Fontblog Artikel im Oktober 2008

Gruß von der Frankfurter Buchmesse

Ich war andert­halb Tage dort. Habe mehr Gespräche geführt als Bücher gesehen. Das Gastland ist in diesem Jahr die Türkei. Überall sieht man das Labyrinth-Logo. Das hat mich sofort an unsere Diskussion vom März letzten Jahres erin­nert, als Sandy Kaltenborn (www​.image​-shift​.net) mit einer juris­ti­schen Drohung konfron­tiert war, nach der Labyrinthe im Grafikdesign eine geschützte Idee von Adreas Uebele seien.

Als Gastland der Buchmesse 2009 wurde China gewählt. Die Gestaltung von Logo und Halle wird die bekann­teste chine­si­sche Desinerin in Deutschland, Bestseller-Autorin und TYPO-Sprecherin Yang Liu über­nehmen (Fontblog über ihre Plakate, Fontblog über ihr Buch).

Wer ein Logo für die Buchmesse gestalten darf, wird aus in und auf den unter­schied­lichsten Medien wieder­finden: Tragetaschen, Katalog, Anzeigen, Säulen, Transparente, Teppichböden … Ich bin gespannt auf Yang Lius Werk, das sie heute Mittag auf einer Pressekonferenz vorstellen wird, die ich leider nicht besu­chen kann, weil ich schon wieder auf dem Rückweg in Berlin bin (diesen Beitrag schreibe ich im McDonald’s, Kirchhain). Sie hat mir aber verraten, dass es schwarz­weiß sein wird.

Ich verschenke noch ein paar Tipps an alle, die in den nächsten Tagen die Buchmesse besu­chen werden. … ich selbst konnte sie nicht nachprüfen:

• Volker Ronneberger (Publishing Praxis) schwärmte in den höchsten Tönen von einem Bildband über Läden in New York, den man am Gingko-Messestand besich­tigen kann: »Tolle Display-Typografie, wunder­bare Fotos.«
• Beim Schmidt-Verlag ist der Adfontskalender von Judith Schalansky zu bewundern.
• Birkhäuser zeigt das volu­mi­nöse Frutiger-Lebenswerk – für Typo-Fans sicher die Neuerscheinung des Jahres.


Geschenke: Drei Poster-Quellen

Drei Poster

Ich werde immer wieder mal gefragt, wo es origi­nelle (typo-)grafische Poster gibt. Nun ja, Weihnachten naht, ich habe mir mal drei Quellen in den letzten Tagen notiert, bei denen sich ein Besuch lohnt:

Der Print-Shop der Kapitza-Schwestern (London)
Die Poster des Art-Lebedev-Studios (Moskau)
Der Online-Laden von Eboy hat auch wieder Nachwuchs (Berlin)

Sicher können einige Leser weitere Tipps beisteuern. Lasst sie uns wissen.


Köln: »Ich sehe was, was Du nicht siehst«

Banner Ich Sehe Was

Den Studenten des 3. Semesters Studiengang Mediendesign an der Rheinischen Fachhochschule Köln wurde die Organisiation und Realisation des »Forum Mediendesign« als Semesteraufgabe gestellt. Die Veranstaltung am 8. November 2008 steht unter dem Motto »Ich sehe was, was Du nicht siehst« und soll Designinteressierten eine Plattform bieten, sich auszutauschen.

Die Referenten sind unter anderem:
Tom Hirt, ERCO
Prof. Klaus Hesse, Hesse Design
Tom Alby, Ask​.com
Prof. Dr. Albrecht Schmidt, Fraunhofer IAIS
Matthias Spaetgens, Scholz & Friends
Robert Müller und Patrizia Widritzki, facts+fiction
Dietmar Henneka, Fotograf
Juli Gudehus, Gestalterin
Prof. Lucas de Groot, FontFabrik

Fakten: 8. November in Köln, www​.forum​-medi​en​de​sign​.de, Filmforum im Museum Ludwig (Heinrich-Böll-Platz, 50667 Köln), Eintritt: kostenlos; weitere Infos: Pressemitteilung)


Großbritannien: Pizza Hut heißt jetzt Pasta Hut


Schon im Januar 2008 berich­tete das Weblog trade​mork​.com über die Bemühungen der welt­weit operie­renden Restaurantkette Pizza Hut, sich das Warenzeichen Pasta Hut zu sichern. Ende März 2008 verkün­dete die Pizzeriakette offi­ziell, dass sie eine Umbenennung vorbe­reite. Nun melden die Gastronomen in Großbritannien Vollzug: Pizza Hut heißt jetzt Pasta Hut.

Der Namenswechsel ist Teil eines 100-Mio.-Pfund-Investment-Programms, um die Restaurantkette zu moder­ni­sieren, die zum US-ameri­ka­ni­schen Unternehmen Yum! Brands gehört. Innerhalb von sechs Jahren soll das komplette Großbritannien-Geschäft mit rund 700 Units auf Vordermann gebracht werden. Der geän­derte Name soll einen neuen ernäh­rungs­phy­sio­lo­gi­schen Ansatz  bei Pizza Hut reflek­tieren. Dazu hat man bei sämt­li­chen Gerichten das Salz redu­ziert, die Öle ausge­tauscht und auf der Kinderkarte verstärkt Gemüse positioniert.


Noch mal 1. Preis für »Pachanga« von Schmidt

Die Universitätsdruckerei H. Schmidt sicherte sich beim Wettbewerb der Deutschen Druckindustrie den 1. Platz in der Kategorie Bücher. Mit dem Innovationspreis werden zukunfts­wei­sende Printprodukte und Unternehmen sowie inno­va­tive tech­no­lo­gi­sche Lösungen prämiert.

Die Auszeichnung erhielt Schmidt für heraus­ra­gende Leistung bei dem »Titel Pachanga – Grafikdesign-Inspirationen aus dem cloud forest« (FontShop-Link, keine Liefergebühr; Fontblog über Pachanga). Mit einem eigens in Krefeld gewebten Seideneinband, schmet­ter­lings­flügel-dünnen Auftaktseiten und dem indi­vi­duell gefer­tigten Lesebändchen begeis­terte Pachanga die Jury. Zuvor erhielt das Buch bereits eine Goldmedaille beim iF Communication Design Award, zwei Auszeichnungen vom Art Directors Club 2008 und wurde als Auswahltitel Deutscher Fotobuchpreis 2008 prämiert.


Veranstaltungstipp: London Calling in Berlin

»London Calling« heißt eine Talk-Reihe in engli­scher Sprache von Designern aus London:
»über gesche­hene und unge­sche­hene Zukunft, über Objekte als Protagonisten im Film und über Fliegen essende Roboter.« Sie findet immer Donnerstags, am 06.,13., und 20. November 2008 statt (Beginn 19.00 Uhr, Eintritt frei) , in der Designtransfer-Galerie der Universität der Künste (Einsteinufer 43-53, Berlin-Charlottenburg).


100 Beste Edition: Band 17 ist da!

Heute erscheint Band 17 der von FontShop ins Leben geru­fenen 100 Beste Schriften Edition: FF Dax OT (Edition-Bestellseite für Neuabonnenten und Einzelkäufer). Auf der CD befinden sich die 6 meist­ver­kauften und -benutzten Dax-Schnitte (Regular, Bold, Black plus Kursive dazu) im OpenType-Format. Alle Fonts enthalten – über die OpenType-Funktionalität – Kapitälchen, Tabellenziffern, Mediävalziffern und Ligaturen.

Die Geburtsstunde der Textschrift FF Dax liegt im Jahr 1993. Der Wuppertaler Musiker, Komponist, Instrumentenbauer und Designer Hans Reichel sollte eine CD-Booklet gestalten. Er erin­nert sich: »›Gestalten‹ ist das falsche Wort … ich musste eine Unmenge von Text auf 12 Miniaturseiten unter­bringen«. Reichel griff zur schmal laufenden Futura Condensed. Ergebnis: Die Leserlichkeit des Büchleins war dürftig, denn die Schrift wurde nicht für klein gesetzte Texte sondern Headlines entworfen.

Tage später macht sich Hans Reichel Gedanken über eine lesbare, platz­spa­rende Schrift. Mit einem feinen Filzstift und Tipp-Ex entstehen die ersten Buchstaben einer Schrift, die später FF Dax Condensed heißen wird. Besondere Merkmale: schmal, wenig Kontrast, fehlende Abstriche … typi­sche Merkmale von Headline-Schriften. Doch wenn ein begabter Schriftkünstler wie Hans Reichel (ein Schüler von Günter Gerhard Lange) sich in den Kopf setzt, Dax zur Textschrift zu machen, dann gelingt das auch. Und es gelang tatsächlich.

Der Band »FF Dax OT« der »100 Besten Edition« enthält zum Preis von 199,– € soviel Dax wie möglich und so viel Dax wie nötig, um sehr gut lesbaren Mengenssatz und raffi­nierte Headlines zu setzen. Das oben als Ausschnitt abge­bil­dete Schriftmuster kann hier als PDF geladen werden. Es zeigt nicht den kompletten Zeichenvorrat der Dax-Schnitte, wohl aber einigy typi­sche Vertreter aus Ziffernsätzen, Pfeilen, Ligaturen, Osteuropa-Zeichen, mathe­ma­ti­sche Operatoren, Small-Caps und vieles mehr. Einzelbestellung auf dieser Seite. Abonnenten der Edition bekommen sie auto­ma­tisch zuge­stellt und zahlen nur 178,– €.


Inoffizielles Obama-Poster von Pentagram

Der Pentagram-Designer Michael Bierut hat ein Plakat für die Initiative der Demokraten Artists for Obama entworfen, das nach Einschätzung seines Schöpfers »nie offi­ziell abge­segnet werden wird«. Das 100 x 66 cm große Poster zeigt die Namen der 50 Bundesstaaten in »obamai­sierter« Schreibweise, farben­freudig gesetzt aus der Wahlkampfschrift Gotham: Alaskama, Kentuckama, Oklabama, Wyobaming …

»Das Poster könnte sowohl als arro­gant wie auch als verrückt inter­pre­tiert werden, und ich glaube beide Eigenschaften möchte man nicht promoten …« meint Bierut »… obwohl es einfach nur ein Spaß ist.« Dieser Ansicht sind auch andere. Auf einer Auktion zugunsten des US-Grafikerverbands AIGA erzielte das Plakat 625 Dollar. Und weil Pentagram jede Menge Anfragen nach weiteren Exemplaren erhalten hat, bietet das New Yorker Designbüro einige von Bierut signierte Exemplare zu genau diesem Auktionspreis an, wobei die Einnahmen komplett in Obamas Wahlkampfkasse fließen sollen. Eine E-Mail an obamaposter [at] penta​gram​.com genügt.

Ich stelle mir gerade ein Plakat mit unseren Bundesländern vor: Merkelburg-Vorpommern, Schleswig-Holmerkel, Merkelburg, Merkeln, Niedermerkel, Merkelburg, Merkelin, Merkel-Anhalt, Nordrhein-Westmerkel, Mürkingen, … funk­tio­niert irgendwie nicht so elegant.

(Quelle, Abb: Pentagram)