Fontblog Artikel im Juli 2012

Canary, eine linksgeneigte Brot-Script

Unsere Kreuzberger Nachbarn, die Gestalten, erfreuen uns diese Woche mit neuen Schriftentwürfen, darunter Mark Frömberg’s Canary. Obwohl als Script-Schrift für Headlines oder Verpackungsdesign konzi­piert, macht Canary – anders als die meisten Skripts – auch in Texten eine gute Figur.

Canary bei FontShop

Kann Headlines wie Texte: Canary beschwingt Displays, Plakate oder Verpackungen und verträgt sich bestens mit Illustrationen

Eine weitere Stärke der sechs­schnit­tigen Canary-Familie liegt in ihrem enormen Zeichenvorrat. 1.222 Glyphen erfüllen auch ausge­fal­lene typo­gra­fi­sche Wünsche. Zu nennen sind die große Anzahl Alternativ-Buchstaben und Ligaturen, sowie zwei Kapitälchen-Varianten. Per OpenType-Feature auto­ma­ti­siert, können die Buchstaben-Verbindungen spie­lend leicht gesetzt werden. Die voll­stän­dige Zeichen-Tabelle zeigt den Umfang der enthal­tenen Glyphen. Ein umfang­rei­ches Canary-Übersichts-PDF (24 Seiten, 922 kb) zeigt Gestaltungsbeispiele.

Canary Display Sample, FontShop

Die Kreuzung aus links­ge­neigter Antiqua und Pinselschrift verleiht Canary illus­tra­tiven Charme 

Über den Entwerfer: Mark Frömberg studiert im achten Semester Kommunikationsdesign an der HTW Berlin und ist verrückt nach Buchstaben, Typografie und Illustration. Bei FontShop sind von ihm außer der Canary, die Calcine-Familie erhältlich.

• Canary-OT | Light, Regular, Medium, Bold, Extra-Bold, Black | 6 Fonts | 240 Euro


Studie: Unternehmen fehlt Designstrategie

Deutsche Unternehmen vernach­läs­sigen die stra­te­gi­sche Nutzung von Produktdesign. In 42 Prozent der unter­suchten Unternehmen exis­tiert für das eigene Produktportfolio weder eine marken­ty­pi­sche Designsprache noch ein Designleitbild – und somit keine Designstrategie. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Rats für Formgebung und der GMK Markenberatung. Für die Expertenbefragung wurden 131 Markenmanager mit Verantwortung für die stra­te­gi­sche Führung einer oder mehrerer Marken befragt (Marketingleiter und Geschäftsführer).

Innerhalb der Markenführung kommt dem Faktor Design eine zentrale Bedeutung zu. Erst das Design gibt der Marke ein Gesicht. Auch von den Studienteilnehmern wird die Bedeutung der Verzahnung von Design und Markenführung mehr­heit­lich bekräf­tigt. Der Großteil der Markenverantwortlichen (78 Prozent) bestä­tigt zudem, dass die Markenstrategie in ihrem Unternehmen einen hohen Einfluss auf das Produktdesign hat. Auch zählt es (73 Prozent) neben dem Corporate Design (77 Prozent) und der Produktplanung (79 Prozent) für die Mehrheit der Befragten zu den wich­tigsten Instrumenten der Markenführung.

Allerdings sind 40 Prozent der Markenverantwortlichen in deut­schen Unternehmen der Auffassung, dass sich die eigene Markenstrategie nicht ausrei­chend im Erscheinungsbild der Marke wider­spie­gelt. Für das eigene Produktportfolio exis­tiert in 42 Prozent aller Unternehmen zudem weder eine marken­ty­pi­sche Designsprache noch ein Designleitbild. Bei B2B-Unternehmen ist dies sogar bei fast 60 Prozent der Fall.

»Die Umfrageergebnisse verdeut­li­chen die unge­nutzten Potenziale bei der stra­te­gi­schen Planung von Produktdesign. Eine marken­ty­pi­sche Designsprache und ein konsis­tentes Designleitbild für das gesamte Produktsortiment bilden bereits heute eine der zentralen Voraussetzungen für die erfolg­reiche Positionierung deut­scher Unternehmen gegen­über dem Wettbewerb auf den inter­na­tio­nalen Märkten«, resü­miert Hans Meier-Kortwig die Studie, geschäfts­füh­render Gesellschafter der GMK Markenberatung.


Konstanz: Designer zeigen Abschlussarbeiten

Vernissage an der Konstanzer HTWG: Am Samstag, den 21. Juli um 19:30 Uhr, wird die Absolventenausstellung der Studiengänge Kommunikationsdesign eröffnet. Bücher, digi­tale Arbeiten, Plakate, Lernprogramme – das Spektrum der Themen, mit denen sich die 21 Absolventen des Sommersemesters beschäf­tigt haben, ist weit. Gezeigt werden die Arbeiten im dritten Stockwerk des Gebäudes L auf dem Campus der Hochschule.

Verbunden ist die Vernissage mit der Verleihung des Konstanzer Designpreises durch eine externe Jury. Uli Weidner (Freiburg), Hermann Kienzle (Konstanz) und Dieter Ruoff (Radolfzell) werden um 21 Uhr in Raum L 007 bekannt geben, wer in diesem Semester zu den Preisträgern gehört. Und auch bei der anschlie­ßenden Party sind Gäste willkommen.

Öffnungszeiten der Ausstellung sind dann: Sonntag, 22. Juli, bis Dienstag, 24. Juli, 10.00 bis 17.00 Uhr. Weitere Informationen …

TwoPoints’ »Design-Werkstatt« in Berlin

Seit 2005 geben TwoPoints ihr Wissen an Berufskollegen und Auftraggeber weiter. Zunächst veran­stal­teten sie kurze Workshops an verschie­denen inter­na­tio­nalen Design-Schulen, -Festivals und -Kongressen. Später kamen Lehraufträge/spanische Professuren an Designschulen in Barcelona dazu; seit 2009 konzi­pierten, orga­ni­sierten und leiteten sie zwei unter­schied­liche Master-Studiengänge.

Durch die jahre­lange Auseinandersetzung mit der Designlehre beschäf­tigte das Duo zuneh­mend die Frage: Wie muss Design heute gelehrt werden?

Die TwoPoints-Designwerkstatt ist ein Ort für Designer, die ihre Fähigkeiten in einer güns­tigen Lernumgebung zu verbes­sern suchen. Die ersten beiden Workshops von Design-Werkstatt werden in einem alten Laden im Berliner Stadtteil Neukölln, direkt am Landwehrkanal, vom 20. bis zum 31. August 2012 stattfinden.

Der Workshop »Typography & Storytelling« wird von Lupi Asensio geleitet, der Workshop »Visual Systems« von Martin Lorenz. Beide Workshops dauern zwei Wochen, d. h. fünf Tage die Woche, je vier Stunden am Tag. An mehreren Abenden kommen bekannte Gestalter zum Feierabendbier vorbei, um einige ihrer Arbeiten vorzu­stellen und den Austausch mit den Workshop-Teilnehmern zu suchen. Weitere Information auf www​.dw​-bb​.org

 TwoPoints auf der TYPO Berlin 2012

Auf der TYPO Berlin 2012 spra­chen Lupi Asensio und Martin Lorenz über ihre Rezepte für gutes Design: »It’s all about the process or how to make a tortilla de patata.«

Gerade ange­laufen ist die erste Subskriptionsphase für die nächste TYPO-Konferenz am 19. und 20. Oktober in London.


Brauchen wir einen Kreativquotienten?

Design-Modewörter

Der Journalist (Business Week), Buchautor und Design-Thinking-Verfechter Bruce Nussbaum hat einen Traum: Wenn sich sein Patenkind Zoe 2020 um einen Studienplatz bewirbt, sollen nicht nur ihr Wissen und der IQ gecheckt werden, sondern auch ihr CQ – der Creative Quotient. Er ist seine Erfindung. Das Buch dazu (»Creative Intelligence«) muss er noch schreiben. Und weil ihm dazu noch Ideen fehlen, setzte er den Geistesblitz im April einfach mal auf den FastCo-Blog und bat die Leser um Kommentar-Input: “I hope to have a conver­sa­tion with the Fast Company audi­ence on this blog about how we should teach, measure, and use CQ.” So gene­riert man heute in einem Aufwasch Buchinhalte und die Leser gleich mit.

Nussbaum ist ein Experte im Buzzword-Bingo. In den letzten Jahren ritt er voller Überzeugung auf der Design-Thinking-Welle. Heute verkündet er: »Das Zeitalter des Design Thinking ist zu Ende und ich widme mich einem neuen Rahmenmodell, der krea­tiven Intelligenz, kurz dem CQ. … Design Thinking hat dem Berufsstand und der Gesellschaft alles gebracht was möglich war, doch langsam erstarrt das Konzept, ja es richtet Schaden an«. Er verweist auf seine Kollegin Helen Walters, die der glei­chen Ansicht sei. Im März 2012 kam sie in ihrem Leitartikel Design Thinking Won’t Save You (Design Thinking wird Sie nicht retten) zu dem Fazit: »Designberater hatten geglaubt, dass ein Prozesstrick Veränderungen bewirken könne.«

Design Thinking … nur ein Trick

Was war noch Mal Design Thinking? Es bedeutet, einen Schritt zurück­zu­treten von der akut zu lösenden Gestaltungsaufgabe und das Ganze anschauen. Es fordert Systemdenke: Das aktu­elle Problem ist Teil eines Ganzen, das ich als Designer in seiner Gänze erst mal verstehen muss. Das tiefe Eindringen in ein Thema ist gefragt, oft gepaart mit einer umfang­rei­chen Recherche, gefolgt von einer Analyse. Dies geschieht meist in einer Gruppe, multidisziplinär.

Eigentlich arbeiten Werbeagenturen und größere Designbüros schon sein Jahrzehnten nach dieser Methode. Warum also das neue, leicht über­kan­di­delte Etikett Design Thinking? »Weil es sich gut verkauft« sagt der Core77-Kolumnist Don Norman. Beratungsunternehmen lieben solche Floskeln: »Beauftrage uns, und wir bringen die Magie des Designs in dein unpro­duk­tives, schein­totes Unternehmen … und das wird Wunder wirken« (Don Norman). Design als Geheimwaffe, hilf­lose PR-Welt.

Ein biss­chen Zauber schadet nicht

Wie weit darf Design mit Heilsversprechen (= Buzzwords) gehen? Es ist ein biss­chen wie in der Medizin: Wenn’s wirkt, war es nütz­lich und der Arzt wird geliebt. Wittert man hinter einer Therapie nur heiße Luft (Placebo), fällt dies auf den Arzt (=Designer), die Klinik (= Designbüro), die Branche (= Design) zurück. Niemand braucht ein Design-Patentrezept mit einem gut klin­genden Namen, doch manchmal öffnet es Türen. Zum Beispiel für ein Umdenken bei notlei­denden Unternehmen oder Marken. Vergessen wir nicht, dass die meisten Führungskräfte Design-Laien sind. Trotzdem müssen sie über Investitionen in diesem Bereich entscheiden. Ein verständ­li­ches, simples Modell über­zeugt meist schneller, als eine tief schür­fende Diskussion über Farbpsychologie, Typografie und Key-Visuals.

Wie lautet nun die Antwort auf die Frage: Brauchen wir einen Kreativquotienten? Wir brau­chen weder den CQ, noch ein Buch dazu. Kreativität ist als isolierter Rohstoff wertlos … sowohl in Kunst und Kultur, als auch im Design. Erst wenn sie sich mit einer Intention paart, entstehen Ideen und Produkte.

(Abb: ©ƒstop, # 1123.049, Photographer: Carl Smith)


Quatro – Kalifornisch unbeschwert

Zwischen Hand- und Maschinenschrift: Das kalifornische Schriftenlabel p.s.type veröffentlicht Quatro Slab. Ursprünglich entworfen als Ultrablack-Headline, baute der Entwerfer Mark Caneso den Font zur fünfschnittigen Familie aus, die sowohl Displays als auch Verpackungen entspannt meistert. 

Quatro_Slab_2

Die Buchstabenformen der Quatro Slab liegen zwischen Hand- und Maschinenschrift und verbreiten eine warme Atmosphäre 

Die Schwesterfamilie Quatro Sans haucht Texten kalligrafischen Schwung ein und bleibt trotzdem eine serifenlose Textschrift. 

Quatro_Sans_3

Diese Balance zwischen maschinellem und handgemachtem verleiht allen Quatroschriften eine warme und freundliche Note

Freundlich ist auch der Preis von unter 200 Euro für die zehnschnittige Quatro-Slab-Familie, unter 300 Euro für die achtzehnschnittige Quatro-Sans-Familie, 18 Euro für den Einzelschnitt: 

Quatro Slab OT | Regular, Medium, Semi-Bold, Bold, Ultrablack, passende Kursive | 10 Fonts | 143 Euro

Quatro Sans OT |  Extra-Light, Light, Book, Regular, Medium, Semi-Bold, Bold, Black, Ultra-Black, passende Kursive | 18 Fonts | 250 Euro

 


Gute-(Kultur-)Plakate-Wettbewerb geht in 3. Runde

»Gute Plakate brau­chen nicht gelesen, sie müssen gesehen werden.« schrieb einst der Berliner Reklamefachmann Ernst Growald in seinem Handbuch über Plakatkunst aus dem Jahr 1904. Diesem Motto fühlt sich der deutsch­land­weite Wettbewerb gute​pla​kate​.de verpflichtet, der eben jene guten Plakate sichtbar machen will. Hierzu wenden sich die Veranstalter an Museen, Schauspiel- und Konzerthäuser, Kulturinstitute, Literaturhäuser, Musikveranstalter und Festivals, die für ihre Veranstaltungen mit Plakaten werben. Welche Motive beson­ders heraus­ste­chen und am 1. Dezember 2012 zu den Gewinnerplakaten gehören, entscheiden die User im Netz. Das beste Kulturplakat wird im Internet per Online-Voting ermit­telt. Neben dem bundes­weiten Publikumspreis und einem Berlin-Spezial-Preis entscheidet außerdem eine Jury über eine weitere Auszeichnung. Den Gewinnern winken Kultur-Plakatierungen und andere Medialeistungen im Wert von insge­samt 15.000 Euro. Die Teilnahme ist kostenfrei.


Gestalterische Grundlagen

Der kleine Besserwisser von Silja Bilz vermit­telt Gestaltern Grundlagen. Frisch aktua­li­siert findet sich hier das fach­über­grei­fende Know-how, das die inhalt­liche und gestal­te­ri­sche Verflechtung der verschie­denen Medien und die zuneh­menden Einflüsse angren­zender Disziplinen heute Designern abverlangen.

Der kleine Besserwisser bei FontShop

Was ist ein Meta-Tag, was ein DLT? Wie groß ist eigent­lich DIN A1 in Zoll? Was beinhaltet die Einräumung eines nicht-exklu­siven Nutzungsrechts? Was bedeutet HSDPA für Smartphones und wie beein­flussen Soziale Medien einen Marketing-Mix?

Da Designer heute oft grenz­über­schrei­tend arbeiten, vermit­telt das Buch auch einen Einblick in die für sie wich­tigen unter­schied­li­chen recht­li­chen Rahmenbedingungen in Europa und den USA.

Thematisch klar geglie­dert, eignet sich das Taschenbuch hervor­ra­gend zum schnellen Nachschlagen von Begriffen, zum Einlesen in die Materie und zum Aktualisieren und Auffrischen von Fachwissen. 

Kapitelübersicht

  • Gestaltung
  • Typografie
  • Digitale Medien 
  • Produktion
  • Marketing
  • Recht und Organisation

Der kleine Besserwisser bietet neben seinem breiten Informationsangebot wert­volle Tipps für die Praxis, die von anschau­li­chen Grafiken und Illustrationen begleitet werden. Das Buch ist ein kompaktes Nachschlagewerk für Studierende und Berufsanfänger sowie ein zuver­läs­siger Begleiter für Gestaltungs- und Medienprofis in ihrem Berufsalltag.

Der kleine Besserwisser | von Silja Bilz, Die Gestalten Verlag • 12 x 16,5 cm, 400 Seiten, Paperback • 29,91 Euro zuzügl. MwSt. • versankostenfrei

hier bestellen