bukowskigutentag 15/12: total verrückt!

ürzlich war ich einmal wieder vor Ort bei der Agentur, für die ich ab und an als Performance-Darsteller arbeite. Gerade saßen wir zur Besprechung zusammen, als plötz­lich eine Mitarbeiterin in die Runde platzte.

»Hallo Leute, ich suche meine Kollegin, die Anne-Katrine? Hat die jemand gesehen?«

»Im Kühlschrank«, antwor­tete der Agentur-Chef beiläufig.

»Ah, danke!«, sagte die Mitarbeiterin und war schon fast wieder auf dem Flur, als sie sich noch einmal zu uns in den Besprechungsraum umdrehte. »Moment mal, meine Kollegin, die Anne-Katrine … im Kühlschrank!?«

»Was?«, antwor­tete der Agentur-Chef, »Ach so, die Anne-Katrine. Da habe ich mich wohl verhört. Ich dachte, Du meinst Margarine. Was für ein lustiger Verhörer!«

»Hahaha«, meinte ich, »habt Ihr das gehört, Leute? Der Chef hat sich verhört und meinte, Anne-Katrine sei im Kühlschrank. Dabei hatte er Margarine verstanden! Was für eine verrückte Geschichte!«

»Ich lach mich sche­ckig!«, meinte ein anderer aus der Runde. »So was Ausgeflipptes aber auch!«

»Wir sind schon ein echt durch­ge­knallter Haufen, nicht wahr, Leute!«, sagte der Chef.

»Aber echt«, meinte die Mitarbeiterin, die auf der Suche nach ihrer Kollegin war. »So herr­lich ausge­flippt, spontan und verrückt wie wir muss man erst mal sein!«

»Und kreativ nicht zu vergessen,« wandte ich ein.

»Das sowieso«, bestä­tigte mich die Kollegin.

»Außerdem muss man sich auf so hohem Niveau auch erst mal verhören können«, fügte ich begeis­tert hinzu.

»Aber echt«, sagte der Chef. »Wir haben zwar wirk­lich wich­tige Sachen zu bespre­chen, aber lasst uns das jetzt erst mal genießen. Mit der Besprechung machen wir später weiter. Also, weil’s so schön war, fasse ich noch mal die Ereignisse von eben zusammen. Wisst Ihr noch, wie eben die Kollegin vorbeikam und …«. … Was hatten wir Spaß!

An diese lustige Geschichte musste ich neulich wieder denken, als ich etwas las, das mir gar nicht gefiel. Da schrieb einer, ich zitiere: »Die banalsten Leute erkennt man am einfachsten daran, dass sie sich selbst als verrückt, durch­ge­knallt und flippig bezeichnen.« Das kann ich ja gar nicht leiden, wenn sich so ein verklemmter Zyniker als Spielverderber aufführt.

Viel lieber sind mir krea­tive Menschen. Zum Beispiel die Steuerberaterin, die mir kürz­lich bei Twitter folgte und in deren Profil zu lesen war: »Kreative Steuerberaterin«. Wenn die Assoziation zu »krea­tive Buchführung« gewollt ist, super! Wenn nicht: auch super! Weil in jedem Fall sehr kreativ! So gefällt mir das.

Abschließend loben möchte ich noch all die Leute, die sich in ihren Accounts, Profilen etc. auf das wesent­liche besinnen; nämlich auf das Menschsein. Das geht ganz einfach zum Beispiel so: »IT-Professional, Familienvater, Erfolgs-Coach, Mensch«. Oder »Autor, Redakteur, Erfolgs-Coach, Mensch«. Oder »Zahnarzthelferin, Erfolgs-Coach, Mensch, Schauspielerin«. Man weiß einfach gleich bescheid, dass dieser Account nicht von einem Staubsauger oder einem Zwergkaninchen betrieben wird, sondern von einem »Mensch«. Ich begrüße das!

Michael Bukowski


4 Kommentare

  1. neuropol

    Ich habe neulich einen Erfolgs-Coach kennen­ge­lernt. Diese Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen. Man lernt einen „Menschen“ kennen, der fast unun­ter­bro­chen von seinem eigenen Erfolg über­zeugt ist. Selbst bei den banalsten Dingen. Einfach unglaublich…

  2. Vroni

    Man muss drin­gend betonen, dass man ein Mensch ist. Tatsächlich können Acoounts locker von Eichhörnchen oder Affen betrieben werden, der iPad machts möglich:
    http://​www​.news​.de/​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​f​t​/​8​5​5​3​0​6​7​7​5​/​a​f​f​e​n​-​l​i​e​b​e​n​-​a​p​p​l​e​-​o​r​a​n​g​-​u​t​a​n​s​-​v​o​m​-​i​p​a​d​-​h​y​p​e​-​e​r​f​a​s​s​t​/1/

    Auch immer wieder schön auf Geschäfts-Webseiten:
    „Willkommen auf xxx!
    (blah)
    Im Zentrum unseres Unternehmens steht der Mensch.
    (blah)

    Wird nur noch getoppt von:
    Für das leib­liche und seeli­sche Wohl ist gesorgt.
    Es könnten ja auch Geißelungen auf dem Programm stehen.

  3. Jürgen Siebert

    Ebenso auf die Schwarze Liste gehören:

    1. Was kann ich für Sie tun?
    2. Ein Gruß aus der Küche …
    3. Kein Problem …
    4. Darf es sonst noch etwas sein?
    5. … zerti­fi­zierter Kaffee …
    6. Ihrer Unterhaltung dienen unsere compu­ter­ge­steu­erten Bundeskegelbahnen im Untergeschoss.
  4. Hans Meiser

    Schöner Subtext – Schöner Subtext. Ganz mein Geschmack. Ich glaube die Geschichte ist wahr. Leider fällt es mir sehr schwer sie zu lesen, da der Font auf meinem Chrome bei 100% unter WinXP kaum lesbar ist. Trotzdem: Schöner Subtext. Danke

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