Fontblog Tag Archiv: Michael Bukowski

Nichtlesen #28: Geheimnis der ungelieferten Pizza

ekannt­lich logiert die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner im Café Wirelässig in Berlin-Schöneberg. Diese Adresse dient gleich­zeitig als Hauptstadtrepräsentanz der Agentur, was ordent­lich Kosten an Raum und Personal spart.

Kürzlich saß das Agentur-Team im Café und brütete über einem Problem. In letzter Zeit hatte sich nämlich eine gewisse Pitch-Müdigkeit in der Agentur breit­ge­macht. Dass ab und an ein poten­ti­eller Kunde bei einer AUP-Wettbewerbspräsentation einschlief, war noch legitim. Aber in letzter Zeit fielen immer öfter auch die präsen­tie­renden Agenturvertreter mitten im eigenen Vortrag in tiefsten Büroschlaf. Was tun dagegen?

Einen ganzen Tag saßen die Leute zusammen, um das agen­tur­ei­gene Präsentationsproblem zu lösen. Etwa gegen 22 Uhr abends war es dem Team immerhin gelungen, sich in einem wich­tigen Punkt auf einen Konsens zu einigen. Man verstän­digte sich ohne Gegenstimme darauf, dass inzwi­schen alle richtig Hunger hätten. Also rief einer beim Lieferservice an und bestellte sich Pizza ins Café.

Leider wartete man vergeb­lich auf die Lieferung. Die für das Projekt »Pizza bestellen« verant­wort­liche Auf-ne-Art-Direktorin Eisi Verspeisi rief noch mal beim Pizza-Laden an und fragte nach. Der Pizza-Bote sei schon lange unter­wegs und müsste längst gelie­fert haben, sagte man ihr. Mehr wisse man auch nicht, entschul­digte man sich.

Erst am nächsten Tag ließ sich das Geheimnis der unge­lie­ferten Pizza klären, bzw. es klärte sich von selbst in Form eines Zettels im Briefkasten vom Café Wirelässig. Auf dem Zettel hieß es, dass man die Bestellung leider nicht zustellen konnte, da man niemanden ange­troffen habe, was natür­lich Quatsch war, da die Leute ja den ganzen Abend konzi­pie­rend im Café Wirelässig verbracht hatten. Dazu folgte noch der Hinweis, dass die Bestellung am nächsten Werktag, aber nicht vor 17 Uhr abge­holt werden könne. Damit war die Sache klar: Eisi Verspeisi hatte verse­hent­lich ausge­rechnet jenen Pizza-Laden ange­rufen, der dafür berühmt ist, dass dort ein Pizza-Bote mit Paketzustellerhintergrund arbeitet.

Der Mann war hatte es auch im Privatleben nicht leicht. Wenn man sich erst mal über Jahre daran gewöhnt hat, anstatt zu klin­geln gleich eine »Nicht angetroffen«-Benachrichtigung in den Briefkasten zu werfen, veran­kert sich dieses Verhalten tief in der Motorik. Die Freundin des Ex-Paket-, jetzt Pizza-Zustellers wartete zum Beispiel manchen Abend vergeb­lich zuhause auf ihren Freund und fand am nächsten Morgen einen Zettel im Briefkasten mit der Nachricht: »Ich konnte mich Dir leider nicht zustellen, da ich Dich gestern nicht ange­troffen habe. Die bestellte Verabredung kann am nächsten Werktag, aber nicht vor 17 Uhr bei mir zuhause abge­holt werden.« Schon pein­lich, auf ’ne Art.

Das soll aber mal nicht unser Problem sein. Denn wie eingangs erwähnt, stand die drin­gende Aufgabe der Pitch-Müdigkeit im Raum, die inzwi­schen gelöst wurde – und zwar mit diesem verblüf­fend simplen Konzept: Wenn die Agentur mitten in einer Wettbewerbspräsentation steht, setzen Auweier Unhold & Partner einfach bei »Pitch-Bet« auf ihre eigene Niederlage. Damit lagen sie bisher immer richtig und auf diesem Wege kommt längst viel mehr Kohle rein, als wenn man sämt­liche Pitches gewinnen würde. Der weitere Vorteil ist, dass man beim Präsentieren guten Gewissens auch ein Nickerchen halten darf, was die Chancen auf den gewünschten nega­tiven Ausgang enorm erhöht.

Das muss jetzt aber unter uns bleiben

Aber ist das nicht illegal, bei Pitch-Bet auf sich selbst zu setzen, meinen Sie? Völlig richtig. Lassen Sie uns das folgende daher bitte im Vertrauen sagen. Also unter uns jetzt: Natürlich darf keine Agentur bei Pitch-Bet auf einen Pitch tippen, in den man selbst invol­viert ist. Auweier Unhold & Partner haben daher einen Mittelsmann einge­schaltet, einen gewissen Joseph B. aus der Schweiz, der sich als sehr zuver­lässig erwiesen hat, obschon er eine recht happige Provision verlangt.

Das muss jetzt aber nicht unter uns bleiben

Davon abge­sehen nutzt man bei AUP die aus den verlo­renen Pitches und Etats gewon­nene Zeit, um sich um die Bestandskunden zu kümmern. Einen beacht­li­chen Erfolg feiert man dieser Tag mit einer SEO-Kampagne für die Lektüre für Nichtleser, die jetzt als eines der welt­weit führenden Such-Ergebnisse im »leck mich«-Segment firmiert. Laut Screenshot vom 10. Juni 2011 rangiert Nichtleser auf einem sensa­tio­nellen 1. Platz bei rund 1,14 Mio. »leck mich«-Ergebnissen.

Auf die Frage, wie dieser schöne Erfolg erzielt wurde, antwor­tete uns Agentur-Chef-Grabowski: »Wie wir das geschafft haben? Ganz einfach, mittels der »Aus Versehen«-Technology. In diesem Fall haben wir es so arran­giert, dass wir verse­hent­lich während der ersten Wochen diese Kolumne hier falsch verlinkt hatten; nämlich auf einen Blog-Artikel mit dem Titel »Leck mich« und nicht auf die Startseite von Lektüre für Nichtleser. Die aus dieser unbe­ab­sich­tigten Fehlverlinkung resul­tie­renden zahl­rei­chen Zugriffe vom Fontblog aus haben uns jetzt zum Marktführer in den »leck mich«-Charts bei Google gemacht. Sie sehen: Manchmal ist es hilf­reich, keine Ahnung zu haben, wenn man etwas errei­chen will.«

Michael Bukowski


Nichtlesen #27: Vivantes viral – ›Machsdu misch was?‹

or kurzem star­tete eine der erfolg­reichsten viralen Kampagnen über­haupt, aus dem Hause Auweier Unhold & Partner für den Klinikkonzern Vivantes. Die Kampagne basiert auf der in Berlin weit verbrei­teten Redewendung »Isch mach Disch Krankenhaus«.

Moment mal: Krankenhaus? Das ist doch total unper­sön­lich, dachte man sich bei Auweier Unhold & Partner. Würden die Leute, wenn man es nur richtig kommu­ni­ziert, andere Leute nicht viel lieber in eine bekannte, vertrau­ens­volle Adresse machen als herzlos und anonym Krankenhaus?

Genau! Denn siehe da: Die Kampagne zündete umge­hend und statt »Isch mach Disch Krankenhaus« hört man auf den Straßen Berlins eigent­lich nur noch das weit freund­li­chere »Isch mach Disch Vivantes«.

Jetzt galt es, im Sinne des Kunden die Wirkung der Kampagne zu quan­ti­fi­zieren. Zur Messung der Real-Life-Engagements und -Likes stellte die Agentur einige hundert studen­ti­sche Meinungsforscher ein, die mit einer klaren Ansprache für eine Straßenumfrage instru­iert wurden. Dabei wurde die Popularität durch die offen­sive Kontrastierung mit dem Vivantes-Wettbewerber, der Charité, gestützt.

Aufgabe der Studenten war es, ihre Umfrage mit den Worten »Ey, isch mach Disch Schariteh« einzu­leiten. Hier das Ergebnis: In einhun­dert Prozent der Fälle wurde die Ansprache der Studenten mit »Machsdu misch was? Schariteh? Hahaha!« beant­wortet. Der weitere Verlauf der Interviews glie­dert sich dann in drei verschie­dene Ergebnisgruppen:

– 73 von 100 Studenten wurden nach dem Interview von den Interviewten konkret Vivantes gemacht.

– Nur 9 von 100 wurden Schariteh gemacht, was aber von Seiten der Machenden nicht beab­sich­tigt war und nur aus der zufäl­ligen räum­li­chen Nähe zur Charité resultierte.

– Die rest­li­chen 18 von 100 Studenten wurden leider ohne Umweg über einen Klinikaufenthalt Friedhof gemacht. Das ist natür­lich ärger­lich, weil es nicht auf die Marke Vivantes einzahlt. Trotzdem handelt es sich prozen­tual gesehen um einen erstaun­lich geringen Streuverlust.

Fazit: Obwohl die Berliner Charité der weit größere Krankenhauskonzern ist, liegt Vivantes nicht nur in der Bekanntheit weit vor dem tradi­ti­ons­rei­chen Wettbewerber. Auch im Bereich des hand­festen Verhelfens anderer Mitbürger zu statio­nären Klinikaufenthalten mit entspre­chender Umsatz-Generierung für den Konzern hat Vivantes eine führende Position erreicht.

Übrigens erweisen sich sogar die Ärzte der Vivantes-Krankenhäuser als spontan infi­ziert von der viralen Auweier-Kampagne. Immer öfter hört man bei Patientenvisiten oder Operation: »Ey, isch mach Disch Vivantes wieder raus».

Obwohl es noch viel über die genaue Ausgestaltung der Kampagne zu berichten gäbe, müssen wir leider schon zum Ende kommen, da Agentur-Chef Grabowski termin­lich verhin­dert ist. Eben antwor­tete er auf die Anfrage unserer Redaktion nach mehr Infos zum Thema mit dieser SMS: »Jetze nich. Mach isch misch gerade Kampagnen-Award-Entgegennehmung.«

Michael Bukowski


Nichtlesen #26: Grabowski und die Jan-Jakobiner

ekannt­lich befindet sich der Hauptsitz der Werbeagentur Auweier Unhold & Partner in einem Café in Berlin-Schöneberg. Mit diesem Schöneberger Kiez hat sich Agentur-Chef Grabowski offen­sicht­lich näher beschäf­tigt. Heute erreichte uns dieser Bericht:

Die Gegend um den Kollwitzplatz in Berlin Prenzlauer Berg ist legendär für ihren Kindersegen und die Geschichte ist eigent­lich hinläng­lich abge­feiert in Satiren aller Art. Trotzdem müssen wir da noch mal kurz ran, denn inzwi­schen werden wir auch in Schöneberg vom Kindersegen à la Prenzlauer Berg heimgesucht.

Vielmehr aber als der Kinderreichtum an sich ist dabei die Attitüde der Eltern inter­es­sant. Kinder werden weniger aufge­zogen, als viel­mehr präsen­tiert. Über dem ganzen Gewese schwebt das Motto »Ich habe Kind, also bin ich« oder »Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter!«.

Im Kleinformat etabliert sich dieses Soziotop jetzt leider inzwi­schen auch in Berlin-Schöneberg. Das hört man schon an den Namen, mit denen an einschlä­gigen Plätzen reich­lich Kinder gerufen werden und mit denen man für die gewünschte soziale Distinktion sorgt. Lena, Lea, Leander, Leon … und wie sie nicht alle heißen, die mit einer Überdosis Bedeutung bizar­ri­sierten Kleinen.

Besonders beein­druckt war ich kürz­lich von einem Elternteil gewesen, das mehr­mals laut und evoziert über die Café-Terrasse nach seinem Jan-Jakob gerufen hatte. Und zwar unge­fähr so:

»Jan-Jakob, kommst Du bitte!«

»Jan-Jakob, nimm die Hände weg von der BILD-Zeitung! Das ist Pfui-Bäh. Wir hatten das doch bis zur Unterschriftsreife disku­tiert, Jan-Jakob.«

»Jan-Jakob, geh weg von den Unterschicht-Kindern. Du holst Dir noch Hirnspam, Jan-Jakob!«

Nun, diese Nummer brachte mich auf eine Idee, die ich wenig später auch gleich in die Tat umsetzte. Ich borgte mir für einen Nachmittag den Hund einer Freundin und besuchte mit ihm die einschlä­gigen Plätze der Schöneberger Kinder-Szene. Kurzerhand taufte er den Hund, der eigent­lich »Henrietta-Valentina« heißt, in Jan-Jakob um und ließ ihn ohne Leine über den Platz flanieren. Der frei­lau­fende Hund gab mir nun reich­lich Anlaß, wieder­holt, laut und sehr distin­gu­iert nach ihm zu rufen: »Jan-Jakob, kommst Du bitte!«

Im ersten Moment waren die anwe­senden Eltern ange­nehm über­rascht, dachten sie doch, in mir ein Mitglied ihrer Zunft auszu­ma­chen. Aber auf den zweiten Blick entdeckten sie, was wirk­lich los war.

Und in diesem Moment in die entsetzten Gesichter der Schöneberger Distinguiert-Eltern zu blicken, war eines der schönsten Erlebnisse meines Lebens. Leider ist es kaum möglich, Ihnen den scho­ckierten Ausdruck der in ihren Grundfesten irri­tierten Eltern in Worten zu schil­dern. Wir bitten daher, daß Sie sich das kurz vorstellen. Versuchen Sie es ruhig und glauben Sie uns: Es lohnt sich! (Zumindest für alle ohne Kind namens Jan-Jakob.)

Und übri­gens: Falls mich einmal jemand von Ihnen in Schönberg sucht, Sie erkennen mich ganz leicht: Ich bin der ohne Kinderwagen.

Davon abge­sehen nutzen wir die Monokultur der Kindervornamen in Schöneberg für ein neues Spiel, das wir Kindernamen-Poker nennen. Es funk­tio­niert ganz simpel. Hier mein Bericht einer Partie Kindernamen-Poker, die ich neulich mit einem Kumpel gespielt habe.

1. Runde: Spielplatz an der Akazienstraße. Mein Kumpel hat Anstoß. Er ruft laut über den Platz: »Leeeeeooooon«. Guter Versuch: Zahlreiche kleine Leons drehen sich zu uns um. Wir zählen durch und kommen auf 17 Punkte, also Leons. Nicht schlecht.

2. Runde, nächster Spielplatz eine Ecke weiter. Ich bin dran und versuche es mit »Leeeeenaaaaa«. Diverse kleine Mädchen drehen sich zu uns um, wir zählen durch und kommen auch auf 17. Verdammt! Unentschieden. Nein, Moment: da hinten, die Kleine bei der Rutsche, sage ich zu meinem Kumpel und tatsäch­lich … die Kleine bei der Rutsche guckt zu uns und sagt »Papi?«. Noch ein Treffer, macht 18 Punkte, bzw. Lenas!

Die erste Runde ging schon mal an mich. Danach batt­leten wir noch eine Runde an zwei weiteren Spielis, wo ich leider mit nur 3 Joshuas unter­ge­gangen bin gegen meinen Kumpel, der satte 12 Eliasse gemacht hatte. Aber was soll’s, macht Laune, das Spiel.

Michael Bukowski


Nichtlesen #25: Agentur-Battle!

Berlin, 20. Mai 2011. Erwarten Sie, liebe Nichtleserinnen und Nichtleser, nichts gerin­geres als einen knall­harten Showdown, einen Kampf der Titaten der Branche! Es treten an: Scholz & Friends Group versus Auweier Unhold & Partner.

AGENCIES … let’s get ready to ruuuuuuuumble!

Aber zunächst ein Wort zur Vorgeschichte. Kürzlich weilte Herr Grabowski bei einer Veranstaltung zu Besuch in den neuen Räumlichkeiten von Scholz & Friends, wobei ein paar inter­es­sante Schnappschüsse entstanden sind. Denn bekannt­lich logiert die Agenturgruppe inzwi­schen in einem komplett neu errich­teten Areal namens Hackesches Quartier, dessen Lage gerne mit »mehr Mitte geht nicht!« (Anm. d. R. »… hüstel …«) beschrieben wird.

Schon vom Eingangsbereich (siehe Abb.) war Herr Grabowski begeis­tert. Zitat: »Sieht do’ super aus! Stabil modern und einla­dend, aber auch Respekt gebie­tend. Und die Lage erst mal: Holla die Waldfee, ist dis zentral heute hier wieder hier am Hackeschen Markt! Mehr Mitte geht nicht, würde ich mal sagen.«

(Anm.d.R.: Zum Glück ist Herrn Grabowski die Assoziationskette »Litfass-Platz – Litfasssäule – Reklame – Werbung – große Agentur« anschei­nend entgangen, sonst hätte er sicher einen Witz auf »Brüller«-Niveau daraus gebaut. Wir begrüßen diese Unterlassung sehr.)

Sodann kam unser Agenturchef auf Fremdagenturbesuch auch im Gebäudeinneren (siehe Abb. unter­halb) aus dem Staunen nicht heraus. Zitat: »Weiß ich doch, was das ist! Das kenne ich doch von U- und S-Bahn-Stationen. Das ist nämlich Rolltreppe! Und ich fahre gerne Rolltreppe.« 

Nachdem dann diverse stan­des­ge­mäße Panorama-Blicke aus den höheren Etagen auf den Fernsehturm am Alex und die Skyline von Berlin oder so (Anm. d. R. Sie dürfen jetzt applau­dieren.) absol­viert waren, entdeckte Herr Grabowski ein Detail, das ihn final beein­druckte. Zitat: »Award Management, ick flipp aus! Ne eigene Abteilung nur für die Organisiere von die Award-Einreiche. Verdammt, diese coolen Säue! Ich gebe zu: Dit ham wa nicht bei uns zuhause bei die Auweiers. Mann, Mann, Mann … da sind die uns voraus. Meinen Respekt!«

Aber damit war Grabowskis Ehrgeiz geweckt und er beschloss, den Schwanzvergleich mit der Scholz & Friends Group anzu­nehmen. Dies konnte aller­dings nicht über die direkte Messung der Größe und Mittigkeit der jewei­ligen Agentur-Zentralen laufen, denn bekannt­lich logiert die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner im Café Wirelässig in Berlin-Schöneberg (am Tresen rechts, Tisch 1 bis 4). Das aber nicht etwa, weil man sich bei Auweiers so ein Headquarters-Baby nicht leisten könnte. Selbstverständlich könnte man. Vielmehr gebietet es die Mentalität von Auweier Unhold & Partner, auf einen solchen Gebäude gewor­denen Traum vom Angekommensein in der fetten S-Klasse (siehe letztes Jahrhundert) ganz bewusst zu verzichten. Denn sie sind begeis­terte Anhänger der etwas welt­fremden Idee, nach der man den sterilen Bombastizismus, mit dem sich Scholz & Friends da an den Hackeschen Markt hinge­neun­zi­gert hat, für eine Art Abgesang auf eine längst unter­ge­gan­gene Epoche hält. (Anm. d. R. Seltsame Ansichten haben die da manchmal bei den Auweiers …)

Willkommen in Herrn Grabowskis Chalet

Jedenfalls, in Ermangelung einer Firmenzentralen-Retourkutsche, kontert Herr Grabowski daher mit einer exklu­siven Homestory. Wie Sie sehen, hat er im privaten Bereich über­haupt keine Hemmungen, es amtlich protzen zu lassen. Die folgenden Bilder aus seinem Chalet bei Klein-Gastrow in der Hackemark durfte unser Redakionsfotograf kürz­lich aufnehmen; und zwar nicht irgendwie, sondern mit seiner Kamera! Lesen Sie dazu Herr Grabowskis Schilderungen zu seiner, wie er es nennt, »kleinen Ferienhütte«.

(Abbildungen: Corbis RF via ZOOM, Corbis RF vie Zoom)

(Abbildungen: Corbis RF via ZOOM, Corbis RF via Zoom)

(Abbildungen: Corbis RF vie ZOOMCorbis RF via Zoom)

(Abbildungen: Corbis RF vie ZOOMCorbis RF via Zoom)

(Abbildung: Corbis RF vie ZOOM)

Herzlichen Dank für die Homestory, Herr Grabowski! Und damit kommen wir auch schon zum Ergebnis der großen Agentur-Battle: Ein Voting unter 500 vor Veröffentlichung dieses Beitrags befragten Fontblog-Lesern fiel eindeutig aus: 83 % sind heiß auf den Praktikumsplatz »Award Management« bei Scholz & Friends (siehe Abb. links) und immerhin 77 % möchten nicht in Grabowskis Chalet wohnen. Damit ist der Zweikampf entschieden. Unter allen Teilnehmern des Votings haben wir 10 Freifahrten mit der Rolltreppe am Litfass-Platz 1 verlost. Viel Spaß!

Michael Bukowski

Fotos Litfaß-Platz 1, Rolltreppe, Award-Management von Martin Oetting: veröf­fent­licht nach CC-Lizenz.


Nichtlesen #24: Gedisst, geshitstormt & gebeeft …

Berlin, Mai 2011. Die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner über­nimmt die FPD und wird trotz verant­wor­tungs­voller Politik flächen­de­ckend in den Medien kriti­siert – bis hin zur persön­li­chen Beleidigung unserer Nichtlesen-Redaktion durch den Verleger Jakob Augstein. Lesen Sie dazu vorab diese Twitter-Meldung:

Was es mit diesem Tweet auf sich hat, erfahren Sie sofort. Zunächst die Vorgeschichte:

Wir erin­nern uns: Vor einigen Jahren kam in der Berliner Studenten-Szene die Idee auf, geschlossen in die FDP einzu­treten und dank der schieren Masse der neuen Mitglieder die Partei zu über­nehmen. Das hat nicht funk­tio­niert oder war viel­leicht nicht konse­quent durch­ge­führt worden. Möglicherweise war auch einfach die Zeit noch nicht reif.

Jetzt ist sie es. Denn vor kurzem traten auf Geheiß des Agenturchefs Grabowski sämt­liche Mitarbeiter von Auweier Unhold & Partner in die FDP ein. Seitdem verfügt die …

Weiterlesen

Nichtlesen 23: Neues Berliner Szenewasser – aus Chile

Berlin, Mai 2011. Auweier Unhold & Partner entwi­ckeln neue Produktlinie und werden mit Preisen ausgezeichnet.

Die prospe­rie­rende Werbeagentur Auweier Unhold & Partner wirbt nicht nur für bekannte Marken, sie entwi­ckelt und vertreibt inzwi­schen auch eigene Produkte. Kürzlich hat sich das Agentur-Team den Markt für Mineralwasser vorge­nommen. Eine interne Analyse kam zu dem Fazit: Es gibt einfach zu wenige Mineralwasser-Sorten im Handel.

In Deutschland zum Beispiel hat der Konsument die magere Auswahl aus nur 3478 Wassermarken. Erschwerend kommt hinzu, dass das leider über­wie­gend quali­tativ hoch­wer­tige deut­sche Leitungswasser den Flaschen-Wässerchen verstärkt das Wasser abgräbt. Immer mehr Verbraucher trinken allein aus Umweltschutzgründen das Wasser aus dem Hahn, anstatt sich für die eigens aus aller Welt per LKWs und Schiffen impor­tierte flüs­sige Ware zu begeistern.

Der Konsum von Leitungswasser mag ökolo­gisch wünschens­wert sein, schmä­lert aber den Absatz im Handel. An diesem Problem setzt die neue Produkt-Linie der Agentur an. Die Strategie ist simpel: Auweier Unhold & Partner bündeln die Vorteile beider Wasser-Gattungen in einem Produkt und bringen Leitungswasser in Flaschen abge­füllt in den Getränkehandel. Das heißt: Was bei den Leuten zuhause aus dem Hahn kommt, kann man jetzt auch in Supermarkt kaufen.

Bei der Ausgestaltung der neuen Produktlinie ging das Agentur-Team dann sozu­sagen zurück zur Quelle, um sich gegen­über dem Wettbewerb abzu­setzen. Bekanntlich reichern die meisten Hersteller ihre Wasser mit künst­li­chen Eigenschaften wie »macht fit … ist gesund … voll mein Lifestyle« etc. an. Nicht so bei Auweier Unhold & Partner.

Der Produkt-Kern von Wasser liegt letzt­lich in seiner Wasserheit, analy­sierte man in der Agentur. Sprich: Die »Nassness« von Wasser ist der Core-Benefit des Produkts. Konsequent leitete das Kreativteam auch die Namensgebung für die neue Kreation ab. Die Marke heißt »Wasser« und wird in den drei gleich schme­ckenden Geschmacksrichtungen »Wasser nass«, »Wasser flüssig« und »Wasser über­flüssig« angeboten.

Als Rohstoff für die drei neuen »Wasser« fungiert reines Berliner Leitungswasser. Um die Produktlinie ziel­si­cher im Szene-Segment zu etablieren, werden an Zusätzen noch künst­liche Aromastoffe (Hipness-Flavour, ohne Geschmack) und künst­liche Farbstoffe ohne Farbe beigefügt – fertig ist der Trend-Drink der Saison! »Wasser nass«, »flüssig« und »über­flüssig« sind bereits vertrieb­lich pilo­tiert in einigen Berliner Szene-Locations erhält­lich; zum Beispiel in Süd-Neukölln in der »Unfass-Bar« und in Spandau bei »Orthopädie-Technik Wippermann«.

Denk mal drüber nach!

Das entschei­dende Merkmal von »Wasser« wäre damit aber noch gar nicht genannt. Denn das Produkt ist nicht nur ein Szenedrink, sondern auch ein vorbild­li­ches Modell für umwelt­freund­li­chen und nach­hal­tigen Konsum. Das erreicht man über einen außer­ge­wöhn­li­chen Produktions-Prozess: Das Berliner »Wasser« wird nämlich nicht in Berlin abge­füllt. Stattdessen werden die leeren Flaschen und Leitungswasser in Containern separat per Schiff nach Chile trans­por­tiert, wo ein Partner die Abfüllung über­nimmt, woraufhin die gefüllten Flaschen zurück nach Deutschland verschifft werden. Warum das?

Ganz einfach: Mit dem »Berliner Leitungswasser aus chile­ni­scher Abfüllung« machen Auweier Unhold & Partner auf den gegen­wär­tigen Irrsinn des globalen Transports von Gütern aufmerksam, die auch regional vorrätig sind. Dank der Abfüllung in Chile weist »Wasser« eine kata­stro­phale Öko-Bilanz auf. Für den anschei­nend sinn­losen Transport um die halbe Welt und zurück werden für jede einzelne Flasche »Wasser« im Schnitt 14,8 Liter des beson­ders umwelt­schäd­li­chen Schiffstreibsstoffs Schweröl verbraucht. Entsprechend horrend ist auch der Ausstoß an Schadstoffen wie CO2 und anderen. Diese erschre­ckenden Werte sind auch auf der Beschriftung von »Wasser« festgehalten.

Fazit: Der Konsum jeder einzelnen Flasche »Wasser« ist ein ökolo­gi­scher Wahnsinn. Dieser Wahnsinn dient aber im zweiten Schritt der Umwelt. Denn »Wasser« enthält durch seine beson­dere Produktion den von Auweier Unhold & Partner kreierten »Denk mal drüber nach«-Effekt. Jede Flasche »Wasser« macht somit auf den welt­weiten, höchst umwelt­schäd­li­chen und großen­teils über­flüs­sigen Güter-Transport aufmerksam.

Für den »Denk mal drüber nach«-Effekt wurde das gerade erst in der Pilot-Phase einge­führte »Wasser« bereits mit zahl­rei­chen Preisen ausge­zeichnet (z. B. Red Dot und Berliner Umweltpreis) – als ein inno­va­tiver Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit durch Sensibilisierung der Verbraucher für Umwelt-Aspekte in der Getränkeherstellung.

Agentur-Chef Grabowski hat derweil schon mal einen ersten Kassensturz gemacht, denn das Projekt soll schließ­lich auch kommer­ziell erfolg­reich sein. Hier seine Zwischenbilanz: »Wenn ich mal zusam­men­rechne, wie viel Geld wir mit »Wasser« im Verhältnis zum Marktpotential noch nicht verdient haben … das müssen ja Milliarden sein!«

Michael Bukowski

Abbildungen Flaschen: A German „Normbrunnenflasche“ for mineral water etc., desi­gned by Günter Kupetz / Creative Commons Version 3.0; Montage: Fontblog


Nichtlesen 22: 180°-Grünwäsche

Wir erin­nern uns: Journalismus-Azubis lernen das kleine ABC der unvor­ein­ge­nom­menen Berichterstattung anhand lehr­rei­cher Anekdoten wie dieser fiktiven, aber aufschluss­rei­chen Geschichte:

Der Papst besucht Brasilien. Bei der Ankunft fragt ein Journalist, ob er denn auch Kinderbordelle besu­chen würde. Daraufhin entgegnet der Papst entrüstet: »Wo gibt es denn hier Kinderbordelle?« Am nächsten Tag lautet die Titel-Schlagzeile in einer Tageszeitung: »Papst: Wo gibt es denn hier Kinderbordelle? – Noch bei der Ankunft am Flughafen zeigte sich der Papst inter­es­siert an Kinderbordellen …«

Offensichtlich haben auch die PR-Verantwortlichen der deut­schen Kernkraft-Lobby ihr Journalismus-Latein in diesem Stil gelernt. Das zeigt die 2007 veröf­fent­lichte Kampagne vom »InformationsKreis Kernenergie«. Mit verblüf­fender Logik wird hier der klima­schüt­zende Aspekt der Atomkraft präzise heraus­ge­ar­beitet und auf den Punkt gebracht (»CO2-Ausstoß: Null«) – bis heute ein uner­reichter Meilenstein der Greenwashing-Technologie.

Die Motive der Klimaschützer-Kamapgne finden sich noch heute im Internet (Beispiel Abbildung oben), aber nicht mehr auf den einschlä­gigen Seiten der Atom-Lobby. Man darf annehmen, dass die Kampagne seit den Ereignissen in Japan und im Zuge des Atom-Moratoriums bei den Verantwortlichen etwas an Relevanz einge­bußt haben dürfte.

Nicht so bei der Werbeagentur Auweier Unhold & Partner. Das Agentur-Team ist kürz­lich bei Recherchen über die Klimaschützer-Kampagne gestol­pert und Agentur-Chef Grabowski war auf Anhieb begeis­tert von der Idee, die Atom-Logik für eigene Zwecke zu nutzen – und zwar in Form einer Kampagne für die Automobil-Industrie.

Wir konnten Herrn Grabowski heute morgen am Flughafen errei­chen und dieses spon­tane Interview mit ihm führen:

Nichtlesen-Redaktion: Herr Grabowski, wie ist es denn gelaufen in Brüssel?

Herr Grabowski: Großartig. Wir haben eben beim Verband der Automobilindustrie initiativ präsen­tiert und ich kann ohne zu über­treiben sagen: nahezu glatter Durchmarsch!

Das heißt, Ihre Kampagne wird umgesetzt?

Ziemlich sicher. Wir haben heute zwar erst beim Sicherheitsdienst und am Empfang vom VDA-Hauptsitz in der Rue de Commerce präsen­tiert, aber die waren sehr begeis­tert. Als man uns freund­lich zum Ausgang gelei­tete, hat uns das Security-Team fest zuge­sagt, unsere Pappen mit den Kampagnen-Motiven an den Facility-Management-Vorstand weiter­zu­leiten. Man hat uns sogar in Aussicht gestellt, dass unser Papier-Material recy­celt wird … so umwelt­freund­lich ticken die da! Unsere Kampagne kann also nur auf frucht­baren Boden fallen. Das hat uns auch eine führende Fachkraft von der Abteilung Litter & Disposal Affairs bestätigt.

Glückwunsch!

Danke, danke! Wir sind alle schon ganz aus dem Häuschen hier und … Moment, bitte … man will mich spre­chen … Was!? Ich soll bitte mitkommen? Wie, Tickets gefälscht? Quatsch: Nix gefälscht, das ist ein Re-Design vom Ticket-Layout, und zwar ein ganz notwen­diges … Sorry, ich muss Schluss machen, drin­gender Meeting-Termin mit dem Flughafen-Management, wahr­schein­lich wegen neuer Kampagne oder so … Tschüssi.

Herr Grabowski, vielen Dank für das Gespräch.

Genießen Sie hier exklusiv eine Vorschau auf die mit größter Wahrscheinlichkeit bald bundes­weit geschal­tete Kampagne von Auweier Unhold & Partner für den Verband der Automobilindustrie – und lassen Sie sich über­ra­schen, wie viel Gutes Sie mit Ihrem eigenen Auto, falls vorhanden, für unser Klima tun!

Wie uns das Agentur-Team weiterhin mitteilte, setzt man bei Auweier Unhold & Partner im nächsten Schritt das Thema erneu­er­bare Energie auf die Agenda. Dazu Herrn Grabowskis Arbeitshypothese: »Nichts gegen erneu­er­bare Energie. Aber was in Deutschland wirk­lich fehlt, sind erneu­er­bare Energieversorger.«

Michael Bukowski

Abbildungen: (1) InformationsKreis Kernenergie, (2) © Corbis RF via ZOOM (Montage Fontblog), (3) Corbis RF via ZOOM (Montage Fontblog), (4) Corbis RF via ZOOM (Montage Fontblog)


Nichtlesen 21: Optimal!

iebe Leserinnen und Leser, leider ist unser Herr Grabowski wieder­holt absent. Er weilt in Mönchengladbach, wo er einen weiteren Franchise-Nehmer bei der Eröffnung eines »Günter ihm sein Salon«-Standorts betreut (siehe Nichtlesen 20). Als Vertretung bemüht sich daher wieder unser CvD, der Herr Bukowski, um diese Kolumne. Wir bitten um Entschuldigung für etwaige Unannehmlichkeiten,

Ihre Nichtlesen-Redaktion

Guten Tag. Meine Name ist Herr Bukowski und ich habe mich opti­miert. Ich bin jetzt optimal. Wie ich das gemacht habe, fragen Sie? Ganz einfach: Wie Sie viel­leicht wissen, sind im Buchhandel zahl­lose, kompe­tente Personality- und Managment-Ratgeber erhält­lich. Die habe ich großen­teils gelesen und beher­zige seitdem die vielen, wert­vollen Tips zur Verbesserung der eigenen Persönlichkeit.

Ein Beispiel: Das Buch namens »Meconomy«. Der Titel ist schlichtweg genial! Falls Ihnen das nicht auf Anhieb einleuchten sollte, keine Sorge. Ich selbst kam auch erst nach einer guten Stunde Grübeln hinter den beson­deren Kniff. Schauen wir uns den Begriff »Meconomy« einmal genau an. Da stecken doch zwei Wörter in einem! Nämlich »me« und »economy«. Das »e« teilen sich die beiden einträchtig zum Wohle des größeren ganzen … nämlich für ein neues Wort, das das Ich und die Wirtschaft zusam­men­denkt. Und dies, meine Damen und Herren, ist ein bril­lanter Schachzug, der uns im Prinzip schon ohne das Buch gelesen zu haben, den Zeitgeist und die spezi­fi­schen Anforderungen unserer modernen Arbeitswelt zum Wohle der eigenen Persönlichkeitsentwicklung sinn­stif­tend erklärt.

Aber auch der Buchumschlag und die beglei­tenden Werbetexte von und zu »Meconomy« bieten manche hilf­reiche Überraschung. Wir erfahren nämlich folgendes: »Jeder ist eine Marke.«, »… und warum wir uns jetzt neu erfinden müssen.« und nicht zuletzt »Wie wir in dieser neuen Arbeits- und Lebenswelt mit Hilfe von Lifehacking, Personal Branding und globaler Mobilität Erfolg haben, erklärt dieses Buch anhand vieler Fallbeispiele, aktu­eller Studien, prak­ti­scher Tipps.« Ich finde ja allein schon die Wendung »sich selbst neu erfinden« absolut groß­artig. Das hat so viel Schönes, das klingt nach Aufbruch, man über­windet seine Schwächen und geht opti­mis­tisch ins Leben. Schön! (Und kannte ich übri­gens noch gar nicht, diese Sentenz.) Auch die Idee, sich selbst als Marke zu denken: stark!

Durch dieses profunde Wissen allein schon auf dem Umschlag und der Website hatte ich mich bereits so voll­um­fäng­lich opti­miert, dass ich das Buch gar nicht mehr zu lesen brauchte. Trotzdem habe ich es – aus Dankbarkeit und Loyalität gegen­über dem Autor – gekauft. Und nicht nur einmal. Nein, ich habe gleich einhun­dert Exemplare geor­dert, die ich seitdem im Freundeskreis verteile. Schließlich möchte ich es, opti­miert wie ich inzwi­schen bin, nicht mit einem subop­ti­malen Freundeskreis zu tun haben. Da müsste ich mich dann ja immer erst auf deren Niveau deop­ti­mieren, um ihre Gesellschaft aushalten zu können. Das ginge nur mit reich­lich Alkohol, wäre also gar nicht optimal, sondern teuer und gesund­heits­schä­di­gend, sprich: kontraoptimal.

Und ein weiteres Optimier-Werk möchte ich nicht uner­wähnt lassen, dessen geis­tiges Schaffen mich sehr zum besten meiner selbst geprägt hat. Es stammt vom berühmten Personality-Coach Johann Gotthilfihm Businessklaus Graf von Einen an der Waffel (siehe Portrait). Dessen Forschung verdanken wir bedeu­tende Erkenntnisse. Eine seiner wich­tigsten Thesen: »Ein erheb­li­cher Teil der Ursachen von Wirkungen sind Gründe.« Mit den Arbeiten des Graf von Einen a.d. Waffel gelang es mir zum Beispiel, meine Copy&Paste-Technik so weit zu perfek­tio­nieren, dass ich bei »Wetten, dass …?« kürz­lich mit folgender Wette bril­lieren konnte: »Ich wette, dass ich 50 der meist gebräuch­li­chen Ratgeber-Phrasen – mit verbun­denen Augen! – auf Anhieb genial finde.«

So weit, so optimal. Leider musste ich kürz­lich einen schweren Systemfehler im Optitech-Segment konsta­tieren. Zwar bin ich persön­lich nach dem Studium der entspre­chenden Materie zwei­fels­ohne opti­maler denn je. Aber dies trifft inzwi­schen auf alle anderen auch zu. Skandalöserweise haben sich auch die anderen opti­miert. Das Ergebnis: Wir sind alle gleich optimal. Der Abstand zwischen uns hat sich trotz meiner Mühen keinen Deut verän­dert. Ich sehe also keine andere Wahl, als mich durch noch mehr Optimier-Bücher zu fressen, um mir einen opti­malen Vorsprung im Wettbewerb zu verschaffen. Ich werde weiter berichten.

Zum Schluss noch ein von mir persön­lich – und ich sage das immerhin als jemand, der sich selbst die Schnürsenkel zubinden kann – entwi­ckelter Ratgeber-Tipp, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe: Sollte ein Business-Papier mal nicht richtig zünden, einfach »anti­zy­klisch« auf den Titel schreiben, dann: Funzt!

Text: Michael Bukowski; Abbildung: © Image Source via ZOOM, CD Second Honeymoon

P.S.: Um zur ausführ­li­chen Lobhudelei in diesem Beitrag auch einen Kontrast zu schaffen, möchte ich noch diesen Kurzverriss nach­legen: Auf nur rund 60 schmalen Seiten demons­triert der Karlsruher Philosophieprofessor Byung-Chul Han in seinem Essay »Müdigkeitsgesellschaft«, wie wenig Peilung er von der modernen Meconomy hat. Bloß nicht lesen!