Nichtlesen #24: Gedisst, geshitstormt & gebeeft …

Berlin, Mai 2011. Die Werbeagentur Auweier Unhold & Partner über­nimmt die FPD und wird trotz verant­wor­tungs­voller Politik flächen­de­ckend in den Medien kriti­siert – bis hin zur persön­li­chen Beleidigung unserer Nichtlesen-Redaktion durch den Verleger Jakob Augstein. Lesen Sie dazu vorab diese Twitter-Meldung:

Was es mit diesem Tweet auf sich hat, erfahren Sie sofort. Zunächst die Vorgeschichte:

Wir erin­nern uns: Vor einigen Jahren kam in der Berliner Studenten-Szene die Idee auf, geschlossen in die FDP einzu­treten und dank der schieren Masse der neuen Mitglieder die Partei zu über­nehmen. Das hat nicht funk­tio­niert oder war viel­leicht nicht konse­quent durch­ge­führt worden. Möglicherweise war auch einfach die Zeit noch nicht reif.

Jetzt ist sie es. Denn vor kurzem traten auf Geheiß des Agenturchefs Grabowski sämt­liche Mitarbeiter von Auweier Unhold & Partner in die FDP ein. Seitdem verfügt die Agentur in der Partei über eine solide bundes­weite Zweidrittelmehrheit. Ob das daran liegt, dass Auweier Unhold & Partner so viele Mitarbeiter beschäf­tigt oder dass der FDP so wenige Mitglieder verblieben sind, darüber mag jeder selbst spekulieren.

Anfang des Jahres 2011 jeden­falls hatten Auweier Unhold & Partner (AUP) die FDP so weit geka­pert, dass die Agentur seitdem eine eigene Partei besitzt. Das hat den Vorteil, dass man sämt­liche Etats für Werbung und Kommuniktion abgreifen, bzw. sich selbst zuschieben kann (siehe Abbildung links das neue Agentur-Partei-Logo). Und mehr noch: Die Agentur mischt jetzt in der großen Politik mit. Im ersten Schritt griff man in die Personalpolitik ein, been­dete die Herrschaft der Guidiotie und brachte frischen Schwung ins Personalkarussell.

Jetzt beginnt die Phase der poli­ti­schen Mitbestimmung und Einflussnahme. Das Kreativteam der Agentur hat ein Programm beschlossen, das auf dem nächsten Parteitag dank der Mehrheit verbind­lich beschlossen werden wird. Es gilt, die Geschicke unseres Landes zukunfts­fähig zu gestalten. Und zwar mittels dieses durch­dachten 5-Punkte-Plans:

1. Finanzkrise im Euroraum: Wird behoben durch Senkung der Mehrwertsteuer für die deut­sche Hotellerie von 7 auf 6%.

2. Afghanistan-Einsatz: Wird medial irrele­vant durch Reduzierung der Mehrwertsteuer für die deut­sche Hotellerie um noch­mals 1 auf dann 5%.

3. Bildungspolitik: Umfassende Bildung der Bevölkerung über die Notwendigkeit der weiteren Senkung der Hotel-USt. um ein weiteres Prozent auf dann nur noch 4%.

4. Elterngeld: Verdopplung der Bezüge für Haushalte ab einem Netto-Einkommen von 5.000 Euro; Elterngeld auch für Hotel-Betreiber ohne Kinder zzgl. Senkung der Hotel-USt. um weitere 2 auf nur noch 2%.

5. Bundeswehrreform: Statt Kasernierung Unterbringung des mili­tä­ri­schen Personals in Hotels und Gaststätten inkl. Senkung der USt. um weitere 2%. Hotels und Gaststätten sind damit dauer­haft ausge­bucht und grund­sätz­lich von der Umsatzsteuer befreit.

Seit Veröffentlichung dieses Leitprogramms erfreut sich die neue FDP powered by AUP einer erstaun­li­chen medialen Präsenz, die im genau umge­kehrten Verhältnis zur Bedeutung der Partei steht. So weit, so genial.

Leider zeigen sich inzwi­schen auch die Schattenseiten der Aktion. Denn die neue FDP/AUP wird keines­wegs nur wohl­wol­lend erwähnt. Genau genommen ist sogar ein regel­rechter Shitstorm gegen die Agentur-Partei entbrannt, an dem sich alle Medien vom Boulevard-Blatt über den geho­benen Feuilleton bis zu den renom­mierten Fashion-Blogs beteiligen.

Kein Tag vergeht ohne Dissung der FDP/AUP. Allein bei Twitter finden sich täglich tausende unsach­liche und diffa­mie­rende Beiträge. Der Shitstorm hat eine solche Kraft erreicht, dass sogar unsere Nichtlesen-Redaktion in Sippenhaft genommen wird, deren Aufgabe doch nur darin liegt, als PR-Abteilung für die Agentur Auweier Unhold & Partner zu fungieren.

Zum Beispiel kam es kürz­lich auf der re:publica 2011 zu einem hand­festen Eklat, als unser CvD Herr Bukowski öffent­lich von niemand gerin­gerem als dem Journalisten und Verleger von »der Freitag«, Jakob Augstein persön­lich gedisst wurde. Sehen Sie selbst anhand des Video-Beweises, dass sich selbst renom­mierte Journalisten und kluge Köpfe zum unre­flek­tierten Gedisse hinreissen lassen. Beachten Sie den Zeitraum von Minute 3:33 bis 4:00, in dem Herr Augstein den am Artikel-Anfang abge­bil­deten Tweet mit folgendem Wortlaut beläs­tert: »Ihr seid aber auch echt ein dank­bares Publikum und einfach zufrie­den­zu­stellen. mbukowski kann sich freuen, dass Ihr hier zuhört.« Ein Skandal!

Gestern gelang es unserer Redaktion, den Agentur- und heim­li­chen Partei-Chef Herrn Grabowski zwischen zwei Klausur-Tagungen für ein Telefon-Interview zu gewinnen. Hier seine Stellungnahme:

»Was erlauben Augstein! Einen so offen­sicht­lich albernen, platten und nur für einge­fleischte Twitterer witzigen Tweet als nicht witzig zu diffa­mieren! Aber passen Sie mal auf: Wenn Sie sich die Initialen des Namens von Jakob Augstein ansehen, ergibt das ein ›JA‹. Das ist natür­lich ein Zeichen, das nichts anderes bedeuten kann als ›Ja zum allge­meinen Bashing von FDP/AUP inkl. Nichtlesen-Redaktion‹.
Aber natür­lich lassen wir das nicht einfach auf uns sitzen. Ich habe bereits ein Menno aufge­setzt mit dem Leitantrag, das Beefbeil auszu­graben. Wir werden dies jetzt in den entspre­chenden Gremien und Ausschüssen in Partei und Agentur disku­tieren. Als erste Gegenmaßnahme schwebt mir eine Senkung der Umsatzsteuer für die Hotelbranche um 1 % auf dann insge­samt -1 % vor. Ich sag mal: Beef, ey!«

So weit Herr Grabowski. Aber auch wir hier in der Nichtlesen-Redaktion ergreifen die Initiative. Die schlimme Schmähung unseres twit­ternden CvD nutzen wir mit sofor­tiger Wirkung für eigene Zwecke – in Form dieses redak­tio­nellen Güte-Siegels (siehe Abbildung rechts oberhalb).

Michael Bukowski


4 Kommentare

  1. andi kissel

    A.U.P. – Die Aua-Partei. Danke Herr Bukowski.

  2. andi kissel

    F.D.P. und A.U.P. – das ist ’ne echte» lose-lose« situation.

  3. andi kissel

    okay, ich arbeite dann jetzt mal weiter…

  4. max

    ha! ihr seid die besten.
    Ich wär gern der neue Eisi-Verspeise bei euch :)

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