auszu­sehen, sondern um zu funk­tio­nieren. Genau das macht sie sehens­wert. Als Factor Design im Sommer 2009 den Auftrag erhielt, das Corporate Design des Kölner Unternehmens PFM Medical AG zu über­ar­beiten, wurde schnell deut­lich, dass Ästhetik allein kein guter Berater sein kann. Das Familienunternehmen entwi­ckelt, produ­ziert und vertreibt Produkte für die Medizin und ist in einigen Bereichen Weltmarktführer. Trotzdem ist es nur Fachleuten bekannt, denn es handelt mit hoch­spe­zia­li­sierten Produkten, die Kunden sind Chefärzte und Einkäufer in Kliniken und Praxen. In diesem beruf­li­chen Umfeld müssen die Dinge vor allem optimal funk­tio­nieren. Primär wichtig sind – neben dem Preis – Nutzen, Benutzbarkeit und die Möglichkeit, sich ausrei­chend über das Produkt infor­mieren zu können.

Für die Katalogfotografie bedeutet dies, dass ausschließ­lich das Produkt selbst und möglichst viele seiner tech­ni­schen Details bild­ne­risch heraus­ge­ar­beitet werden müssen, denn die Stärke der Produkte liegt in ihrer nüch­ternen Reduktion auf das Nützliche. Das klingt selbst­ver­ständ­lich, doch in der Vergangenheit hatte man den Produkten entweder ihre natür­liche Überzeugungskraft nicht zuge­traut (und sich in asso­zia­tive Fotografie geflüchtet), oder man fand die Geräte nicht schön genug und versuchte, sie attraktiv zu insze­nieren (was eben­falls oft schiefging).

Man merkt es den Bildern von Frank Stöckel kaum an, aber die Herstellung war aufwändig. Zunächst galt es über 600 Produkte zu sichten und sortieren, um sie anschlie­ßend mit origi­nellen Positionierungshilfen wie Klebeband und Knetgummi vor der Kamera zu justieren. Auch die Lichtsetzung war delikat, denn viele Gegenstände sind aus glän­zendem Metall oder trans­lu­zenten, reflek­tie­renden Materialien. Dies war auch der Grund für die grau­blaue Hintergrundfarbe: nicht, weil es schöner aussieht, sondern, weil nur sie bestimmte Details sichtbar macht. Es ist ein langer Weg, um zu einem Foto zu gelangen, das so selbst­ver­ständ­lich aussieht, als hätte eben jemand einen Gegenstand auf den Tisch gelegt und den Auslöser gedrückt.

Aus Johannes Erlers Essay Das Factor-Design-Praktikum – Problem und Lösung: »Factor Design hat ein Problem: Wir bekommen zu wenig Bewerbungen für unsere Praktikantenplätze. Unser Büro ist auf die Mitarbeit von Praktikanten ange­wiesen, es wäre Quatsch, dies zu leugnen. Wenn man so was offen anspricht, treten gleich die Witzbolde auf den Plan: ›Ihr meint wohl eher Praktikantinnen, höhö?‹ oder ›Praktikum = KKK = Kaffee kochen, Kopien machen, Kohle sparen‹. Ja, kennen wir, haben wir schon 1000 Mal gehört, und deshalb gibt es dieses Heft.

Man muss ein Praktikum nicht nur wollen, man muss es sich auch leisten können. Hamburg ist eine teure Stadt. In dieser Hinsicht müssen wir unseren Praktikanten entge­gen­kommen, das wissen wir. Die stickige Strenge der neuen Studienordnung tut ein Übriges, denn es bleibt kaum Zeit, mal was auszu­pro­bieren. Und das Pflichtpraktikum nach dem 2. Semester, wie es an einigen Hochschulen einge­führt wurde, kommt natür­lich viel zu früh. Damit ist niemandem geholfen.

Was wir auch beob­achtet haben, ist die zuneh­mende Tendenz vieler Bewerber, in letzter Minute abzu­sagen. Man hält sich gerne alle Optionen offen. Uns nervt das und gibt einem anderen Vorurteil Futter: dass nämlich die viel-zitierte ›Generation Praktikum‹ in Wirklichkeit eine Generation Larifari ist. Mit unseren Vorstellungen von Teamgeist und Kommunikation passt das nicht zusammen.

Die Lösung dieser Probleme sind klare Ansagen. Wir möchten das Factor-Design-Praktikum wieder dort posi­tio­nieren, wo wir es immer schon wähnten: als eine zeit­lich begrenzte, verbind­liche Verabredung mit Rechten, Pflichten und viel Gewinn für beide Seiten. Was das bedeutet, reißen wir auf dieser Seite an. Falls Sie Interesse haben, wären die nächsten Schritte dann eine moti­vierte Bewerbung und ein Gespräch. Wir sind gespannt, was nach diesem Heft passiert.«


✪ Orbiculus, 10,– € statt 15,– €

Eigentlich entwi­ckelt der Moskauer Industriedesigner Artemy Lebedev mit seinem 200-Mann-Büro Tastaturen, Möbel und tren­dige Uhren. Zwischendurch kommen ihm dann noch so pfif­fige Ideen wie Tetrius, Tersumus oder Orbiculus. Das Reißzwecken-Sortiment erfreut mit K(n)öpfen, die wie digi­tale Schaltflächen gestaltet sind und mit Kommandos wie Send, Forward, Cancel, Yes oder No erfreuen. Damit halten sie nicht nur Dokumente am Pinboard fest sondern teilen dem Betrachter gleich mit, was mit den Papieren geschehen soll.

Als Stern der Woche bietet FontShop die Orbiculus-Box (10 Reißzwecken) in den kommenden 7 Tagen für 10,– € statt 15,– € an. Hier geht es zur Bestellseite auf www​.font​blog​.de …


Volle Punktzahl für diese Weihnachtskarte …

… aus dem Hause MetaDesign. Auch in diesem Jahr erfreut das Berliner Designbüro die FontShop-Mannschaft mit ihrer tradi­tio­nellen Grußkartenbox – ein Dutzend aufwändig gestal­teter und vor allem (wieder)verwendbarer Weihnachts-Faltkarten. Mein Favorit ist das oben gezeigte Zimtstern-Rezept für Grafiker, das sich der weit verbrei­teten Pantone-Colorchip-Metapher bedient. Sieben geprägte und lackierte Farbfelder stehen für die Zutaten und ihre Farbe, jeweils mit Mengenangabe; auf Seite 4 der Karte befindet sich das ausführ­liche Rezept in Prosa. Großartig.


München: Fotoausstellung zum Tag der Menschenrechte

Der ehema­lige Designstudent und jetzige Fotograf Paul Knecht, ein lang­jäh­riger Fontblog-Leser, schreibt mir heute: »Am kommenden Freitag den 10. 12. ist der Internationale Tag der Menschenrechte. Zusammen mit der Pressegruppe von Amnesty International München stelle ich in der baye­ri­schen Landeshauptstadt eine Fotoreportage zum Thema »Flüchtlinge in der EU« aus. Dabei konzen­triere ich mich auf den Brennpunkt Calais in Nordfrankreich, wo rund 170 Flüchtlinge in verlas­senen Bauruinen und Zelten leben.«

Titel: Arts for Human Rights
Ausstellungseröffnung zur Fotoreportage von Paul Knecht mit Livemusik
Datum: 10. 12. 2010 (Freitag), 20:00 Uhr
Wo: Repüblik München, Ursulastr. 6, Nähe Münchner Freiheit
Eintritt: 3 Euro (zugunsten Amnesty)


Ein Apfel vom Nikolaus

FontShop hat das vor 5 Jahren zum ersten Mal erschie­nene grafi­sche Nachschlageheft »Apfel i oder die rechte Maustaste« neu aufge­legt – komplett über­ar­beitet und aktua­li­siert. Es entstand wieder in Zusammenarbeit mit dem Designbüro Fuenfwerken, das es – trotz Umzugs – pünkt­lich zu Nikolaus fertig gestellt hat. Unser Dank geht vor allem an Helmut Ness, Romy Rauchfuß und natür­lich das gesamte Team.

Apfel i ist unsere Weihnachtsüberraschung 2011 (»statt Karte«). Es hat einen Listenpreis von 10,00 €, kann aber ab Freitag (dem Druckerei-Anlieferungstag) bis zum Jahresende kostenlos auf www​.font​blog​.de (unter Bücher) bestellt werden. Jeder Kunde bekommt maximal 1 Exemplar pro Bestellungen, Mengenangaben >1 werden abge­rundet bzw. ignoriert.

Auch das neue Apfel i ist wieder aufwändig ausge­stattet, mit laser­ge­schnit­tenem, ausklapp­barem Umschlag (Unit Stencil Schablone plus aufge­druckte Linealskalen). Damit es beim Nachschlagen und Arbeiten am Computer nicht zuklappt, haben wir uns wieder für die Spiralbindung entschieden. Und wie es sich für ein zeit­ge­mäßes Nachschlagewerk gehört, gibt es einen digi­talen Begleitkanal (den Twitter-Account @apfel_i), auf dem die Apfel-i-Redaktion in den kommenden Monaten neue Regeln, Normen und Tipps veröf­fent­li­chen wird.

Aus dem Editorial von Apfel i: »Nie zuvor haben sich so viele Menschen mit visu­eller Kommunikation und Typografie beschäf­tigt. Millionen foto­gra­fieren, bloggen, twit­tern und veröf­fent­li­chen täglich Texte und Bilder im Netz. Die meisten sind Quereinsteiger, sie haben das Gestalten von Informationen nie gelernt. Trotzdem gilt: Ein paar Regeln helfen Pannen zu vermeiden, sie machen das Arbeiten effi­zi­enter und schneller, die Ergebnisse profes­sio­neller und besser lesbar.

Als FontShop und Fuenfwerken 2005 die erste Auflage von Apfel i heraus­brachten, wurde uns das Büchlein förm­lich aus den Händen gerissen. Mehr als vier Jahre lang war es vergriffen. Nun liegt die komplett über­ar­bei­tete und erwei­terte Neuauflage vor: 80 Seiten prall gefüllt mit grafi­schem Kompaktwissen über Pixel, Punkte und Dots.

Es ist viel passiert in der Zwischenzeit. Eine neue Generation von Anwendern liest und schreibt auf Facebook und in Blogs, publi­ziert mit dem Smartphone, iPhone oder iPad. Was geblieben ist, sind die Normen und Regeln für die visu­elle Aufbereitung. Damit Sie alle schnell zur Hand haben, gibt es ein neues Apfel-i, gedruckt und demnächst auch als PDF.«

FontShop, Fuenfwerken: Apfel i – Die rechte Maustaste, Berlin 2011, 110 x 148 mm, 80 Seiten, spiral­ge­heftet, Klappumschlag mit laser­ge­schnit­tener Schriftschablone, Einführungspreis bis 31. Dezember 2010: 0,– €, danach 10,– € (solange Vorrat reicht).


Geschenkidee Nº 4, empfohlen von Fontblog

Letzte Woche machte ich auf das Wortpaar-Gedächtnisspiel Und & Und aufmerksam. Wie unser Kollege Marcus in einem Kommentar zu diesem Beitrag bereits bemerkte, gibt es dazu eine Art Schwesterspiel, das noch einen Schritt weiter geht als Und & Und, das Legespiel Aller Guten Dinge sind Drei. Seine Spielregeln entspre­chen dem klas­si­schen Memory plus 50 % mehr Gehirnschmalz-Einsatz. Ziel ist es, aus drei glei­chen oder unter­schied­li­chen Wörtern Redewendungen zu bilden wie KAM, SAH, SIEGTE – FRIEDE, FREUDE, EIERKUCHEN – WEIN, WEIB UND GESANG oder HIMMEL, ARSCH UND ZWIRN.

Wer rechnen kann weiß sofort, dass für dieses Spiel mehr Kärtchen zu drucken sind als für ein paar­weises Legespiel. Und trotzdem kostet Aller Guten Dinge sind Drei nicht mehr als Und & Und, nämlich 17 € (zzgl. MwSt und 7 € Versand; die Versandkosten entfallen bei gleich­zei­tiger Bestellung eines Buchs). Hier geht es zur Bestellseite auf www​.font​blog​.de …


Mein Christmas Mix 2010

Langjährige Fontblog-Leser kennen mein Interesse für vorweih­nacht­liche Pop-Musik (siehe: Das wird der Weihnachtshit 2007, Geschenktipp: Fünf neue Weihnachts-Alben oder Zwei freche Weihnachtssongs). Spätestens seit John und Yokos »Happy Xmas – War is Over« (1972) bin ich abhängig und sammle das Zeug wie ein Bekloppter. Mein iTunes zählt heute über 700 Titel aller Musikrichtungen mit dem Etikett »Christmas«. Und wie jeder Junkie brauche ich ständig neuen Stoff. Spätestens ab November eines jeden Jahres begebe ich mich auf die Suche nach neuen Weihnachtssongs. So entstanden in den vergan­genen fünf Jahren unver­brauchte, zeit­ge­mäße »Christmas-Mixtapes«, mit denen ich Freunde und Verwandte nerve … na ja, manche sind regel­recht begeis­tert und fragen spätes­tens am 1. Advent, wo den der Weihnachtsmix des Jahres bleibe.

Und so dachte ich mir, ich teile mal den Christmas Mix 2010 mit einigen mehr Freunden, zum Beispiel den Fontblog-Lesern. Meine Kriterien: Erscheinungsjahr ist 2010, möglichst keine Klischee (wenn ja, dann raffi­niert insze­niert), Singer-Songwriter genießen Vorzug und nicht mehr als auf eine CD passt. Und das ist mein Ergebnis: