Fontblog Artikel des Jahres 2014

Neue, unveröffentlichte Schweizer Schriftentwürfe

CAS_Schriftgestaltung_ZHdK_2013_05Die Studiengänge MAS Type Design und CAS Schriftgestaltung an der Zürcher Hochschule der Künste zeigen elf neue Schriften. Seit fast einem Jahrzehnt sind auf type​typo​.ch eine breite Auswahl von Schriftkreationen aus den beiden Studiengängen online präsent. Die Übersicht zeigt einer­seits die Vielfalt wie auch die Qualität der entstan­denen Text-Schriften, und ermög­licht dem Besucher einen Blick auf die Merkmale wie auch die Charakteristik der Abschlussarbeiten.

Zusätzlich zur Online-Präsenz werden die neuen Kreationen in einer Publikation des Departements Design der ZHdK vorge­stellt und in Anwendungen gezeigt. In den berufs­be­glei­tenden Studiengängen MAS-Type Design und CAS-Schriftgestaltung werden seit mehreren Jahren Textschriften mit einem hohem Anspruch an Lesbarkeit, Ästhetik, tech­ni­schem Standard und für solide Anwendbarkeit entwickelt.

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Den Schriftentwürfen liegt jeweils ein von den Studierenden defi­niertes Konzept zu Grunde. Immer sind es visu­elle Neuheiten, zum Teil auch Interpretationen und Variationen histo­ri­scher Vorlagen, gelun­gene Versuche mittels Mischungen von Schrift- und Stilarten oder auch problem­lö­sungs­ori­en­tierte Kreationen. Einige der älteren Schriften wurden bereits von bekannten Schriftvertrieben wie Linotype, FontShop und URW++ ins Programm aufgenommen..

Im Hebst 2015 startet ein neuer, vier­se­mes­triger Studiengang MAS Type Design.


SwiftKey: Was taugt die alternative iOS-Tastatur

Drei Screens mit SwiftKey auf dem iPhone

Die kosten­lose Third-Party-Tastatur SwiftKey: zwei Layouts, Tastenbeschriftung in Versalien und Gemeine, leichte Sprachumschaltung, aber … inak­zep­ta­bler Eingriff in die Privatsphäre

Für die Nutzer von iPhones und iPads beginnt heute eine neue Ära des mobilen Tippens. Mit der Veröffentlichung von iOS 8 diese Nacht halten erst­mals alter­na­tive Keyboards Einzug ins mobile Apple-Betriebssystem, die den Sprachstil des Nutzers erlernen und inter­es­sante Eingabeoptionen bieten. Allen voran hat Apple selbst die inte­grierten Tastaturen mit der Gedankenlese-Funktion QuickType ausge­stattet, die das Schreiben ziem­lich beschleu­nigt. Hierzu tauchen ober­halb der Tastatur drei Ganzwort-Tasten auf, die versu­chen, dem Schreibenden die Worte aus dem Mund zu nehmen, bzw. aus den Fingerspitzen. Bereits beim ersten Benutzen verleitet die Automatik zu Spielereien, z. B. dem Verfassen selbst­ge­steu­erter Tweets:

Ansonsten hat sich am Design der Apple-Tastatur wenig geän­dert, auch nicht die Beschriftung der Tasten mit starren Versalien, was bereits beim ersten Erscheinen des iPhone vor sieben Jahren Verwunderung auslöste. Wenn Steve Jobs schon den Nutzen einer Software-Tastatur gegen­über den damals gängigen Plastik-Mäuseklavieren predigte, warum änderte sich dann beim Umschalten von Groß- und Kleinschreibung nicht auch die Beschriftung der Tasten? Bis heute hat Apple kein offenes Ohr für diesen Kundenwunsch. Das macht aber nichts mehr, denn nun kann jeder Entwickler eine Traumtastatur bauen und über den App-Store vertreiben.

Für Android gibt es bereits solche Tastaturen, zum Beispiel die Modelle Swype und SwiftKey, was den Vorteil hat, dass iOS-User auf ausge­reifte Konzepte hoffen dürfen. Eines liefert SwiftKey Tastatur seit wenigen Stunden. SwiftKey gehört zu den belieb­testen Keyboards für Android. Die App wird von dem 2008 in London gegrün­deten Unternehmen TouchType Ltd. entwi­ckelt, das für iOS bereits SwiftKey Note anbietet. Weil SwiftKey vor allem Funktionen bieten, die nun auch die Standard-iOS-Tastatur beherrscht, bleibt den Entwicklern im Moment wohl nichts anderes übrig, als ihre Apps kostenlos anzubieten.

Ich habe heute Morgen die SwiftKey Tastatur unter die Lupe genommen, vor allem, weil ich endlich Apples Tastenbeschriftung los werden will. Die SwiftKey-Tastaturen sind in eine App gepackt, die alle Tastaturen instal­liert und gleich­zeitig auch als Einstellungs-Tool dient. Hinzugefügt wird die Drittanbieter-Tastatur unter Einstellungen → Allgemein  → Tastatur. Die App erlernt den persön­li­chen Schreibstil, um ihre Autokorrektur und die intel­li­gente Wort-Vorhersagen ständig zu verbes­sern. Das Umschalten vom Default-Theme (schwarze Tasten) zum Light-Team im iOS-Stil war etwas hakelig. Ansonsten funk­tio­niert die Verwaltung der Tastatur(en) intuitiv.

Auf Wunsch kann man die SwiftKey-Tastatur auch mit Facebook oder einem Google-Konto verbinden. Mit deren Unterstützung kann die Tastatur schneller vom Nutzer lernen und Wortvorschläge anbieten, die nicht im Duden zu finden sind. Spätestens bei den Stichworten ›Facebook‹ und ›Google‹ fragt man sich ganz allge­mein, wie SwiftKey über­haupt die gewonnen Erkenntnisse über mein Schreibverhalten verwaltet und spei­chert. Damit die App das über­haupt kann und mir anbietet, erfor­dert sie zwin­gend das Einschalten der »Volle Zugriff erlauben«-Funktion.

Daraufhin beschreibt das Apple-iOS ziem­lich genau, was jetzt … in einer Pop-up-Warnung mit dem wunder­baren Titel »Drittanbietertastaturen«. Hier heißt es: »Diese Tastaturen können auf alle von Ihnen einge­ge­benen Daten zugreifen, einschließ­lich Bankkonto- und Kreditkartennummern, Anschriften sowie andere persön­liche und vertrau­liche Informationen. … Wenn Sie den vollen Zugriff erlauben, dürfen Entwickler auf die von Ihnen einge­ge­benen Daten zugreifen, sie sammeln und über­tragen. Falls Sie der Drittanbieter App, die die Tastatur enthält, erlauben, auf ihrem Standort, Ihre Fotos und andere persön­liche Daten zuzu­greifen, kann die Tastatur diese Daten eben­falls sammeln und an die Server des Tastaturentwicklers übertragen.«

Klarer lässt sich nicht formu­lieren, dass man (im Moment) die Finger lassen muss von Drittanbietertastaturen.


Der Unterschied zwischen font​shop​.de und … .com

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Kunden fragen: »Welches war noch mal der Unterschied zwischen font​shop​.de und font​shop​.com«. Ganz einfach, und das hat sich mit dem heutigen Relaunch auch nicht geändert:

  • Schriften im Download gibt es (welt­weit) unter font​shop​.com
  • alles andere (Font-CDs, Services, TYPO, News …) auf font​shop​.de für deut­sche Kunden

KircherBurkhardt + BurdaCreative = C3

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Die beiden Content Marketing-Unternehmen KircherBurkhardt und BurdaCreative schließen sich zusammen und gründen die Agentur C3. Noch 2014 soll das neue Unternehmen (vorbe­halt­lich der Zustimmung des Kartellamts) aktiv werden. Je 50 Prozent der Anteile an dem neuen Unternehmen halten Hubert Burda Media sowie die beiden Gründer Lukas Kircher und Rainer Burkhardt. Die digi­tale Redaktionsagentur Wundermedia, die Burda Anfang des Jahres akqui­riert hat, wird eben­falls in das neue Unternehmen einge­bracht. Die Führung von C3 über­nehmen Burkhardt und Kircher, sowie der derzei­tige BurdaCreative Geschäftsführer Gregor Vogelsang.

Die neue Agenturgruppe C3 verfügt über 59 Mio. Euro Umsatz und 400 Mitarbeiter. Im BVDW-Ranking steigt C3 damit in die Top 5 der größten Digitalagenturen Deutschlands ein und wird darunter die einzige sein, die ihren Fokus auf die Kreation von Content legt. Weit über 100 Journalisten, die von Print bis Social Media alle Disziplinen des Content Marketing beherr­schen, werden für C3 arbeiten. Zum Start ist C3 mit Büros in Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Zürich, London, Moskau, Honkong und New York aktiv.


Fontblog ist umgezogen …

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… aber ihr müsst nichts tun. Er wird weiterhin unter font​blog​.de zu finden sein, aber sein tatsäch­li­cher Wohnort ist die komplett neu gebaute font​shop​.de-Homepage, die Morgen ans Netz geht. Außerdem werden der Fontblog und der FontShop-Blog meiner Kollegin Sabine Gruppe inhalt­lich verschmelzen. Wir berichten dann – unter dem Fontblog-Dach – abwech­selnd aus der Grafikszene und über neue Schriften. Dies alles passiert in den kommenden Stunden … mit Sendepausen und Bildruckeln ist zu rechnen. Bis morgen. (Foto: mit freund­li­cher Genehmigung von Shutterstock)


Apples ungeschicktes Musikgeschenk

U2, live in Mailand 2009

Mal ange­nommen, du isst gerne Müsli, vorwie­gend Bio-Qualität. An einem wunder­baren Spätsommertag, nach dem Einkauf im Supermarkt, begrüßen dich freund­liche Kellogg’s-Promoter hinter der Kasse, die jedem Kunden drei Pakete Kellogg’s-Frühstücksflocken im Gesamtwert von 9,90 € in den Einkaufswagen legen. Ein Geschenk des Hauses. Du wirst es nicht annehmen. Du wirst es den Vertreten freund­lich zurück­geben mit der Bitte, es jemand anderem zukommen zu lassen.

Während Apple seine Produkte tradi­tio­nell bis zum letzten Schräubchen durch­denkt, war die Musik-Verschenk-Aktion vor einer Woche über­haupt nicht durch­dacht. 500 Millionen iTunes-Kunden fanden im Laufe des Dienstags auf einmal das neue Album der briti­schen Band U2 in ihrem Einkaufskorb, »Songs of Innocence«, bezahlt von Apple, ready to down­load. Das fand ein geringer Prozentsatz der iTunes-Kunden, also mehrere Millionen, gar nicht nett.

Apple hatte die Büchse der Pandora geöffnet. Wie einst Amazon, als es Tausenden Kindle-Kunden das Buch »1984« (George Orwell, 1949) im Lesegerät löschte, weil es von einem zwei­fel­haften Anbieter illegal in den Store gestellt wurde. Nur machte es Apple umge­kehrt, frei­lich mit dem Einverständnis von U2 und deren Plattenfirma: Man fügte der Bibliothek aller Kunden einfach ein Album hinzu. Ungefragt. Die Irritation beim Kunden ist die gleiche, nein größer.

Der U2-Sänger Bono versucht den Fall in einem Brief auf der Website der Band schön zu reden: “And for the people out there who have no inte­rest in checking us out, look at it this way… the blood, sweat and tears of some Irish guys are in your junk mail.” Dieser Vergleich geht völlig daneben. Junk-Mail landet bei mir direkt im Müll, und pflanzt sich nicht in eine Datenbank, die ich seit über 10 Jahren akri­bisch pflege. Apple und U2 haben sich auf Geräte einge­nistet, mit denen Menschen ihr Leben orga­ni­sieren, die Adressen ihrer Freunde verwalten und ihre Lieblingsmusik. Selbst die Kasse wurde ange­tastet: Denn wenn sich neben dem U2-Albums im iTunes-Store der Kaufen-Button ohne mein Zutun in ein Gekaufte Artikel-Button verwan­delt, fühle ich mich nicht nur irri­tiert, ich fühle mich verfolgt, denn der Kaufprozess ist nicht mehr meiner.

Ein Woche brauchte das Unternehmen aus Cupertino, bis es seinen Kunden einen Entfernen-Button servieren konnte. Das ist zwar eine zügige Reaktion, aber man hätte sich das vorher über­legen können.

Ich selbst habe das Album nicht gelöscht. Bin zwar kein U2-Fan, aber neugierig auf neue, gut produ­zierte Musik (und das ist sie). Daher halte ich manche Reaktionen im Netz für über­trieben. Oder schlicht daneben, zum Beispiel wenn man die Aussage »Ban music thieves from web« des U2-Managers aus dem Jahr 2008 mit dem Desaster dieser Woche gleich­setzt, wie hier geschehen.

Foto: U2 live, am 8 Juli 2009 in Mailand (mit freund­li­cher Genehmigung von Shutterstock, © Valeria73 / Shutterstock​.com)


Hoftypes Orgon Slab Familie für die Hälfte

Mit Orgon Slab entwarf Dieter Hofrichter, Hoftype-Gründer und lang­jäh­riger Weggefährte von Günter Gerhard Lange, eine lineare Antiqua mit kräfigen Slab-Serifen (Egyptienne). Besonnen trans­por­tiert die Familie große Textmengen, ohne das Auge zu ermüden. Das stabile, gut lesbare Schriftbild in kleinen Schriftgrößen, und der markante Auftritt in groß gesetzten Headlines und Aufmachertexten, machen den Reiz der zeit­ge­mäßen Familie aus. Auffälligstes Merkmal und prägend für Orgon Slabs klar-saubere Anmutung sind ‚scharfe‘ rechte Winkel in den Punzen von ‚a‘, und ‚d‘, oder im Auge des ‚d‘. Dem entgegen treten sanfte Rundungen der Buchstabenschultern und Ausläufe, zum Beispiel bei ‚m‘ und ‚e‘. Gerundete rechte Winkel defi­nieren die Ecken der kräf­tigen Slab-Serifen. Orgon SlabDer eckig-rund Kontrast verhilft der Orgon Slab Familie von Hoftype zu viel Charakter Acht Strichstärken, Thin, Extra Light, Light, Regular, Medium, Bold, Extra Bold und Black mit jeweils passenden Kursiven machen die Orgon-Slab-Familie zu einem Allrounder für anspruchs­volle Gestaltungsprojekte und gemeinsam mit der eben­falls 16-schnit­tigen Orgon Sans zu einer viel­sei­tigen Großfamilie. Optimiert für den Satz im Print- und Web-Format garan­tiert Orgon Slab einen Plattform über­grei­fend konsis­tenten Auftritt. Orgon OT FeaturesVoller Zeichenkoffer: Orgon Slab verfügt über Zeichen für jede typo­gra­fi­sche Lebenslage Wie alle Schriften von Hoftype verfügt jeder Orgon Font von Thin bis Black über einen umfang­rei­chen Zeichenvorrat: Die über 700 Glyphen des OpenType-Fonts enthalten den erwei­terten Zeichensatz für osteu­ro­päi­sche Sprachen. Alle Schnitte beher­bergen Ligaturen, Kapitälchen, propor­tio­nale Versal-Ziffern (Lining-Figures), Tabellenziffern, Mediävalziffern für Text und Tabellen, passende Währungszeichen, Bruchzahlen, Formelzeichen, passende Pfeile und viele weitere Sonderzeichen. Als Stern der Woche bietet FontShop die nütz­liche Orgon-Slab-Familie bis zum kommenden Montag für nur 75*,– statt 150*,– € an. – – Alle Preise verstehen sich zzgl. MwSt., Preisänderungen vorbehalten


Überflüssiger »Speichersymbol«-Wettbewerb

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Das kommt davon, wenn man sein Berufsleben seit Jahrzehnten in Microsoft-Programmen verbringt … Die Stuttgarter Zeitung und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart glauben immer noch, dass Softwares und Websites den Befehl Speichern mit einem Disketten-Symbol visua­li­sieren. »Jeder von uns klickt mehr­fach täglich darauf, ohne darüber nach­zu­denken: auf das kleine Diskettensymbol in vielen Computerprogrammen, mit dem sich Textdokumente, Fotos oder andere Dateien abspei­chern lassen.« heißt es auf der Website des gerade laufenden Wettbewerb Speichern unter …, der für diesen Befehl ein zeit­ge­mäßes Symbol sucht.

Also, erstens hat der Wettbewerb den falschen Namen. »Speichern unter …« (im Englischen: save as …) und bezeichnet das Erstellen eines digi­talen Duplikats unter einem neuen Namen. Gesucht wird aber ein Symbol für den Befehl Speichern. Zweitens habe ich schon seit Jahren nicht mehr auf ein Disketten-Symbol geklickt (wenn über­haupt, dann mit dem Zeigefinger getippt), denn sowohl im Web als auch in Apps sind alter­na­tive Symbole längst etabliert. Denn heute »spei­chert« man in die Cloud, auf USB-Sticks, ins Fotoalbum und auf die Facebook-Pinnwand. Und so haben Interface-Designer seit gefühlt 10 Jahren Abschied genommen von Medien-Symbolen (Festplatte, Stick, Wolke, …) … ja, sogar die Aktion Speichern ist nicht mehr klar definiert.

weiterSpeichern ist nur noch einer von einem Dutzend verwandter Aufbewahrungsprozesse, wie zum Beispiel das Teilen, Pinnen, Hochladen, Mailen, Simsen oder Twittern. Als Symbol dafür sieht man in den meisten mobilen Betriebssystemen eine Box, aus der ein gerader oder gebo­gener Pfeil heraus­ragt, der so viel bedeutet wie »Wohin damit?«. Nach dem Antippen taucht eine Auswahl sinn­voller Optionen in Prosa auf (z. B. »In meine Dropbox laden«, »Als Hintergrundbild«, »Drucken«, etc), aus der sich der Benutzer die gewünschte aussucht.

Fazit: Wir brau­chen kein Symbol für Speichern unter …. Aber wer 3000 €, 2000 €, 1000 €, ein Macbook Pro, ein iPad oder ein iPhone abschießen will, soll seine Vorschlag unbe­dingt hier bis 30. 09. einreichen …