Fontblog Artikel des Jahres 2012

»100 beste Plakate«: Es darf eingereicht werden

Der Wettbewerb um die besten Leistungen des Plakat-Designs im deutsch­spra­chigen Raum startet in seine nächste Runde, wobei das im Vorjahr erst­mals erfolg­reich prak­ti­zierte zwei­stu­fige Auswahlverfahren zu beachten ist: Innerhalb des Registrierungs-Zeitraums 10. 12. 2012 – 18. 1. 2013 erfolgt der Upload von Abbildungen der Plakate unter www​.100​-beste​-plakate​.de. Anschließend werden durch die Jury jene Plakate vorausge­wählt, die dann in gedruckter Form für die Jurysitzung einzu­senden sind.

Erneut sind Plakatgestalter, Auftraggeber und Druckereien aus den drei Ländern aufge­rufen, Plakate aller Genres und Gestaltungsmittel einzu­rei­chen, die im Jahr 2012 gedruckt und veröf­fent­licht worden sind.

Der Wettbewerb um die 100 besten Plakate – begründet Mitte der 60er Jahre in der DDR, zwischen 1990 und 2000 in der Bundesrepublik ausge­schrieben – wurde mit dem Jahrgang 2001 zum inter­na­tio­nalen Leistungsvergleich erwei­tert. Seit Jahrgang 10 werden die Ergebnisse in drei Kategorien (Auftragsarbeiten, Eigenwerbung, studen­ti­sche Projektaufträge) ausgewiesen.

Hier die detail­lierte Ausschreibung als PDF …


Für Bildschirm und Display: Axel Bertrams FF Videtur

Für das Staatsfernsehen der DDR entwi­ckelte Axel Bertram in den 1980ern eine Schrift, die neben hervor­ra­gender Bildschirmlesbarkeit auch das Erscheinungsbild des Senders prägen sollte. Gründliche Recherche, Prüfung sowie eine groß­an­ge­legte Reihe von Experimenten mit den beson­deren Display Bedingungen des 625-Zeilen-Bildschirms führten zu drei Feststellungen:

  1. Serif-Buchstabenformen sind leichter zu erkennen als mono­li­neare, seri­fen­lose Schriften.
  2. Serifen stabi­li­sieren und verdeut­li­chen die Buchstabenformen für die Bewegung entlang der Textzeile. Kompakte Serifenformen sind am besten geeignet.
  3. Wechselnder Strichkontrast bewirkt eine bessere Unterscheidung zwischen den Buchstaben.
 
FontShop: FF_Videtur-Testbild
Für die beson­dere Schriftumgebung – den TV-Bildschirm – führten Bertrams Gestaltungsentscheidungen zur best­mög­li­chen Lesbarkeit für das Medium
 
Bertram entwarf offene, sehr funk­tio­nelle Buchstabenformen. Er defi­nierte den Duktus der Fernseh-Schrift durch mode­rate Kontraste und einer beispiel­losen Serif-Form. FF Videtur trans­for­miert die ursprüng­liche Schriftidee auf die Höhe der Zeit.  Angeregt durch den Leiter des FontFont-Type-Departments, Andreas Frohloff, schufen Bertram und Frohloff gemeinsam aus der TV-Videtur eine moderne Satzschrift. Die Extremerfahrungen der Achtziger werden genutzt, um die wach­senden Anforderungen gegen­wär­tiger Ausgabegeräte und Medien zu erfüllen. So meis­tert die Schrift sowohl hohe Auflösungen als auch kompli­zierte Darstellungsbedingungen im analogen und digi­talen Einsatz mit Bravour.

Befreit von den tech­ni­schen Restriktionen des prädi­gi­talen Entwerfens, wurden unter Beibehaltung der besten Eigenschaften der früheren Form alle Buchstaben neu gezeichnet und sowohl die verti­kalen Proportionen als auch die Form der Serifen, bis hin zum Kontrast des Wechselzuges behutsam weiter entwickelt.

Humanistischen Grundformen prägen FF Videtur. Gepaart mit einer sach­li­chen Ausstrahlung und einer gewissen Strenge, besitzt sie dennoch eine warme Anmutung – basie­rend auf einem maßvollen Strichstärkenwechsel, deut­lich diffe­ren­zierten, offenen Buchstabenformen und relativ kurzen, keil­förmig wie sanft gerun­deten Serifen. Gestaltungsmerkmale, die einen homo­genen Zeilen-Rhythmus ermöglichen.

 
FontShop: FF Videtur Schriftmuster
Der zurück­hal­tende Strichkontrast und die offenen, klar diffe­ren­zierten Buchstabenformen mit relativ kurzen und abge­rundet-keil­för­migen Serifen verleiht FF Videtur einen homo­genen Rhythmus in der Zeilendarstellung
 
FF Videtur erscheint in den vier Grundschnitten Light, Regular, Medium und Bold. Sie  unter­stützt die Latein-basierten euro­päi­schen Sprachen. Neben Lining- und Mediäval- Ziffern, mit sowohl propor­tio­nalem als auch tabel­la­ri­schem Abstand, enthält der Zeichenumfang von 568 Glyphen, auch Bruchzahlen und wissen­schaft­liche Formel-Zeichen. Eine Reihe von Pfeilen, Symbolen und Ornamenten sorgt für Grafik-Unterstützung. Während die Schnitte Light und Regular die typi­schen Formen der Schrift reprä­sen­tieren, dienen die fetteren Schnitte Medium und Bold der Auszeichnung. Sie erwei­tern durch die notwendig wie maßvolle Abwandlung der Grundformen, die Anwendungsbreite der Familie. Eine Übersicht enthält das FF-Videtur-Info-PDF (13 Seiten, 139 KB)
 
FF Videtur: OT, OT Pro | Offc, Offc Pro | Web, Web Pro | 
Schnitt ab 39 Euro, Paket ab 75 Euro
 
Zu den Entwerfern: Axel Bertram wurde in 1936 in Dresden geboren. Er studierte an der Hochschule für ange­wandte Kunst, Berlin-Weißensee. 1960 wirkte er an der Gründung der »Gruppe 4« Kunstwerkstatt mit und arbeitet als freier Grafiker in Berlin für Verlage und kultu­relle Werbemittel. Ab 1972 wirkte er als Dozent für Schrift und Grafikdesign an der Hochschule für ange­wandte Kunst, Berlin-Weißensee, seit 1977 als Professor. 2004 erschien sein Buch »Das wohl­tem­pe­rierte Alphabet«. Mit seinem viel­ge­stal­tigen künst­le­ri­schen und publi­zis­ti­schen Werk gehört Axel Bertram zu den einfluss­reichsten deut­schen Gestaltern der Nachkriegszeit. Seine Arbeiten werden im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek bewahrt. Gerade erschienen: »Grafisches Gestalten in fünf Jahrzehnten«, eine umfang­reiche Werkschau über Axel Bertrams Schaffen.

 

 
Andreas Frohloff wurde 1956 in Berlin geboren. Er ist Leiter der Schriften-Abteilung von FontShop International, verant­wort­lich für die Produktion der FontFonts. Er ist Kalligraph und Schriftengestalter und leitet seit vielen Jahren Kalligrafie-Workshops, zum Beispiel bei den TYPO-Konferenzen. Frohloff ist Lehrbeauftragter an verschie­denen Bildungeseinrichtungen. Seine Ausbildung umfasst Schildermalerei und Grafikdesign sowie spezi­elle Studien in Typografie und Erziehungswissenschaften.

Bis nach Weihnachten: Poem Script Pro -30%

Mit Poem Script Pro verbeugt sich Sudtipos-Gründer Alejandro Paul vor der hand­werk­li­chen Perfektion der Zierschriften aus der Feder. Die Schmuckschrift geht auf die ameri­ka­ni­schen Federschriften des ausge­henden neun­zehnten Jahrhunderts zurück. Obwohl nicht eine authen­tisch-italie­ni­sche Buchstabenform auftritt, wurde dieser Stil ‘Italienisches Alphabet’ genannt, nach einer tradi­tio­nellen Bezeichnung für Alphabete, mit gegen­sätz­lich verlau­fendem Kontrast.

 
FontShop: Poemscript von Sudtipos

Mit 1675 Glyphen für Schwünge, Ligaturen, Ornamente, Alternativbuchstaben und viele weitere Zeichen gestattet Poem Script Pro den exzes­siven Einsatz von OpenType-Features 

Pauls beson­deres Augenmerk galt der meis­ter­li­chen Kontrastierung der Strichführung: So musste zur Erzeugung der der schat­tierten Striche die Feder in umge­kehrter Position, hori­zontal zur Grundlinie, gehalten werden. Oder die Buchstabenformen mussten rück­wärts und unter Umständen durch Drehen des Papiers in extreme Winkeln erzeugt werden.
 
Exotisch, aufwendig und sehr elegant, enthält Poem Script mit fast 1700 Glyphen einen enor­menen Zeichenvorrat für feinste kalli­gra­phi­sche Verzierungen. Lassen Sie sich von Glyphenexzessen aus dem grauen Winteralltag entführen. Der Type Directors Club New York zeigte sich beein­druckt und verlieh Poem Script ein Certificate of Excellence.
 
Poem Script Pro von Sudtipos gibt es bis 25. Dezember zum Sonderpreis von 62,30 Euro.

90-NaCrKu (8): Lizenzen übertragen

Tipp 8: Fontlizenzen übertragen

Kenn’ ich, hab’ ich, war ich schon. Originelle Geschenke finden ist eine Kunst. Wohnungen mit weiteren Design-Pretiosen füllen? Noch einen Unterhaltungsgutschein basteln? Einen indi­vi­du­ellen Abenteuerevent buchen? Warum nicht ein Geschenk mitten ins Herz Ihrer typophilen Freunde? Grafiker Augen, die  aufleuchten, wenn Sie nach Lust und Laune in Illustrator mit OpenType-Features spielen können? Einen bild­schirm­op­ti­mierten Webfont für den beses­senen Blogger? Eine unver­brauchte Allzweckfamilie, die typo­gra­fi­sches savoir-vivre versprüht?

Schriftgeschenke gibt es für jeden Geldbeutel und jeden Geschmack. Auf der Fontliste »Populäre Schriften« finden Sie Schriftfamilien, die von unseren Besuchern beson­ders häufig geklickt werden. Unsere Font-Lieblinge für Dezember finden Sie bei den sorg­fältig kura­tierten Fontlisten, die auch nach Genres, Anwendungen, Entstehungzeit und vielen weiteren Kriterien sortiert sind.

FontShop: Schrift auswählen
Eine Schrift – wie die ange­sagte Kestrel Script von Allan Meeks  macht sich hervor­ra­gend in der Bibliothek eines jeden Grafikers, weitere popu­läre Schriften finden Sie auf dieser Liste …
Die Lizenzierung auf den Beschenkten ist ganz einfach: Im Warenkorb die Lizenznehmeranschrift ändern – fertig.
FontShop: Lizenznehmer änderm
Im Warenkorb wird im Anschriftsfeld statt Ihrem, der Name des Beschenkten einge­tragen und er ist damit ganz offi­ziell Lizenznehmer der Schrift und darf sie unein­ge­schränkt einsetzen (im Einklang mit den Lizenzbestimmungen) 
Sobald Sie die gewählten Fonts in den Warenkorb gelegt haben und zur Kasse gehen, legen Sie Ihre Bezahloptionen fest. Im nächsten Schritt können Sie den Lizenznehmer ändern, vorein­ge­stellt ist der Rechnungsempfänger. Wenn Sie mit dem Eingeben der Adresse fertig sind, erscheint die neue Lizenz-Adresse.

FontShop: Abweichende-Lizenznehmer-Adresse

Klicken Sie auf weiter, um Ihre Bestellung abzu­schließen. Nach Abschluss Ihrer Bestellung erhalten Sie den Download-Link.
Sie erhalten eine ZIP-Datei mit ihrer Bestellung und dem End User Licence Agreement (EULA). Ausgedruckt, zusam­men­ge­rollt und mit Geschenkband umwi­ckelt können Sie es analog über­ei­chen oder als E-Mail zum Fest verschicken.
Die freu­dige Überraschung des beschenkten Schriftenfreunds über seine Font-Neuzulassung ist Ihnen gewiss.

Buchtipp: »Signaletik«, von Beate Kling

Allzu häufig werden Orientierungssysteme mit Beschilderung gleich­ge­setzt. Und meist wird erst darüber nach­ge­dacht, wenn die Hauptplanung der Gebäude bereits erle­digt ist. Für Informationsdesigner bleibt dann nur noch die Möglichkeit, sich ohne großen Spielraum mit den archi­tek­to­ni­schen Vorgaben auseinanderzusetzen.

Sinnvoller wäre ein inter­dis­zi­pli­närer ­Planungsablauf. Was muss der Architekt dabei beachten, was der Grafiker? Wie kann bereits zu einem frühen Zeitpunkt die Hierarchie der Verkehrsströme und somit die Systematik des Leitens durch das Gebäude berück­sich­tigt werden? Was bedeutet dies für den Entwurf?

Ein neues Buch aus dem Institut für inter­na­tio­nale Architektur-Dokumentation in München führt mit einem umfas­senden Grundlagenteil sowie erläu­ternden Praxisbeispielen in die komplexe Konzeption von Leitsystemen ein. Das 170-seitige Handbuch dient als Leitfaden, von der Definition der Anforderungen über die Ablaufplanung bis hin zur gelun­genen Umsetzung durch konkrete Entscheidungskriterien zu Materialwahl, Farbigkeit, Licht und Typografie. Anhand gelun­gener Realisierungen aus den letzten Jahren – auch ganz aktu­eller, wie zum Beispiel der Flughafen BER – zeigen die Autoren die Band­breite unter­schied­lichster Umsetzungsmöglichkeiten – von der kleinen Bauaufgabe bis hin zu komplexen Strukturen.

Aus dem Inhalt:

  • Typologische und raum­kon­zep­tio­nelle Einflüsse auf Orientierungssysteme
  • „Building Identity“ eines Ortes durch das Leitsystem
  • Einsatzmöglichkeiten verschie­dener Orientierungssysteme – analog und digital
  • Planung von Orientierungssystemen und Orientierungshilfen
  • Handlungsleitfaden, Entscheidungskriterien, Ablaufplan
  • Überblick über rele­vante Normen – von grafi­schen Anforderungen bis hin zur Barrierefreiheit

Im Buch blät­tern … (erfor­dert Flash-Player). Bezugsquelle: Detail Onlineshop …


Kalendertipp: hochwertig und liebevoll gestaltet

Einen vergleich­baren Kalender findet man in keinem Laden … und exakt diesen sowieso nicht, den gibt es nur bei den Machern. Unsere Freunde von Pacifico haben ihn konzi­piert und gestaltet: Etienne Girardet und Jens Tenhaeff. Ich war sofort begeis­tert, als sie mir die Agenda am Rande des letzten Creative Morning vorstellten. Das Konzept: Eine feste, wasser­ab­wei­sende Hülle aus recy­celtem Leder bietet Raum für leicht auswech­sel­bare Einzelhefte, die mit lang­le­bigen Gummis einge­bunden werden. Je nach Heftstärke passen maximal fünf bis acht Hefte in die Hülle. Ein Verschlussgummi hält die Hülle und even­tuell einge­legte Blätter, Flyer, Postkarten, Tickets … zusammen.

Kalendarium 2013: In zwei Halbjahres-Heften findet sich eine Woche je Doppelseite, links das Kalendarium, rechts eine Notizseite für Anmerkungen, To-do-Listen, Tagebuch-Einträge, Skizzen oder Zeichnungen. Ab und an begleiten zurück­hal­tende Bilder oder Texte auf den Notizseiten den Alltag. Dazu Ferientermine (Deutschland) und Feiertage (Deutschland bundes­weit und regional, Österreich und Schweiz landes­weit), Jahres- und Monatsübersichten für die lang­fris­tige Planung im Überblick. Im Kalendarium sind christ­liche, jüdi­sche und isla­mi­sche Feier- und Festtage vermerkt und durch inter­na­tio­nale Gedenktage ergänzt. Umweltfreundlicher Offsetdruck, zwei­farbig rot und blau auf 100g Munken pure.

Adress-Register: 16 Seiten bieten viel Raum für Einträge. Kann im nächsten Jahr weiter verwendet werden. Wer sein Register gern jähr­lich über­ar­beitet (und ein wenig aufräumt) bekommt bei der nächsten Bestellung ein frisches Register. Umweltfreundlicher Offsetdruck, einfarbig rot auf 100g Munken pure.

Notizen: 32 erfri­schend abwechs­lungs­reiche Notizseiten, auf jeder Doppelseite ein neues Raster: kariert, liniert, gepunktet, in Hexagonen, auf Notenlinien. Wer mehr braucht, kann karierte oder blanko Notizhefte einzeln dazu bestellen. Umweltfreundlicher Offsetdruck, einfarbig rot auf 100g Munken pure.

Pacifico-Quarthefte: Zwei werden mit jeder Agenda gelie­fert: Fotos, Texte, Infos, Zeichnungen oder Bilder von Pacifico; auf 16 oder 32 Seiten Munken pure 90g vier­farbig digital gedruckt.

Fazit: Eine Grundausstattung besteht aus 2 x 64 Seiten Kalendarium, 1 x 32 Seiten Notizen-Mix, 1 x 16 Seiten Adress-Register sowie 2 x 16 Seiten Quartheft und kostet nur 24,– € (inkl. Versand). Nur bei Pacifico direkt, zur Bestellseite …

Und schaut euch dort unbe­dingt auch das glei­cher­maßen liebe­voll aufge­machte Notizbuch an. Es kostet 20 €.


bukowskigutentag 27/12: Lektüre für Leser

ach zwei Jahren Pause starten wir die Lektüre für Nichtleser bald neu; und zwar als eine Art Lektüre für Leser diesmal. In Arbeit befindet sich aktuell ein lesbares, quasi ein rich­tiges Buch. Es handelt sich um eine große (auf ne Art) Liebesgeschichte, die sich im Jahr 2013 in Berlin-Schöneberg ereignen wird. Abgesehen vom Liebeszeugs passieren aber auch andere Sachen. Hier schon mal ein Ausblick auf das nächste Jahr, wie es uns die Lektüre für Leser bescheren wird:

Während sich die Leute in Schöneberg mit ihren jeweils verschie­denen Angelegenheiten beschäf­tigten, schritt die Zeit unauf­haltsam voran. Das hatte sie so lange getan, bis sich ganz neue Zeichen der Zeit mani­fes­tierten; und zwar sogar hier in Schöneberg und zum Beispiel auch beim Bäcker um die Ecke.

Dort war Heinz gerade vorstellig geworden in der Absicht, ein belegtes Brötchen zu erwerben, um seinen Hunger zu stillen. Aber es sollte anders kommen, denn wie schon ange­deutet, schlugen die Zeichen der Zeit gnadenlos zu.

Als Heinz nämlich an der Reihe war, zeigte er auf ein belegtes Brötchen in der Verkaufstheke und sagte zur Verkäuferin: »Dieses da, bitte.«

»Ein Ciabatta?«, fragte die Verkäuferin zurück.

»Einfach dieses da, bitte«, wieder­holte Heinz.

»Das Ciabatta?«, fragte die Verkäuferin zurück.

Inzwischen wurden die anderen Leute in der Schlange hinter Heinz neugierig. Warum wollte der Mann nur nicht ›Ciabatta‹ sagen, fragten sich die Leute, wo es sich doch eindeutig um ein Ciabatta handelt, dem neuen Trend im Belegte-Brötchen-Segment mit dem so deli­ziös nach Olivenhainen und von Zedern umsäumten toska­ni­schen Landgütern duftenden Namen, der so idyl­lisch italie­nisch nach Tschakka-Tschakka mit einem Hauch von Tschingderassabumm klingt.

»Geben Sie mir das jetzt oder nicht?«, antwor­tete Heinz mit einem leicht verär­gerten Ton.

»Was denn? Das Ciabatta?«, fragte die Verkäuferin hart­nä­ckig zurück.

Inzwischen war die Schlange der hinter Heinz Wartenden länger geworden. Es wurde getu­schelt und geraunt.

»Warum will der Mann nicht Ciabatta sagen?«, flüs­terte ein Kind zu seiner Mutter.

»Ach, mein Spatz, hör nicht hin. Der Mann ist bestimmt sehr krank.«

Jetzt meldete sich aber Heinz wieder zu Wort: »Schauen Sie, Frau Verkäuferin, können wir diese Situation hier nicht so lösen, daß Sie mir dieses belegte Brötchen verkaufen, ohne daß ich dieses lächer­liche Italo-Wort ausspre­chen muss?«

Das Raunen in der Menge wich augen­blick­lich einer Totenstille. Die Leute waren glei­cher­maßen scho­ckiert wie schau­lustig über diesen uner­hörten Vorfall. Schlagartig war es so ruhig geworden in der Bäckerei, daß man eine Bombe hätte explo­dieren hören können.

»Du perverses Schwein!«, rief einer aus der Schlange plötz­lich laut.

»Was war das?«, fragte Heinz drohend zurück. »Will hier einer aufs Maul?«

Daraufhin gerieten die Ereignisse außer Kontrolle. Die Leute in der Warteschlange formierten sich zu einem wütenden Mob um Heinz herum; offen­sicht­lich entschlossen, dessen Blasphemie gegen­über den Zeichen der Zeit mittels Selbstjustiz im Sinne von Lynchmord zu bestrafen.

Heinz dagegen über­legte, was zu tun sei. Sollte er den Mob besänf­tigen, indem er das lächer­liche Wort ausspricht und dabei jegliche Selbstachtung verliert? Oder sollte er stand­haft bleiben und Zivilcourage beweisen? Er entschied sich für letz­teres und goss sogar zusätz­lich Öl ins Feuer, indem er mehr­mals laut »belegtes Brötchen« brüllte, während hinter ihm die Verkäuferin ein langes Brotmesser gezückt hatte und Anstalten machte, Heinz von hinten damit an die Kehle zu gehen, während er die wie irre geifernden Gesichter des Lynchmobs um sich sah. Manche hatten sogar Schaum vorm Mund.

Inzwischen war auch die noto­ri­sche Oma Krause ihrem sicheren Gespür für Ärger folgend einge­troffen. »Du kranke Sau«, schimpfte sie kräch­zend mit allem, was ihre vom andau­ernden Schimpfen malträ­tierten Stimmbänder hergaben. »Ich weiß zwar nicht, worum’s hier geht, aber eines weiß ich genau: Sowas hätte es unter … na … unter … wie hieß der noch? Hier, Dings, der Typ mit dem Weltkrieg … egal, hätte es unter dem jeden­falls nicht gegeben, Du asoziales Subjekt.«

»Genau, jetzt bist Du fällig, Du Kulturbolschewist«, bestä­tigte einer aus der Reihe Oma Krause.

Jetzt stand Heinz mit dem Rücken zur Theke. Die Verkäuferin zückte ihr Messer hinter ihm und machten Anstalten, ihm damit von hinten an die Kehle zu gehen. Derweil näherte sich die Meute bedroh­lich dem wider­spens­tigen Heinz. Inzwischen hatten sich die Leute – woher auch immer!? – mit Knüppeln, Heugabeln, Handgranaten und ähnli­chem bewaffnet, mit denen sie dem Übeltäter zu Leibe rücken wollten. Wahnsinn! (…)

Soweit zu unserer Vorschau, die natür­lich ganz beab­sich­tigt viele Fragen offen lässt: Wird Heinz das Scharmützel beim Bäcker über­leben? Wird es nächtes Jahr über­haupt noch Ciabatta geben? Wird dieses Buch über­haupt einen Verlag finden oder hat der Autor schon einen und wenn ja, will man das? Nun, man wird sehen …

Michael Bukowski


FontShop Noventskalender: Letzte Tür, letzter Tag!

Die letzte Tür unseres Noventskalenders kommt am rich­tigen Tag: Soeben ist Release 61 der FontFont-Bibliothek erschienen. Darin enthalten die neue FF Videtur (sie basiert auf einer DDR-Fernsehschrift, entworfen von Axel Bertram), plus über­ar­bei­tete Bestseller wie FF Netto (jetzt 5 Strichstärken, siehe Abbildung) und FF Quadraat Sans (neue Schnitte Black und Black Italic) sowie jede Menge neuer Webfonts und Spracherweiterungen (Pro-Fonts), zum Beispiel für FF Absara, FF Chambers, FF Kosmik, FF Letter Gothic, FF Speak, … Einen Überblick über die neuen Fonts und Schriftschnitte bietet das FontFont-Release 61-PDF.

FontSchop: FF Quadraat-Sans_2

Neue Schnitte für FF Quadraat Sans und viele weitere FontFonts 

Um in den Genuss des 20 %-Rabatts auf alle FontFonts zu kommen, der nur bis heute 24:00 Uhr gilt, einfach beim Download auf www​.font​shop​.com den Promocode Novent_FontFont_20 einsetzen.

Auch die Noventangebote enden um Mitternacht. Hier alle noch verfüg­baren Artikel:

#1: FontBook, gedruckt (2006) und signiert (2012), mehr … 
#2: Azuro (Print-, Webfont), -50 %, mehr …
#3: Buchstabilder (Magnet-Typen), nur 9* €, mehr …
#4: »Feedback« (Direktmarketing-Fachbuch), -50 %, mehr …
#5: Calluna Sans/Serif komplett, je nur 58* €, mehr …
#6: Sina OT/Sina Nova OT, je nur 109* €, mehr …
#7: Typometer, statt 19* € nur 14* €, mehr …
#8: »Brochures«, statt 39 € nur 19 €, mehr …
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#10: Buchstaben-Ausstechformen, 41-teilig, nur 19* €, mehr … 
#11: Farbkreispuzzle, nur 9* statt 14* €, mehr …
#12: Corporate Font-Familie FF Scuba, – 30 %, mehr …
#13: Ride My Bike Script-Schriftfamilie, 5 Fonts nur 69* €, mehr …
#14: DCS Book CMYK Mini Edition (2 Bände), nur 99* €, mehr …
#15: When Art Meets Space, Raumdesign-Fachbuch, nur 19* €, mehr …
#16: Sustain-Porzellanbecher, 2 Stück s/w, zusammen 9* €, mehr …
#17: Zipolite, Corporate-Font-Familie, 14 Fonts nur 139* €, mehr …
#19: Giutadella OT, 10 Fonts, nur 159* €, mehr …
#20: Orpheus Pro, von Walter Tiemann (1928/36), nur 69* €, mehr …
#21: Zettelturm »Babel», weiß, nur 24* €, mehr …
#22: »Best of Bruchure Design 10», nur 14,98 €, mehr …
#23: Pantone ColorBridge Uncoated, Farbfächer, nur 49* €, mehr …
#24: Bookmania Family OT, Werksatzschrift, nur 119* €, mehr …
#25: Helvetica-Krippe, nur 19* €, mehr …
#26: Walbaum Grotesk Pro, Stormtype, nur 174* €, mehr …
#27: Pollen OT, 3 Schnitte, nur 89* €, mehr …
#28: Mini Munny, weiß, nur 8* €, mehr …
#29: »Best of Newspaper Design 30«, Buch, nur 14,98 €, mehr …

 

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