Fontblog Artikel im Mai 2012

Petition: RV-Pflicht für Selbstständige

Viele Designer arbeiten als Selbstständige. Ein Fontblog-Leser aus Bremen macht mich eben darauf aufmerksam, dass der von der Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen geplante Rentenversicherungszwang für Selbstständige in der aktu­ellen Fassung für viele Kreative nicht akzep­tabel sei. Darum wies er mich auf eine Online-Petition hin, die sich viel­leicht noch nicht so breit herum­ge­spro­chen hat wie vergleich­bare Widersprüche gegen Vorratsdatenspeicherung oder Fluglärm. Hier geht es zur Petition von Tim Wessels, die bis zum 22. Mai 2012 läuft und im Moment von 12.900 Unterzeichner hat.


TYPO Berlin steht vor der Tür

Der ganz­heit­liche Vor- und Querdenker Bernd Kolb eröffnet die TYPO Berlin 2012. Drei voll­ge­packte Konferenztage rund um das Thema »sustain« erwarten unsere Gäste.  Dabei geht es diesmal darum, wie soziale und ökolo­gi­sche Themen Eingang in Kommunikationsstrategien finden und um das Dauerhafte, das Beständige im Design. Wer teil­nehmen möchte, kann vorort noch ein TYPO-Ticket erwerben.

Bald beginnt die TYPO Berli 2012 Am kommenden Donnerstag (Himmelfahrt) erwarten wir rund 1000 Konferenzbesucher, die die Vortrage in der TYPO Hall im Haus der Kulturen in Berlin verfolgen

Wer nicht kommen kann aber trotzdem dabei sein möchte, kann sich durch diese TYPO-Kanäle schalten:


bukowskigutentag 15/12: total verrückt!

ürzlich war ich einmal wieder vor Ort bei der Agentur, für die ich ab und an als Performance-Darsteller arbeite. Gerade saßen wir zur Besprechung zusammen, als plötz­lich eine Mitarbeiterin in die Runde platzte.

»Hallo Leute, ich suche meine Kollegin, die Anne-Katrine? Hat die jemand gesehen?«

»Im Kühlschrank«, antwor­tete der Agentur-Chef beiläufig.

»Ah, danke!«, sagte die Mitarbeiterin und war schon fast wieder auf dem Flur, als sie sich noch einmal zu uns in den Besprechungsraum umdrehte. »Moment mal, meine Kollegin, die Anne-Katrine … im Kühlschrank!?«

»Was?«, antwor­tete der Agentur-Chef, »Ach so, die Anne-Katrine. Da habe ich mich wohl verhört. Ich dachte, Du meinst Margarine. Was für ein lustiger Verhörer!«

»Hahaha«, meinte ich, »habt Ihr das gehört, Leute? Der Chef hat sich verhört und meinte, Anne-Katrine sei im Kühlschrank. Dabei hatte er Margarine verstanden! Was für eine verrückte Geschichte!«

»Ich lach mich sche­ckig!«, meinte ein anderer aus der Runde. »So was Ausgeflipptes aber auch!«

»Wir sind schon ein echt durch­ge­knallter Haufen, nicht wahr, Leute!«, sagte der Chef.

»Aber echt«, meinte die Mitarbeiterin, die auf der Suche nach ihrer Kollegin war. »So herr­lich ausge­flippt, spontan und verrückt wie wir muss man erst mal sein!«

»Und kreativ nicht zu vergessen,« wandte ich ein.

»Das sowieso«, bestä­tigte mich die Kollegin.

»Außerdem muss man sich auf so hohem Niveau auch erst mal verhören können«, fügte ich begeis­tert hinzu.

»Aber echt«, sagte der Chef. »Wir haben zwar wirk­lich wich­tige Sachen zu bespre­chen, aber lasst uns das jetzt erst mal genießen. Mit der Besprechung machen wir später weiter. Also, weil’s so schön war, fasse ich noch mal die Ereignisse von eben zusammen. Wisst Ihr noch, wie eben die Kollegin vorbeikam und …«. … Was hatten wir Spaß!

An diese lustige Geschichte musste ich neulich wieder denken, als ich etwas las, das mir gar nicht gefiel. Da schrieb einer, ich zitiere: »Die banalsten Leute erkennt man am einfachsten daran, dass sie sich selbst als verrückt, durch­ge­knallt und flippig bezeichnen.« Das kann ich ja gar nicht leiden, wenn sich so ein verklemmter Zyniker als Spielverderber aufführt.

Viel lieber sind mir krea­tive Menschen. Zum Beispiel die Steuerberaterin, die mir kürz­lich bei Twitter folgte und in deren Profil zu lesen war: »Kreative Steuerberaterin«. Wenn die Assoziation zu »krea­tive Buchführung« gewollt ist, super! Wenn nicht: auch super! Weil in jedem Fall sehr kreativ! So gefällt mir das.

Abschließend loben möchte ich noch all die Leute, die sich in ihren Accounts, Profilen etc. auf das wesent­liche besinnen; nämlich auf das Menschsein. Das geht ganz einfach zum Beispiel so: »IT-Professional, Familienvater, Erfolgs-Coach, Mensch«. Oder »Autor, Redakteur, Erfolgs-Coach, Mensch«. Oder »Zahnarzthelferin, Erfolgs-Coach, Mensch, Schauspielerin«. Man weiß einfach gleich bescheid, dass dieser Account nicht von einem Staubsauger oder einem Zwergkaninchen betrieben wird, sondern von einem »Mensch«. Ich begrüße das!

Michael Bukowski


Einführung in FF Chartwell

Der FontFont FF Chartwell ist die einfachste Lösung für Designer, schnell anspre­chende Charts zu erstellen – mit maxi­maler grafi­scher Freiheit und ohne in Tabellen herum­zu­fum­meln. Konzipiert wurde Chartwell von Travis Kochel, einem inter­dis­zi­pli­nären visu­ellen Gestalter aus Portland (Oregon), der am Art Institute of Chicago studierte. Weil die Schrift exzessiv mit OpenType-Features spielt und diese in den meisten Browsern noch nicht unter­stützt werden (was sich bald ändern wird, siehe Fontblog-Beitrag OT-Features im Web … wer braucht das?), kann die Funktionsweise von FF Chartwell im Moment nicht in unseren Shops darge­stellt werden, auch nicht in der FontBook-App. Daher dieser kurze Beitrag zur Einführung. Eine PDF-Anleitung gibt es auch (4 S., 320 K)

Inspiriert wurde Travis Kochel von den OpenType-Spielereien früherer FontFonts, zum Beispiel in FF Beowolf (Beowolf OT kommt, mit 85.000 Zeichen) und FF PicLig (Neue FF PicLig: eine Schrift zum Liebhaben). Er ahnte die Möglichkeit, mit Hilfe von OpenType-Font-Features aus Zahlen Diagramme zu bauen: einfach die Ziffern tippen, verschie­dene Farben vergeben und mit einem Schriftwechsel in Balken- oder Torten-Grafiken umwan­deln. Das nach­träg­liche Editieren sollte mit dieser flexi­blen Technik ein Kinderspiel sein.

In 4 Schritten ein Tortendiagramm mit Chartwell erstellen

1. Sicherstellen, dass die Spationierung auf NULL einge­stellt ist.

2. Zahlenwerte zwischen 0 und 100 bereit­halten. Die Werte eintippen und mit einem Pluszeichen verknüpfen. Ein Buchstaben zwischen a und f zu Beginn der Zeichenkette defi­niert das zugrunde liegende Raster, zum Beispiel Rose, Rings oder Radar. Der Schriftschnitt Bars Vertical erzeugt ein Balkendiagramm, mit dem Font FF Chartwell Lines lassen sich Megenverteilungen in einem waag­rechten Balken darstellen. Durch einfalls­reiche Überlagerungen können sich unge­zählte Varianten ergeben.

3. Die Ziffern einfärben, damit sich die Diagrammflächen nachher abgrenzen:

4. Den OpenType-Befehl Stylistic Alternates bzw. Stylistic Set 1 auf die Zeichenkette anwenden, fertig:

Unsere Kollegen bei FontShop International, Herausgeber der FontFonts, haben einen kleinen Screencast gedreht, in dem die Funktionsweise von FF Chartwell in 4 Minuten erläu­tert wird. Es spricht und führt vor: Unser TYPO-Day-Referent Jens Kutilek:

Chartwell erschien erst­mals 2011 im Eigenverlag des Entwerfers und wurde in den letzten Monaten (auf seinen Wunsch) bei FontShop International von 3 auf 7 Schnitte ausge­baut; das unter­stüt­zende Alphabet für die Beschriftung der Charts erhielt einen Pro-Zeichensatz-Ausbau.



Gertraude Benöhr 1927 – 2012

Am 25. April verstarb mit Gertraude Benöhr die große alte Dame der Schrift- und Typoszene. Als ausge­bil­dete Dolmetscherin war sie 20 Jahre lang die rechte Hand von Dr. Walter Greisner, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Schriftgießerei D. Stempel AG. Von 1987 bis 2004 führte sie die Geschäfte der Gutenberg-Gesellschaft in Mainz, parallel dazu war sie Geschäftsführerin im Arbeitskreis Druck- und Mediengeschichte, wo sie bei der Jahrestagung 2011 in Antwerpen noch zum Ehrenmitglied ernannt worden war.

Gertraude Benöhr, die Seele so vieler Fachvereinigungen, pflegte intensiv den Kontakt zu Schrift- und Buchgestaltern welt­weit. Mit Hermann Zapf und Gudrun Zapf-von Hesse verband sie eine enge Freundschaft. Reise- und unter­neh­mungs­lustig war sie und ein Organisationstalent, dazu kompe­tent, char­mant, immer hilfs­be­reit und enga­giert. Am 23. Februar feierte sie noch ihren 85.Geburtstag. Viele Menschen werden sie sehr vermissen. (Silvia Werfel, Foto: Klaus D. Sonntag)


Neu im Mai

AnatoletypeeMit Sitz in Berlin, grün­deten Elena Albertoni und der fran­zö­si­sche Web-Designer Pascal Duez 2005 das Schriftenlabel Anatoletype. Albertoni studierte zunächst Grafikdesign im fran­zö­si­schen Amiens. Um sich auf Schriftdesign zu spezia­li­sieren wech­selte die Italienerin an die École Estienne in Paris. In Berlin arbei­tete sie sieben Jahre bei LucasFonts als Assistentin des hollän­di­schen Schrftenentwerfers Luc(as) de Groot. Gemeinsam mit dem Type & Media-Zögling Fritz Grögel grün­dete Albertoni LetterinBerlin, ein Studio, das sich glei­cher­maßen hand­ge­machtem wie digi­taler Gestaltung verschrieben hat, mit dem beson­derem Schwerpunkt Beschriftung.

DejaRip

DejaRip von Elena Albertoni und Fred Bordfeld erblickte die Welt als Interface-Schrift für Mobiltelefone. Diese klare und sehr viel­sei­tige Humanist Sans eignet sich beson­ders für kleine und mitt­lere Textgrößen. Der Zeichensatz umfasst einen unge­wöhn­li­chen Vorrat an latei­ni­schen Akzentbuchstaben für Europäische Fremdsprachen und zusätz­lich das kyril­li­sche Alphabet.

• DejaRip Collection: Regular, Med. & Bold & Kursive | 6 fonts | € 120
• DejaRip: Regular: | Einzelschnitt | € 30

 

Dolce

Anatoletypes Schriftenbibliothek besticht durch viele hand­ge­zeich­nete Entwürfe. Die Dolce Collection wartet mit fünf Schriftschnitten auf, die deut­lich im Kontrast vari­ieren. Dazu ermög­li­chen OpenType-Features eine Vielzahl von Buchstabenverbindungen, die dieser tradi­tio­nellen Casual Script Leben einhauchen.

• Dolce Collection OT: Thin, Reg., Med., Bold, Black | 5 fonts | € 150
• Dolce Regular OT: Einzelschnitt | € 50

 

Soft Press

Soft Press Biform

Soft Press ist ein Headline-Spezialist mit Vergangenheit. Als Antwort auf Geoffrey Lee’s Klassiker Impact, veröf­fent­lichte Aldo Novarese 1967 die Metropol-Familie. Soft Press ist eine weiche Version der 2007 von Patrick Griffin’s 2007 veröf­fent­lichten Press Gothic. Als Auszeichnungsschrift trans­por­tiert sie viel Information auf wenig Raum und zieht die Aufmerksamkeit der Leser beson­ders durch die zahl­rei­chen Small-Caps-Alternates auf sich. Besonderer Blickfänger: der Biform-Font mit Unicase-Zeichen. Soft Press unter­stützt neben den latei­ni­schen Zeichensätzen auch Kyrillisch.

• Soft Press Volume: Regular, Small Caps, Biform |  3 Fonts | € 36
• Soft Press: Einzeschnitt | € 18

Spade

Canada Types Neuerscheinung Spade ist ein schwerer Westernfont mit unge­wöhn­li­chen Slab Serifen, die durch den massigem Fuß einer­seits und ande­rer­seits den hoch geschwun­genem Auslauf einen starken Kontrast erhält. Patrick GriffinKevin King gelingt der Spagat zwischen gerun­deten und kantigen Formen vortreff­lich, ein biform oder unicase Font verleiht zusät­li­chen Schwung für Headlines oder Verpackungen.

• Spade Volume: Spade, Spade Round | 2 Fonts  | € 36
• Spade: Einzelschnitt | € 21

 

MeMimas

 

MeMimas Dots von Joan BarjauJosé Manuel Urós ist der Star der MeMimas-Famiie. Sorgfältig plat­zierte Punkte machen die Skript zu einem abso­luten Hingucker und lassen ein weites Spektrum Effekten erahnen — allein oder in Kombination mit weiteren Schnitten aus der umfang­rei­chen MeMimas-Famiie. Wie bei Type-Ø-Tones Standard, verfügt die MeMimas Dots über einen üppigen Zeichenvorrat, einen Schriftschnitt mit Alternatebuchstaben und einen mit Ligaturen und Endbuchtstaben.

• MeMimas Dots: Medium | Alt Medium & Ligaturen | 3 fonts | € 49

Weitere Neuerscheinungen im Mai finden Sie in unserer Neuheiten-Liste, und hier die aktu­ellen Favoriten unserer Vertriebsmitarbeiter.


Traum-Kaffee-Partner für Creative Morning

Ich bin über­glück­lich, einen neuen Kaffee-Sponsor für unseren nächsten Creative Morning gewonnen zu haben. Er ist nicht nur sympa­thisch, gutaus­se­hend, sport­lich, mobil und wendig … die Qualität ist der Hammer. Danke Electric Espresso. Film dazu ansehen …