Canary, eine linksgeneigte Brot-Script
Unsere Kreuzberger Nachbarn, die Gestalten, erfreuen uns diese Woche mit neuen Schriftentwürfen, darunter Mark Frömberg’s Canary. Obwohl als Script-Schrift für Headlines oder Verpackungsdesign konzipiert, macht Canary – anders als die meisten Skripts – auch in Texten eine gute Figur.
Kann Headlines wie Texte: Canary beschwingt Displays, Plakate oder Verpackungen und verträgt sich bestens mit Illustrationen
Eine weitere Stärke der sechsschnittigen Canary-Familie liegt in ihrem enormen Zeichenvorrat. 1.222 Glyphen erfüllen auch ausgefallene typografische Wünsche. Zu nennen sind die große Anzahl Alternativ-Buchstaben und Ligaturen, sowie zwei Kapitälchen-Varianten. Per OpenType-Feature automatisiert, können die Buchstaben-Verbindungen spielend leicht gesetzt werden. Die vollständige Zeichen-Tabelle zeigt den Umfang der enthaltenen Glyphen. Ein umfangreiches Canary-Übersichts-PDF (24 Seiten, 922 kb) zeigt Gestaltungsbeispiele.
Die Kreuzung aus linksgeneigter Antiqua und Pinselschrift verleiht Canary illustrativen Charme
Über den Entwerfer: Mark Frömberg studiert im achten Semester Kommunikationsdesign an der HTW Berlin und ist verrückt nach Buchstaben, Typografie und Illustration. Bei FontShop sind von ihm außer der Canary, die Calcine-Familie erhältlich.
• Canary-OT | Light, Regular, Medium, Bold, Extra-Bold, Black | 6 Fonts | 240 Euro
Studie: Unternehmen fehlt Designstrategie
Deutsche Unternehmen vernachlässigen die strategische Nutzung von Produktdesign. In 42 Prozent der untersuchten Unternehmen existiert für das eigene Produktportfolio weder eine markentypische Designsprache noch ein Designleitbild – und somit keine Designstrategie. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Rats für Formgebung und der GMK Markenberatung. Für die Expertenbefragung wurden 131 Markenmanager mit Verantwortung für die strategische Führung einer oder mehrerer Marken befragt (Marketingleiter und Geschäftsführer).
Innerhalb der Markenführung kommt dem Faktor Design eine zentrale Bedeutung zu. Erst das Design gibt der Marke ein Gesicht. Auch von den Studienteilnehmern wird die Bedeutung der Verzahnung von Design und Markenführung mehrheitlich bekräftigt. Der Großteil der Markenverantwortlichen (78 Prozent) bestätigt zudem, dass die Markenstrategie in ihrem Unternehmen einen hohen Einfluss auf das Produktdesign hat. Auch zählt es (73 Prozent) neben dem Corporate Design (77 Prozent) und der Produktplanung (79 Prozent) für die Mehrheit der Befragten zu den wichtigsten Instrumenten der Markenführung.
Allerdings sind 40 Prozent der Markenverantwortlichen in deutschen Unternehmen der Auffassung, dass sich die eigene Markenstrategie nicht ausreichend im Erscheinungsbild der Marke widerspiegelt. Für das eigene Produktportfolio existiert in 42 Prozent aller Unternehmen zudem weder eine markentypische Designsprache noch ein Designleitbild. Bei B2B-Unternehmen ist dies sogar bei fast 60 Prozent der Fall.
»Die Umfrageergebnisse verdeutlichen die ungenutzten Potenziale bei der strategischen Planung von Produktdesign. Eine markentypische Designsprache und ein konsistentes Designleitbild für das gesamte Produktsortiment bilden bereits heute eine der zentralen Voraussetzungen für die erfolgreiche Positionierung deutscher Unternehmen gegenüber dem Wettbewerb auf den internationalen Märkten«, resümiert Hans Meier-Kortwig die Studie, geschäftsführender Gesellschafter der GMK Markenberatung.
Konstanz: Designer zeigen Abschlussarbeiten
Vernissage an der Konstanzer HTWG: Am Samstag, den 21. Juli um 19:30 Uhr, wird die Absolventenausstellung der Studiengänge Kommunikationsdesign eröffnet. Bücher, digitale Arbeiten, Plakate, Lernprogramme – das Spektrum der Themen, mit denen sich die 21 Absolventen des Sommersemesters beschäftigt haben, ist weit. Gezeigt werden die Arbeiten im dritten Stockwerk des Gebäudes L auf dem Campus der Hochschule.
Verbunden ist die Vernissage mit der Verleihung des Konstanzer Designpreises durch eine externe Jury. Uli Weidner (Freiburg), Hermann Kienzle (Konstanz) und Dieter Ruoff (Radolfzell) werden um 21 Uhr in Raum L 007 bekannt geben, wer in diesem Semester zu den Preisträgern gehört. Und auch bei der anschließenden Party sind Gäste willkommen.
TwoPoints’ »Design-Werkstatt« in Berlin
Seit 2005 geben TwoPoints ihr Wissen an Berufskollegen und Auftraggeber weiter. Zunächst veranstalteten sie kurze Workshops an verschiedenen internationalen Design-Schulen, -Festivals und -Kongressen. Später kamen Lehraufträge/spanische Professuren an Designschulen in Barcelona dazu; seit 2009 konzipierten, organisierten und leiteten sie zwei unterschiedliche Master-Studiengänge.
Durch die jahrelange Auseinandersetzung mit der Designlehre beschäftigte das Duo zunehmend die Frage: Wie muss Design heute gelehrt werden?
Die TwoPoints-Designwerkstatt ist ein Ort für Designer, die ihre Fähigkeiten in einer günstigen Lernumgebung zu verbessern suchen. Die ersten beiden Workshops von Design-Werkstatt werden in einem alten Laden im Berliner Stadtteil Neukölln, direkt am Landwehrkanal, vom 20. bis zum 31. August 2012 stattfinden.
Der Workshop »Typography & Storytelling« wird von Lupi Asensio geleitet, der Workshop »Visual Systems« von Martin Lorenz. Beide Workshops dauern zwei Wochen, d. h. fünf Tage die Woche, je vier Stunden am Tag. An mehreren Abenden kommen bekannte Gestalter zum Feierabendbier vorbei, um einige ihrer Arbeiten vorzustellen und den Austausch mit den Workshop-Teilnehmern zu suchen. Weitere Information auf www.dw-bb.org
Auf der TYPO Berlin 2012 sprachen Lupi Asensio und Martin Lorenz über ihre Rezepte für gutes Design: »It’s all about the process or how to make a tortilla de patata.«
Gerade angelaufen ist die erste Subskriptionsphase für die nächste TYPO-Konferenz am 19. und 20. Oktober in London.
Brauchen wir einen Kreativquotienten?
Design-Modewörter
Der Journalist (Business Week), Buchautor und Design-Thinking-Verfechter Bruce Nussbaum hat einen Traum: Wenn sich sein Patenkind Zoe 2020 um einen Studienplatz bewirbt, sollen nicht nur ihr Wissen und der IQ gecheckt werden, sondern auch ihr CQ – der Creative Quotient. Er ist seine Erfindung. Das Buch dazu (»Creative Intelligence«) muss er noch schreiben. Und weil ihm dazu noch Ideen fehlen, setzte er den Geistesblitz im April einfach mal auf den FastCo-Blog und bat die Leser um Kommentar-Input: “I hope to have a conversation with the Fast Company audience on this blog about how we should teach, measure, and use CQ.” So generiert man heute in einem Aufwasch Buchinhalte und die Leser gleich mit.
Nussbaum ist ein Experte im Buzzword-Bingo. In den letzten Jahren ritt er voller Überzeugung auf der Design-Thinking-Welle. Heute verkündet er: »Das Zeitalter des Design Thinking ist zu Ende und ich widme mich einem neuen Rahmenmodell, der kreativen Intelligenz, kurz dem CQ. … Design Thinking hat dem Berufsstand und der Gesellschaft alles gebracht was möglich war, doch langsam erstarrt das Konzept, ja es richtet Schaden an«. Er verweist auf seine Kollegin Helen Walters, die der gleichen Ansicht sei. Im März 2012 kam sie in ihrem Leitartikel Design Thinking Won’t Save You (Design Thinking wird Sie nicht retten) zu dem Fazit: »Designberater hatten geglaubt, dass ein Prozesstrick Veränderungen bewirken könne.«
Design Thinking … nur ein Trick
Was war noch Mal Design Thinking? Es bedeutet, einen Schritt zurückzutreten von der akut zu lösenden Gestaltungsaufgabe und das Ganze anschauen. Es fordert Systemdenke: Das aktuelle Problem ist Teil eines Ganzen, das ich als Designer in seiner Gänze erst mal verstehen muss. Das tiefe Eindringen in ein Thema ist gefragt, oft gepaart mit einer umfangreichen Recherche, gefolgt von einer Analyse. Dies geschieht meist in einer Gruppe, multidisziplinär.
Eigentlich arbeiten Werbeagenturen und größere Designbüros schon sein Jahrzehnten nach dieser Methode. Warum also das neue, leicht überkandidelte Etikett Design Thinking? »Weil es sich gut verkauft« sagt der Core77-Kolumnist Don Norman. Beratungsunternehmen lieben solche Floskeln: »Beauftrage uns, und wir bringen die Magie des Designs in dein unproduktives, scheintotes Unternehmen … und das wird Wunder wirken« (Don Norman). Design als Geheimwaffe, hilflose PR-Welt.
Ein bisschen Zauber schadet nicht
Wie weit darf Design mit Heilsversprechen (= Buzzwords) gehen? Es ist ein bisschen wie in der Medizin: Wenn’s wirkt, war es nützlich und der Arzt wird geliebt. Wittert man hinter einer Therapie nur heiße Luft (Placebo), fällt dies auf den Arzt (=Designer), die Klinik (= Designbüro), die Branche (= Design) zurück. Niemand braucht ein Design-Patentrezept mit einem gut klingenden Namen, doch manchmal öffnet es Türen. Zum Beispiel für ein Umdenken bei notleidenden Unternehmen oder Marken. Vergessen wir nicht, dass die meisten Führungskräfte Design-Laien sind. Trotzdem müssen sie über Investitionen in diesem Bereich entscheiden. Ein verständliches, simples Modell überzeugt meist schneller, als eine tief schürfende Diskussion über Farbpsychologie, Typografie und Key-Visuals.
Wie lautet nun die Antwort auf die Frage: Brauchen wir einen Kreativquotienten? Wir brauchen weder den CQ, noch ein Buch dazu. Kreativität ist als isolierter Rohstoff wertlos … sowohl in Kunst und Kultur, als auch im Design. Erst wenn sie sich mit einer Intention paart, entstehen Ideen und Produkte.
(Abb: ©ƒstop, # 1123.049, Photographer: Carl Smith)
Quatro – Kalifornisch unbeschwert
Zwischen Hand- und Maschinenschrift: Das kalifornische Schriftenlabel p.s.type veröffentlicht Quatro Slab. Ursprünglich entworfen als Ultrablack-Headline, baute der Entwerfer Mark Caneso den Font zur fünfschnittigen Familie aus, die sowohl Displays als auch Verpackungen entspannt meistert.
Die Buchstabenformen der Quatro Slab liegen zwischen Hand- und Maschinenschrift und verbreiten eine warme Atmosphäre
Die Schwesterfamilie Quatro Sans haucht Texten kalligrafischen Schwung ein und bleibt trotzdem eine serifenlose Textschrift.
Diese Balance zwischen maschinellem und handgemachtem verleiht allen Quatroschriften eine warme und freundliche Note
Freundlich ist auch der Preis von unter 200 Euro für die zehnschnittige Quatro-Slab-Familie, unter 300 Euro für die achtzehnschnittige Quatro-Sans-Familie, 18 Euro für den Einzelschnitt:
Quatro Slab OT | Regular, Medium, Semi-Bold, Bold, Ultrablack, passende Kursive | 10 Fonts | 143 Euro
Quatro Sans OT | Extra-Light, Light, Book, Regular, Medium, Semi-Bold, Bold, Black, Ultra-Black, passende Kursive | 18 Fonts | 250 Euro
Gute-(Kultur-)Plakate-Wettbewerb geht in 3. Runde
»Gute Plakate brauchen nicht gelesen, sie müssen gesehen werden.« schrieb einst der Berliner Reklamefachmann Ernst Growald in seinem Handbuch über Plakatkunst aus dem Jahr 1904. Diesem Motto fühlt sich der deutschlandweite Wettbewerb guteplakate.de verpflichtet, der eben jene guten Plakate sichtbar machen will. Hierzu wenden sich die Veranstalter an Museen, Schauspiel- und Konzerthäuser, Kulturinstitute, Literaturhäuser, Musikveranstalter und Festivals, die für ihre Veranstaltungen mit Plakaten werben. Welche Motive besonders herausstechen und am 1. Dezember 2012 zu den Gewinnerplakaten gehören, entscheiden die User im Netz. Das beste Kulturplakat wird im Internet per Online-Voting ermittelt. Neben dem bundesweiten Publikumspreis und einem Berlin-Spezial-Preis entscheidet außerdem eine Jury über eine weitere Auszeichnung. Den Gewinnern winken Kultur-Plakatierungen und andere Medialeistungen im Wert von insgesamt 15.000 Euro. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Gestalterische Grundlagen
Der kleine Besserwisser von Silja Bilz vermittelt Gestaltern Grundlagen. Frisch aktualisiert findet sich hier das fachübergreifende Know-how, das die inhaltliche und gestalterische Verflechtung der verschiedenen Medien und die zunehmenden Einflüsse angrenzender Disziplinen heute Designern abverlangen.
Was ist ein Meta-Tag, was ein DLT? Wie groß ist eigentlich DIN A1 in Zoll? Was beinhaltet die Einräumung eines nicht-exklusiven Nutzungsrechts? Was bedeutet HSDPA für Smartphones und wie beeinflussen Soziale Medien einen Marketing-Mix?
Da Designer heute oft grenzüberschreitend arbeiten, vermittelt das Buch auch einen Einblick in die für sie wichtigen unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in Europa und den USA.
Thematisch klar gegliedert, eignet sich das Taschenbuch hervorragend zum schnellen Nachschlagen von Begriffen, zum Einlesen in die Materie und zum Aktualisieren und Auffrischen von Fachwissen.
Kapitelübersicht
- Gestaltung
- Typografie
- Digitale Medien
- Produktion
- Marketing
- Recht und Organisation
Der kleine Besserwisser bietet neben seinem breiten Informationsangebot wertvolle Tipps für die Praxis, die von anschaulichen Grafiken und Illustrationen begleitet werden. Das Buch ist ein kompaktes Nachschlagewerk für Studierende und Berufsanfänger sowie ein zuverlässiger Begleiter für Gestaltungs- und Medienprofis in ihrem Berufsalltag.
Der kleine Besserwisser | von Silja Bilz, Die Gestalten Verlag • 12 x 16,5 cm, 400 Seiten, Paperback • 29,91 Euro zuzügl. MwSt. • versankostenfrei
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