SwiftKey: Was taugt die alternative iOS-Tastatur
Die kostenlose Third-Party-Tastatur SwiftKey: zwei Layouts, Tastenbeschriftung in Versalien und Gemeine, leichte Sprachumschaltung, aber … inakzeptabler Eingriff in die Privatsphäre
Für die Nutzer von iPhones und iPads beginnt heute eine neue Ära des mobilen Tippens. Mit der Veröffentlichung von iOS 8 diese Nacht halten erstmals alternative Keyboards Einzug ins mobile Apple-Betriebssystem, die den Sprachstil des Nutzers erlernen und interessante Eingabeoptionen bieten. Allen voran hat Apple selbst die integrierten Tastaturen mit der Gedankenlese-Funktion QuickType ausgestattet, die das Schreiben ziemlich beschleunigt. Hierzu tauchen oberhalb der Tastatur drei Ganzwort-Tasten auf, die versuchen, dem Schreibenden die Worte aus dem Mund zu nehmen, bzw. aus den Fingerspitzen. Bereits beim ersten Benutzen verleitet die Automatik zu Spielereien, z. B. dem Verfassen selbstgesteuerter Tweets:
Ich habe ein neues Auto kaufen und dann noch mal ein paar Tage nach dem ersten Weltkrieg bezahlt werden muss und die anderen #iOSAutoSuggest
— Jens Kutílek (@jenskutilek) 17. September 2014
Ansonsten hat sich am Design der Apple-Tastatur wenig geändert, auch nicht die Beschriftung der Tasten mit starren Versalien, was bereits beim ersten Erscheinen des iPhone vor sieben Jahren Verwunderung auslöste. Wenn Steve Jobs schon den Nutzen einer Software-Tastatur gegenüber den damals gängigen Plastik-Mäuseklavieren predigte, warum änderte sich dann beim Umschalten von Groß- und Kleinschreibung nicht auch die Beschriftung der Tasten? Bis heute hat Apple kein offenes Ohr für diesen Kundenwunsch. Das macht aber nichts mehr, denn nun kann jeder Entwickler eine Traumtastatur bauen und über den App-Store vertreiben.
Für Android gibt es bereits solche Tastaturen, zum Beispiel die Modelle Swype und SwiftKey, was den Vorteil hat, dass iOS-User auf ausgereifte Konzepte hoffen dürfen. Eines liefert SwiftKey Tastatur seit wenigen Stunden. SwiftKey gehört zu den beliebtesten Keyboards für Android. Die App wird von dem 2008 in London gegründeten Unternehmen TouchType Ltd. entwickelt, das für iOS bereits SwiftKey Note anbietet. Weil SwiftKey vor allem Funktionen bieten, die nun auch die Standard-iOS-Tastatur beherrscht, bleibt den Entwicklern im Moment wohl nichts anderes übrig, als ihre Apps kostenlos anzubieten.
Ich habe heute Morgen die SwiftKey Tastatur unter die Lupe genommen, vor allem, weil ich endlich Apples Tastenbeschriftung los werden will. Die SwiftKey-Tastaturen sind in eine App gepackt, die alle Tastaturen installiert und gleichzeitig auch als Einstellungs-Tool dient. Hinzugefügt wird die Drittanbieter-Tastatur unter Einstellungen → Allgemein → Tastatur. Die App erlernt den persönlichen Schreibstil, um ihre Autokorrektur und die intelligente Wort-Vorhersagen ständig zu verbessern. Das Umschalten vom Default-Theme (schwarze Tasten) zum Light-Team im iOS-Stil war etwas hakelig. Ansonsten funktioniert die Verwaltung der Tastatur(en) intuitiv.
Auf Wunsch kann man die SwiftKey-Tastatur auch mit Facebook oder einem Google-Konto verbinden. Mit deren Unterstützung kann die Tastatur schneller vom Nutzer lernen und Wortvorschläge anbieten, die nicht im Duden zu finden sind. Spätestens bei den Stichworten ›Facebook‹ und ›Google‹ fragt man sich ganz allgemein, wie SwiftKey überhaupt die gewonnen Erkenntnisse über mein Schreibverhalten verwaltet und speichert. Damit die App das überhaupt kann und mir anbietet, erfordert sie zwingend das Einschalten der »Volle Zugriff erlauben«-Funktion.
Daraufhin beschreibt das Apple-iOS ziemlich genau, was jetzt … in einer Pop-up-Warnung mit dem wunderbaren Titel »Drittanbietertastaturen«. Hier heißt es: »Diese Tastaturen können auf alle von Ihnen eingegebenen Daten zugreifen, einschließlich Bankkonto- und Kreditkartennummern, Anschriften sowie andere persönliche und vertrauliche Informationen. … Wenn Sie den vollen Zugriff erlauben, dürfen Entwickler auf die von Ihnen eingegebenen Daten zugreifen, sie sammeln und übertragen. Falls Sie der Drittanbieter App, die die Tastatur enthält, erlauben, auf ihrem Standort, Ihre Fotos und andere persönliche Daten zuzugreifen, kann die Tastatur diese Daten ebenfalls sammeln und an die Server des Tastaturentwicklers übertragen.«
Klarer lässt sich nicht formulieren, dass man (im Moment) die Finger lassen muss von Drittanbietertastaturen.
2 Kommentare
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robertmichael
kleine anmerkung zu android:
diese funktion ist von hause aus installiert und benötigt keine zusätzliche app. jedenfalls bei der HTC sense oberfläche, keine ahnung wie das samsung handhabt. ich kenn das auch nicht anders, dachte das ist bei den iphones schon lange standard? gleiches gilt für ’swype‘ auch ohne app kommt diese funktion bei meinem HTC von hause aus mit, nennt sich dort nur ‚tastatur nachverfolgen‘.
Tom Turbo
das ist ein natives android-feature (zu sehen im standard-android auf nexus 10), wenn’s die hersteller nicht verstecken ist es also drin.