X-Rite kauft Pantone
Die amerikanische X-Rite, Inc. in Grand Rapids, Michigan, kündigt an, den Farb-System-Entwickler Pantone, Inc. (Carlstadt, New Jersey) zu einem Preis von 180 Millionen Dollar zu übernehmen. X-Rite ist eines der führenden Hersteller von Lichtmess-, -misch- und -simulationsgeräten für den grafischen, medizinischen und industriellen Bereich. Pantone soll eine eigene Business-Unit im X-Rite-Konzern werden. Mehr Informationen in der gemeinsamen Pressemitteilung (PDF, 3 S).
Vier unfaire Designwettbewerbe prämiert
AGD Pressesprecherin Heide Hackenberg (links) verkündet die Ergebnisse des Wettbewerbs »Fidius Faire Designpreise«, unterstützt von den Jury-Mitgliedern Tassilo von Grolman (Mitte) und Alexander Bretz (Create Berlin e. V.)
Vor einem Jahr wurde in Düsseldorf der Verein Fidius gegründet, eine Initiative, die unfaire Design-Wettbewerbe entlarven möchte. (Fontblog berichtete). Über zwölf Monate hat Fidius eine Vielzahl von Design-Wettbewerbe beobachtet, die dem Verein nach und nach gemeldet wurden. Meistens gingen Beschwerden über unfaire Ausschreibungen ein, mit denen sich die Veranstalter die Arbeit professioneller Gestalter per Selbstbedienung aneignen wollen bzw. aus dem Wettbewerb vorwiegend eigene Vorteile ziehen.
Auf einer Pressekonferenz eben in Berlin hat Fidius vier »Negativpreise« in den Bereichen Foto-, Mode- Produkt- und Kommunikationsdesign vergeben. Als Lichtblick gab es auch einen Sonderpreis für einen vorbildlichen Wettbewerb.
4 Fidius-Fliegenfänger für unfaire Ausschreibungen
Je ein Fidius-Fliegenfänger geht in den Bereichen Kommunikations- und Modedesign an die Brauereien Becks und Bitburger sowie im Bereich Fotodesign an den Automobil-Hersteller Mazda. In der Kritik stehen deren Wettbewerbe »Beck’s it« (Fontblog berichtete) , »Passion is fashion« und »Zoom-Zoom«. Erschreckend sei bei allen drei Ausschreibungen die geringe Wertschätzung von Leistung und Urheberschaft, indem sich die Veranstalter allein durch die Einreichung sämtliche Rechte an allen Arbeiten sichern.
Den vierte Fliegenfänger geht im Bereich Produktdesign sicherten sich das Ministerium für Wirtschaft und Technologie der Bundesrepublik Deutschland und der Rat für Formgebung als ausschreibende bzw. veranstaltende Institutionen des »Designpreises der Bundesrepublik Deutschland« (Fontblog berichtete mehrfach). Dieser als »Preis der Preise« hervorgehobene Wettbewerb beinhaltet eine Fülle von Mängeln, welche die Veranstalter trotz öffentlicher Kritik und einer mehrstündigen Diskussion mit Fidius im Wirtschaftsministerium nur ansatzweise behoben haben.
Tausende von Kreativen erhalten alljährlich die frohe Kunde, für diese besondere Auszeichnung „»nominiert« zu sein. Dafür zahlen sie in Unkenntnis der nominierten Massen 210,– € und hoffen auf die in Aussicht gestellte Superchance, einer von 25 endgültig ausgewählten Teilnehmern zu sein, die dann wirklich den »Designpreis der Bundesrepublik Deutschland« erhalten, wofür allerdings noch einmal ein Betrag von 2 900,– € zugunsten des Veranstalters fällig wird. Auf diese Art und Weise kamen 2006 rund 270 000,– € zusammen, womit sich jeder der Auserwählten seinen Preis teuer erkauft hat. Die Frage von Fidius, wie groß die Zahl der »Nominierten« tatsächlich ist und auf welcher Grundlage diese »Nominierten« ermittelt werden, wurde weder vom Ministerium noch vom Rat für Formgebung beantwortet. Das Verfahren bleibt undurchsichtig.
Fidius-Leuchtturm für eine faire Ausschreibung
Als leuchtendes Beispiel wurde heute die Ikea-Stiftung von Fidius mit einem Sonderpreis bedacht. Sie hatte zu ihrem 25-jährigen Bestehen einen Wettbewerb zum Thema »Wohnen in der Zukunft« ausgeschrieben, der die wichtigsten Voraussetzungen für einen vorbildlichen – kategorieübergreifenden – Wettbewerb erfülle. Und es wurden nach Auskunft der Institution 10 mal 25 000,– € ausgegeben, so dass die prämierten Konzepte auch realisiert werden können. Somit habe die Ikea-Stiftung aus Sicht von Fidius den Positivpreis in Form eines Leuchtturmes klar verdient.
Fidius kann mit seiner erstmals stattfindenden Negativ- bzw. Positiv-Proklamierung sicher nicht von heute auf morgen unfaire Wettbewerbe verhindern. Der Verein werde die jährliche Bewertung und Vergabe so lange fortführen, bis sich ein für beide Seiten
– ausschreibende Unternehmen und Designer – ausgewogenes Verhältnis eingestellt hat. Der Stoff wird den Preis-Wächtern sicher nicht ausgehen. Langsam wächst der Unmut vielen Kreativer über das Crowdsourcing.
Typografisch inszenierte Ikea-Sprüche
Unter der Devise »Zieh mal deinem Zuhause was neues an.« klebt das Möbelhaus Ikea in deutschen Städten typografisch gestaltete Großflächen-Plakate mit gewohnt frechen Sprüchen. Beispiele: »Kommode kommt von Mode«, »Sitzen perfekt, unsere neuen Sessel«, »Mode für die Küche: Hauptsache geschmackvoll« und »Deine Gardinenstange ist eitler, als du denkst« (den mag ich sehr).
Helvetica der Kulturen der Welt
Anfang August stellte ich (etwas versteckt) das neue Logo des Haus der Kulturen der Welt vor (das übrigens heute offiziell seine Wiedereröffnung feiert): Das Haus hat jetzt ein Logo. Inzwischen ist das Signet in den USA angekommen, beim Armin Vit, der das Gebäude als TYPO-2005-Sprecher gut kennt. Auf seiner Seite Brand New unterzieht er es nun einer kritischen Betrachtung: »A far cry from the idiosyncrasy of the building and an odd step backwards in the otherwise innovative visual landscape of Berlin … Helvetica’s neutrality and ubiquity functions as the perfect vessel upon which to create meaning for any institution, but when it dismisses its unique context, Helvetica can really be a drag.»Wenn Armin wüsste, was hier in der Zwischenzeit los war: Haus der Kulturen der Welt wird »das Haus«, Haus der Kulturen rudert zurück, Das Haus: Operation am offenen Herzen, …(Abbildung: Brand New/Fontblog)
Wir robust ist Akzidenz-Grotesk?
Der Kölner Student Tobias Battenberg (Pixelgraphik.de) ließ sich vom Portrait der Schrift Akzidenz Grotesk in unseren 100-Beste-Schriften-Ranking inspirieren, das zu dem Resümee kam: »… eine Charakterschrift, die viel aushält«. Dieser Behauptung wollte er auf den Grund gehen: »Ich möchte die Schrift in Situationen bringen, in denen sie sich noch nicht behaupten musste.« schreibt er in einem Kommentar auf www.100besteschriften.deMit einem Videoprojektor (Beamer) projizierte Battenberg Buchstaben der Akzidenz Grotesk auf verschiedene Gebäude und Gegenstände in der Stadt. Kriterien für die zur Wahl stehenden Gebäude und Einzelbuchstaben waren zum Beispiel Größe, Format und Untergrundstruktur sowie die Möglichkeit, mit Perspektiven zu spielen, um Brüche und andere Effekte erzeugen zu können. Die spannendsten Projektionen hielt er fotografisch fest.Die entstanden Bilder sind in einem gehefteten Magazin gesammelt, das auf der letzten Seite durch ein Satzmusterplakat bereichert wurde. Das Heft kann an der Rückseite des Umschlags aufgehangen werden, dadurch ist eine Bildprojektion und das Plakat als Streifen als Wandbild nutzbar. Alle hier gezeigten Abbildungen sind dem Magazin entnommen, das sich hier mit einem Klick downloaden lässt (PDF, 21 S., 4,1 MB).Robust: Akzidenz-Grotesk-a auf einem gekachelten Industriegebäude Unzerstörbar: Akzidenz-Grotesk-Lettern auf Maschendraht und Lagerwand Nicht kleinzukriegen: ein Akzidenz-Grotesk-e umfängt eine Wellblechhütte ohne Schaden
Jung-Blogger Pflüger malt Teufel an die Wand
Obwohl ich Friedbert Pflüger (CDU), der Klaus Wowereit (SPD) als Regierender Bürgermeister von Berlin beerben möchte, hier schon mal in Schutz genommen habe, langsam reichts. Der CDU-Spitzenkandidat bloggt seit 3 Tagen (»Schwarzer Blog«,) und da fällt ihm nichts besseres ein, als vor einem neuen Hitler zu warnen: »Ich habe die große Sorge, dass der voranschreitende Vertrauensverlust in die Politiker eines nicht all zu fernen Tages erneut den Wunsch nach einem ›starken Mann‹ wach werden lässt. Das wäre furchtbar!« Überhaupt nicht furchtbar scheint in seinen Augen die Strategie, mit dieser Polemik auf Wählerfang zu gehen. Das Hauptstadtblog gibt ihm kontra: Sie lügen! Wer bei Pflüger direkt kommentieren möchte, sollte wissen, dass er nur ein Möchtegern-Blogger ist: »Ich werde nicht auf jede Zuschrift individuell antworten können, aber lesen kann ich Ihre Kommentare zu diesem Blog alle male.«
Drei-Meilen-Bleistift
Mal eine ganz andere Art, die Leistung eines Bleistifts anzupreisen: »Der Stift misst sowohl Wörter als auch Meilen. Lesen Sie ihre Schreibleistung einfach von der mitgeliederten Skala ab. Sie könnten einen Tennisplatz 70 mal umranden, einen Roman verfassen oder 25 Stunden am Stück schreiben. Die Werke Shakespeares ließen sich mit 22 dieser Bleistifte niederschreiben.« Erhältlich, zum Beispiel bei eBay UK. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Jens-Christof Niemeyer/Schönes Blog)
Fotografie: Vergesst doch mal die Technik …
… und konzentriert euch aufs Gucken. Das Online-Fotomagazin File (Untertitel: A Collection of Unexpected Photography) hat eine 10 Jahre alte Bilderserie des New Yorker Fotografen Robert Vizzini ausgegraben, Alcatraz – Five Hours On The Rock. Seine Begleiter im Sommer 1997 waren ein Stativ, eine 4×5-Großbildkamera und der chinesische Spielzeug-Fotoapparat Diana. Am Ende siegte die Billigkamera, denn das Wetter viel zu schön für diesen düsteren Ort.
Die Alcatraz-Bildergalerie erinnert uns daran, wie unwichtig Pixel, Brennweite und Automatiken sein können, wenn ein geschultes Auge die Welt durch einen Kamerasucher betrachtet. Wenn also demnächst wieder mal ein Kollege mit Megapixel und Ultraweitwinkel protzt … Bremse treten und auf Robert Vizzinis Alcatraz-Besuch verweisen. (Via)