Fontblog Artikel im April 2010

Die Datenstruktur einer Twitter-Meldung

Eine Twitter-Statusmeldung besteht zwar nur aus den berühmten 140 Zeichen, doch mit diesen wird ein Vielfaches an zusätz­li­chen Daten hinter den Kulissen mit trans­por­tiert. Der Datenexperte Raffi Krikorian, Gründer der Synthesis Studios und im Moment mit dem Aufbau der Twitter-Geo-Plattform beschäf­tigt, hat eine struk­tu­rierte Grafik zu einem typi­schen Twitter Status Objekt erstellt.

Hier seine Erläuterung zum Schaubild. »Die Menge der Metadaten einer Twitter-Meldung nimmt seit Monaten zu und wird es auch weiterhin tun. Sicher habt ihr euch schon gefragt, was die ganzen Felder bedeuten. Hier ist eine nütz­liche Landkarte. Ich habe sie in JSON gebaut (= JavaScript Object Notation, ein schlankes, offenes Datenaustauschformat) statt in XML, weil wir planen, XML ab Version 2.0 unseres APIs nicht mehr zu unterstützen.«

Raffi hat das Diagramm als PDF in seinem Blog mehack​.com veröf­fent­licht, wo es im Beitrag Map of a Twitter status object geladen werden kann.


Neuer Masterstudiengang »Gutenberg-Intermedia«

An der Fachhochschule Mainz laufen die Vorbereitungen für den neuen Masterstudiengang Gutenberg-Intermedia auf Hochtouren. Im November 2009 machten die Mainzer mit dem Symposium »Translations 03« erst­mals auf das Studienfach aufmerksam (Fontblog berich­tete). Nun laden die Gründer alle Interessierten zur einer Infoveranstaltung ein:
Termin: Mittwoch, 5. Mai 2010, 14.00 Uhr
Ort: FH Mainz, Holzstr. 36, Raum 304

Der erste Jahrgang des Masterstudiengangs Gutenberg-Intermedia (Bewerbungsschluss ist der 15. Juni 2010) widmet sich der Wechselwirkung von Wissenschaft und Gestaltung. Dazu bietet Mainz als »Stadt der Wissenschaft 2011« den idealen Rahmen. An dem über­re­gio­nalen Ereignis werden die Studierenden aktiv mitwirken, zum Beispiel indem sie das Thema Wissenschaft im Stadtraum kommu­ni­zieren. Zusammen mit wissen­schaft­li­chen Einrichtungen werden sie gestal­te­risch verwend­bare Daten recher­chieren und daraus orts­be­zo­gene Projekte entwi­ckeln, um neue Formen der Kommunikation und Interaktion im öffent­li­chen Raum erfor­schen und exem­pla­risch umsetzen zu können: Denkbar sind etwa klas­si­sche Plakat-Kampagnen, typo­gra­fi­sche, zeich­ne­ri­sche oder foto­gra­fi­sche Arbeiten bis hin zu Computer gesteu­erten Datenvisualisierungen.


»Stilvorlagen« an der HAW Hamburg

Das Department Design an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg veran­staltet auch in diesem Semester wieder die Vortragsreihe Stilvorlagen zu aktu­ellen Grafikthemen – nicht nur für Studierende, sondern für alle Designinteressierten. Unter dem Motto »Kommentare zur Zeit« findet die Vortragsreihe zum 5. Mal in der Aula der Hochschule, Armgartstraße 24 statt.

Jeweils donners­tags um 18 Uhr geben namhafte Designerinnen und Designer Einblicke in ihre Arbeits- und Lebensphilosophie und thema­ti­sieren in diesem Jahr vor allem die gesell­schaft­lich rele­vanten und poli­ti­schen Aspekte ihrer Arbeit. Zu Gast sind Jan Banning, anschlaege​.de, Nicolas Bourquin, Albert-Jan Pool, AtakFIL sowie Michal Sahar.

Die Termine:

  • 29. April Jan Banning (NL)
  • 06. Mai Steffen Schuhmann und Simone Schöler/anschlaege.de (D)
  • 20. Mai Nicolas Bourquin/onlab (D/CH)
  • 27. Mai Albert-Jan Pool (D/NL)
  • 10. Juni ATAK und Fil (D)
  • 24. Juni Michal Sahar (IL)

Weitere Infos unter www​.stil​vor​lagen​.de …


Kein Logo für die Documenta 13

Die Kasseler Documenta kündigt an, dass das Mailänder Designbüro Leftloft in den kommenden Jahren die visu­elle Identität der Kunstausstellung entwi­ckeln wird. Seit 1955 hat sich jede Documenta, die im 5-Jahres-Rhythmus statt­findet, durch das Engagement der Organisatoren und der Öffentlichkeit neu defi­niert. »Die Künstlerische Leiterin der Documenta 13, Carolyn Christov-Bakargiev, hat mit Leftloft einen konge­nialen Partner gefunden, um die Anwendung einer Design-Sprache zu entwi­ckeln, die offen, flexibel, spie­le­risch, einfach und funk­tional ist und zugleich die Geschichte der Documenta zu würdigen weiß.« heißt es in einer heute veröf­fent­lichten Pressemitteilung.

»Die wahre Identität der Documenta« ergänzt Leftloft »kann als die Summe vieler unter­schied­li­chen Zeichen und Bedeutungen beschrieben werden, eher als ein Prozess denn eine fest­ge­schrie­bene Wirklichkeit. Wir glauben, dass dieser Gesamtzusammenhang nicht auf ein spezi­fi­sches Grafikdesign redu­ziert werden sollte.« Daher haben sich die Italiener dazu entschlossen, eine »flexible visu­elle Sprache« zu defi­nieren, die dem Wesen der Documenta Rechnung trage und sie nicht fest­schreibe. Ihr Ziel sei eine durch­gän­gige und effek­tive »Nicht-Identität« zu errei­chen, die nicht auf der Wiederholung eines einzigen grafi­schen Elements aufbauen werde.

Daher werde die 13te Ausgabe der Documenta kein tradi­tio­nelles Logo mitführen. Stattdessen gebe es eine Regel für die Schreibweise des Wortes. Es werde am Anfang immer mit kleinen d geschrieben, die folgenden Buchstaben in Versalien, gefolgt von der in Klammern gesetzten Zahl 13. Die Regel soll besagen, »dass die Lehren dieser 13. Documenta (das latei­ni­sche ›docu­mentum‹, von dem das Pluralwort ›docu­menta‹ stammt, bedeutet ›Lehre‹ und gele­gent­lich bezeichnet es auch eine ›Ermahnung‹) nicht pedan­tisch sein werden. Wir setzen viel­mehr eine leben­dige, plura­lis­ti­sche, ideen­reiche und stetig zuneh­mende Entwicklung in Gang. Viele, auch die Öffentlichkeit, werden in den kommenden Jahren in diesen Prozess invol­viert werden. Der Höhepunkt, im Jahr 2012, stellt nur einen Moment einer viel längeren Reise dar, durch die Klammern um die drei­zehn wird das deutlich.«

Die visu­elle Sprache der kommenden Documenta werde im Laufe der Zeit durch den Einsatz einer stei­genden Anzahl von Schriften unver­wech­selbar. Jede Schrift sei einem bestimmten Objekttyp zuge­ordnet, heißt es in der heutigen Verlautbarun. Die Typografie des Namens solle in jeder ihrer Anwendungen vari­ieren, von der Pressemitteilung bis zur Webseite, vom Briefkopf bis zu den Künstler- und Notizbüchern. Es wird also eine Reihe von dOCUMENTA-(13)-Logos zum Einsatz kommen, die sich zwar unter­scheiden, doch durch die gleiche Syntax einen gemein­samen Charakter ergeben.

»Die docu­menta hat seit ihrem Beginn in den 1950er Jahren in den meisten Fällen ein kleines d anstatt eines großen D’s verwendet«, kommen­tiert Christov-Bakargiev die Wortmarke der Veranstaltung. »Während dies in ihren Anfängen eine radi­kale demo­kra­ti­sche Geste und eine Entscheidung des Designs war, ist heute die Nicht-Großschreibung von Wörtern ein Beispiel für eine von vielen unbe­ab­sich­tigten Gesten der digi­talen Welt, die Nachrichten über Netzwerke und rund um den Globus schickt. Die normalen Schreibregeln umzu­drehen, indem man das rest­liche Wort in Großbuchstaben schreibt, erfor­dert aktives Engagement, Aufmerksamkeit und einen gewissen Mehraufwand an der Tastatur. Leftlofts Entwicklung ist inter­es­sant und bringt in ihrer Verbindung zum frühen modernen Grafikdesign des zwan­zigsten Jahrhunderts symbo­li­sche Bedeutung mit sich.«


Fontnäpfchen (17): Telekom-Preisliste [Neu]

So ist es richtig: Tele Grotesk Normal, die Exklusivschrift der Deutschen Telekom in einem Archiv-PDF

So ist es falsch: Ersatzschrift Adobe Sans mit der Metrik von Tele Grotesk, weil diese nicht ins PDF einge­bettet wurde (Stand: April 2010)

Das ist es ganz falsch: Fantasieschrift aufgrund eines eigen­mäch­tigen Austauschs der Macintosh-OS-X-Vorschau (Stand April 2010)

[Neu: Da das Thema ›Schriften richtig in PDFs einbetten‹ nicht unwichtig ist, habe ich diesen Beitrag von gestern Abend nicht gelöscht, sondern umge­schrieben. Er war auch nicht prin­zi­piell falsch, nur ungenau formu­liert. So konnten wir alle aus dem Fehler der Telekom lernen. Vielen Dank für die klugen Kommentare.]

Liebe Telekom,

was ist nur mit der »Preisliste für Mobilfunktarife« (Stand April 2010) passiert (PDF)? Statt in der Exklusivschrift Tele Grotesk erscheint die 60-seitige Broschüre auf unseren Bildschirmen in einer Ersatzschrift. Dies passiert, wenn die Originalschrift nicht richtig ins PDF einge­bettet wurde. Manche Reader behelfen sich dann mit der Ersatzschrift Adobe Sans, die Macintosh-Programme Vorschau und Safari kommen zu beson­ders eigen­wil­ligen Lösungen auf Basis einer verun­stal­teten Helvetica. Bitte korrigieren.

Wir danken an Benjamin für den Hinweis und freuen uns über eine zügige Korrektur.

Dein Fontblog


Flowchart: »Sie brauchen also eine Schrift …«

Der däni­sche Student Julian Hansen hat an der Kopenhagener School of Media and Journalism ein amüsantes Flussdiagramm entworfen, das bei der Suche nach der rich­tigen Schrift helfen könnte (wenn es nicht als Spaß gedacht wäre). Je nachdem ob man eine Zeitung, ein Buch, ein Logo oder eine Einladung gestalten möchte, schickt einen das Flowchart auf den Weg zum passenden Font. Hansen schreibt dazu: »The list is (very loosely) based on the top 50 of the Top 100 Best Schrieften by FontShop.«

Das oben gezeigte Beispiel (klicken zum Vergrößern) zeigt den Weg von der Projektidee ›Infografik‹ zur FF DIN (Edition 100 Beste Schriften).


Microsoft unterstützt Webfont-Format .woff

Am gest­rigen Montag wurde dem World Wide Web Konsortium (W3C) die Vorlage für das WOFF File Format 1.0 offi­ziell über­geben. Einreicher sind die drei einfluss­rei­chen W3C-Mitglieder Microsoft, Mozilla (Firefox) und Opera. Hier der Text ihrer Vorlage …

In einem beglei­tenden Kommentar nehmen die Autoren Stellung zu ihren Intentionen. Wörtlich heißt es dort: »W3C freut sich über die Einreichung des WOFF-File-Format-1.0-Vorschlags der Mitglieder Microsoft Corporation, Mozilla Foundation und Opera Software ASA und betont, dass dieser Vorschlag bereits von Community-Diskussionen auf der www-font@w3.org-Mailingliste und frühen Implementationen profitiert.

WebFonts ist eine Technologie für den auto­ma­ti­schen Download und die tempo­räre Installation von Bedarfsschriften über das Web zwecks Darstellung von Inhalten (HTML/CSS, SVG, MathML …), damit kein Empfänger eigens dafür Fonts in sein Betriebssystem laden und instal­lieren muss. In jüngster Zeit wurden bereits eine Reihe von Formaten für diese Aufgabe einge­setzt. Was fehlte war ein einziges, über­grei­fend kompa­ti­bles Format, auf das alle betei­ligten Komponenten bauen konnten.

Angesichts des zuneh­menden Interesses von Browser-Herstellern, Dienstprogramm-Entwicklern und Font-Herstellern an WOFF ist davon auszu­gehen, dass WOFF sehr bald ein solches einziges, über­grei­fend kompa­ti­bles Format werden kann, das andere Entwickler mit der Zeit unter­stützen werden.«

Der nächste Schritt ist eben­falls ange­kün­digt: W3C hat bereits eine WebFonts Working Group einge­richtet, um die W3C-Empfehlung für WOFF zu entwi­ckeln – auf Basis des gestern einge­reichten Vorschlags.

Das World Wide Web Consortium ist das Gremium zur Standardisierung von Internet-Techniken. Es wurde am 1. Oktober 1994 am MIT Laboratory for Computer Science in Cambridge (Massachusetts) gegründet. Vorsitzender des W3C ist Tim Berners-Lee, der auch als der »Erfinder des World Wide Web« bekannt ist. Das W3C entwi­ckelt seine Spezifikationen mittels eines durch­ge­hend defi­nierten Prozesses, um maxi­malen Konsens über den Inhalt eines tech­ni­schen Protokolls, hohe tech­ni­sche und redak­tio­nelle Qualität und Zustimmung durch das W3C und seiner Anhängerschaft zu erzielen. Beispiele für durch das W3C stan­dar­di­sierte Technologien sind HTML, XHTML, XML, RDF, OWL, CSS, SVG und WCAG.


✪ »Verdana-Killer« Calibri: 4 Schnitte nur 86 75,– €

Calibri ist eine moderne Sans-Serif mit leicht abge­run­deten Ecken und Winkeln, entworfen von Luc(as) de Groot. Die Familie besteht aus 4 Schnitten, wobei alle 4 Fonts mit Kapitälchen, Ligaturen, verschie­dene Ziffernsätze sowie kyril­li­schen und grie­chi­schen Zeichen bestens ausge­stattet sind: 1119 Glyphen/Font. Ein weiterer Bonus ist die Optimierung der Fonts für die ClearType-Bildschirm-Schriftglättung.

Die Calibri-Familie ist Teil einer Reihe junger Schriftarten, die mit Windows Vista einge­führt wurden und alle den Buchstaben C am Beginn ihres Familiennamens tragen; sie sind darüber hinaus auch in Microsoft Office 2007 enthalten. Dort Calibri die Verdana als Standard-Sans-Serif-Schrift ab.

Seit einiger Zeit bietet das Schriftenhaus Ascender die Microsoft-Systemfonts mit Lizenzen für den Einsatz am Mac sowie außer­halb der Office-Welt an. Die beliebte und viel­sei­tige Calibri gibt es als Stern der Woche bei FontShop zum Sonderpreis … mehr auf dieser Seite …