Der Code-Plakatwettbewerb ist gestartet
Berlin ist zwar UNESCO City of Design, doch es fehlt ein visuelles Echo, das diese Position international zum Klingen bringt. New York, Paris, London, Tokyo, Barcelona … all diese Metropolen müssen ihre Designkompetenz nicht extra betonen – selbst wenn man noch nie in einer dieser Städte war, fallen einem Bilder ein.
Aus diesem Grund sucht die Designinitiative Create Berlin mit einem groß angelegten Plakatwettbewerb den visuellen »Code« der Spree-Metropole. Und viele helfen mit: Die Wall AG stellt über 1.000 Plakatstellen in der ganzen Stadt zur Verfügung, Ruddigkeit Corporate Ideas entwickelt Konzept und Kampagne, das Druckhaus Schöneweide bringt die Plakate zu Papier, FontShop macht den Wettbewerb über die TYPO und das Fontblog zusätzlich bekannt.
Die Teilnahme am Code-Plakatwettbewerb ist natürlich kostenlos. Grafikdesigner, Modegestalter, Fotografen und Produktenwerfer sind aufgefordert, ihre Sicht auf die Designstadt Berlin in Form eines Plakates, einer ganzen Litfaßsäule oder sogar als dreidimensionales Fenster für einen U-Bahnhof einzureichen. Ende August 2009 entsteht so die umfangreichste Schau des visuellen Codes Berlins. Alles ist erlaubt, Überraschungen erwünscht und Entdeckungen Pflicht. Genreübergreifend, phantasievoll und grenzenlos.
Eine Jury wird die Arbeiten bewerten, die danach von den Designern als Unikat hergestellt und plakatiert werden. Die 20 besten gehen danach auf die Reise durch die weiteren »UNESCO Cities of Design«. Auf die drei besten warten attraktive Hauptpreise.
Die Code-Ausschreibungsunterlagen als PDF laden (1,3 MB). Weitere Informationen …
52 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
Corinna
Unseriös: Weder die Preise noch die Jury werden benannt, aber „zeitlich uneingeschränkt honorarfrei“ Rechte abtreten soll jeder Teilnehmer.
Jürgen
Ich bin in der Jury. Die Namen der Kollegen werde ich sicherlich auch noch herausbekommen. Vielleicht gab es Zeitdruck … aber als »unseriös« würde ich den Wettbewerb sicher nicht gleich etikettieren.
Gast
Den ganzen Kram mit der Selbstproduktion kann man als pfiffige Marketingmasche bezeichnen oder halt als unseriös und dreist. Tendiert aber wohl eher zu letzterem…
GH
„Die Teilnahme am Code-Plakatwettbewerb ist natürlich kostenlos.“
danke, dass ich euch meine arbeitskraft schenken darf…
unterwürfigst,
die grafiker-hure
robertmichael
Auf die drei besten warten attraktive Hauptpreise.
hmm. was ist das genau?
ich versteh auch nicht wieso man bei typo-panel bzw. beim cottbus-logo solche wettbewerbe verteufelt, dann aber hier dafür geworben wird kostenlos zu arbeiten. jedem studenten versucht man klarzumachen das dieser nicht umsonst arbeiten soll und hier darf man honorarfrei im endeffekt plakate herstellen?
ruddigkeit und wall machen dann am besten noch ein buch zu dem projekt und gewinnen einen red dot, der designer schaut in die pfanne, denn selbst wenn er es als referenz nimmt interessiert das in ein paar monaten keinen mehr. der kurzeitige marketingeffekt für die partner ist natürlich enorm. siehe auch:
„Jeder, der ausgewählt wird, bekommt von CREATE BERLIN einen LOGO-STREIFEN zur Verfügung gestellt, der das Motiv im unteren Bereich begrenzt.“
zeitlich uneingeschränkte und weltweite veröffentlichungsrechte abtreten gegen einen attraktive Hauptpreis halte ich schon für ziemlich frech. und „Ich gestalte »Litfasssäule … Herstellung auf eigene Kosten“ auf eigene kosten von create berlin oder auf meine eigenen kosten? wie belaufen sich die kosten? ist das eine arbeitsbeschaffungsmaßnahme für wall, weil deren plakatwände nicht ausgebucht sind?
Ich erkläre, Inhaber der weltweiten Veröffentlichungsrechte der gelieferten Arbeit und aller verwendeten Gestaltungselemente
(Fotos, Schriften etc.) zu sein
das heisst ich muss die schrift selbst programmiert und gestaltet haben die ich für das plakat verwende?
sorry jürgen – ich find das ziemlich faul. die ganze idee scheint mir noch nicht ausgereift zu sein.
till1
robert:
„ruddigkeit und wall machen dann am besten noch ein buch zu dem projekt und gewinnen einen red dot“
der designer muss äh darf dann wahrscheinlich noch einen unkostenbeitrag von 500 euro zuschießen, da dieses buch ja einen enormen marketingeffekt für ihn haben würde …
Jürgen
Vielleicht meldet sich Raban mal zu Wort …
franz
warum ›klärst‹ du uns nicht auf, jürgen, anstatt raban(?) zu rufen…?
BigWhoop
Mensch Jürgen! Dass Unternehmen wie Audi, Becks, Adobe und die ganzen kleinen Lutscher bisweilen mal ankommen und nen Wettbewerb ausloben der werweißwas wieviel Ruhm und Ehre bringen soll, daran habe ich mich gewöhnt und strafe das nur noch mit Ignoranz und Verachtung ab. Halbwegs übel überrascht war ich damals über Gruner + Jahr mit ihrer „grünen Wiese“ aber „Code“ ist bisher unübertroffen.
Das eine Koryphäe wie Erik Spiekermann für etwas so unausgegorenes und unfaires sein Gesicht hergibt ist unbeschreiblich. Die Auslober haben ja nicht einmal Skrupel den verstorbenen Walter Gropius mit draufzusetzen, auch wenn er Berliner war. Ob er dafür zugestimmt hätte?
Ich bin über alle Maßen entäuscht, denn gerade Erik war für mich immer ein Vorbild, an dem ich mich orientiert habe. In meiner Ausbildung, wie auch jetzt viele Jahre später im Beruf. Für andere ist der ein oder andere Popstar vielleicht ein Vorbild dem er nacheifert. Für mich ist es eine kleine Auswahl an Designern, von denen ich mir ein Bild aufhänge.
Ich kann nur hoffen, dass dieser Fauxpas nicht unbemerkt an den Verbänden BDG und AGD vorbeigeht und entsprechend kommentiert wird.
Leider keine Grüße
BigWhoop
Jürgen
Lasst mal kurz Erik aus dem Spiel, der weiß wahrscheinlich gar nichts von der Geschichte und ist – wenn ich die Fotos auf Twitter richtig interpretiere – irgendwo in Urlaub.
Ich kläre den Fall heute mit create berlin, versuche sie zu einer Verbindung mit fidius – Faire Designwettbewerbe e.V zu überreden und die Wettbewerbsbedingungen nach den fidius-Empfehlungen zu ändern. Gelingt mir dies nicht, verlasse ich die Code-Jury und stelle meine Unterstützung des Wettbewerbs ein.
Ich habe verstanden. Demnächst mehr an dieser Stelle.
franz
Sehr schön, Jürgen! :)
robertmichael
>versuche sie zu einer Verbindung mit fidius – Faire Designwettbewerbe e.V. zu überreden und die Wettbewerbsbedingungen nach den fidius-Empfehlungen zu ändern.
großartig! ist zwar wirklich nicht dein job, denn sowas sollten die createberlin-macher selbst im vorfeld abklären und erledigen, aber ich finde deine reaktion positiv. auch wenn ich mich etwas mehr gefreut hätte wenn man sich erstmal die ausschreibung durchliest und hinterfragt bevor man diese bloggt. :-|
btw. ich glaube auch das hier eriks gesicht wieder für eine aktion missbraucht wurde von der er sicherlich nur am rande was mitbekommen hat.
Jürgen
Aktueller Zwischenstand: Create Berlin sitzt mit Fidius zusammen, bis die Teilnahmebedingungen – die nicht böse gemeint waren – die Fidius-Goldmedaille erhalten. Morgen mehr dazu.
Henning
Ich fürchte, das ist keine Satire, obwohl es schon ein paar Züge dessen trägt. Um nicht so schrecklich professionell zu wirken, haben die Verfasser der Ausschreibung für die offenbar angepeilte Zielgruppe der grenzalphabetisierten Pennäler ein paar lustige Rechtschreibfehler wie Offsett und selbstgemalte Tremata vulgo Ü-Pünktchen in die Ausschreibung eingebaut und nicht zuletzt die Flatrateklausel „Inhaber der weltweiten Veröffentlichungsrechte der gelieferten Arbeit und aller verwendeten Gestaltungselemente (Fotos, Schriften etc.)“ untergebracht. Für Profis ist das wohl eher nix und damit in diesem Forum fehl am Platze.
Alles was Recht ist, Jürgen – dieser Slogan gilt nicht nur für FontShop.
Diesen Wettbewerb kann ich, kann der BDG, so sicher nicht gut finden. Für genau solche Fälle hat der BDG seine „Richtlinien für Entwurfswettbewerbe“ vorbereitet, darin kann man nachlesen, wie Wettbewerbe fair ausgelobt werden. So kann ich nur allen kritischen Vorrednern zustimmen und mich gegen eine Teilnahme aussprechen. Den Auftraggebern und Auslobern unterhonorierter Wettbewerbe kann man nur das berühmte geflügelte Wort von Bernd M. Michael zurufen: Wer mit Peanuts bezahlt, wird vom Affen bedient.
Von Preisen, attraktiven gar, lese ich in den offiziellen Statements nichts – nur von meinen Kosten, die ich als Einreicher zu tragen habe. Ich hoffe, das klärt sich noch auf. Kopfschüttelnd, H.
Henning
Ach je, man sollte den Reload-Button drücken, bevor man sendet.
Gero
Eine Stellungname von Create Berlin gibt’s jetzt bei dasauge.
Henning
Der Erkenntnisprozess schreitet rasend voran: „Davon haben alle was, vor allem die Einreicher.“ (CreateBerlin via Das Auge)
Denn so ist ja tatsächlich – die Auslober haben wenig davon, wenn der Wettbewerb von Amateuren geflutet wird, weil die Profis keine Lust haben für eine Eintrittskarte in den Zoo oder einen Design-Bleistiftanspitzer zu arbeiten oder was sich da eben in der Grabbelkiste mit den Werbegeschenken an übrig gebliebenen Artikeln findet (da lassen wir uns mal überraschen …).
„Die Copyrights sind … aus dem Zusammenhang gerissen“. Schöner hätte ich es nicht sagen können. Vielleicht ist es doch eine Satire?
erik spiekermann
Die ausschreibung ist sicherlich in der form ärgerlich.
In der sache ist es jedoch so, dass Create Berlin eine gemeinnützige veranstaltung ist, für die etliche kollegen (auch Raban) nur ehrenamtlich arbeiten um die sache der gestaltenden berufe in Berlin zu fördern. Mit dieser aktion will man einfach aufmerksamkeit schaffen. Niemand profitiert davon, ausser wir alle. Niemand muss mitmachen und niemand wird die ergebnisse missbrauchen für kommerzielle zwecke. Man sollte eben nicht nur auf die verbände schimpfen und nach staatlicher förderung rufen, sondern muss gelegentlich auch etwas unternehmen. Das haben die veranstalter getan und dafür sollten sie nicht nur ausgemeckert werden. Der BDG (also Henning) sollte seine fachkenntnisse anbieten und die ausschreibung verbessern.
Henning
Aufmerksamkeit habt ihr jetzt – ob das die ist, die angestrebt war, bezweifle ich. Die Ausschreibung fördert in dieser Form nicht Design, sondern Eventdeko und Medienfloristik.
Und der BDG bietet seine Fachkenntnisse ständig an, nicht nur, wenn Du uns dazu aufforderst, Erik. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir von Ausschreibungen, zu denen wir im Vorfeld nicht gefragt wurden, erst erfahren, wenn sie öffentlich gemacht werden. Unsere Telefonnummer ist bekannt, wir sind kein Geheimbund, Erik. Nach der tolldreisten „Information“ auf dasauge bin ich mir jedoch nicht sicher, ob Beratung überhaupt auf fruchtbaren Boden fällt. Die gegenwärtige Strategie scheint doch darin zu bestehen, Kritiker als begriffsstutzige Miesepeter hinzustellen, die das Tolle an diesem Wettbewerb einfach nicht sehen wollen. Ich lasse mich von der Einsichtsfähigkeit seitens Create Berlin gerne überzeugen, nur muss dazu mehr passieren.
Franz
>Niemand muss mitmachen.
Bei dem Wettbewerb zum Cottbus-, Steinmeier-Logo musste auch keiner mitmachen aber viele haben es getan.
>Niemand profitiert davon.
So wie ich das sehe profitiert am ehesten Ruddigkeits Agentur, Wall etc. davon.
>niemand wird die ergebnisse missbrauchen.
Wo steht das?
BigWhoop
Unprofessionell das ganze. Wenn sich create berlin schon so selbstherrlich als „das Netzwerk der Berliner Design-Community!“ bezeichnet, würde ich mir denken das da auch Designer sitzen die die Belange und Interessen ihrer Kollegen kennen. Ich finde das dürfte denen ruhig peinlich sein, sofern es sich überhaupt um einen Irrtum handelt.
Zum anderen braucht heute niemand mehr ein „visuelles Echo“ darauf, dass Berlin sich UNESCO City of Design nennen darf. Das ist Berlin nämlich schon seit 2006 und interessiert heute keine Sau mehr.
http://www.unesco.de/ua02-2006.html?&L=0
Viel Spaß beim lesen und verarscht fühlen.
BigWhoop
Henning
Ich komm gar nicht mehr runter.
Wir alle profitieren davon? Das bezweifle ich. Ich kondensiere das Ziel des Wettbewerbs aus der Wortmeldung unter dasauge:
• „Hommage an Berlin“ (a.k.a Stadtmarketing)
Und dort ist auch eine verblüffend ehrliche Einschätzung zu finden, welche Leute daran teilnehmen sollten. Deren Motivation sollte nämlich sein
• „die eigene Sicht der Dinge allen zu verkünden“ (a.k.a Selbstdarsteller, Lautsprecher)
Der Plan lautet also, eine Horde pathologisch Mitteilungsbedürftiger mit viel Zeit (bei 17% Arbeitslosigkeit in Berlin kein Problem) vor den Karren des Berliner Stadtmarketings zu spannen, um die Geschichte der armen aber kreativen Stadt bebildert auf Welttournee schicken zu können.
Das soll eine Freakshow aus dem Freiluftgehege werden, der Elefantenmann und sein Kind sozusagen. Je bekloppter, weltfremder und drogengeschwängerter die Entwürfe werden, desto besser funktioniert der Plan.
Hey, das ist OK! Nur bitte möchte ich in diesem Zusammenhang nichts von Design hören, schon gar nicht, dass so etwas „dem Design“ nützen könne. Professionelles Design verkaufe ich doch nicht AN DER BUSHALTESTELLE – und genau dahin gehen die Entwürfe doch.
Wenn Design ein strategisches Werkzeug der professionellen Kommunikation ist, dann verträgt sich das offensichtlich nicht mit der Betitelung solcher Medienknallbonbons als „Design“. Daran würden auch andere Teilnahmebedingungen nichts ändern.
Das Problem liegt darin, dass hier ein Laien-Wettbewerb für das Stadtmarketing ausgerufen wird und man versucht, professionelle Designer mit durchsichtigen und an den Haaren herbeigezogenen Argumenten zur Teilnahme zu motivieren (Nützt dem Designer, nützt dem Design). Wie zu erwarten, riechen die professionellen Designer den Braten und reagieren unwillig. Sind ja auch professionelle Designer, die können strategisch denken. Und damit wäre dann eigentlich gut.
Doch die autosuggestive Antikritik-Teflonbeschichtung der Veranstalter gibt mir schon etwas dauerhafter schwer zu denken.
Jürgen
Das hielt ich bis eben für einen guten, konstruktiven Vorschlag. Leider scheinen Spott und Häme die zufrieden stellendere Übung.
Verena
Früher hieß sowas »Malwettbewerb«. Das gab es vom SFB oder der Bäckerblume. Und da hätten dann die »echten« Künstler ja auch nicht mitgemacht. Hieß aber auch nicht »Kunstwettbewerb«
Kann mir mal bitte ganz ehrlich jemand erklären, was der Begriff »Designer/Design« momentan überhaupt noch bedeutet bzw. wert ist? Ich weiss es nämlich wirklich nicht. Gibt es da Abstufungen von »Schüler machen was hübsches« bis »richtiger Betrieb mit ernsthaften Absichten«?
Über Aufklärung würde ich mich sehr freuen.
Georg
Die Ausschreibung ist vollkommen daneben – und ich wundere mich, dass CB nicht schon längst reagiert hat und den Text vom Netz nimmt. Dann könnte man doch in aller Vollmundigkeit die überarbeitete Ausschreibung noch mal ankündigen. Jeder Tag den der aktuelle Text im Netz verbringt schadet vor allem Create Berlin, die dadurch jeglichen Anspruch verspielen.
Jury benennen, Preise streichen :) und vor allem die Produktion klären. Dass die Teilnehmer ein Plakat selbst produzieren sollen, auf dem eine ganze Herde „Sponsoren“ (unter anderm eine Druckerei) 1/3 des Platzes einnehmen, ist ja wohl ein Missverständnis – ist ja so, als müsste der Steuerzahler Banken retten …
Henning
Guten Morgen lieber Jürgen,
schon etwas weiter oben schrieb ich: Die gegenwärtige Strategie scheint doch darin zu bestehen, Kritiker als begriffsstutzige Miesepeter hinzustellen, die das Tolle an diesem Wettbewerb einfach nicht sehen wollen.
Die öffentliche Äußerung meiner Meinung ist angemessen. Der Wettbewerb ist ja ebenfalls öffentlich – und in seiner Form zudem öffentlich verteidigt und bekräftigt worden. Bislang hast nur Du Dich öffentlich distanziert, Jürgen, was ich sehr erfreulich finde.
Der BDG veranstaltet diesen Wettbewerb nicht. Daher sehe ich den BDG keineswegs in der Bringschuld. Es gibt so viele Bullshit-Wettbewerbe, denen können wir gar nicht allen einzeln nachlaufen. Zudem: wer möchte schon Leute bekehren, die nicht bekehrt werden wollen? Kurz und gut: Wir würden uns über eine Kontaktaufnahme freuen.
Ja, Verena, das ist ein Problem nicht nur bei uns: Im immer weiter beschleunigten Mediengetöse geraten qualitative und auch juristische Kategorien aus dem Fokus. Nicht jede Presse ist eine gute Presse. Wenn Design fortwährend mit Event- und Medienfloristik gleichgesetzt wird, dann brauchen wir für das, was Design mal war, möglicherweise tatsächlich einen neuen Namen. Neulich war ich noch skeptisch, als Johannes Erler mit diesem Vorschlag kam – nun gewinnt diese Idee bei mir an Attraktivität.
Verena
@Henning:
Und wenn wir einfach wieder »Gebrauchsgrafiker(innen)« sind?
Henning
Mit »Gebrauchsgrafiker(in)« könnte wenigstens meine Oma was anfangen, die versteht bis heute nicht so richtig, was ich mache. :-)
BigWhoop
Was gibt so eine Aktion nur für ein Bild ab? Etwa: „Liebe Designer, eure Arbeit erfüllt nur geschenkt seinen Zweck.“? Und das von einem „Designer-Netzwerk“.
Design selbst, ist eine hochkommerzielle Leistung, ohne die nahezu keine Branche auskommt. Dafür muß keine Aufmerksamkeit geschaffen werden und schon gar nicht auf Kosten anderer. Das ist nicht im Interesse der Designer und fördert auch nicht „die Sache der gestaltenden Berufe“. Es schadet ihnen nachhaltig.
Solche Sittenwidrigkeiten, gibt es in keiner anderen Branche und keiner meiner Kollegeninnen und Kollegen könnte sich freuen ein Branchenprinz zu sein. Die Lebenswirklichkeit ist geprägt von guter Ausbildung, Talent, hoher Motivation und Lebensstandards bisweilen unterhalb von Hartz IV.
Sie nehmen das in Kauf, um einen für sie erfüllenden Beruf auszuüben, trotz das sie jeden Tag aufs neue vor Auftraggebern für ihre Rechte kämpfen müßen auf die Gefahr hin, den Auftrag zu verlieren, weil sie an Mitbewerben gemessen werden, die für einen Stundensatz von 12 € arbeiten und ihre Werke zum Entwurfspreis abgeben. Ich finde das nur noch zynisch.
Sehr geehrter Herr Spiekermann,
werden Sie höchstpersönlich einen oder zwei Entwürfe beisteuern und sich messen lassen? Für die Gemeinnützigkeit, Aufmerksamkeit und die Sache der gestaltenden Berufe die Sie verteidigen und sogar ihr Gesicht hergeben? Ob es ihnen bewußt ist oder nicht; in Ihrer Position haben Sie Vorbildcharakter für all die nachkommenden Jungdesigner, die da angesprochen werden.
Mit guten Beispiel voran bitte!
Gruß
BigWhoop
Jürgen
Create Berlin schrieb mir soeben: »Wir werden das Anmeldungs-PDF jetzt erst einmal vom Netz nehmen, mit der Hilfe von Alexander Bretz (Anm.: Anwalt Fidius-Faire Designwettbewerbe e.V.) umformulieren, sodass es den Anforderungen entspricht und uns keine bösen Absichten mehr unterstellt werden.«
Demnächst mehr.
erik spiekermann
Ich werde nicht teilnehmen, weil
1. meine faulheit meine eitelkeit übersteigt
2. ich plakate für ein überschätztes medium halte
3. ich keine zeit habe
Ich habe Raban mein bild benutzen lassen, weil ich bei Create Berlin engagiert bin und damit leben muss, dass nicht jede aktivität zu 100% mein geschmack ist.
Allerdings muss ich mir vorwerfen, dass ich die ausschreibung (wg. 1 und 3 oben) nicht gründlich gelesen habe. Ich verlasse mich in solchen fällen oft auf den kollegen, der mich um den gefallen bittet. Raban wird auch lernen aus dieser auseinandersetzung.
Zwar mögen wir ältere designer eine verantwortung haben gegenüber unserer „szene“ (weshalb sonst habe ich letztes jahr 23 vorträge vor studenten und kollegen gehalten, ohne honorar?), wir können aber nicht jede aktivität zensieren, weil sie nicht perfekt ist. Früher wollte ich ja immer mal Typografieminister werden, aber heute ist das erstens schon Kurt Weidemann und zweitens bin ich inzwischen gegen jede art von geschmackskontrolle.
BigWhoop
My hero died today…
Jürgen
Er wird es überleben ;-)
andererjürgen
Seht’s doch alle mal positiv: Ab und zu erreicht das Netz/die Community/die Gemeinschaft doch mal was: Der Wettbewerb wird modifiziert werden, die Bedingungen mit Fidius abgestimmt.
Fehler macht jeder, das entscheidende ist wie man damit umgeht! Also mir macht das Hoffnung!
Johannes
Jetzt erst den Blog gelesen.
Was mich bei all der Schnatterei am meisten wundert: alle beißen sich reflexartig in die Ausschreibung, aber außer Erik kommt niemand darauf, dass die ganze Aktion ein vollkommen unsinniger Ansatz ist, Berlin als kreative Stadt darzustellen. Wer glaubt, mit Plakaten könnte man Identität kreieren, ist wirklich tiefstes vergangenes Jahrhundert. Oder ein Werber.
Genau da muss doch die Kritik zunächst ansetzen: was nützt der Stadt/dem Designer eine solche Aktion überhaupt? Und warum ist es – mit Raban, der ja eigentlich ein engagierter Kollege ist – einer aus unseren Reihen, der so einem blödsinnigen Quatsch aufsitzt?
Natürlich macht man da nicht mit. Aber doch nicht erst, weil die Ausschreibungskriterien so böse sind, sondern weil die Idee so unfassbar schlecht ist.
Oder andersrum: liefert mir jemand eine richtig gute Idee, für die es sich zu gestalten lohnt, und hat aber kein Geld für eine »faire Ausschreibung«, dann bin ich der erste, der mitmacht. Und zwar umsonst und sofort. Ich pack ja auch in der Grundschule meiner Söhne mit an, wenn es was zu tun gibt.
Liebe Kollegen und insbesondere lieber Henning: anstatt Euch andauernd über die Ungerechtigkeiten von Wettbewerben aufzuregen, solltet Ihr besser darüber nachdenken, was man selbst tun kann, das Bild unseres Berufsstandes zu verdeutlichen und zu verbessern.
Was schert es mich, wenn der Werber in die Ecke pisst? Das Motto lautet: aktiv werden und nicht passiv motzen!
Und was diesen Wettbewerb betrifft: einfach nicht beachten. Ist morgen schon wieder vorbei und niemand hats gesehen.
Arne
@ Johannes
Recht haste, neben vielen konzeptionellen Querschlägern in diesem Wettbewerb geht der Grundgedanke am meisten in die Hose: wie soll ein international – und ausdrücklich auch für Laien – ausgeschriebener Plakat»mal«wettbewerb die Berliner Designszene und Berlin als kreatives Zentrum promoten?
Dieser Nonsense lässt sich auch mit neuen Teilnahmebedingungen nicht wegbügeln. Create Berlin sollte den gesamten Wettbewerb zurückziehen, noch mal über die Grundidee und vor allem auch über den Begriff Design nachdenken. Create appreciation first!
Dass Du aber »insbesondere« Henning aufforderst, sich nicht nur aufzuregen, sondern nachzudenken und auch was zu tun, ist eine Frechheit der Extraklasse. Man kann Henning und/oder dem BDG sicherlich das ein oder andere vorwerfen, nicht aber, er (Henning/BDG) würde nicht nachdenken und etwas tun.
Was tust Du im Sinne des von Dir selbst auf der Typo geforderten »Der (Design-) Gemeinschaft zurückgeben«?
Henning
Johannes, hast doch nicht alles gelesen. Wir beide sind größtenteils genau – und zwar wirklich ganz genau – einer Meinung. Schon lange vor Eriks Post schrieb ich, dass bessere Teilnahmebedingungen die unfassbaren konzeptionellen Mängel nicht beseitigen werden. Ich schrieb auch, dass professionelle Designer (zu Recht) auf diesen Wettbewerb unwillig reagieren und damit dann eigentlich auch gut wäre.
Unmittelbar im Anschluß an diesen Satz schrieb ich, dass mir allerdings schwer zu denken gäbe, dass kluge und verdiente Kollegen so einen Blödsinn verzapfen und auch noch darauf beharren. Soweit sind wir uns einig.
Nicht einig sind wir uns bei Deiner Schlußfolgerung, was nun zu passieren hätte. Warum sollte jetzt der BDG den Verursachern die verkorkste Konzeption retten (den Job also ein zweites Mal, nun vernünftig machen)? Ich könnte hunderte, tausende blödsinniger Konzeptionen retten, wenn ich so heran gehen würde. BDG heißt doch nicht Barmherzige Deusche Grafik-Designer, mit einem 20köpfigen Kriseninterventionsteam. Könnte man natürlich machen, doch dafür fehlt das Kapital. Hab ich alles auf dem Panel schon gesagt.
Christian
Wenn ich das mal zusammenfassen darf:
· Create Berlin hat die Idee, einen Plakatwettbewerb zu machen, ohne Kosten verursachen zu wollen.
· Erik macht mit, ohne die Teilnahmebedingungen genau zu lesen.
· Jürgen macht mit, ohne die Teilnahmebedingungen genau zu lesen. (distanziert sich aber umgehend)
· Corinna (#1) ist die erste, die die Teilnahmebedingungen komisch findet.
· Jürgen bring Fidius ins Spiel.
· Henning vom BDG bietet Hilfe an.
· Die Teilnahmebedingungen werden zurückgezogen und überarbeitet.
________________
Ist das nun ein Erfolg oder Hektik und Ahnungslosigkeit?
Jürgen
Danke Christian. Ich verstehe diese Wadenbeißerei auch nicht. Hier geht es seit 2 Tagen nicht um die Sache (Design, Wettbewerb, Image, …), sondern um Belanglosigkeiten, zwischen den Zeilen herausgelesen. Verbesserungsvorschläge sind nicht erwünscht bzw. werden ignoriert. Mit großer Freude wird diffamiert (»Blödsinn«, »blödsinnig«, »verkorkst«) und entzweit wie in einer Bundestagswahl-Elefantenrunde. Wo ist denn das politische Geschick geblieben, das Vermittlungstalent des BDG?
Henning
Das wartet darauf, angerufen zu werden, das Vermittlungstalent. Du kennst meine Nummer.
Jürgen
Interessante Interpretation. Geht es um uns beide? Geht es um den BDG und Fontblog? Ich stelle hier doch nur das »Papier«, auf dem geschrieben wird. Ich warte auf keinen Anruf, werde aber gerne nachher mit Dir telefonieren – schon alleine deswegen, weil ich das Geschrieben nicht mehr verstehe.
Worauf ich warte, sind konstruktive Kommentare. Nichts anderes ist meinen Kommentaren zu entnehmen. Inzwischen warte ich noch auf jemanden, der mir erklärt, nach welcher (verborgenen) Regie diese Debatte verläuft.
Henning
Nee, doch nicht Deinen Anruf, Jürgen – obwohl ich mich darüber auch freuen würde. Auf Rabans Anruf warte ich – oder wer auch immer dafür den Kopf hinhält. Im persönlichen Gespräch würde ich gern die konzeptionellen Fehlstellen herausarbeiten und übrigens einen kompletten Neustart empfehlen. Du müsstest ihm halt meine Nummer geben, in der Geschäftsstelle ist jetzt keiner mehr. Und ich bin eventuell auch gleich auf dem Werbekongress – also Mobil.
Jürgen
OK, ich maile Raban mal Deine Mobilnummer. Thanks.
Johannes
@ henning 37.
missverständnis. ich meinte keineswegs, dass sich der BDG mit verbesserungsvorschlägen in diesen wettbewerb einschalten sollte. ich meinte, dass der BDG und auch alle anderen designer, die den konzeptionellen unsinn dieses wettbewerbs erkannt haben, ihn ganz einfach mal unkommentiert links liegen lassen sollten. und anstatt sich hier im fontblog zu fetzen (das kostest ja auch immer enorm viel zeit…) lieber darüber nachdenken sollten, wie unser berufstand in ein besseres, transparenteres, verständlicheres licht zu rücken wäre.
das typo panel-thema also.
es ist sinnlos, gegen jeden dieser wettbewerbe und ausschreibungen und pitches einzelnd loszugehen, solange grundsätzlich respekt und verständnis für unseren beruf fehlen. das ist dann wie der kampf mit der hydra: ist cottbus endlich erledigt, wächst berlin nach. keine chance.
ich persönlich mag mich da nicht mehr wirklich drüber aufregen. ich reg mich viel mehr über die kollegen auf, die an solchen wettbewerben teilnehmen.
Henning
Längeres Gespräch mit Raban Ruddigkeit. Haben uns am Ende auf die nächste Woche vertagt.
Johannes
@ arne 36
natürlich bemerke ich, dass sich henning engagiert. und das ist gut, da hat er meinen vollen respekt. ohne hennings tagesablauf im detail zu kennen, weiß ich nur eben nicht, ob es nicht besser wäre, die zeit, die er mit sehr ausführlichen fontblogkommentaren verbringt, anders zu nutzen.
das, was ich in 44 geschrieben habe, steht: lasst uns die ganze aufregerei über unlautere wettbewerbe mal eine weile vergessen und grundlagenarbeit betreiben. einzeln tagtäglich an der front, in der gruppe (und ich wiederhole mich da gern: in diesem sinne glaube ich nicht mehr an die berufsverbände. das müssen alternativen her. und das typo-panel war ein guter ansatz) und in der ausbildung.
womit ich dann auch gleich deine abschließende frage beantwortet hätte: das ist es, was ich tue. und zwar ständig.
es ist keine frechheit, auf aktionistische tendenzen hinzuweisen. es ist eine frechheit, nichts zu tun, aber die klappe aufzureißen.
Henning
Meine Grundlagenarbeit:
Das Gespräch gerade
Das Treffen mit dem GF des Werbekongresses (auf morgen verlegt)
Teilnahme an der Jahreskonferenz Kultur- und Kreativwirtschaft (Di)
Sprecherratssitzung im Kulturrat (Mi)
Do oder Fr der nächste Gesprächstermin mit Raban oder Kollegin
Übrigens können sich Plakatgestalter schonmal warm anziehen. Das Plakat ist das Medium für die lokale Kultur- und Eventwerbung. Jetzt wo die Schuldenbremse beschlossen ist, steht der weitere Verlauf schon fest:
Berliner Zeitung von heute
Johannes
ist mir ja auch klar gewesen, dass motzen nicht dein täglich zeitvertreib ist ;-)
aber eins steht auch fest (ich merke es ja gerade mal wieder selbst): bloggen kills time.
Jürgen
@ Henning (47): Wenn die Politik demnächst an der Kultur spart, werden private Initiativen und Sponsoring wichtiger als je zuvor.
Andreas
Vielleicht gehört das jetzt nicht ganz hierher, aber die Entdeckung beschäftigt mich seit einigen Tagen: In einer der letzten Ausgaben der WirtschaftsWoche wurde die Kreativwirtschaft mit anderen Branchen verglichen. Ergebnis: Die Kreativen stellen im Bezug auf Bruttowertschöpfung die drittgrößte Branche in Deutschland dar, nach Maschinenbau und Automobil und noch vor Chemie und Energie (http://www.wiwo.de/politik/kreativwirtschaft-soll-ruhrgebiet-zu-neuer-staerke-verhelfen-398485/2/). Vielleicht könnte dieser Umstand vielmehr dazu beitragen, dass unsere Branche ernst genommen wird, wenn wir es schaffen, das in den Köpfen von Politik und Gesellschaft zu verankern. Es käme ja auch niemand auf die Idee, ein Auto in einem Wettbewerb entwickeln zu lassen. (Außer vielleicht ein Autodesign, haha.) Möglicherweise aber nicht, weil die Entwicklung Aufwand bedeutet, sondern weil das Ergebnis Geld bringt.
Vielleicht sollten wir einfach aufhören, beständig zu versuchen uns zwischen Kunst und Handwerk usw. zu verorten und dafür unseren volkswirtschaftlichen Nutzwert herausstellen. Klar, das ist nicht sehr sexy, aber möglicherweise wirkungsvoller. Wir predigen unseren Kunden ja auch, aus Sicht ihrer Kunden zu denken, statt sich in Selbstdarstellung zu ergehen. Nur so ein Gedanke und ziemlich off topic, aber wollt ich mal loswerden.
Henning
@ Jürgen (49): So ist es. Dank für die Link-Reparatur in 47.
@ Andreas (50): Genau mein Reden.
Robert
@ Andreas (50): das ist genau der punkt. so lange es innerhalb unserer branche in der hinsicht noch einen so grossen dissens gibt, wird das nichts mit »ernst genommen werden«.