Fontblog Artikel im Oktober 2008

Führungswechsel im IDZ Berlin

Der Beginn meiner Vertretung hier gestaltet sich schwie­riger als erwartet. In erster Linie wollte ich dabei die Gelegenheit nutzen und etwas detail­lierter auf das aktu­elle Schaffen meines Arbeitgebers eingehen, doch bleibt der Fontblog natür­lich weiterhin was er ist: nämlich immer auch eine Art kleine »Nachrichtenagentur« für Designer. In diesem Selbstverständnis werden dann auch Nachrichten wie jene aufge­griffen, die uns vom Internationalen Design Zentrum Berlin erreichte.

IDZ BerlinDort gab Dr. Silke Claus über­ra­schend die Leitung an die Designerin Cornelia Horsch ab, die sich bisher für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins verant­wort­lich zeich­nete. Claus widmet sich nun – wie es immer und auch hier so schön heißt – neuen Herausforderungen. Cornelia Horsch möchte das IDZ weiterhin vornehm­lich auf die Felder »Universal Design« und »Nachhaltigkeit« konzen­trieren und den »aktu­ellen Entwicklungen im Design eine öffent­liche Plattform« bieten. Dabei soll die stra­te­gi­sche Partnerschaft mit dem Rat für Formgebung fort­ge­führt werden. Über weitere Hintergründe zum Führungswechsel wurde indes nichts bekannt.

IG


Vierzehn Tage Vertretung im Fontblog

Weil ich für 2 Wochen in den USA bin, wird es hier im Fontblog etwas ruhiger. Ich habe aber eine wunder­bare Vertretung, nämlich Ivo, der seit dem 1. Oktober 2008 bei unserer Schwesterfirma FSI FontShop International arbeitet. Er ist dort verant­wort­lich für das Marketing der FontFont-Bibliothek und wird hier sicher­lich die eine oder andere Erkenntnis aus den ersten 3 Wochen seiner Arbeit reflektieren.


Fußball-Logo-Posse in der Steiermark


Der Provinzfußballclub FC Lassnitzthal (Steiermark) wurde erst vor einem Jahre gegründet, doch in Österreich ist er jetzt in aller Munde. Er schmückte sich bis zuletzt mit dem leicht abge­än­derten Signet des Schweizer Super-League-Vereins FC Luzern. Ein Fan dieses Clubs machte die Lassnitzthaler auf das Plagiat aufmerksam. Kurz darauf reagierten auch die Schweizer verär­gert, deren Vereinszeichen 1998 von der Werbeagentur Schmid & Partner entworfen wurde: »Wir haben mit dem Vorsteher des Vereins gespro­chen und ihm eine Frist gesetzt, um das Logo von der Website des FC Lassnitzthal zu entfernen», äußerte die Marketingleiterin des FC Luzern Sabine Haidan gegen­über der Neuen Luzerner Zeitung.

Das Signet wurde zwar vom FC Luzern als Marke beim Eidgenössischen Amt für geis­tiges Eigentum urhe­ber­recht­lich für die Schweiz geschützt, »einen Schutz auf inter­na­tio­naler Ebene erach­teten wir damals für nicht nötig … auch weil dies ziem­lich teuer ist«, ergänzt Haidan. Nun will der FC Luzern das Geld aber doch inves­tieren, damit nicht noch jemand auf die Idee kommt, das Logo abzukupfern.

Der FC Lassnitzthal ruderte inzwi­schen auf seiner Webseite zurück: »Uns war bei der Gründung des FC Lassnitzthal nicht bewusst, dieses schöne Luzerner Logo nicht ausrei­chend geän­dert zu haben. Jeder Versuch, ein eigenes Logo zu entwerfen, schei­terte an der Professionalität und an mangelnde finan­zi­elle Mitteln.« Jetzt will man mit Hilfe der Fans im Laufe des kommenden Jahres ein neues Vereinszeichen einführen.

Dass man eine komplett neue Idee braucht, scheint die Vereinsführung noch nicht kapiert zu haben. Auf derselben Seite steht weiter unten: »Da uns doch einiges mit dem bishe­rigen Logo verbindet, wäre wünschens­wert eines zu entwerfen, das dem FC-Luzern-Logo ähnelt, jedoch marken­recht­lich geneh­migt wird.« Das kann noch lustig werden. Fontblog bleibt am Ball.

(Quellen und Abbildungen: baz​.online, zisch​.ch, wiki­pedia und fc​-lass​nitz​thal​.at)


Welches RFID-Logo darf’s denn sein?

Das hängt von Ihrer ideo­lo­gi­schen (oder beruf­li­chen) Einstellung ab. Befürworter des Radio Frequency Identification – man begegnet den hierzu gehö­rigen Aufklebern im Logistik-Bereich, zur Warensicherung aber auch am Schuh von Marathonläufern – bringen das gestern vom Informationsforum RFID vorge­stellte Logo an. Es wurde im Rahmen eines Wettbewerbs vom Bremer Designer Andreas Wiegand entworfen, Absolvent der Hochschule für Künste. Das Signet soll zur Kennzeichnung von RFID-Anwendungen dienen und die Akzeptanz fördern.

Parallel zu dieser Aktion veran­stal­tete der Bielefelder Bürgerrechtsverein FoeBuD einen Wettbewerb zur Ermittlung eines RFID-Warnlogos. Sieger wurde der Hamburger Johannes Steil mit einem drei­eckigen, gelben Logo, das die draht­lose Lesbarkeit der RFID-Chips (darge­stellt als Barcode) durch Kreisbögen darstellt. Weitere Wettbewerbsbeiträge auf dieser Seite.

Auslöser für beide Wettbewerbe war das Bestreben der EU-Komission, mittels Logo auf RFID-Anwendungen hinzu­weisen und dem Verbraucher Transparenz zu bieten. Wie eine euro­pa­weite Lösung aussehen und ob es über­haupt eine geben wird ist im Moment unge­wiss. (Quelle)


Eröffnung der TDC-Schau auf der Buchmesse

von Suzu Pahlke

Der Einlass auf die Buchmesse mit der aus dem Fontblog ausge­druckten Karte funk­tio­nierte einwand­frei – die Messemitarbeiter am Eingang waren infor­miert. Kurz vor Eröffnung der Type-Directors-Club-Show war rund um die Ausstellungsfläche des Schmidt-Verlags in Halle 4.1 kein Durchkommen, so groß war der Andrang. Ob Franz Müntefering nebenan am 3Sat-Stand ange­sichts des Interesses für die Typografie blass geworden ist? Genau kann ich’s nicht sagen, denn er war in der Menge der Typo-Interessierten bald nicht mehr zu sehen.

Die Begrüßung durch Karin und Bertram Schmidt-Friderichs war kurz aber herz­lich, auch um den Mitarbeitern ihres Verlages schnell Platz zu machen, damit die Besucher mit Häppchen und Wein versorgt werden konnten. In seinen einlei­tenden Worten wies Prof. Ivica Maksimovic (HBK Saar) auf den zuneh­menden inter­na­tio­nalen Erfolg des deut­schen (typo-)grafischen Designs während der letzten Jahre hin. Er zitierte aus einem Gespräch mit Gert Dumbar, den er fragte, woher die hohe Qualität des hollän­di­schen Designs komme. Gert Dumbar habe gesagt, die deut­schen Designer seien genauso gut wie die hollän­di­schen, aber die deut­schen Auftraggeber tickten anders. Ein hollän­di­scher Designkunde sagt am Ende eines Briefings schon mal: »Und dann will ich damit auch einen Designpreis gewinnen«. Bei deut­schen Auftraggebern heiße es fast immer: »Und dann darf das alles nicht viel kosten«. Ein Bewusstsein für Qualität zu schaffen, das sei die Zukunftsaufgabe für die deut­schen Designer, so Maksimovic.

Unter den Exponaten war kein durch­ge­hender Trend auszu­ma­chen. Eigentlich waren alle Stile von den 80ern bis heute vertreten. Am ehesten gab es viel­leicht eine Tendenz zum Konstruktivistischen und weniger geschwun­gene Formen. Und mit Farbe wurde im letzten Jahr sparsam umgegangen.

Die Gespräche der am Rande der Ausstellung waren anre­gend und dauerten lange, bis ringsum auf dem Messegelände die Lichter langsam erlo­schen. Es war ein gelun­gener Abend und ich empfehle allen Interessierten, die Publikumstage Samstag und Sonntag für einen Besuch der TDC-Schau in Halle 4.1 zu nutzen.


Eine tolle Idee der Post …

… aber ist sie erlaubt? Will man sie wirk­lich zum Erfolg bringen?

Es liest sich ganz toll in dem Heftchen, das ich heute morgen in meinem Briefkasten fand: die Internet-Briefmarke und das Handyporto der Deutschen Post. Endlich kann man Briefmarken zu Hause mit dem eigenen Rechner und dem eigenen Printer selbst drucken (www​.porto​-direkt​.de). Noch raffi­nierter ist das Handyporto. Du schickst eine SMS mit dem Stichwort »Brief« oder »Karte« an die Nummer 22122, worauf man post­wen­dend eine 12-stel­lige Ziffer aufs Handy gesendet bekommt, die man – anstelle einer Briefmarke – mit einem Stift rechts oben auf das Briefkuvert oder die Postkarte schreibt.

Da muss es doch einen Haken geben, denke ich mir. Selbstverständlich geht die Gebühr für die Anforderungs-SMS auf meine Kosten. Das kann ich verstehen, als Preis für den Komfort, keine Briefmarken auf Vorrat zu kaufen und lagern zu müssen. Und wenn man eine SMS-Flatrate hat oder ein monat­li­ches Kontingent – geschenkt.

Leider steht im Kleingedruckten die wirk­lich schlechte Nachricht, dass ein per SMS fran­kierter Standardbrief 95 statt wie üblich 55 Cent und eine Postkarte 85 statt 45 Cent kostet. Hallo‽ Das entspricht einer Preiserhöhung von 73 % (Brief) bzw. 89 % (Karte). Mal abge­sehen davon, ob die Post dies über­haupt darf – eine Preiserhöhung für Brief und Karte durch die Hintertür: Warum denkt man sich in Bonn einen tollen Service aus, der durch absurde Mehrkosten schlicht unat­traktiv wird.

Das neue Handyporto beweist erneut, dass Geschäftsmodelle im Handynetz immer noch absurde Nebenkosten mit sich bringen. Die Branche ist schlicht verwöhnt, eine Kette von Providern/Carriern/Dienstleister/Portale hält die Hand auf, bevor das Endprodukt beim Kunden ankommt. Wir kennen das aus der Klingeltonwelt. Da scheinen immer noch jede Menge Handynutzer 3 € und mehr für einen Pop-Song in minderer Qualität auszu­geben, der dann auch nur auf ihrem Handy läuft, während sie das ganze auch über die iTunes- oder Musicload-Schiene für 99 Cent lösen könnten – in besserer Qualität und lebens­läng­li­chem Abspielrecht.


Noch mal SpOn und Buchmesse

Spiegel Online legt gerade dar, »warum E-Reader das Buch nicht verdrängen werden«. Dass das E-Book eine Sackgasse ist, war auch die Meinung vieler Experten auf der Buchmesse (zum Beispiel die des Schriftentwerfers Gerard Unger auf unserem Podiumsgespräch in Halle 4.0, gestern). Wir kamen gemeinsam zu der Überzeugung, dass die wahre Bedrohung für das Buch Handys und iPods seien. Robert Klanten (Gestalten Verlag) zitierte ein Beispiel aus Japan. Dort werde »Der Herr der Ringe« inzwi­schen fast ausschieß­lich für Handy verkauft: die gedruckte Ausgabe verschwindet. Die Japaner lesen das Buch in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit. Dieses Beispiel zeigt mir, dass das (Lese-)Buch für viele Menschen nicht mehr kompa­tibel zu ihrem Leben ist.


Lesetipp: SpOn über verzwickte Anleitungen

Konrad Lischka widmet sich heute bei Spiegel Online dem Technikärgernis Anleitung. Schöne Beispiele. Immer wieder amüsant. Und gute Argumente für Kommunikationsdesigner.