Formen finden und nicht stehlen (2)
Das Designtagebuch berichtet gerade über die Rücknahme eines Logos der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, das sich im Nachhinein als sehr ähnlich zum Logo der portugiesischen Universidade do Minho herausstellte. Der Fall erinnert mich an einen älteren Fontblog-Beitrag mit dem Titel Formen finden und nicht stehlen. Wir dürfen nie vergessen, dass – bei einfachen grafischen Formen – zwei Menschen an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit diesselbe Idee haben können. Nicht gleich den Plagiatsvorwurf erheben …
22 Kommentare
Kommentarfunktion ist deaktiviert.
<em>kursiv</em> <strong>fett</strong> <blockquote>Zitat</blockquote>
<a href="http://www…">Link</a> <img src="http://bildadresse.jpg">
robertmichael
erinnert mich daran: https://www.fontblog.de/dieses-logo-kommt-uns-spanisch-vor
das logo von der hochschule ostwestfalen-lippe kommt mir schon etwas spanisch vor. gleiche formen ok, aber in der selben kategorie hochschule/universität finde ich schon ein großen zufall.
robertmichael
achso, wollte ich schon lange mal zeigen, auch wenn euch das sicherlich schon aufgefallen ist:
christoph_z
wenn das symbol nahe läge, könnte man vielleicht noch an einen zufall denken, aber das gleiche sehr abstrakte uhr/kompass-dingens für zufällig 2 hochschulen? eindeutiger kann man nicht plagiieren.
Ivo
Sehe ich auch als eindeutiges Plagiat. Und letztlich sind wir da wieder beim Thema Wettbewerb. Ist doch klar, dass die Studenten erstmal im Netz recherchieren, was die anderen Hochschulen in puncto Design so zu bieten haben. Dass sich dann einige gleich derart inspirieren lassen, ist am Ende vielleicht fast zu erwarten.
Apropos. Was sagt ihr denn zu dieser Foundry?
christoph_z
die fontshop-ähnlichen logos oben sind aber kein plagiat – kein mensch kann behaupten, der erste mensch gewesen zu sein, der typo in kästen gesetzt hat. signifikant ist beim fontshop-logo fast ausschließlich die seltene kombination schwarz-gelb, und die kann man schlecht für sich alleine reklamieren.
robertmichael
bei paratype bin ich mir manchmal nicht sicher ob das nicht vielleicht sogar ein schwesterunternehmen von fsi ist. jedenfalls haben die viele kyrillische versionen von den ff schriften im programm. und sie haben ein dickes rotes/orangenes fontbook.
Martin
Also Firmen- oder Markennamen, die aus zwei Wortbestandteilen bestehen, die farblich unterschiedlich hinterlegt sind oder mit unterschiedlicher Schriftfarbe oder Schrift gesetzt wurden, gibt es doch wie Sand am Meer. War Fontshop da Vorreiter und alle anderen sind Plagiate? Ich weiß nicht so recht. Die Idee scheint mir dermaßen naheliegend zu sein, dass man wohl kaum sagen kann, wer zuerst grafisch mit den zwei Wortbestandteilen gespielt hat. Wobei es von ParaType natürlich reichlich ungeschickt ist, ein Logo zu wählen, dass dem Fontshop so sehr ähnelt.
robertmichael
genau darum gings ja auch, christoph_z. denn das behauptet auch keiner.
Ivo
Stimmt. Ich wollte bei meinem Beispiel sicher nicht die Plagiatskeule schwingen. Wenn überhaupt, dann die Zitatskeule, denn das Font-Business dürfte auch für die russischen Kollegen deutlich überschaubarer sein, als z.B. die weltweite universitäre Landschaft, um mal wieder den Bogen zurück zum Artikel zu spannen.
Jürgen
Paratype ist weder Eigentum noch verwandt mit FSI FontShop International oder anderen lokalen FontShops.
mbo
viel fragwürdiger fand ich die auschreibung der fh: 3000 eur gab es für den ersten platz und sämtliche rechte – auch die möglicher modifizierungen – waren vom gestalter abzugeben. man sollte sogar versichern, dass man die rechte an der verwendeten typo hat etc.
aus diesem grund habe ich nicht mitgemacht. für diesen all inclusive-preis sollte hier ein reingezeichnetes logo abgegriffen werden.
Peteri
Ich glaube nicht, dass das Uni Logo ein Plagiat ist.
Denn die Schöpfer selbst haben ja auf das spanische Logo aufmerksam gemacht und damit den Rückzug des Logo ausgelöst.
Ivo
Wahrscheinlich haben sie am Ende ob ihres Gewinns Muffensausen bekommen und das Ganze lieber selbst gestoppt. Warum sollten gerade sie über die Zwillingsverwandschaft zum portugiesischen Logo gestolpert sein?
Stefan Kalscheid
Wie Peteri sagt: Welcher Designer klaut eine Idee und macht anschließend darauf aufmerksam? Ich denke, es handelt sich hier eher um einen unglücklichen Zufall. Die Marke ist tatsächlich grafisch so reduziert, dass ich mich nicht wundern würde, sie noch anderswo wiederzufinden.
Ganz davon abgesehen, dass so eine Bildmarke auch für andere Institutionen denbar ist.
Ivo
Ja, grundsätzlich habt ihr da schon Recht. Ich glaube dennoch an meine Theorie. Schließlich handelt es sich hier um Designer in der Ausbildung und da darf man gern auch mal solche Fehler machen. Ich deute das jedenfalls als einen solchen. Als sie diesen Dank ihres Gewissens eingesehen haben, haben sie die Notbremse gezogen, was ich letztlich auch in Ordnung finde. Als ausgebildeter Designer sollte das natürlich nicht mehr passieren, dann wirklich nur noch aus Zufall. Ist natürlich reine Spekulation, aber mir sind da einfach – vor allem in den Proportionen – zu viele Gemeinsamkeiten enthalten. Mal ganz davon abgesehen, dass ich immer noch nicht weiß, was das Symbol in der einen als auch anderen Uni für eine Bedeutung hat …
Die Ausschreibung ist übrigens unter aller Kanone und hat diese Situation mehr als verdient.
Derya
Ich habe mir mal die Seite der portugiesischen Universität näher angeschaut. Dort entdeckt man das das Logo aus modularen Elementen besteht, welche unter anderem für Piktogramme verwendet werden. Siehe: Link
In diesem Zusammenhang vielleicht eine vom gestalterischen Standpunkt angreifbare Lösung, aber sie ist zumindest durchdacht eingesetzt.
Mich würde interessieren, was sich die beiden Gestalter bei Ihrem Entwurf gedacht haben und welches Konzept Ihrem Logo unterliegt.
Das wichtigste Symbol der Region Ostwestfalen-Lippe ist die Lippische Rose Wiki-Link, die warscheinlich ein guter Ausgangspunkt für das Logo gewesen wäre. Die Hochschule bietet auch ein Studium der Medienproduktion an, vielleicht hätte man die Studenten auf das Logo ansetzen sollen. Das wäre eine kostengünstige Alternative gewesen und hätte für eine viel höhere Identifikation der Studenten mit der Hochschule sorgen können. Auf jeden Fall aber den Teilnehmern diese inakzeptablen Wettbewerbskonditionen erspart.
jamie
gleicht lustigerweise enfernt auch dem uni basel logo!
http://www.unibas.ch/
Diese Visualisierung der Vernetzungsstruktur scheint beliebt zu sein bei Unis…
Cortex
Faken ist in der design Branche peinlich. Ob Student oder nicht, das beweist doch nur die Angst mutig zu sein und sein eigenes Werk in den Mittelpunkt der Bewertung zu stellen oder schlimmer noch, die Unfähigkeit zur Kreativität.
Natürlich beeinflusst uns die Arbeiten anderer aber Design bedeutet doch auch neues zu erschaffen und
für mich ist das Logo eine 1:1 Kopie mit einer leichten Modifikation!
Alexander
@ mbo
»man sollte sogar versichern, dass man die rechte an der verwendeten typo hat etc.«
das stimmt nicht. man sollte lediglich ankreuzen, OB man eine lizenzpflichtige Schrift benutzt oder nicht.
@ ivo
»Schließlich handelt es sich hier um Designer in der Ausbildung und da darf man gern auch mal solche Fehler machen.»
Das stimmt nicht. Die besagten Designer befinden sich nicht in der Ausbildung.
http://www.xing.com/profile/Michael_Knoedgen
@ Derya
»Die Hochschule bietet auch ein Studium der Medienproduktion an, vielleicht hätte man die Studenten auf das Logo ansetzen sollen.»
Du hast absolut recht.
Ivo
Oh, das überrascht mich jetzt aber doch. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele Profis bei solchen Aktionen mitmachen.
Danke für den Hinweis mit der Schriftlizenz. Das konnte ich nun wirklich kaum glauben.
Alexander
Habe bei einem Ausflug nach Brüssel folgende Bildmarke entdeckt, die ausgenommen der Farbgebung (Schwarz/Grün vs. Schwarz/Gelb), identisch mit den zwei ineinandergreifenden Fs des Fontshops ist.
Hier der Link zum Unternehmen:
http://www.femont.com/Reachus.htm
David
Die Ähnlichkeit bei dem Hochschul-Logo von OWL ist anscheinend erst während einer markenrechtlichen Recherche aufgefallen, die von den Designern routinemässig beauftragt wurde.
Ein Glück für die Hochschule, daß es Profis waren und an eine Markenanmeldung denken. Ich bin Hochschulangehöriger und möchte mir lieber nicht vorstellen, was los wäre wenn eine solche Ähnlichkeit erst nach Jahren entdeckt wird.
Ich habe bei diesem Wettbewerb mit fragwürdigen Teilnahmebedingungen selbst nicht mitgemacht. Im Laufe des Sommersemesters soll wohl ein neues Bildzeichen gestaltet werden und ich bin sicher, daß man sich dieses Mal die Zeit für Recherchen und eine Anmeldung beim Patentamt nimmt.
Ich finde, daß man die Sache professionell gelöst hat und es ist allemal besser, einen solchen Fall Publik zu machen als „unter den Teppich“ zu kehren. Hut ab vor den Gestaltern.