Fontblog Artikel im Juli 2012

Die Type-and-Media 2012 Abschluss-Schriften

Sie gilt – neben dem MA Typeface Design im briti­schen Reading – als die Königsklasse des inter­na­tio­nalen Schriftdesigns: die einjäh­rige Type and MediaAusbildung an der Royal Academy of Art in Den Haag. Der Master-Kurs bietet alle Disziplinen des Type-Design an, von der Kalligrafie über das Steinhauen bis hin zur Python-Programmierung und der Schöpfung neuer Letterformen. Der inter­na­tional mit Spannung erwar­tete Höhepunkt von Type and Media ist die Veröffentlichung der Abschlussarbeiten im Juli eines jeden Jahres. Heute ist es wieder soweit: “This website is an archive of the final project type­faces created in the last four months of the 2011/2012 course. For more infor­ma­tion, please visit the Type and Media or the KABK website.”

Genauso bunt wie die Website ist das Spektrum der Nationalitäten des Studiengangs 2011/2012. Sie kommen aus Australien, Kroatien, Deutschland, Ungarn, Island, Indien, Lettland, Mexiko, Spanien,  der Schweiz, Tadschikistan und Taiwan. Gestaltung und Implementation der Site: Thijs van der Vossen von Fingertips, Text gesetzt in Nitti von Bold Monday.


FF Chartwell in vier Schritten

Über die Diagramm-Schrift FF Chartwell von FontShop International schreibt Creative Review: „FF Chartwell by Travis Kochel is an inge­nious type­face which makes use of OpenType liga­tures to create graphs within a text box …“ – … eine Schrift die sich auf geniale Weise OpenType Features zunutze macht, um Diagramme zu erstellen.

Sieben Fonts stehen zur Verfügung, um per Knopfdruck auf den Stilbefehl im Layoutprogramm Diagramme zu erzeugen
 
FF Chartwell enthält einen erwei­terten „Pro“-Zeichenumfang und sieben Schriftschnitte: Chartwell Bars, Chartwell Bars Vertikal, Chartwell Lines, Chartwell Pies, Chartwell Radar, Chartwell Ringe und Chartwell Rose. Und so geht es: 
 
In 4 Schritten ein Tortendiagramm mit Chartwell erstellen

1. Sicherstellen, dass die Spationierung auf NULL steht.

2. Zahlenwerte zwischen 0 und 100 bereit­halten. Die Werte eintippen und mit einem Pluszeichen verknüpfen. Ein Buchstaben zwischen a und f zu Beginn der Zeichenkette defi­niert das zugrunde liegende Raster, zum Beispiel Rose, Rings oder Radar. Der Schriftschnitt Bars Vertical erzeugt ein Balkendiagramm, mit dem Font FF Chartwell Lines lassen sich Mengenverteilungen in einem waag­rechten Balken darstellen. Durch einfalls­reiche Überlagerungen können sich unge­zählte Varianten ergeben.

3. Die Ziffern einfärben, damit sich die Diagrammflächen nachher abgrenzen:

4. Den OpenType-Befehl Stylistic Alternates bzw. Stylistic Set 1 auf die Zeichenkette anwenden, fertig:

Links:

 


Sommerfest an der OHM in Nürnberg

Mit einer großen Ausstellung beendet die Fakultät Design der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg auch in diesem Jahr wieder das Sommersemester. Die Nachwuchsdesignerinnen und -desi­gner präsen­tieren ihre Abschlussarbeiten aus den Bereichen Cast, CGI, Entwurf, Fotografie, Film und Animation, Grafikdesign, Illustration, Multimedia, Raum-und Eventdesign sowie Text. Die Vernissage ist am 20. Juli 2012 um 19.00 Uhr. Weitere Informationen …

Abbildung: Bei dem Fotoprojekt »8 Minuten 19 Sekunden« von Felix Nürmberger geht es um die bewusste Wahrnehmung von Zeit. Hierzu wurden zwei Gruppen jeweils acht Minuten und 19 Sekunden lang foto­gra­fiert und im Anschluss an die Belichtung befragt, wie sie die verstri­chene Zeit wahr­ge­nommen haben. Eine Gruppe kannte vorher die Zeitdauer, die andere nicht. Die Bilder werden als Buch und Projektion auf dem Sommerfest präsentiert.


TYPO Day Köln: We call it ›Super Early Bird‹

Darf ich Sie herz­lich einladen? Noch wissen wir nicht genau wohin, noch wissen wir nicht wann, aber Ihre Flexibilität soll belohnt werden.

Der TYPO Day kommt nach Köln, das steht schon mal fest. Wahrscheinlich findet er am 21. September 2012 statt. An einem attrak­tiven Ort, mit dem wir gerade verhan­deln. Auch das Programm zeichnet sich schon ab. Was braucht man mehr, um bis zum Ende dieses Monats »Ja« zu sagen? Ihre schnelle Zusage ist uns 100 € wert: Wer in den kommenden 3 Wochen Köln bucht, zahlt nur 199,– € (statt 249,– bzw 299,– €; alle Preise zzgl. MwSt). Hier geht’s zur Buchung …

(Foto: Gerhard Kassner)


Aktuelle Positionen zur Schriftbildlichkeit in Berlin

Die Berliner Galerie im Turm zeigt ab 3. August unter dem Titel Typosphäre eine Ausstellung zu aktu­ellen Positionen der Typografie und Kalligrafie, mit acht verschie­denen Künstlern aus drei verschie­denen Ländern (Taiwan, Frankreich und Deutschland). Die Ausstellungseröffung ist am 2. August ab 19 Uhr, das Begrüßungswort wird Dr. Wu-Lien Wei, Repräsentant Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland spre­chen. Gefördert wird die Ausstellung vom Centre Culturel de Taiwan in Paris.

Die ausge­stellten Werke beschäf­tigen sich mit chine­si­schen und latei­ni­schen Schriftformen, die geschrieben oder gedruckt sind. Sie stoßen einen Dialog an zwischen Kalligrafie und Typografie sowie zwischen Zeichnung und Druck. Anne Mundo zeigt in abstrakten Zeichnungen ihr Verständnis über die Nuancen zwischen dem Kalligrafischen und dem Zeichnerischen. Alexander Behn präsen­tiert seine Buch- und Buchstabenobjekte, um seine gestal­te­ri­sche Auseinandersetzung mit den physi­schen und hapti­schen Qualitäten von Lettern darzu­stellen. Bo-Cheng Shen demons­triert in einer Blindenschrift-Klanginstallation das gren­zen­über­schrei­tende Zusammenwirken von visu­ellen, akus­ti­schen und hapti­schen reizen. Die Tamtam Art Group beschäf­tigt sich in ihrer Licht-Klang-Installation mit dem Zusammenhang zwischen Sprache und Stimme sowie zwischen Schrift und Bild. Chieh-Ting Hsieh über­setzt chine­si­sche Notationen in seine musik. Weiterhin zeigt die Ausstellung Typo-Poesie von Julienne Jattiot, kalli­gra­fi­sche Comics von Sebastian Russek und eine Lese-instal­la­tion von Yung-Shan Tsou.


Stick ist schick

Mit dem folk­lo­ris­ti­schen Kreuzstich-Font Stina berei­chert profonts das Angebot an Schriften für Handarbeiten. FontFont steuert den Freefont FF Singer bei.

Shirts in FFSinger profonts Stina

Stina Regular für Print- und Webeinsatz &  FF Singer

Der Schreibschriften und Display-Spezialist profonts legt mit Stina einen Kreuzstich-Font auf, dessen Muster  eine Script formt. Präzise halten sich Ligaturen und andere Buchstabenverbindungen an das Stickmuster. Den elek­tri­schen Zick-Zack-Stich zum Versäubern von Säumen greift FF Singer auf. Mit den über­ein­ander gelegten Schriftschnitten Sans, Sans Hard, Serif und Serif Hard lassen sich eindrucks­volle Effekte erzielen.

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weiß

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Stick ist schick

Besticktes wirkt edel. Printstickerei ist zusätz­lich raffi­niert. Eine neue Generation von Handarbeitsfonts ist tech­nisch so ausge­feilt, dass kompli­zierte Applikationen zum Kinderspiel werden. Hier die schönsten Fonts zum Sticken:

Stickfonts@FontShop.de

Overlock Cosida &  P22 Folk Art Block

Vorlage für die Overlock Cosida der Argentinischen Foundry Tipo ist eine Naht für das Versäubern von Kanten. Jeder Buchstabe weist ein Stück Anfangs- und Endfaden auf. Der Font gehört zur sieben­schnit­tigen Overlock-Familie. Teil des Folklore Paketes von P22, das gleich fünf Stick-Schriften enthält, ist die Folk Art Block. Sie kreuzt gekonnt Stick mit Pixel. Das Ergebnis: weithin sicht­bare Matrix Muster.

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Stickfonts@FontShop.de

FF Nelio Square Bar Script & P22 Folk Art Cross

An den geraden Gobelinstich erin­nert die FF Nelio Square Bar Script OT. Vor 10 Jahren begann der Underware Mitbegründer Sami Kortemäki für FSI die Arbeit an der weit­läu­figen FF Nelio Familie. Seine Pixel-, Punkt- und Balkenfonts bringen bis heute Wärme und Seele in die Welt der Bitmap-Fonts, die sich mit Aufkommen der Mobiltelefone verbrei­teten. Klassischen Kreuzstich führt die P22 Folk Art Cross zur Perfektion.

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Stickfonts@FontShop.de

Gretel Crisp &  Gretel Strong Outline

Das kleine schwe­di­sche Schriftenhaus Fountain, in Malmö ist ein Liebling der inter­na­tio­nalen Font-Szene. Einige Ihrer Entwürfe haben Kultstatus: die poppige Schlager, das Duo Mayo und Ketchupa, oder eben die ausge­feilte Stickschrift Gretel. Die Gretel-Familie erfüllt die Träume der Freunde anspruchs­voller Stickerei: Mit sechs Fonts und einem Symbol-Zeichensatz können komplexe Stickmuster erschaffen werden, die Wärme und Tradition vermitteln.

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Stickfonts@FontShop.de

FF Nelio Round Link Script & P22 Folk Art Block

Die FF Nelio Familie ist in den letzten zehn Jahren auf 17 Fonts heran­ge­wachsen. Alle basieren auf einer Skript-Grundform und können – mitein­ander kombi­niert – spek­ta­ku­läre Ergebnisse erzielen.

P22 Folk Art Block schafft durch grobe Rasterung und Pixelserifen Fernwirkung: Deutlich aber nie unfreund­lich bringt dieser Font Nachrichten zur Geltung.

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Stickfonts@FontShop.de

FF Nelio Round Script Light & P22 Folk Art Stitch

Die FF Nelio Round Script Light OT bringt das Raster auf den Punkt und nimmt den Pixelschriften die Kantigkeit. So gestatten diese Fonts, die als Kreuzung aus den bestickten Geschirrtüchern des 19. Jahrhunderts und den mobilen Pixelschriften des frühen 21. Jahrhunderts enstanden, aufre­gende Gestaltungsmöglichkeiten und wirken nie kalt.

Engmaschig, beinahe gewebt erscheint die P22 Folk Art Stitch. Auch an Borten und Bordüren hat P22 gedacht: Der Folk Art Extra Schnitt enthält neben verschie­denen Herzen auch Zierstiche wie florale Elemente, Kronen und Vögel.

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Abbildungen gestaltet von Julia Sysmäläinen


❤ der Woche: Bill kontra Tschichold – Der Typostreit

Vor 6 Jahren fand im Stuttgarter Haus der Wirtschaft ein spanender Vortrag von Hans Rudolf Bosshard statt, über einen »Typografiestreit der Moderne« (Gerd Fleischmann): Max Bill kontra Jan Tschichold (Fontblog berich­tete). Im Laufe der Zeit vermehrten sich beim Referenten Material und Abbildungen zu diesem Thema, was sich nun in einem gerade bei Niggli erschie­nenen Buch nieder­schlägt: Hans Rudolf Bosshard »Der Typografiestreit der Moderne«, 120 Seiten, 60 Abbildungen, 15 x 22 cm, Leinenband mit Schutzumschlag, deutsch, 29,80 €

Wenn es um Ästhetik geht, also um nicht exakt mess­bare Werte, sind unter­schied­liche, ja kontro­verse Haltungen unver­meid­lich. Immer wieder äusserten sich Koryphäen der Typografie zur Eignung von Schriften, zur Benutzung von Ornamenten oder zum opti­malen Satzspiegel. Der erfah­rene Autor Hans Rudolf Bosshard liefert hierzu einige histo­ri­sche Beispiele – von Bodoni und Bertuch über Morris bis hin zu Stanley Morison –, um schließ­lich auf den soge­nannten »Typografiestreit der Moderne« von 1946 zwischen Max Bill und Jan Tschichold zu kommen.

Der Disput schlug damals hohe Wogen und stößt bis heute, nicht nur im deut­schen, sondern auch im angel­säch­si­schen Sprachraum, auf breites Interesse. Auslöser war ein Vortrag Tschicholds mit dem Titel »Konstanten der Typografie«, in dem er der früher geübten und theo­re­tisch verfoch­tenen »neuen Typografie« abschwor und für die Wiederaufnahme tradi­tio­neller Gestaltungsformen sprach. Max Bill war enttäuscht über den Sinneswandel des eins­tigen Wegbereiters der »neuen Typografie« und sah in der Rückkehr zur tradi­tio­nellen Textgestaltung einen Angriff auf die Moderne.

Beide machten sich einander (aus entge­gen­ge­setzter Position und völlig unge­recht­fer­tigt) den Vorwurf, natio­nal­so­zia­lis­ti­scher Ästhetik nahe­zu­stehen. Der heftige Schlagabtausch, der in diesem Büchlein erst­mals detail­liert vorge­stellt wird, erfolgte in der Zeitschrift Schweizer Typographische Mitteilungen.

Fazit: Symmetrie und Asymmetrie können nicht Gegenstand einer ideo­lo­gi­schen Betrachtung sein. Geschieht es doch, »stösst man sich die Nase blutig und macht sich lächer­lich« (Jost Hochuli). Eine lehr­reiche Lektüre für alle prak­ti­schen und theo­re­ti­schen Typografie-Kämpfer der Jetztzeit. Hier bei FontShop bestellen


Heute schon eine Font-Bombe gezündet?

Der kana­di­sche Programmierer Philippe-Antoine Lehoux hat ein Bookmarklet gebas­telt, mit dessen Hilfe sich Texte auf jeder Website sprengen lassen. Er nennt das Tool schlicht Font-Bomb. Einmal akti­viert, lässt sich per Mausklick ein Ground Zero setzen, und nach 3 Sekunden fliegen die Buchstaben über den Bildschirm.