Schwebende Anzeigen in der Berliner Zeitung
Hover Ads (schwebende Anzeigen) sind eine Pest aus dem Internet, die auf gedruckte Medien übergreift: raffiniert programmierte Werbefenster, die den redaktionellen Inhalt zum Teil verdecken, wobei das Bedienelement zum Schließen versteckt ist, um die Aufmerksamkeit des Benutzers für einen längeren Zeitraum zu erzwingen. Kurz: hinterhältige Sch…, die sich ein Webseiten-Betreiber freiwillig ans Bein bindet, um ein paar Anzeigenkröten einzustreichen – auf Kosten genervter Besucher, frustrierter Redakteure und selbstgefälliger Anzeigenkunden, die nicht merken, dass ihre Produkte zunehmend gehasst anstatt geliebt werden.
Ohne Not transformiert die Berliner Zeitung diese werbliche Unsitte aufs Papier. Dabei scheint es sich in der gestrigen Ausgabe nicht um eine seltene Point-of-Sale-Aktion zu handeln, sondern um ein neues Konzept, denn außer auf der Titelseite (Kunde: MediMax) verdeckte auch im Innenteil ein halbseitiger Überleger (Kunde: Mercedes Benz) die Auftaktseite eines Produkts.
23 Kommentare
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thomas | BFA
hmm wie verdeckt? verstehe ich laut bild nicht so ganz. hast du ein foto der betroffenen stellen? das wird doch nicht ÜEBR den text gehen? oder doch? das wäre ja …
Walmo
Die Süddeutsche Zeitung macht das schon seit mehreren Jahren . Noch schlimmer ist bei der SZ aber die Printvariante eines Popups: Werbe-Postkarten, die mitten auf die erste Seite geklebt sind. Beim Abmachen reist man fast immer ein Loch in die Zeitung. Werbung, die das Produkt zerstört – darauf muss man erstmal kommen.
Philipp
Sogar die sächsische Provinz-Presse mit ihren kostenlosen Wochenzeitungen macht das bereits seit Jahren, allerdings ist mir das egal, denn diese fliegen unbesehen in den Müll.
Cortex
Schade dass es keinen „Printwerbeblocker“ gibt! Die Werbung empfinde ich als sehr störend, gerade weil das „Pop-up“ auf der linken Seite platziert ist und somit das Gefühl vermittelt, das die Zeitung hier im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Vordergrund steht. Vor allem kann ich diese art der großkotzigen Werbegestaltung nicht mehr sehen. Geschmacksvolle, kreative Werbung würde mich aber nicht sonderlich stören, wenn Sie auf der rechten Seite platziert ist und man animiert wird den Fetzen abzureißen.
Albi
auch bei »die welt« ist so etwas schon des öfteren vorgekommen.
hoffentlich hört diese unsitte bald auf!
jojo
Diese Form der Werbung finde ich sehr angenehm: ein Handgriff, und sie ist entsorgt.
Johannes Henseler
kann mich gar nicht genau entsinnen die sie das mit der Faltung regeln. wenn man diese Anzeige abtrennen will, reißt man dann auch die letzte Seite raus? oder hat die Zeitung gar eine ungerade Anzahl von Seiten? hm… ich komm nicht drauf…
Sebastian Nagel
Zur Form: So wie ich das kenne, ist das ein eigener Druckbogen, also 4 Seiten, der allerdings nicht die volle Breite der eigentlichen Zeitung hat. Der wird dann um die eigentliche Umschlagseite außen herumgelegt, lässt also einen Teil der Zeitung sehen, einen anderen (den auf der Bund-Seite) verdeckt er.
Wenn sich auf dem Werbebogen nun Elemente der eigentlichen Titelseite wiederholen (das „Berliner“) wirkt das sehr „irritierend“.
Andere „integrierte“ Werbeformen: die österreichische „Der Standard“ hat ab und zu z.B. eine andere Papierfarbe (statt üblichem Gelb-Rosa z.B. hellblau) oder hat auch schon auf gewissen Seiten im Text alle „o“ durch das verkleinerte blaue Ring-Logo des österreichsichen Mobilfunkers „one“ ersetzt… Nervig? JA. Wirksam auch.
Ignuz
Print is dead. Das Internet sowieso. Teh Cry.
thomas | BFA
ach jetzt verstehe ich das. das ist in der tat in papier da drüber gelegt. danke sebastian.
Till Westermayer
Die Freiburger Anzeigenblätter – na gut, eines von drei — machen das auch seit Jahren. Jedes Mal.
Christian
Geht man durch eine Brombeerhecke, hat man nachher Unmengen von Kletten, Samen und Früchten an den Schuhen – aber auch Brombeeren. Dieses dürftige Mantra (ohne Werbung gehts wohl nicht) murmele ich mir immer vor, wenn mich Werbung allzusehr plagt. Allerdings lässt der Verleger hier eine gewisse Schmerzgrenze vermissen. Womit wir wieder beim Stil wären.
Freiheitsfreund
Grr. Jetzt auch die BZ. Die komplette Titelseite hat Die Welt auch schonmal verkauft. Aber so ausgefeilte Spielereien? Dass sich das Lohnt?!
Florian Schommertz
Dieser Artikel gehört zu »Werbung und Moral«?
Somehow
Philipp
Ich möchte der Liste noch die FTD und das Handelsblatt hinzufügen.
Aus Gestaltungssicht kann ich das ehrlich gesagt nur begrüßen, denn die eigentliche Titelseite kann damit ja von störenden Anzeigen entlastet werden, und der Umschlag wird vor dem Lesen ohnehin entfernt. Damit gewinnt das Design an Stringenz, die Zeitung Geld und der Werbepartner Aufmerksamkeit.
Florian
Ich glaube nicht, dass Print tot ist. Im besprochenen Fall geht’s auch um die völlig überzogenen Renditeerwartungen eines britischen Finanzinvestors. (20 Prozent.) Es ist wirklich zum Heulen, welche Entwicklung das Blatt in kurzer Zeit genommen hat.
thomas | BFA
als format und idee sicherlich nicht verkehrt, aber das mit so dämlicher e-markt-werbung zu vergeuden ist völlig daneben. aber verkäufer verkaufen vollkommen wurscht, wer der kunde ist. und wenn der kunde kaufen will; ungedingt will; nimmt er auch den mundgeruch des verkäufers in kauf.
sharif
Ich find die Idee gut. Sowas gibts bei meiner Zeitung noch nicht. Ich greife einfach blind in die Mitte der täglichen Ausgabe und schmeiß die Werbung ungesehen weg. Jedes mal denke ich mir allerdings: die armen Werber, Setzer, Drucker … Ein bisschen Mitleid habe ich schon.
So muss man auf jeden Fall hinschauen. Gar nicht schlecht.
Simon
Auch der Berliner Tagesspiegel umhüllt schon seit Jahren immer wieder seine Zeitung mit diesen „Extraseiten“. Ich erinnere mich noch an einen vierseitigen Hover-Ad für die Kollektion von Karl Lagerfeld für H&M. Innen versteckte sich der Tagesspiegel. Möchte wissen, wie sehr der Kioskverkauf der Zeitung unter so einer Werbung leidet, oder ob sich in diesem Fall sogar Menschen wegen diesen großformatigen Modefotos für das Blatt entschieden haben.
Lukas
Der Standard hat soetwas ähnliches auch öfters. Da wird die komplette Titelseite umgestaltet, nur der „Der Standard“-Schriftzug bleibt gleich. Die Werbung von „Drei“ war dabei aber wirklich kunstvoll und gar nicht störend.
Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ haben das allerdings am Samstag absolut übertrieben. Sie haben die komplette(!) Titelseite von einer Firma verfassen lassen. Auf den ersten Blick merkte man nicht, dass die ganzen Texte eigentlich bezahlte Anzeigen waren, da das Layout nicht verändert wurde. Auf der dritten Seite war dann die eigentliche erste Seite.
Oliver
Schon lange wird diese Praktik bei Anzeigenblättern in unserer Region angewand. Es ist schade und stört einfach nur den Leser!
http://24punkt.de/2008/03/07/ostfriesland-verkauft-seine-titelseiten/
Frank
Das gibt es jetzt auch im Fernsehen: http://stohl.de/wordpress/?p=8516
Cujau
Und das gibt’s jetzt auch bei Hochglanz-Qualitätszeitungs-Magazinen:
http://cujau.de/index.php?/archives/215-Magazin-Titel-als-WerbehuelleSpochtspiegel-92008.html