Berlin ist größer als New York

Das 50. Jubiläum der Berliner Kongresshalle ist für das Haus der Kulturen der Welt Anlass, über die Zukunft der deutsch-ameri­ka­ni­schen Beziehungen inner­halb einer globalen Moderne nach­zu­denken. Den Auftakt bildet ab 24. August die Ausstellung New York – States of Mind, die mit Werken von Wegbereitern wie Marcel Duchamp, Hans Haacke, Gordon Matta-Clark, aber auch mit Arbeiten von Künstlern wie Kehinde Wiley, Carolee Schneemann und Jon Kessler spezi­fi­sche Formen der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit präsentiert.

Zur Steigerung der Vorfreude wurde jetzt das Magazin Berlin ist größer als New York online gestellt, wunderbar gestaltet von A & B ants and butter­flies (Konzept und Redaktion: Brigitte Heilmann, Eva Stein). Aufschlussreich und unter­haltsam zugleich sind die Zahlenspiele zu den Metropolen.


4 Kommentare

  1. Benjamin Hickethier

    Hinzuweisen ist auch auf den unge­wöhn­lich langen Artikel über das ›neue‹ Haus der Kulturen der Welt, mit dem Slogan, dass das HdKdW sich zu einem Ort der elitären Kulturdarstellung entwi­ckelt hätte und nun ganz neu und von unten starten wolle. So in etwa.

    Ohne schon wieder allzu­viel nörgeln zu wollen, wundert mich doch diese selt­same (ohne Zweifel schön und gut gestal­tete) Website/online-Version des Magazins, ein ›Meiner ist aber länger‹, mit der nur mit viel Humor zu ertra­genden Erkenntnis, Berlin sei ›größer‹ als New York, u.a. belegt dadurch dass New York ja eigent­lich erst hunderte von Jahren später und dann auch noch als ›Nieuw Amsterdam‹ gegründet wurde. Dieses Magazin ist ein wunder­bares Beispiel für die Sinnlosigkeit der unkom­men­tierten Verwertung von statis­tisch-mathe­ma­ti­schen Zahlenspielen. Kostprobe: Brooklyn-Kreuzberg-Vergleich: in Kreuzberg leben zwar nur ein Zehntel so viele Menschen wie in Brooklyn (aha, Brooklyn ist also gleich Kreuzberg nur auf newyor­kisch), davon sind aber (und u.a. deshalb ist Berlin größer als NYC) immerhin 21% ›Ausländer‹, also ausge­grenzte, während es Brooklyn gerade mal auf 7% ›Ausländer‹ bringt. Muss man nicht die Frage stellen, was macht einen Ausländer eigent­lich zum Ausländer und warum werden eigent­lich nicht z.B. alle schwarz­far­bigen Menschen in Brooklyn als Türken gezählt (weil sie kein Kopftuch tragen!)? So wie hier offenbar alle, die keinen einwand­frei rein deut­schen Stammbaum haben (in einem Nicht-Einwanderungsland, natür­lich), die höhere Zahl im Spiel um möglichst lange Ziffernfolgen herbeiführen. […]

    Berlin ist größer als Mexico City, hundert­pro­zentig, und sowieso größer als die ganze Welt. Wie sehen die Statistiken im Bereich der Hundehinterlassenschaften pro qm im direkten Friedrichshain-Singapur-Vergleich aus? Damit kann man bestimmt auch viele Blumentöpfe gewinnen.

  2. Harki

    Kennt jemand noch den mäßig lesens­werten Roman „Fatherland“ von Robert Harris, erschienen Anfang der Neunziger? Gehört zum Genre „Fiktive Geschichte“: Deutschland hat den Krieg gewonnen, ein beson­ders origi­nelles Thema also. Aber der Anfang des Romans ist hübsch: Da muß ein armer Engländer eine Stadtführung durch die neue Welthauptstadt Germania über sich ergehen lassen. Die Fremdenführerin betont bei jedem Kolossalbauwerk, um wieviel größer es sei als vergleich­bare Bauwerke in anderen Städten, um wieviel größer also beispiels­weise die Siegeshalle als der Petersdom sei. Dem Engländer ist natür­lich im Stillen gleich klar: So benehmen sich Gernegroße. ;)

    So eine Austellung ist natür­lich mithin schon von ihrem Ansatz her pein­lich, von dem völlig abge­stan­denen Projektmittel-Schnorr-Wort „Lebenswirklichkeit“ nicht zu reden. In der Frankfurter hatte es Mitte letzter Woche (8.8.) einen schönen Leitartikel von Jasper von Altenbockum zum Thema „Berliner Neowilheminimus“: „Zwischen Kapitale und Kapitälchen“ hieß das…

  3. Cicerone

    Ich betrachte den Titel „Berlin ist größer als New York“ als Ironie (oder auch Zynismus) der Autoren. Vielleicht ist er auch einfach nur „Berliner Schnauze“.
    Die meisten Vergleiche sind nicht beson­ders ernst zu nehmen, in den meisten Fällen kommt Berlin (jeden­falls in abso­luten, manchmal auch in rela­tiven) Zahlen weit schlechter weg… Who cares?
    Ich wüsste nicht, wie man das Thema hätte unter­halt­samer angehen sollen. Ein biss­chen Provokation schadet nicht.

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