Versandhandelskongress (4): Scheindemonstranten
Eine gute Idee, um Messebesucher auf seinen Stand aufmerksam zu machen, gerade wenn man mit Adressen handelt: Man engagiere eine Handvoll Studenten und gebe ihnen Demo-Schilder der Art »Boykottiert Stand 150, Halle 1« in die Hand. Im aktuellen Fall handelt es sich um die Idee des Unternehmens bedirect GmbH, das zu den Adressen die Bonität der Kunden recherchiert und eine Sperrdatei pflegt (Robinson-Liste).
Heute morgen vor Messebeginn begegne ich den Scheindemonstranten, fix und fertig mit Transparenten gerüstet, wie sie auf dem Weg zur Arbeit mit anderen Passanten einen Fußgängerüberweg überqueren – bei Grün. Eine abbiegende Autofahrerin muss die Gruppe vorschriftsmäßig passieren lassen, bevor sie weiterfahren kann. Sie schüttelt erbost den Kopf, wahrscheinlich innerlich fragend: ›Wie können diese Demonstranten mir schon am frühen Morgen den Weg versperren?‹ (was sie nicht wirklich taten, denn wie gesagt, man überquert zügig die Straße und blockiert sie nicht). Ich bin sehr erschrocken über diese Reaktion. Warum empört sich in einer Demokratie ein Mensch über die bloße Anwesenheit von Demonstranten, die ein Grundrecht wahr nehmen?
Versandhandelskongress (3): Katalog des Jahres
Heute Abend um 19:00 wurden die Gewinner des seit 10 Jahren veranstalteten Wettbewerbs »Katalog des Jahres« bekannt gegeben. Die Veranstalter (›Der Versandhausberater‹, Hermes Logistik Gruppe) kündigten einen Wertewandel dieser Leistungsschau an: Erstmals wurden die prämierten Webshop als der eigentliche Glanzpunkt des Wettkampfs hervorgehoben. Vielleicht war hierfür der neue Neckermann-Express-Shop die Ursache, der die Jury derart verwirrte, dass man ihm einen Innovationspreis gab. Das Besondere am n-express-Shop: er funktioniert so einfach wie eine Google-Suche.
Katalog des Jahres
1. Neuerscheinung:
nominiert: »Sunny Walz« (Walz), »Jeans Story« (Otto), »Leben wie in der Provence« (Mirabeau-Versand)
Gewinner: Sunny Walz
2. Business to Business:
nominiert: »Grundschule« (Arnulf Betzold), »Feine Werkzeuge« (Dick), »Wehrfritz«
Gewinner: Feine Werkzeuge
Business to Consumer:
nominiert: Wohntrend (Otto), Paul Schrader, Domino Haarkosmetik
Gewinner: Wohntrend
Online-Shop des Jahres
Business to Business:
nominiert: staples.de, cash.de, bechtle.de
Gewinner: bechtle.de
Business to Consumer:
nominiert: weltbild.de, lenscare.de, otto.de
Gewinner: lenscare.de
Konzeptpreis:
www.n-express.de
Versandhandelskongress (2): Versender des Jahres
Eben ein gutes Gespräch mit Michael Vollmer gehabt, Geschäftsführer der ratioform Verpackungsmittel GmbH. Ich bin seit Jahren ein großer Freund von ihrem Gesamtkatalog, der mit viel Liebe fürs Detail gestaltet ist. Über 2500 Verpackungslösungen werden vorgestellt: vom Luftpolsterkuvert über Umzugskartons bis hin zu Paletten und Großraumbehälter.
Vollmer schwärmte von der Neugestaltung dse Katalogs und einer neuen Schrift: FF Unit. Vor allem die Ziffern mit ihren angedeuteten Ober- und Unterlängen haben es ihm angetan: »Wir setzen die Tabellen heute 1 Punkt kleiner und sie sind besser lesbar als zuvor.« Nicht verwunderlich, den zuvor war die bibliophile Rotis Semiserif im Einsatz. Der Dank für die Beratung geht an MetaDesign, die nicht nur für die Typografie (Logo aus FF Dax), sondern auch für das neue Farbklima verantwortlich zeichnen.
Zu den jährlichen Ritualen der Branche zählt die Nominierung des »Versender des Jahres«. Die Wahl fiel auf den Ausrüster-Shop Globetrotter. Zu recht. Das Unternehmen setzt in fast allen Verkaufskanälen Maßstäbe: Katalog, Filialen, Mailings und auch im vorzüglichen Web-Shop.
Versandhandelskongress (1): Wiesbaden
FontShop ist ein Versandhaus. Und darum informiere ich mich wieder mal auf dem jährlichen Versandhandelskongress. Außerdem trage ich morgen meinen Versender-Kolleginnen und Kollegen in einer Fachkonferenz vor, warum ein Weblog gut für FontShop, für die meisten Versandhäuser jedoch ungeeignet ist. Hoppla, jetzt habe ich meine Pointe verraten … macht nichts … hier liest keiner der potentiellen Besucher mit. Denn bei den großen deutschen »Distanzhändlern« handelt es sich um eine eher konservative Zunft, die links und rechts von Amazon, Ebay und Google überholt wird.
Eine LCD-Anzeigetafel vor den Wiesbadener Rhein-Main-Hallen: echt Retro, echte Pixel.
Den Versandhandelskongress mit der ihm angeschlossenen Messe Mail-Order World gibt es seit 10 Jahren. Ich bin zum dritten Mal dabei. Er hat sich zu einer Riesenveranstaltung entwickelt. Damals, noch im beschaulichen Bad Homburg, kamen vielleicht 200 Besucher und es gab 20 Ausstellungsstände. Heute haben über 1000 Kongressbesucher die Rhein-Main-Hallen in Wiesbaden gestürmt, und 350 Ausstellungsstände sind in den Foyers aufgebaut.
In einer Keynote hat Antonella Mei-Pochtler (Senior Vice President Boston Consulting Group) der Branche keine rosige Zukunft ausgemalt. Zwar werden immer mehr Produkt versendet, online versteigert, downgeloaded … Aber nicht vom klassischen Versandhandel, sondern von jungen Internet-Marken oder den Herstellern selbst (zum Beispiel Dell, Apple, …). Da müssen sich die »alten Hasen« etwas einfallen lassen.
Meine Lieblingsmesse ;-) demnächst wieder in den Rhein-Main-Hallen … Watzlawick: »Man kann nicht nicht kommunizieren.«
Ich werde euch heute und morgen garantiert nicht mit Versandhandels-Strategien langweilen … Stattdessen erlaube ich mir, hier und da mal ein visuelles Schmankerl aus der hessischen Landeshauptstadt zu senden. Und einen Termin müsst ihr euch als Kreative natürlich vormerken: die Publikumsmesse Kreativ Welt vom 2. bis 5. November in Wiesbaden.
Bald in eurem Briefkasten: fonts 7
Das letzte Font-Mailing des Jahres 2006 ist fertig und wurde gestern in den Versand gegeben. Unser Titelthema sind Pixel-Schriften … und so »ertrinkt« unser gestanzter Titelschriftzug geradezu inmitten seiner gedruckten Brüder und Schwestern.
Wer nicht auf die Post warten möchte, lädt sich schon heute das 36-seitige fonts-7-PDF (6,6 MB) und blättert es am Großbildschirm durch. Das macht Freude und nebenbei fragt man sich: Werden PDFs irgendwann vielleicht doch die gute, alte Drucksache ablösen. Garantiert nicht, aber sie haben ihren Rhythmus, ihre ergänzende Funktion noch nicht gefunden. Wir arbeiten noch daran. Mit einem kurzen Blick auf vier Doppelseite möchte ich euch ein wenig neugierig machen.
Ein häufig gestellte Frage am FontShop-Telefon: ›Welche Schriften sind für das Setzen kleiner Texte besonders geeignet?‹ Wir haben 8 Mikro-Text-Spezialisten auf den Zahn gefühlt und beweisen ihre Stärke beim Kleingedruckten uf den Seiten 6/7 in fonts 7
Nirgendwo dürfen sich Schriften mehr austoben als auf Markenverpackungen: schrille Farben, Prägung, leuchtend, glänzend, matt oder gelackt … die Verbraucher wollen typografisch umgarnt werden. Drei unserer Beispiele wurden – mit FontFonts – vom bekannten Büro Schein Berlin entworfen, die auf erfundene Produkte für Film- und TV-Produktionen spezialisiert sind.
Das Schriftentwerfer-Portrait widmet sich Cyrus Highsmith, der bei The Font Bureau, Inc. als Senior Designer für die Entwicklung neuer Schriftfamilien verantwortlich ist. Highsmith-Schriften werden gerne für die Neugestaltung von Magazine eingesetzt: Wir zeigen aktuelle Beispiele aus US-Medien.
Auf der Doppelseite in der Heftmitte stellen wir Pixel-Schriften vor, wobei wir das Thema sehr breit darstellen: man hätte es auch Display-Schriften überschreiben können. Warum sind sie wieder so aktuell: Weil moderne Medien wie MP3-Player, Blackberry und Navigationssysteme nicht ohne sie auskommen … die groben Fonts gehören zu unserem Alltag, und das macht sie populär.
FontBook Exlibris
Nicht wenige Designbüros haben inzwischen FontBooks für alle Mitarbeiter erworben. Lobenswert. Andere müssen dafür kämpfen, dass ihr persönliches Exemplar stets am eigenen Arbeitsplatz greifbar ist. Zu diesem Zweck haben unsere Kollegen von FontShop San Francisco einen Aufkleber entworfen, mit dem man seinen Eigentümerschaft am FontBook schriftlich untermauern kann. Wir haben das Dokument – mit freundlicher Genehmigung – lokalisiert, hier liegt es als PDF zum Download bereit.
Drucken, ausfüllen, ausschneiden und auf/ins FontBook kleben.
Druckfrisch: die 352-seitige FontFont-Fibel
Ich bin einiges gewohnt auf dem Fachgebiet Schriftmusterbücher. Dieses Werk sprengt meine Erwartungen. Dabei weiß ich nicht, ob meine 15-jährige Tätigkeit als FontFont-Typeboard-Mitglied dieses Gefühl eher verstärkt oder abschwächt. Natürlich bin ich befangen. Ich leben seit Jahren mit diesen Schriften, benutze sie, ich schreibe über sie, entdecke sie im öffentlichen Raum … Kann es angesichts dieser Nähe ein besseres Kompliment für »Made with FontFont« geben, wenn ich hier gestehe:
- Das Buch hat mich überrascht
- es fasziniert mich seit 24 Stunden
- ich muss es immer wieder zur Hand nehmen.
Vielleicht sollte ich auch meine Arbeit als Schriftenwerber teilweise in Frage stellen, denn manche FontFonts habe ich noch nie so attraktiv präsentiert gesehen wie in diesem Buch.
WeiterlesenSehnsucht nach Geldscheinen
Ein ganz natürliches Bedürfnis: Geldscheine sammeln … manche nennt es auch »sparen« oder »gut verdienen«. Auf der Seite Germannotes finden die Visualholics unter uns hunderte von Abbildungen deutscher Geldscheine:
- offizielle Banknoten
- Notgeld
- Kriegsgeld
- die guten alten DM-Scheine
- Informationen, Geschichtliches und mehr
FontShop-Kollege Klaus Spanka hat sie eben bei einer Schrift-Recherche gefunden.