Fontblog Artikel im Oktober 2006

Was fummeln denn Bertram und Sonya da ’rum?

Unser Lieblingsverleger Bertram Schmidt-Friderichs nimmt aus den Händen von ProSieben-Moderatorin Sonya Kraus den Preis »Werkdrucker des Jahres« entgegen. Wo ist Karin? Wahrscheinlich steht sie nicht auf Galaveranstaltungen wie die zum Druck&Medien Award 2006. Als einer ihrer größten Partner wissen wir natür­lich, dass sie einen gleich­großen Anteil am Erfolgskurs der Mainzer Universitätsdruckerei H. Schmidt hat wie ihr Mann Bertram.
Zum zweiten Mal zeich­nete das Fachmagazin »Druck&Medien« die Leistungen von Unternehmen und Menschen der deut­schen Druckwirtschaft mit diesem Preis aus. Im Rahmen einer glanz­vollen Gala in Berlin wurden die Auszeichnungen in insge­samt 19 Kategorien vergeben. (Pressemitteilung, Abbildung: haymarket)


Ladislas Mandel (1921 – 20. 10. 2006)

1956 im Atelier Deberny & Peignot: Ladislas Mandel (stehend) präsen­tiert Adrian Frutiger (sitzend) die Extended-Version der Schrift Univers; Lucette Girard schneidet zusätz­liche Musterbuchstaben (Foto: Albert Boton)

Der fran­zö­si­sche Designer und Schriftentwerfer Ladislas Mandel ist am vergan­genen Freitag gestorben. Er wurde 1921 geboren, studierte Kunst und arbei­tete zunächst als Restaurator. Den Großteil seiner beruf­li­chen Karriere verbrachte er in der Schriftgießerei Deberny & Peignot. Hier arbei­tete 9 Jahre mit Adrian Frutiger zusammen. 1985/86 entwi­ckelte er die Schrift Clottes für die France Telekom, seine Galfra (Info-PDF, 0,5 MB) wurde ab 1976 bereits für die italie­ni­schen Telefonbücher einge­setzt. Mandel war Lehrer von Xavier Dupré.


Corporate-Font-Check 2.0

Ein unserer erfolg­reichsten Drucksachen ist der Corporate-Font-Check, erst­mals aufge­legt 1999. Warum erfolg­reich: Weil er zig Corporate-Design-Pleiten verhin­dert hat … und die Reklamationsrate im FontShop hat sich halbiert.

Vor Erfindung des Corporate-Font-Check erreichte uns mindes­tens einmal in der Woche der Anruf eines aufge­regten Schriftanwenders, der am frisch einge­führten Corporate Design seines Unternehmens schei­terte und den Übeltäter bereits iden­ti­fi­ziert hatte: »Die Schriften … sind kaputt … unlesbar … Texte zerschossen.« Nach wenigen Fragen fanden wir dann heraus, dass dem/den Umglücklichen von einem erfah­renen Designbüro ein wunder­schöner neuen visu­eller Auftritt entwi­ckelt wurde, die Funktionalität der Schriften aller­dings nie geprüft wurde – ein unbe­kanntes Terrain, für dass sich bis dahin niemand verant­wort­lich fühlte. Mal wurden Fremsprachen nicht unter­stützt, der Lesekomfort am Bildschirm war getrübt, es fehlten Tabellenziffern für Rechnungen oder Mac-Schriften liefen anders als unter Windows.

Um diesem Frust entge­gen­zu­wirken, empfahl FontShop seinen Kunden vor 6 Jahren: Bitte die Schrift-Fragen vor Projektbeginn stellen … wir helfen dann gerne bei der Antwort und geben Empfehlungen. So entstand der 2-seitige Corporate-Font-Check. Nun auch als inter­ak­tives PDF-Formular …


Corporate-Font-Broschüre 2.0

Wenn Unternehmen maßge­schnei­derte Schriften benö­tigen, ist dies ein Fall für FontShops Corporate-Font-Abteilung. Seit 1992 bietet FontShop diese Dienstleitungen an, die jedoch erst 1999 ihren Namen bekamen. Über 1200 Corporate-Font-Aufträge wurden inzwi­schen ausge­führt und gelie­fert, unter anderem an den ADAC, EnBW, Bundesdruckerei, Deutsche Börse, Post, Postbank, Erco, FC Bayern München, Fraunhofer-Gesellschaft, KPMG, Langenscheidt, McKinsey, Porsche, REWE, RTL TV, ProSiebenSat1, Swisscom AG, TUI, Vattenfall, Volkswagen und viele andere.

Einwandfrei funk­tio­nie­rende Schriften sind eine Voraussetzung für erfolg­reiche Unternehmenskommunikation. Führende Marken bedienen sich einer Exklusivschrift (Sparkasse, Deutsche Bahn, Mercedes Benz, …). Als Alternative hierzu bietet sich eine klug ausge­wählte und für die eigenen Belange ange­passte Lizenzschrift an. In beiden Fällen sorgt Corporate Font dafür, dass die Hausschriften zuver­lässig funk­tio­nieren: ästhe­tisch, tech­nisch, intern, extern, weltweit.

Eine mit der Peter Schmidt Group entwi­ckelte, neue FontShop-Broschüre stellt sieben Corporate-Font-Fallbeispiele vor (sie löst die Erstpublikation aus dem Sommer Jahr 2000 ab). Zur Sprache kommen typi­sche Font-Dienstleitungen, die entweder mit den Unternehmen direkt oder in Zusammenarbeit mit deren Corporate-Design-Agentur entwi­ckelt wurden:

  • Schrift-Modifikation und -Umbenennung (Kabel Deutschland/Factor Design)
  • Fremdsprachenerweiterung und welt­weite Lizenzierung (Adidas)
  • Schriftentwurf nach Vorgaben (Stuttgarter Zeitung)
  • Bildschirmoptimierung (Linde AG/Peter Schmidt Group)
  • Weltweite Distribution (Audi AG/MetaDesign)
  • Entwurf und Einbau von Sonderzeichen (Festo AG)
  • Entwicklung einer Displayschrift (Neff GmbH)

Die neue Corporate-Font-Broschüre kann kostenlos bei FontShop ange­for­dert werden (Email an info@fontshop.de). Ganz Eilige laden sich das 22-seitige Dokument als PDF (1,3 MB) …


Lehrfilm: »Geschichte der Schrift«

Eben im TypoWiki entdeckt: »Lars Kähler hat auf global​-type​.org einen knapp einstün­digen Film über die Geschichte der Schrift veröf­fent­licht. Der Bogen wird dabei in sehr anschau­li­cher Weise vom phöni­zi­schen Alphabet bis zur heutigen digi­talen Schrift gespannt.« Auf der Download-Seite ist zu lesen, dass es sich um den Lehrfilm des däni­schen Satzgeräte-Herstellers Purup (heute Esco) handelt. Wunderbar, dass er auf diese Art wieder zu sehen ist.

Ich habe den Film Anfang der 1990er Jahre gesehen, Desktop Publishing und PostScript wurden leider kaum erwähnt. Das sollte man wissen, bevor man sich die 157 MB herun­ter­lädt. Die histo­ri­schen Techniken jedoch sind anschau­lich und mit viel Liebe dokumentiert.


Nur für Berliner: 1 € spenden

Die Taz steht dahinter und der haupt­stadt­blog, also ist sie gut: die Aktion 1 Euro für Berlin.

Unter dem Motto »Wir schaffen das auch allein!« können die Berliner seit heute im Internet zeigen, dass ihre Stadt die Kraft und den Willen hat, sich selbst zu helfen. Wer 1 € für Berlin spendet, darf sich auf der Spendenseite mit Foto verewigen. Vorbild der Aktion ist die legen­däre Million-Dollar-Hompage, mit der sich einst der briti­sche Student Alex Tew sein Studium finan­ziert hat. Der große Unterschied: die Berlin-Spenden fließen nicht in eine private Tasche, sondern werden am Jahresende vom Verein iDemokratie dem Regierenden Bürgermeister zusammen mit den Anregungen der Bürger für den Verwendungszweck des Geldes übergeben.

Vielleicht hält ihn das davon ab, die Streichung der Kitagebühren für das Vorschuljahr rück­gängig zu machen, durch die unsere Familienkasse im kommenden Jahr eine echte Erleichterung beschert würde. Ich habe 5 Euro gespendet und ein Fontblog-Logo hoch geladen (Abbildung). Berliner, macht mit und bleibt am Ball! Morgen wird die Taz darüber schreiben.


TYPO-Thema »Music«

Der Titel »The Rebirth of Music« des letzten Wired-Magazins bestä­tigt, dass das Thema der TYPO 2007 aktu­eller den je ist. Wired fasst die aktu­ellen Trends so zusammen: »Radio nervt, die Label sind lahm … Die Bands über­nehmen jetzt das Kommando … und die Fans kriegen, was sie wollen.« Selbstverständlich wirkt sich die Umwälzung der Musikindustrie auch auf die visu­elle Kommunikation aus.

Das CD-Heftchen braucht zum Beispiel eine digi­tale Alternative, Tunebooks hat sie mit dem inter­ak­tiven Booklet. Das Musik-Video erlebt eine Wiedergeburt, weil es nicht mehr an MTV verschenkt, sondern an die Fans per Internet über­tragen und verkauft wird … und diese kaufen nur, wenn die Qualität stimmt. Das tradi­tio­nelle Radio bekommt mit dem Web eine visu­elle Ergänzung, die erst von wenigen Stationen erfolg­reich genutzt wird, zum Beispiel mit Audio- oder Video-Podcasts.

Nur drei Themen der TYPO 2007, die aufzeigen, was im Kommunikationsdesign kommen wird, was bleibt und was vergeht … durch die Digitalisierung von Musik.


Wireless-Piktogramm: Zweite Verteidigung

Mein Maßstab für gute Piktogramme ist immer noch die FF Transit Pict von MetaDesign, mit über 600 Zeichen bzw. Zeichen-Kombinationen. Technisch bis heute die elegan­teste Lösung (4 Fonts, diverse Unterleger via Unterschneidung, Verbotsbalken via Unterschneidung, …), ästhe­tisch geschlossen (raster-konstru­iert), von der Stiftung Warentest am Flughafen Düsseldorf mit Bestnote bewertet (mehr Piktogramme auf dieser FF-Transit-PDF-Seite, 180 KB … müsst Ihr am Bildschirm vergrößern).

Als Transit entworfen wurde, gab es kein Wifi und kein W-Lan und keine HotSpots. Eine Erweiterung der Transit um neue Symbole ist nicht geplant. Darum habe ich mich über das Symbol von Wired gefreut, denn es reiht sich fast nahtlos in die Transit-Ästehtik ein. Für die obige Abbildung habe ich etwas an der Strichstärke herum­ge­fum­melt … (und dabei gemerkt, dass das von Wired ange­bo­tene EPS eine saumä­ßige Qualität hat).